Loftwohnen mit Familie
Fotos: Rita Palanikumar

Das Paar Manuela Eckert und Stephan Nyffenegger beschäftigt sich auch beruflich mit schönen Dingen. So fiel es ihnen leicht, die grosszügige Loftwohnung, in die sie vor zwei Jahren eingezogen sind, persönlich und mit viel Stil und Sinn für Wohnlichkeit einzurichten. Wie die meisten Schweizer Loftwohnungen ist auch die Wohnung der Familie Nyffenegger aus einer Textilfabrik entstanden und befindet sich auf dem Land. So mischt sich urbanes Wohngefühl mit einer grünen, ländlichen und kinderfreundlichen Umgebung. Wichtig war dem Paar Wohnlichkeit und Alltagstauglichkeit. So hat der kleine Sohn Marlon viel Spielfläche, und Manuela konnte in einem Teil des Loft ihr Atelier einrichten, wo sie die Taschenkollektion Medusa kreiert und herstellt. Die Möbel hat natürlich Stephan gefunden, der seine Sammler- und Finderleidenschaft schon vor 17 Jahren mit dem Möbelgeschäft Individum zum Beruf machte. Dort verkauft er Möbel und Accessoires aus dem 20. Jahrhundert. Neben Designklassikern bietet er auch Fundstücke an, die weniger mit grossen Namen, dafür aber mit Stil und Form locken. Sein individueller Stil, mit dem er Kuriositäten und spannende Objekte mischt, ist auch in der Wohnung stark spürbar. Da werden zum Beispiel alte italienische Clubsessel aus Leder zum klassischen Knoll-Sofa gestellt, Industriemöbel mit viktorianischen Antiquitäten gemischt, und überall sind kuriose, verspielte Objekte zu entdecken.

Die Loftwohnung besticht durch sehr viel Höhe. Damit sie nicht einfach wie eine grosse Halle wirkt, hat das Paar eine neue Ebene eingebaut. So ist ein erhöhtes Esszimmer entstanden, und der Wohnbereich wurde abgegrenzt und dadurch gemütlicher. Eine abgerundete Treppe führt fast hollywoodmässig hinauf in den Essbereich. Dies wurde noch unterstützt mit der Platzierung eines weissen Steinadlers, der neben der Treppe thront. Die grosse Wand, welche vom Eingangsbereich in den Wohnbereich führt und sich vis-à-vis der offenen Küche befindet, ist mit einer ocker-goldenen, gemusterten Tapete bezogen und mit zwei glamourösen Wandleuchten von Jules Wabbes bestückt. Auch das verleiht dem grossen Raum Wärme und Wohnlichkeit, ohne ihm seine Grosszügigkeit zu nehmen.

Die offene Küche ist superwohnlich. Die oberen Küchenschränke zeigen eine schöne Holzfurnierzeichnung, die unteren sind aus schlichtem, schwarzem MDF. Die Rückwand leuchtet in einem sinnlichen Rot, und die indirekte Beleuchtung lässt alles warm und glamourös erscheinen. Um den hohen Küchentisch stehen Barhocker von Harry Betoia. Die dunkle, stylishe Küche mit der Frühstücksbar ist so nicht nur sehr praktisch, sondern sie ist auch zum wohnlichen Herzstück der Loftwohnung geworden.

Das Licht der Küche reflektiert auf der Steinplatte des dunklen, hohen Frühstückstisches, und der fröhliche Nelkenstrauss bringt Fifties-Appeal. Geschicktes Einrichten und Dekorieren kann Schönheit und praktische Alltagstauglichkeit zusammenbringen.

Gegenüber der Küche wird der Raum für einen Arbeitsplatz genutzt. Geht man weiter, kommt man in Manuela Eckerts Taschenatelier. Wunderschön ist auch die zylinderförmige Leuchte über dem Industrietisch. Stephan freute sich, dass er diese tolle Lampe, die ursprünglich einmal im Basler Zoo hing, keinen Zentimeter kürzen musste.

