Keramik, Kunst und Kinder

Annet Berger ist die Frau hinter der renommierten Schweizer Keramikmanufaktur Linck. Sweet Home hat sie in ihrer Stadtwohnung in Zürich besucht.

Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

 

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Seit 2011 ist Annet Berger Inhaberin der Keramikmanufaktur Linck in dritter Generation. Die Gründung der Manufaktur liegt in den 40er-Jahren, als Margrit Linck begann, Gebrauchskeramik mit künstlerischem Anspruch herzustellen. Sie lernte ihr Handwerk in Heimberg und nahm sich vor, der Töpferei neue Impulse zu geben. Dies ist ihr gelungen, denn ihre zeitlose und formstarke Keramik erlebt gerade wieder eine grosse Begehrtheit. Das nicht zuletzt durch Annet Bergers grossen Einsatz. Sie hat das Schweizer Produkt international bekannt gemacht.  

Die handgemachten Vasen und Schalen sind heute Lieblinge von trendweisenden Medien wie Wallpaper und angesagten Interiordesignern. Wir wollten wissen, wie Annet Berger privat mit ihrer Keramik umgeht, und besuchten sie in ihrer Wohnung in Zürich. Dort lebt sie mit ihrem Mann Joe und den zwei Söhnen. Wir fanden einen entspannten Mix von Designerstücken, Gefundenem und Verwandeltem. Natürlich ist auch ihre Keramik allgegenwärtig und im Gebrauch.

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Erst vor einem Jahr ist Annet Berger mit ihrem Mann Joe und den zwei Söhnen Paul, 6 Jahre, und Jim, 3 Jahre, in die grosse, freundliche Stadtwohnung im Kreis 6 gezogen. Zuvor wohnte die Familie in einer charmanten, aber zu kleinen Wohnung in der Enge. «Nicht nur die Familie hat nun mehr Wohnraum, auch die Möbel können besser atmen», meint Annet. Sie setzt auf Einzelstücke, die alle starke Formen zeigen. Damit aber die beiden Buben auch gut herumrennen und spielen können, hat Annet so eingerichtet, dass die Räume Platz bieten und nicht zu verstellt sind mit den Möbeln. Das helle, monochrome Farbkonzept strahlt Ruhe und Harmonie aus. «Das auch, wenn alles voll von Spielsachen ist», lacht Annet. 

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Die Möbel sind fast ausschliesslich Designstücke, denn das Paar liebt einfache klare Formen und die Geschichte hinter guten Stücken. Die meisten davon haben sie gefunden – nicht gesucht. So stöbert Annet Berger regelmässig auf Märkten herum und hat stehts offene Augen für spezielle Stücke. Einige Designklassiker stammen aus der Zeit, in der sie als Einrichterin bei Teo Jakob gearbeitet hat. Das bequeme Sofa von Cassina ist zum Beispiel aus dieser Zeit sowie der mitternachtsblaue Sessel von Arne Jacobsen. Dazwischen tanzen kleine Holzhocker, die mal Ablagetische und dann wieder Sitzgelegenheiten sind. Die grosse Keramiklampe ist ein antikes Modell von Linck.

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Wir bewundern die tolle Holzplastik an der Wand. «Das ist ein altes Architekturmodell von einem Dachgiebel, erklärt uns Annet. Beim grossen, antiken Keramiktopf, den sie auf einer Brocante entdeckt hatte, brauchte es offenbar einige Überzeugungsarbeit. Denn Joe, ihr Mann, fand, dass eigentlich schon genug Keramik in der Wohnung steht. «Doch er sah ein, dass die vielen Schwerter der Buben auch einen gebührenden Platz brauchen», so Annet. sh_linck_1116-0359web

Die Wohnung befindet sich in einem Haus aus den 30er-Jahren. Besonders schön sind die Fenster und Türen, die alle noch aus dieser Zeit sind. Auch die Balkone, die zum Teil sogar ein bisschen Seesicht bieten. 

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Durch eine solch schöne Glastür ist hier Annet beim Einstellen von Beeren in eine ihrer geliebten Linck Vasen zu sehen.

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Die formstarken, weissen Vasen wurden alle von Margrit Linck in den 40er bis 70er Jahren entworfen. Auch heute noch werden sie in der kleinen Manufaktur in Worblaufen bei Bern Stück für Stück von Hand getöpfert, glasiert und gebrannt. 

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Das Esszimmer ist – klassisch für eine Wohnung aus dieser Zeit – mit einer grossen Glastür vom Wohnzimmer getrennt. Herzstück ist ein Tisch von Bruno Matthsson, einem skandinavischen Designer. Gefunden hat ihn Annet bei Nord 3. Die klassischen, alten Holzstühle sind Schweizer von Max Bill, hergestellt  von Horgenglarus. 

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Viel Wohnlichkeit vermittelt die elegant wirkende Vitrine. «Die Füsse liess ich von einem Schmid anfertigen. Der Schmid und andere Kunsthandwerker befinden sich auf dem gleichen Areal wie unsere Keramikmanufaktur», erklärt Annet. 

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Gegenüber befindet sich ein klassisches Sideboard mit einem kleinen Vitrinchen. Überall ist auch die Liebe zu kleinen, ulkigen Tierchen erkennbar. 

