Paris liegt in Bern
Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

Der Wohnort Bern machte für die kleine Familie Sinn. Stéphanies Arbeitsplatz ist in Münsingen, und ihr Mann Thomas arbeitet in Bern und in Zürich. Kennen gelernt haben sich die beiden in New York, wo Thomas studierte und Stéphanie in Sachen Marketing für Frankreich als Tourismusland unterwegs war. Marketing macht Stéphanie jetzt für das Schweizer Möbelunternehmen USM, dessen zum Kultdesignobjekt gewordenes modulares Regalsystem gerade sein 50-jähriges Jubiläum feiert.
Nicht zurückschauen wollte die innovative Strategin, sondern in die Zukunft: «Rethink the Modular» ist deshalb nicht nur die Idee einer grossen Werbekampagne, die eine neue Generation ansprechen will, sondern auch das Motto von Workshops, bei denen sich Studenten der weltbesten Design- und Architekturschulen mit der Modularität auseinandersetzten. Die Resultate sind an der heute beginnenden Möbelmesse in Mailand ausgestellt, und die Arbeitsprozesse kann man auf der Website verfolgen.
Die grosse Altbauwohnung im Berner Monbijouquartier hat die Familie nicht nur wegen ihrer Schönheit gewählt, sondern auch, weil sie mitten in einem lebendigen Wohnquartier steht. «Es gibt alles hier, eine Bäckerei, eine Apotheke, das Schulhaus ist nah und vom Bahnhof sind wir nur zwei Tramstationen entfernt» schwärmt Stéphanie. «Jules kann zu Fuss zur Schule gehen und hat viele Freunde im Quartier.»

Schon beim Eintritt zeigt die Wohnung ihre volle Grösse. Das Entree ist riesig und wurde beim Einrichten auch möglichst leer gelassen. «So kann Jules hier turnen, und manchmal macht die ganze Familie ein kleines Rennen durch die Wohnung», lacht Stéphanie. Zwei Konsolenmöbel der Hausmarke, Sitzmöglichkeiten und Fotos bringen Wohnlichkeit in den Raum. Bewusst wurden Garderobe und Schuhablage in einen grossen Schrank im Arbeitszimmer verbannt, damit beim Eintritt alles luftig, ordentlich und freundlich wirkt.

Den besonderen Charme verleiht der Wohnung die Grosszügigkeit der ineinander übergehenden Räume, die Stéphanie an die haussmannschen Wohnungen in Paris erinnert. So blickt man, bei offenen Türen, von einem Zimmer ins andere – hier vom Esszimmer ins Wohnzimmer. Mit einem Sofa und zwei gegenüber stehenden Fellsesseln ist hier eine gemütliche Sitzecke entstanden. Zusammengehalten werden Sitzmöbel und Couchtisch von einem weissen, flauschigen Teppich.
Bei den Möbeln mischt das Paar gerne verschiedene Stile. So verbinden sie Klassik mit italienischem Design und natürlich den Designstücken von USM. «Da die Wohnung nicht uns gehört, wollen wir ganz einfach nur Möbelstücke darin haben, die uns wirklich gefallen und die wir bei einem Umzug auch wieder mitnehmen können», erklärt Stéphanie ihren Wohnstil.

Im Esszimmer dominiert ein grosses Bild mit gelben Äpfeln. Es ist eine «Langzeit-Leihgabe» von einem Künstlerfreund in New York, wie Stéphanie erklärt. Darunter steht dazu passend ein gelbes Lowboard. «Eines der USM-Stücke hat Thomas mitgebracht, er war schon immer ein Fan, die anderen habe ich natürlich dank meiner Arbeit bei der Firma erstanden.» Eigentlich stünde da auch ein grosser antiker Esszimmertisch. Dieser wartet aber im Estrich auf einen anderen Einsatz, denn das Holz des Tisches funktionierte nicht mit dem Holz der Wohnung.

In der Wohnung ist viel warmes Holzwerk. Stéphanie erklärt, dass ihre Nachbarn dieses weiss lackieren liessen, und sie sich nach einigem Überlegen für die Naturbelassung entschieden hat, weil es mehr zum Charakter der Wohnung passt. «Die Vermieterin liess uns die Wahl, auch für den Holzboden im Entree, wir haben da wirklich viel Glück», so Stéphanie.

Vor dem Esszimmer ist ein grosser gedeckter Balkon mit edlem Schmiedeisengeländer, der auf den grünen Garten hinausschaut. Die Bürgerhäuser im Quartier sind stattlich und dazwischen befinden sich Grünflächen mit alten grossen Bäumen.

Das antike, hübsche Geschirr haben Stéphanie und Thomas in einem Hotel am Blausee erstanden. «Wir hatten kein Auto und haben damit den ganzen Kinderwagen gefüllt und es heil nach Hause gebracht», erinnert sich Stéphanie an das kleine Abenteuer.

«Die Tiere gehören den Männern», erklärt uns die Hausherrin. «Thomas liebt diese Jagdtrophäen und Jules den kleinen grünen Kunststoffhund.»

Da alle Zimmer miteinander und mit dem Entree verbunden sind, entstehen interessante Durchblicke. Auch Rundgänge durch die Wohnung werden möglich, und mit dem Öffnen und Schliessen der Türen entstehen immer wieder neue Raumsituationen.

Das Zimmer mit dem fantastischen Erker, vor dem wir auch die Familie porträtiert haben, dient als Arbeitszimmer.

Die Zeit des Fotoshootings nutzt Stéphanie für einen Homeofficetag. Sie steckt in den letzten Vorbereitungen für die Mailänder Möbelmesse.

In Jules’ Zimmer sorgt ein langes, tiefes USM-Regal für Stauraum, Abstellfläche und Ordnung. Der Rest des Kinderzimmers ist Spielfläche.

Ein Blick ins Schlafzimmer zeigt die Liebe des Paares zu Holz. Die Schlafzimmermöbel sind von der Schweizer Manufaktur Reseda.

Das grosse Bild von Stéphanie ist bei einem PR-Event im Showroom in Berlin entstanden. Dort konnten sich Kunden fotografieren lassen, und in einer Stunde wurde das Foto im Riesenformat ausgedruckt und war als Souvenir mitnahmebereit. Stéphanies Bild ist ihr ans Herz gewachsen und schmückt nun, wie übrigens sehr viele Familienfotos, die Wohnung.

Starke Farbtupfer blitzen in der ganzen Wohnung auf und sorgen für Fröhlichkeit. Hier im Eingang sind es zwei hochbeinige Konsolen, die in freundlichem Orange leuchten.
3 Kommentare zu «Paris liegt in Bern»
Wunderschöne herrschaftliche Wohnung!
Mir gefallen die Kontraste! USM in Jugendstil – wunderschön… Auch wenn mir persönlich USM für Kinderzimmer doch etwas abgehoben vorkommt.