Das Pult mit dem Chromgestell stammt aus den 20er-Jahren. «Es sind nicht nur die berühmten Namen wie Breuer oder Eames, die für schönes, edles Möbeldesign stehen», meint Stephan Nyffenegger. Er beweist dies mit formstarken Fundstücken wie diesem, die in seinem Geschäft immer wieder wohn- und designbegeisterte Kunden anziehen, welche sich nicht einfach nur an Labels orientieren. Edles Design gemischt mit Industriemobiliar und Platz für Kinderspielsachen, das ist der typische und sympathische Stilmix bei den Nyffeneggers.

Beim genaueren Hinsehen entdeckt man überall hübsche Details, die die Wohnung so persönlich und einzigartig machen.

Die Sitzgruppe wird mithilfe eines grossen Teppichs zusammengehalten und dadurch zur gemütlichen Wohninsel. Das klassische Sofa von Florence Knoll begleitet die Nyffeneggers schon lange, dazu sind zwei italienische Clubsessel aus Leder und Velours gestellt, ein Mosaiktisch aus den Fifties, eine antike Anrichte und edle Leuchten.

Und so sieht die Wohninsel aus der Perspektive des erhöhten Esszimmers aus. Sehr wohnlich und elegant wirkt auch die dezente Farbigkeit der Natur-, Holz- und Ledertöne, welche durch das Antikrosa des Teppichs unterstrichen wird.

Ein wenig Hollywood mitten in der Windischer Loftwohnung: Tapete, Leuchte, Rundtreppe und Adler sind die Zutaten dieses glamourösen Wohnrezepts.

Prunkstück im Esszimmer ist das Chinamöbel im Art-déco-Stil. «Diese glamouröse Anrichte stand bestimmt einmal in einem Chinarestaurant», meint Manuela.

Der lange Beizentisch mit Bugholzstühlen wirkt einladend, gemütlich und bildet einen interessanten Kontrast zum chinesischen Art-déco-Möbel und dem Bild aus den 30er-Jahren. Wichtig ist auch die Beleuchtung. Punktuell aufgestellte Tisch- und Stehleuchten sorgen für wohnlich-warmes Licht.

Auf dem Loungesessel von Bengt Ruda aus den Fünfzigerjahren kann man nach dem Essen ein gemütliches Lesestündchen einschalten oder ganz einfach ausruhen.

Tapeten spielen in der Wohnung der Familie Nyffenegger eine wichtige Rolle. Einzelne Wände in verschiedenen Zimmern sind mit passenden Mustern tapeziert. So auch das Schlafzimmer, das im Verhältnis zur Breite sehr hoch ist. Die Tapete gibt dem Zimmer Wohnlichkeit und Farbe und zusammen mit dem Kronleuchter, dem Industrie-Schubladenmöbel und den Samtvorhängen auch ein wenig gemütliches Nostalgiefeeling.

Im Kinderzimmer wurde die Höhe mit Farbe unterbrochen. Auch ist ein Hochbett eingebaut, welches aber Marlon erst in ein paar Jahren benützen kann.

Lustige Spielsachen von heute und gestern sind die wichtigsten Bestandteile des Kinderzimmers.

Manuela hat sich im hinteren Teil des Loft ein Atelier eingerichtet. Hier entwirft und näht sie ihre eigene Taschenkollektion Medusa. Modische Hand- und Einkaufstaschen, aber auch schöne und praktische Schul- und Kindergartentaschen für Kinder. Sie verkauft sie in diversen Geschäften und über ihren Webshop. Das fröhlich-burschikose Rosenmuster gibt dem Atelierbereich ein stärkeres Raumgefühl und grenzt ihn vom Wohnbereich ab.

