Hollywoodcharme auf der Forch

Wie ein kleines Stück Sommerferien war unser Besuch bei Barbara Hinder, der Frau hinter dem renommierten Zürcher Einrichtungsgeschäft Artiana. Sie wohnt mit ihrem Mann Philipp und den drei Kindern Louise, Olivia und Marlon in einem Haus aus den 60er-Jahren auf der Forch, das auf eine schlichte Art einen gewissen Hollywoodcharme und viel sommerliche Frische ausstrahlt. Selbstverständlich hat sie es stilvoll, elegant und in dem unverkennbaren Artiana-Stil eingerichtet.

Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

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Es gibt sie, die Geschäfte, in denen man einfach alles liebt, das drinsteht. Und klar, jeder hat da seinen ganz persönlichen Liebling. Meiner ist die Artiana. Schon das Logo aus den 70er-Jahren finde ich fantastisch, und es ist mir bekannt seit meiner Kindheit, denn die Artiana – wohlgemerkt eine «Sie» – gehörte bereits zu den Lieblingen meiner Mutter. Gegründet wurde das Interiorgeschäft 1957 von Barbara Hinders Eltern, denen es gelang, einen ganz eigenen Stil zu kreieren und sich damit von allen anderen bekannten Wohngeschäften abzuheben. Mit der Artiana entstand eine neue Wohnwelt, in der Stil, Einrichtungsideen und Dekoration sich mit Design und Zeitgeist paarten. Barbara Hinder stieg in den 90er-Jahren in die Firma ein und führte sie erfolgreich in die Gegenwart. Ihr Bruder, der Grafiker Ueli Hinder, hilft beim Einkauf und Gestaltung, sowie als persönlicher Berater mit. Die typische Artiana-Philosophie, nämlich Avantgarde, Klassik und Fundstücke individuell und alltagstauglich zu mischen passt auch heute perfekt.

Barbara Hinder, die viel vom Vater gelernt hat, aber auch eine Schule für Interiordesign in London absolvierte,  hat einen Zugang zum Thema Wohnen, der  zuweilen auch befreiend unschweizerisch ist. Ihre Schaufensterauslagen und Inszenierungen im Geschäft entführen schon mal an kalifornische Pools, in New Yorker Bars, auf Capri oder in ein Kapitel von einem fesselnden Hemingway-Roman. Nicht nur die Möbel, sondern auch die Details und die spannenden Kombinationen spielen Hauptrollen. Da finden sich etwa Polsterkissen mit weissem Waffelstoff bezogen auf Outdoorsesseln, hübsche Keramiknüsse als kleine Schälchen, Wasserkrüge, die so aussehen, als kämen sie direkt aus einer Bar in Florida, asiatische Vasen, die mit ihrer Schlichtheit verführen oder bunte Porzellanpapageien, Keramikfische und goldene Zuckerdosen.

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Das Haus, das die Familie vor drei Jahren fand, zeigt die typische Architektur der 60er-Jahre. Sie liessen nur wenig ändern: die Terrasse vor dem Elternschlafzimmer, die zugleich eine Bedachung im Aussenberich bietet, ist neu angebaut, aber im Stil passend.

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Als wir durch die Wohnräume gingen, erzählte uns Barbara Hinder, dass ihr Vater einst das Haus für den damaligen Besitzer eingerichtet hatte. Sie findet es nun sehr schön und wertvoll, zu wissen, dass der Vater, der verstorben ist, auch einmal in diesem Haus war, in dem nun ihre Kinder aufwachsen.

Das Wichtigste, das die Einrichtungsexpertin im Innenbereich geändert hat, waren die Böden. Auf diese ist sie auch besonders stolz, es ist ein Nadelholzboden, bei dem die Latten auf Raumlänge geschnitten werden können. Das Holz ist nur eingeseift, sehr pflegeleicht und verbindet durch seine Helle und Materialität Wohnlichkeit mit Moderne. 

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Bei der Einrichtung ist das «Artiana-Rezept» erkennbar: die Basis ist leicht und modern, die Mischung eklektisch, die Details persönlich und die Akzente frech. 

