Wohnen im Kuriositätenkabinett

Richard Rau hat sein Haus seinem Sohn und dessen Familie überlassen und ist in die kleine Gartenwohnung gezogen – mit viel Grandezza und noch mehr skurrilen Sammelstücken. Die Wohnung des Creative Directors ist ein Kuriositätenkabinett geworden, voll von Fundstücken, Entdeckungen, Seltsamem, Kunst, Reiseerinnerungen, Antiquitäten und Designerobjekten. Eine sehr persönliche Welt, die eine kreative Lebensgeschichte erzählt.

Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

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Richard Rau ist kein typischer Werber, der «Erfinder» des Interio-Katalogs, den er als Creative Director von der ersten Ausgabe an fast zwei Jahrzehnte lang prägte, liebt es, Projekte künstlerisch anzugehen. Obschon – oder gerade weil – er sich sehr intensiv mit Einrichtungen auseinandergesetzt hat, sieht man in seiner Wohnung die Möbel erst bei genauerem Hinschauen. Das Auge wird gefangen, fasziniert, verführt mit Skurrilem, Anderem, Ungewöhnlichem. Da hängen Jagdtrophäen von grazilen Tieren, die er zwar nicht selbst gejagt, aber als Sammler auf Märkten, bei Antiquitätenhändlern oder im Internet aufgespürt hat. Ihn fasziniert die Form, das Objekt, die Vergänglichkeit und der Versuch, letztere aufzuhalten. 

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Ein grosser, schwerer, viktorianischer Holztisch ist das Herzstück des Hauptraums. Darauf wird ausgestellt und gearbeitet. Eine Küche gibt es in der Gartenwohnung keine. Richard Rau isst mit einem seiner vielen Familienmitglieder, geht aus oder wird eingeladen.

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Reisen ist Richard Raus Passion, das spiegelt sich in seinem Zuhause wieder. Wie bei seinen Idolen Hemingway oder Picasso ist die Faszination von Fremdem, Starkem, Männlichem und künstlerisch Relevantem zu spüren. Die Wohnung ist gefüllt mit Sammlungen von afrikanischen Masken, Jagdtrophäen, Schmuck und Kunst. Letztere ist gekauft, geschenkt oder selbstgemacht. Die vielen Sachen vergrössern die kleine Wohnung, geben ihr Bedeutung und Geschichte. 

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Die Gartenwohnung besteht aus zwei Haupträumen, dem grossen Wohn-Arbeitsraum und dem kleineren Schlafgemach. Im Hinterteil ist ein Bad, der Keller, die Waschküche und der Aufgang in den Haupteil des Hauses. Richard Rau beweist, dass Himmelbetten durchaus männlich sein können. Er hat sein asiatisches «Four Post Bed» mit leichten, aber üppig wirkenden, weissen Baumwollvorhängen versehen. An der einen Front des Raumes steht ein Regal, an der anderen asiatische Schränke und ein kleiner Arbeitstisch.

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Das Schlafzimmer wirkt wie ein koloniales Gemach aus einer anderen Zeit, wäre da nicht der Bildschirm, mitten im Bücherregal platziert und die vielen Kunst- und Designbücher.

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Bei so vielen Dingen ist auch immer ein bisschen Weihnachten. Die glitzernden, alten Glaskugeln spiegeln wie ein Kaleidoskop die Seesterne, den Schmuck und die anderen Sammelstücke wider.

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Indianischer Kopfschmuck für den Kuhschädel, gestreifte Krawatten, der klassische Männerschmuck, ausgestellt auf der Vorhangstange, Dekoratives hat in Richard Raus Wohnung immer Platz.

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«Die Formen der Natur sind verwandt, unterschiedlich und auf jeden Fall faszinierend und inspirierend», Richard Rau arrangiert bewusst Ähnliches zusammen oder gestaltet mit Unterschiedlichem etwas Neues.

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Tageslicht kommt wenig in die Wohnung. Die Läden sind halb zu, an den Fenstern hangen Vorhänge oder Seidentücher. «Die vielen Dinge kommen bei Kunstlicht viel besser zur Geltung», mein Richard Rau. Hier hängt hinter dem grossen, alten Segelschiff ein Porträt, welches ein Mitarbeiter einst von Richard Rau gemacht hat.

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Zwei tiefe Bücherregale geben ein langes Sideboard und bieten Platz für Zeitschriften und Bücher. Darauf und darüber hat Richard Rau nach dem Paarprinzip, Leuchten, Bilder, Trophäen, Glasflaschen, Hörner und Anderes platziert. 

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Momentan ist Richard Rau von Schmetterlingen fasziniert. Er gestaltet mit ihnen Kreuzbilder. Die vielen Schmetterlingskästen hat er im Internet aufgespürt, er nimmt sie sorgfältig auseinander und lässt damit etwas Neues entstehen.