Das Loft ist selbstverständlich auch sehr gut dafür geeignet, um dort zu arbeiten. Die ehemaligen Industrieräume sind gross, haben starke Böden und sind gut isoliert. Das Atelier ist mit einem grossen, alten Zuschneidetisch, Industrienähmaschinen und einem antiken Bürorollmöbel möbliert.

An der Schneiderpuppe hängen die neusten Exemplare aus Manuelas Medusa-Kollektion.

Auch die Badezimmer im Nyffenegger-Loft sind besonders liebevoll gestaltet. Auf der einen Seite eine fröhlich gemusterte Tapetenwand, auf der anderen himmelblaue, grosse Kacheln. Der antike Apothekerschrank ist auch eines der Lieblingsstücke der Familie, das sie bisher durch alle Wohnsituationen begleitet hat.

Einige Industriemöbel und freche Vintageaccessoires verleihen dem Bad Persönlichkeit und Fröhlichkeit.

Auch überall sonst in der Wohnung sind interessante und charmante Fundstücke zu entdecken, die wie zufällig dastehen und das Auge auf sich lenken.
21 Kommentare zu «Loftwohnen mit Familie»
So ein Traum…
Ein Loft wollte ich schon immer haben. Das Bad ist ja nicht das schönste, aber dafür so viel Platz!!! Und die Tapete im Schlafzimmer sind auch total schön. Das Wohnzimmer ist total gut eingerichtet. Geschmackvoll… gut gemacht, Familie Nyffenegger!!
Wohnlich und sehr funktional eingerichtet. Wenn ich mich nicht täusche, liegt die Loft in den Räumen der alten Spinnerei Kunz in Windisch (Ich habe dort die Lehre gemacht!). Für Interessierte: Vor Jahren ist im Offizin-Verlag ein Buch über genau dieses Loftprojekt erschienen (Titel: 31 Lots, Wohnen in der alten Spinnerei). Darin erhält man einen Eindruck, wie variabel solche Räume genutzt und eingerichtet werden können.
sehr schön! gefällt mir, nicht so schickimicki pseudoschönes. natürlich hat es auch nicht soo tolles, das bad könnte ich mir anders vorstellen oder die blumige tapete gefällt mir auch nicht so wahnsinnig, aber sonst ich würd einziehen. wenn man nicht viel platz im schlafzimmer will ist es auch geeignet, da hätte ich jetzt auch etwas mehr platz (bett-wand) eingerechnet.
Ich finde Ihre Beschreibungen immer so detailliert, so dass ich immer erst lese und mir dann das Bild anschaue.
Sie lassen uns mit Worten alles im Bild sehen und nichts übersehen. Grosses Kompliment an Sie und Ihren Blog.
Und diese Wohnung gefällt mir ausserordentlich gut.
Herzliche Grüsse und Danke für Ihren Blog!!!
Ich finde die Kritik von W.Fischer nicht ganz unberechtigt, unterschreibe aber gleichzeitig das Statement von Katharina. Ich habe z.B. eine super kleine Wohnung in einem 200jährigen Haus mit niedrigen Wänden. Das es DA nicht vermöbelt aussieht ohne auf Staukonfort zu verzichten ist nicht einfach. Also vielleicht werden hier mal wieder kleine Wohnungen vorgestellt. (wieso nicht meine?)
Ich war schon eine Weile nicht mehr hier. Komme aber immer gerne wieder und lese sämtliche Artikel. Diese Kolumne gefällt mir sehr gut.
Aber was mir vorallem sehr positiv aufgefallen ist: Die Kommentare sind freundlicher, wohlwollender und positiver. Ich hoffe, das ist keine Einmaligkeit sondern ein Trend.
Eine Loft die wohnlich ist! Aber sicher nicht für Fröstlinge geeignet.
Ich hatte gerne mehr von den Schafzimmern gesehen: wie sie in die Loft plaziert sind.