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So einfach geht das: ein übergrosser, antiker Spiegel, davor zwei Sessel Marenco 1970 und ein Beistelltischchen von &tradition, einer der neueren trendy skandinavischen Kollektionen. Im Spiegel sind Corbusiersessel erkennbar, die mit Leinenstoffen bezogen sind und Barbaras momentane Passion: «ein Neonakzent», in diesem Fall ein Hocker von Tom Dixon. 

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Eine andere, grössere Änderung, die vorgenommen wurde, war eine Bodenheizung anstelle von Radiatoren. Das ermöglichte die Idee, breite, niedrige Regale sideboardähnlich unterhalb der Fenster zu installieren und damit viel Staufläche zu schaffen.

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Rundum die grossen Aussichtsfenster, die in den 60ern, anders als heute, nicht auf Bodenhöhe  eingebaut wurden und dadurch wohnlicher wirken. An den Fenstern sind leichte, edle Leinenvorhänge angebracht. Das Sofa, ein Erbstück, ist von Trix und Robert Haussmann, dazu sind Corbusiersessel gestellt, die mit den Leinenpolster leichter und weiblicher wirken, ein Sessel von Casamilano und ein Couchtisch von Established and Sons

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Genauer hinschauen lohnt sich, denn die Details sind zuhause genauso wichtig wie im Geschäft. Sie sind persönlich, liebevoll, reflektieren den Wohnalltag und schaffen auch viel Stil und Eleganz.

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Ein Blick vom Esstisch auf die elegante Sesselecke mit antikem Spiegel, der wiederum die schöne Aussicht auf die umliegende Landschaft der Forch zeigt. 

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Da das Haus in eine Hanglage gebaut ist, befindet sich die Wohnetage einerseits im Parterre, nach vorne hinaus jedoch im ersten Stock. Die Familie wollte unbedingt von der Küche in den Garten gelangen, so entstand die Treppe. Die Küche und der Essraum sind offen zum Wohnzimmer. Für die Küche hat Barbara Hinder Schwarz gewählt, eine wichtige «Artianafarbe». Die Kacheln sind im Stile der Kacheln der New Yorker Subway. Sie sind länglich, es gibt sie auch abgerundet für die Ecken. Um den grossen, langen Esstisch mit Marmorplatte sind ganz unterschiedliche, schwarze Stühle gestellt.

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Auch in der Küche sind bei näherem Hinschauen Stylingideen erkennbar, die man am liebsten sofort kopieren möchte: gläserne Tortenplatten als Fruchtschalen, grüne, französische Trinkgläser und hübsche Rollos aus gestreiften Leinenstoffen.

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Das hübsche und praktische «Vorzeige-Wandregal» bietet Platz für schöne Dinge, Geschirr und Kochbücher. 

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Die selben Subwaykacheln wie in der Küche sind auch in den Toiletten und Badezimmern zu finden. Die Gästetoilette bekam viel Eleganz mit Duftkerzen, Parfums und kleinen Leinenhandtücher, hübsch gestapelt auf schwarzen Glasschalen. Auch hier brechen Leinenvorhänge mit Streifen gekonnt den «slicken» Glamourlook.

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Leichtigkeit und Frische vermitteln die weissen Subwaykacheln im Badezimmer. Dazu sind hier zartrosa Leinenvorhänge an den Fenstern angebracht.

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Schön ersichtlich sind die raffinierten Kacheldetails, wie die schönen Rundungen an Eckpartien und die eingebaute Seifenschale.

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Familienfotos einfach und dekorativ auf einem Magnetpinboard mit Metallrähmchen. 

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Auch im Schlafzimmer lässt sich’s wohnen, dank grossem Sessel, Stehleuchte und prakischem Arbeitstisch am Fenster. 

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Mit Neonakzenten spielt Barbara Hinder momentan überall: Hier ist ein gestickter Rand auf edler Leinenbettwäsche in Neonorange.

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Auf dem Gästebett liegen eine grosse Decke aus Waffelstoff und Kissen aus gestreiftem Leinen. Als Nachttischchen dient ein schwarzer Lacksatztisch.  