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Die Bilder, die der Creative Director und Grafiker für eine kommende Ausstellung zusammenstellt, sind am Kamin platziert.

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Ausgestopfte Tiere, Schädel, Stammesschmuck, Fotografien und Fundstücke sind als üppige Stilleben arrangiert. «Wenn mich etwas fasziniert, kann ich nicht nur ein Stück davon kaufen, sondern muss gleich ganz viele davon haben», gesteht Richard Rau.

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Ganz klar, dass in einer solch individuellen Wohnung auch das Badezimmer ein wenig anders ist. Inspiriert von einem Hotelbad auf Hawaii hat Richard Rau sein Bad königlich in Gold und Purpur gestrichen. Schwarz-Weiss-Fotos, die er zum Teil selbst gemacht hat, zieren in Passepartouts und schmalen, schwarzen Rahmen die Wände.

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Hier ist die Gartenwohnung von aussen zu sehen: ein direkter Zugang ins Grüne und eine freundliche Gartenlaube. Die Wendeltreppe in den oberen Teil des Hauses verbindet Richard Raus skurrile, persönliche Welt mit der Aussenwelt und seiner Familie.

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Dieses Gartenhaus ist ein romantischer Swimmingpool, der dem einfachen Garten vor dem Haus etwas Verwunschenes und Grossartiges verleiht.

Richard Raus Website

22 Kommentare zu «Wohnen im Kuriositätenkabinett»

  • Cornelius sagt:

    Richard, kann ich Dich mal besuchen?

  • Marcel sagt:

    Hey Richi

    Dann freue ich mich mit Verena auf ein gemütliches Nachtessen in Deiner skurrilen Welt ;-).

  • Andrea sagt:

    Finds echt auch mal was anderes zwischen diesen kühlen Zürcher Designwohnungen.
    Aber die Kunst kommt mir doch verdammt bekannt vor: Arbeite für Jan Fabre in Antwerpen, der macht das seit 25 Jahren. Schnell mal die Skarabäen gegen Schmetterlinge austauschen und voilà da haben wir die neue Kunst. Aber ist wohl noch nicht durchgedrungen bis zu den Bergen. Und wenn jemand mal was Vollgestelltes, Sammelsurium und co. haben will, macht mal einen Ctiytrip nach Brüssel oder Antwerpen und ihr kommt ins Staunen und lernt dabei auch noch Fabre kennen!

  • Peter sagt:

    Hier ist doch immer Ferien! Endlich mal ein gelungenes Gegenmodell zu all dem minimalem und antiseptischen Schwachsinn, wie man ihn oft bei Bankern oder sonstigen Yuppie-Hühnern sieht, bei dem einen schon beim Anblick fröstelt. Hier darf man auch mal rauchen und muss nicht mit Schuhschutz aus dem Arztbereich rumlaufen. Sehr gut!

  • zora sagt:

    wo sind die „pool guys“?

  • tobias sagt:

    Sehr schön, dieser Sammlerstil. Alles scheint eine Geschichte zu haben, nichts wirkt zufällig. Das macht das Haus sehr lebendig.! Erinnert mich an die Wohnung von Chong Gon Byun, einem Künstler aus Brooklyn, New York. Dazu gibt es auch ein hübsches Video auf Vimeo: http://vimeo.com/14938491

  • elena sagt:

    Interessant, dass es Menschen gibt, die so viele Dinge brauchen, um sich wohl zu fühlen; auch wenn mir das nicht so ergeht, vielen Dank für den Einblick. Mit abana bin ich nicht einer Meinung: Geschichten können meiner Meinung nach sehr wohl zu viele sein und kaum mehr Raum lassen für Momentanes. Dinge und Seele? Auch so eine seltsame Mischung.

    • Rolf Schumacher sagt:

      @elena. Jedes Ding hat seine Geschichte und weil es das hat, hat es auch eine Seele. Nichts ist ohne nichts.

      • Rolf Schumacher sagt:

        Einige Wochen später bin ich über einen eigenen absurden Satz gestolpert. Nichts ist ohne Nichts. Das meint nicht sein, schliesst auch das Nichts aus. Nitsch sein ist . Sobald ich aber in das weisse Loch schaue fülle ich es bereits wieder mit Gedanken aus. Deshalb ist das vermeintliche Nichts nicht nichts. Denn es hat einen Einfluss auf mein Denken. Dieser Einfluss, lässt sich nicht berechnen. Er lässt sich nur fühlen. Er lässt sich auch nur bedingt beschreiben, da er immer subjektiv bleibt. In dem Sinne meine ich Elena, dass jeder Gegenstand eine Geschichte hat. Und deshalb kein Objekt unbedacht irgendwo in den Raum gestellt werden sollte. Ein Objekt hat also auch eine Seele (es spricht uns persönlich durch diese Seele an). Und wenn sie in einem ganz leeren Raum sind, dann spricht der leere Raum in derselbenweise, wei wenn er randvoll mit Objekten wäre. Er spricht sie einfach an. Mag sein, dass sie andere Erfahreungen mitnehmen, je nachdem was für Objekte im Raums sind, aber im Endefekt ist es einfach ein Sprechen. Zuviele Geschichten kann es nicht geben und wenn es sie gibt, dann ist die Persönlichkeit des Menschen aus dem Lot.
        Fazit: Sperren sie einmal einen Menschen ein Jahr lang in Einzelhaft und schauen sie mal wie randvoll mit Horrorgeschichten dieser Mensch angefüllt sein wird, obwohl er kaum durch Objekte überreitzt gewesen sein dürfte. Zuviele Geschichten lassen wir selber zu, oder eben nicht.
        Und was ist das Momentane? Das Jetzt. Man kann es nicht definieren. Denn bis der Mensch sich ein ABBILD von der Realität gemacht hat, ist der Moment schon längst Vergangenheit. Es ist trügerisch zu meinen, man könne den Moment fassen.
        Bei der Meditation kreiert man in sich selber drin einen leeren Raum. Gut möglich, dass man so in Tuchfühlung mit dem Jetzt kommt. Aber dieser innere raumzeitlose Zustand hat gar nichts mit einem äusseren noch so leeren Raum zu tun.
        Nichts ist ohne Nichts. Nicht sein bedingt also die Abschaffung des Nichts und das ist definitiv nicht möglich. Wenn wir das Nichts nicht abschaffen können, dann bleibt eben das Nichts als etwas übrig und das ist definitiv sehr viel mehr als einfach Nichts…………

  • klimbim sagt:

    grauenhaft.

  • abana sagt:

    Wenn jedes Stück seine Geschichte hat, selbst gefunden, selbst gemacht, getauscht oder als Geschenk erhalten – dann kann es nie zu viel sein. Wie seelenlos sind doch teuer erstandene Designobjekte! Sich so ein Ding in die Wohnung stellen, nur weil es gerade Mode ist? Nein danke!

  • regina filange sagt:

    viel zu überstellt, da bekomm ich den koller – dann lieber minimal eingerichtet als so eine ramschbude.

  • Herbert sagt:

    Das sieht aus wie in einem böhmischen Jagdschloss! Cool!

  • samuel sagt:

    und wer staubt das alles ab? ;-)

  • Rolf Schumacher sagt:

    Hmm. Als ob einer mit dem Phöteler frech durch MEINE Wohnung gegangen wäre! Villa kunterbunt für Erwachsene, oder die weitgereiste Rumpelkiste, oder der kreative Mikrokosmos bricht in eine Wohnung ein, oder es lebt eine Wohnung-hurra die Erde bebt, oder was im Kopf ist darf man auch wohnen, oder Achtung kein Verkaufschaukasten-hier wird gewohnt und kreiert oder wenn die Seele sich eine Wohnung sucht und nicht der massenkonsumverkrüppelte Geist sich eine Wohnung designen lässt…. etc etc etc

    • Lara Kraft sagt:

      Da fühlt sich jemand aber euphorisch verstanden.

      • Rolf Schumacher sagt:

        @Fühlen und Verstehen sind zwei ganz unterschiedliche Kanäle. Entweder ich fühle etwas, oder ich verstehe etwas. Aber ich kann doch nicht allen ernstes fühlen, dass ich verstanden werde? Mir bereitet dieser Widerspruch mehr Unbehagen, als dass er mich euphorisch stimmen würde. Wenn die Lehrerin sich von ihren Schülern verstanden fühlte, müsste sie keine Tests mehr durchführen? Alice Coopers „Schools out for ever“ würde plötzlich richtig sinnreich und das wäre dann der Totaleinzug des Massenunsinns?

  • Looney sagt:

    Wunderschön! Echt toll, wie er die ganze Wohnung, exgüsi, vollgestopft hat, es aber trotzdem gut aussieht, und das in einer so kleinen Wohnung!

  • lisa sagt:

    hm, da gefällt es mir schon besser, solange ich den klimbim nicht abstauben muss!

  • Lara Kraft sagt:

    Wunderbar, diese Wohnung. Endlich mal keine keimfreie Anreihung von irgendwelchen Designobjekten eines Architekten oder einer Grafikerin. Der Mann raucht sogar in der Badewanne, was grossartig ist.

  • Patrick Roth sagt:

    Ganz gut gefällt mir die Fotografie von Henry Rollins mit dem legendären Tatoo von den «Einstürzenden Neubauten». Ist das ein original Bild oder so ein Richi-Rau-Henry-Rollins-Bild, bei welchem das Gesicht von Richi reinretuschiert wurde? Da gib es ja ein ganzes Buch davon.

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