Solche Lofts sehen immer schicky aus, was mir aber auf der Zunge brennt…. wie hoch sind die Heizkosten? Bis solche offenen Räume schön behaglich aufgeheizt und auch warm bleiben, verbraucht man sicher immenses an Heizaufwand. Ev. könnte man auch dies erwähnen. Schön ist es und Ideen kann man auch zur genüge für die eigene „normale“ Wohnung mitnehmen.
Lieber W. Fisher
Diese Wohnungen, die sie meinen, will doch NIEMAND sehen!
Mensch, nehmt das alles doch locker und als Anregung für die eigenen vier Wände. Was gefällt ist toll und was nicht, egal. Ist doch interessant zu sehen, was andere so bewegt. Schön das andere das mit uns teilen. Immer locker bleiben sag ich immer locker bleiben…
Windisch oder Wollishofen, hauptsache Kanton Zürich!
Lieber Herr Roth
Soooo gross ist der Kanton Zürich nun auch wieder nicht!
Falls Sie auf Zürich-Lastigkeit hinaus wollen: Windisch (Vindonissa) liegt im Aargau, unweit von Baden und Brugg…
Lieber Herr Wigger
Dann wissen Sie sicher auch wo Wollishofen liegt … der Herr Nyffenegger weiss es bestimmt!
Beiträge über tatsächliches Wohnen sind meine Sweet Home Lieblingsbeiträge, weiter so!
Ich bin zwar kein Fan von Loftwohnungen, aber dieses Beispiel dass auch so grosse Räume ausserordentlich wohnlich eingerichtet werden können.
Diesen Kommentar kann ich glatt unterschreiben.
Obwohl Lofts auch nicht mein Ding sind, und obwohl einige der Stücke gar nicht meinem Geschmack entsprechen, sieht das Ganze sehr stimmig und einladend aus.
Die eher ungewöhnliche Wandfarbe in Marlons Zimmer gefällt mir ausserordentlich!
Ein grosses Kompliment für den Geschmack und die raffinierte Originalität der gesamten Gestaltung. Viel Freude
Wann sehen wir mal eine Wohnung von, sagen wir, eines Busfahrers, einer Kassierin vom Supermarkt, eines SBB-Angestellten, einer Coiffeuse. Etc, etc.
Herr/Frau Fischer, möchten sie im Automagazin auch den ’92iger Mazda 626 mit 4 Zylinder und rostiger Heckklappe ihres Nachbars sehen oder den neuen Ferrari den sich nicht jeder leisten kann?
Ganz einfach: Stellen Sie doch Ihre eigene vor…
Interessante Loft. Habe selber eine. Mir fällt dabei auf, dass die meisten Lofts so eingerichtet sind, dass man innert eines Tages zusammenpacken und umziehen kann. Darum fehlt oft die Wohnlichkeit. Dies haben wir zu vermeiden vesucht. Sie sieht dann halt auch etwas anders aus als „übliche“ Lofts und ist supergediegen. Ist aber auch wiederum Geschmackssache. Uebrigens: meine Partnerin ist Sachbearbeiterin – ich ursprünglich Werkzeugmacher…
Wenn ich das sehen will, dann schau ich mir Homegate an und erschaudere… von einem Blog wie diesem erwarte ich genau das was er mir liefert… Inspirationen!
Inspirieren könnte ja auch eine 3-Z-Wohnung eines Busfahres oder SBB-Angestellten, oder? Mann müsste solche kleine, feine Wohnungen nur finden. Das wäre mal wieder eine Homestory. Solche Normalo-Wohnung müssen nicht so bieder sein wie Sie meinen.
http://www.apartmenttherapy.com/categories/small_spaces
Warum geht man an den Automobilsalon in Genf? Um den neuen Skoda zu sehen? Nein, ganz sicher nicht: Man will den neuesten Ferrari sehen. Wenn Sie des Busfahrer’s Heim sehen wollen, müssen Sie nur auf homegate.ch gehen, eine Mietwohnung suchen- und die Bilder anschauen.