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Vintage und Antik in harmonischer Nachbarschaft mit Moderne und Alltag.

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Die Kinderzimmer haben hauchzarte Wandfarben, praktische Möbel und Platz zum Spielen und Arbeiten.

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Zartes Grün als Wandfarbe, helle Möbel, und ein vollbepacktes Holzregal: Die Zimmer der Kinder verbinden Schönheit mit praktischem Wohnsinn, so dass einfach Platz und Ordnung zu schaffen ist. 

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Als Vorhänge ist auch hier, in einem Kinderzimmer, wieder der schlichte, feingestreifte Leinenstoff zu entdecken und die neuste Spielleidenschaft, eine rosa Hütte und ein Plüschpferd mit Socken!

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Weil Rita Palanikumar, die Sweet-Home-Fotografin, dieses Bild so liebt, zeige ich hier natürlich gerne nochmal den gelungenen Anbau von Balkon und Treppe. Schön ist auch das weisse Linienspiel der Architektur, das in den Vintage-Korbmöbeln wieder aufgenommen wird.

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Und dieses ist mein Lieblingsschlussbild der wundervollen sommerlichen Sweet-Home-Story mit fröhlichen Kindern, die uns ganz aufgeregt durch Haus und Garten begleiteten; mit sonnigem Wetter; einem sympathischem Familienlunch, zu dem Papa nach Hause gekommen ist – und natürlich vielen Einrichtungsinspirationen, die wir mit nach Hause nehmen können.

Barbara Hinders Webseite: www.artiana.ch

28 Kommentare zu «Hollywoodcharme auf der Forch»

  • Corinne sagt:

    Sehr schön! Gefällt mir alles sehr gut :)

  • Erika sagt:

    Dieser Blog hat es mir sehr angetan. Gerne möchte ich ihn ausdrucken, ohne dass alles andere von Sweet Home auch kommt. Wie mache ich das? Danke für einen Tipp!

    • Corinne sagt:

      Wenn Sie auf den Titel des Artikels klicken, dann erscheint der Artikel „alleine“ und nicht in einer chronologischen Folge von Artikeln. Dann Ctrl. + P et voilà :-) lg

  • Miri sagt:

    So würde ich auch gerne wohnen ,-). Weiss jemand, wo man die Metallrähmchen auf dem Pinboard bekommt?

  • Susanne sagt:

    Wirklich ein toller Anbau und schöner Garten. Wobei bei dieser schönen Einrichtung würde ich fast lieber drinnen bleiben.

  • Jasmin Walder sagt:

    Ich LIEBE Häuser aus den 60-ern.
    Wunderschönes Haus! Mir fehlen nur mehr Farben, ansonsten sehr schöne Ideen. Meinen antiken, goldenen Spiegel hole ich heute noch aus dem Keller, smile.

    Von wem sind die Korbgartenstühle? Sieht ein bisschen aus wie ein Vorreiter von B & B Italia Canasta..

  • malibe sagt:

    Wunderschön. Aussicht und Umgebung sind wirklich der Hammer! So wohnen zu dürfen, muss einfach Glücksgefühle auslösen… V.a. auch bei den Kindern: so viel Abenteuerspielplatz direkt vor der Haustüre! @ina: Begrünung der Fassade nur ganz zart, allenfalls eine Glyzine unter den Wohnräumen. Der Bau wurde puristisch gedacht – ein Schüler von Otto Salvisberg ? – und sollte auch so bleiben. Über den Anbau kann man geteilter Meinung sein: mir gefällt er nicht, aber er hat wenigstens eine Funktion.
    Den Innenausbau finde ich sehr wohnlich. Schade nur, dass die „dunklen Ecken“ Küche und Gästebad) so schlecht ausgeleuchtet sind, man sieht überhaupt keine Details.
    Aber generell: So würde wohl jedermann wohnen wollen!

  • Gabriella Laura sagt:

    Wow kann ich da nur sagen! Die schwarze Küche und das schwarze Bad sind der O-B-E-R-H-A-M-M-E-R!!!