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Erdmännchen und alte Kräutertöpfe teilen sich den Platz auf der Vitrine. 

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Der kleine Metallbeistelltisch von Konstantin Grcic dient den beiden Buben als Zeichentisch und Galerie. So haben die Kinder überall in der Wohnung auch Spielplätze. 

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Das Reich der Buben ist einfach und praktisch eingerichtet mit einem grossen, rosa Teppich als Spielinsel. Auch hier ist überall die Liebe zu Design erkennbar, zum Beispiel beim roten Elefanten von Eames, der Spielzeug, Hocker und Nachttisch in einem sein kann.

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Über die kleine Leseecke ist Annet glücklich, denn mit wenig Aufwand, Matratzenkissen und Bücherregal hat sie hier eine Ruheoase eingerichtet. 

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Zwischen Kinderzimmer und Badezimmer gibt es eine Tür. Diese aber bleibt geschlossen, und die Nische wurde zum praktischen Regal umfunktioniert. 

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Ein Prachtstück im Elternschlafzimmer ist das schwarze Sideboard. «Es war nicht schwarz», so Annet, «ich habe  alles ausser den Kanten und den Griffen mit schwarzer Sprayfarbe lackiert. Eigentlich wollte Annet für den Fototermin noch das Bild aufhängen. Weil sie das Regal ein bisschen verschoben hatte und das alte Bild hinter der Lampe verschwand. Doch wir fanden, stehend sieht es auch gut aus. Es zeigt auch, dass die Familie lebendig wohnt und immer mal wieder was ändert.

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Das lange, schmale Entree bietet Platz für schmale Regale auf Füssen. Sie hat zwei ähnliche Regale bei Bogen 33 im Zürcher Viadukt gefunden. «Beide waren bestimmt mal eine einzige grosse Wohnwand», erklärt Annet die umfunktionierten Vintagestücke.

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Beide Regale wirken leicht, weil sie auf feinen Füssen stehen.

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In einem der Regale stehen Sammelstücke, Kunst und Keramik. Im anderen stapelt sich Post, und es bietet praktischen Platz als Ablage.

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Als andere praktische Ablage im Entree dient ein schwarzes Uten.Silo.

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Die freundliche Küche hat einen Fensterplatz und einen charmanten kleinen Balkon. Der gesprenkelte Steinboden ist noch aus der Ursprungszeit, die Küche relativ neu eingebaut. Der Tisch mit Steinsockel von Konstantin Grcic dient als Frühstücksplatz. Rundum stehen Hocker von Alvar Aalto. 

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Selbstverständlich braucht die Familie Linck Keramik im Alltag. Hier dient sie für Salz, Kellen und Gewürze.

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Eine einfache, praktische und wirkungsvolle Stylingidee von Annet. Sie hat das schlichte Shaker-Holztablett umgekehrt an die Wand gehängt. Sie bietet ihm damit einen handlichen Stauplatz und erst noch eine bildhafte Wirkung.

Webseite Linck Keramik 

11 Kommentare zu «Keramik, Kunst und Kinder»

  • Simone sagt:

    Sehr schön – Kleine Frage; Woher sind die super schönen und wohl sehr praktischen Körbe im Kinderzimmer? Tipps?
    Danke!!

  • Marcus Ballmer sagt:

    „Die Wohnung befindet sich in einem Haus aus den 30er-Jahren. Besonders schön sind die Fenster und Türen, die alle noch aus dieser Zeit sind“ steht bei Bild 3. Ähm – nö – bei den Fenstern definitiv nicht. Das sind alles Isolierglasfenster, wie auf den Bildern bestens ersichtlich. Von sowas war man in den 30er-Jahren noch viele Jahre entfernt. Noch nicht mal Doppelverglasung gab es, man musste noch Vorfenster ein- und aushängen. Davor habe ich mich als Junge immer gefürchtet. In den 60er-Jahren gab’s im Elternhaus dann endlich Doppelverglasung. Die Sprossen an den Fenstern von Frau Berger sind übrigens nur aufgeklebt. Die haben keine Funktion mehr, ist reine Deko. Schöne natürlich.

  • Beatrice sagt:

    hm, nett und praktisch aber etwas langweilig, finde ich. Nur Holz, Weiss und Schwarz…. Aber eben, ich bin kein Profi, was verstehe ich schon von Wohnen?!

  • Reinhard Vogel sagt:

    Bravo, Annet!
    Gruss
    Reinhard

  • ABCDEFG sagt:

    Schön im doppelten Sinne: bewährt sich im Alltag und ist gut anzuschauen.

  • Anton Keller sagt:

    Und wo sind da die Kleider und die ganzen Sachen?

  • Tina sagt:

    Liebe Frau Kohler
    Ich lese Ihren Blog regelmässig. Wiedereinmal eine schöne Homestory – besten Dank dafür und auch für alle anderen Inspirationen! Auch die Wohnung gefällt mir.

  • Martin sagt:

    Praktisch und gemütlich. Keine „Show“-Wohnung – hier wird und darf gelebt werden. Schön!

    • Jacques sagt:

      Einverstanden. Frau Berger kanns. Das Praktische und das Aesthetische zurückhaltend verbinden. Sie kommt auch von der ‚Keramik‘ her.

  • Anna Domin sagt:

    Das ist eine wirklich schön eingerichtete Wohnung. Bravo!

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