  • déjà-vu sagt:

    Mein erster Kommentar ist irgendwo im Nirwana gelandet. Die Reportage ist sehr schön, Kompliment! Alles ist wohnlich und sehr wohlig, guter Mix von Design und gelebtem Wohnen (ist doch ok wenn aufgeräumt ist!). Gefällt mir ausgesprochen gut.

  • claudia sagt:

    tolles haus, tolle einrichtung!

  • Dani Kobler sagt:

    Sieht super aus, und ich musste die Bilder ganz lange ansehen bis ich auf einem ein Playmobil Figürchen gefunden habe
    dass die Aufräumaktion vor dem Besuch überlebt hat.
    Und, findet sonst noch jemand besagtes Figürchen?

    • adam gretener sagt:

      Das Playmobil habe ich nicht gefunden, und es macht mit nun ganz verrückt.

      Dafür finde ich die neu entdeckte Lösung für den TV sehr gut.

    • Jane Bissig sagt:

      Nö, finde das Figürchen nicht. Bitte helfen!

      • adam gretener sagt:

        Ich vermute das Bild beim Pool (1. Bild). Wobei das nicht nur ein Figürchen ist, sondern sowas wie ein Planwagen.

        Vielleicht erbarmt er sich unser.

    • Déjà-vu sagt:

      Marlon hütet über Planwagen mit Siedlern im ersten Bild?

  • ina müller sagt:

    Ja, wirklich, sehr schön! Wow! Bloss die Aussenansicht ist mir nicht so sympathisch wie das Innere, da müssten Reben hin, Glyzinien oder Efeu, oder am Besten alles zusammen.

    • adam gretener sagt:

      Reben fände ich auch gut, aber statt dem Efeu lieber Tomaten, Bohnenranken (Kann man in’s Paradies klettern)

      Aber das ist natürlich der Familie überlassen.

  • Amélie sagt:

    Wunderschön!

  • Mme Keller sagt:

    Wunderschönes Haus, wunderschöne Farben (erdig mit Neonakzenten), wunderschöne Möbel. Sehr, sehr wohnlich – da würde ich sofort einziehen… Danke für den Beitrag und die (wie immer) sehr gelungenen Fotos!

  • Rima sagt:

    …habe noch vergessen zu schreiben, die Küche in schwarz finde ich dä Hammär! So dunkle Küchen gefallen mir normalerweise nicht, aber hier passt es einfach total. Auch das weisse Bad mit den rosa Vorhängen! Einfach……!!!!!!

  • Rima sagt:

    Sehr schön mit schönen Details! Ja, Artiana kenne ich auch aus den 70ern! War mir gar nicht bewusst, dass es die noch gibt. Ich muss unbedingt da wiedermal hin!

  • Barbara sagt:

    Das Kinderzimmer ist gefällt mir sehr! Schreibtisch und Bücherregal sind top! Wo finde ich diese?

  • adam gretener sagt:

    Was für ein Anwesen. Die Gästetoilette finde ich toll, morgens bin ich jeweils nicht für ein superhelles Bad geschaffen. Und die Kupferlampe über dem Küchentisch kann man wohl an einer Kurbel runterlassen und noch schnell die Frisur checken. Toll

    • déjà-vu sagt:

      Lieber Herr Adam. Wir können schon bald Synchronschwimmen…
      Noch ein Vexierbild – wo ist die Fotografin auf der kupfernen Spiegellampe? Und ja, Sie verhelfen mir immer wieder zu vergnüglichen Momenten. Ein Mal pro Tag Lachen und der Gang zum Hausarzt erübrigt sich!

      • adam gretener sagt:

        Der ist einfach, Frau déjà-vu, die Fotografin ist natürlich hinter der Kamera.

        Synchoneschwimmen, ich? Der war gut. Mit den Flügeli ist es kopfüber im Wasser doch recht wacklig.

  • Flo sagt:

    in sehr schönes Haus und mit viel Charme und schönen Dingen ausgestattet. Es gibt nur ganz wenige dinge die ich bei meinem Einzug entfernen würde!

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