Eine Wohnung aus zwei Garagen
Fotos: www.palanikumar.ch

Als Mario Rosinus, ein junger Architekt bei einem Auftrag Kunden auf seine Wohnungssuche aufmerksam machte, meinten diese, dass sie im Moment leider nur zwei Garagen zu vermieten hätten. Kein Problem für Mario, der fand, auch Garagen können hübsche Wohnungen werden. Aus der Diskussion entstand ein Plan und später Marios erste selbstgebaute Wohnung. «Wären nur alle Wohnungsprobleme so einfach gelöst», lacht Mario.

Wo einst Garagentore waren, hat Mario Rosinus mit Sichtglassteinen eine Wand und Lichtquelle gestaltet. Draussen sieht man die geparkten Autos, die daran erinnern, dass die Wohnung einmal eine Garage war. Der Platz am «Fenster» wird genützt als Essecke. hier hat Mario einen Saarinentisch mit den passenden Stühlen platziert. Die Art-Deco-Hausbar ist ein Erbstück, welches er von seinem Vater bekommen hat. Jeder Platz wird optimal ausgenützt: Der Fenstersims wird zum Bücherregal, und an der Wand entstand mit einer superschmalen Pultinstallation ein perfekter Computerarbeitsplatz.

Die Wohnung hat zwei verschiedene Ebenen. Der grosse Wohnraum ist vertieft, das Entrée, die Küche, das Schlafzimmer und das Bad sind eine Stufe höher, so hat man beim Eintritt erst mal eine schöne Aussicht auf die Wohnung. Getrennt hat Mario diesen Bereich mit einem architektonischen Element, welches als praktische Bank neben der Garderobe dient. «Hier kann ich meine Motorradstiefel ausziehen und Gäste haben einen bequemen Platz um mit mir zu plaudern während ich koche», meint Mario

Bild links: Ein alter Schlachtblock, den Mario von seinen Vermietern, die eine Metzgerei haben, bekommen hat, dient als praktisches Ablagemöbel neben der Eingangstür. Bild rechts: Hier wird deutlich wie die zwei Ebenen der Wohnung funktionieren. Zwei Treppenstufen führen vom Eingang in die Wohnung. Die Röhren und Leitungen der ehemaligen Garagen sind nicht versteckt sondern weiss gestrichen, wie die Wände und mit einbezogen, als Architekturelemente.

Gleich neben der Eingangstür hat Mario eine praktische Küche mit reduziertem Design eingebaut. Der Wohnraum ist mit wenigen, dafür ausgewählten Stücken möbiliert. Design ist dem jungen Architekten wichtig, also lieber weniger, aber dafür das Richtige ist Marios Motto. Farbakzente setzt er mit dem grünen Sessel und den roten Polstern der Esszimmerstühle.

Längs des Küchenelementes ist ein Regal gebaut, welches auch ein Lichtelement ist. So bekommt die schlichte Küche Eleganz und wirkt als stylisch und clean.

Zwei Türen führen auf Marios Terrasse. Das Industrielle des alten Backsteinhauses gefällt Mario besonders gut. Die Türen und Fenster haben Bogen und brechen so ein wenig die Strenge des Innenausbau. Auch der helle Holzboden sorgt für Wärme und Wohnlichkeit. Vorhänge mag Mario nicht. «Sie sind auch nicht nötig und würden die schönen Bögen an Türen und Fenstern stören.. Reinsehen kann niemand wirklich. Die Fenster zu hoch, die Türen durch die Terrasse geschützt und an die Sichtglassteine müsste man sich schon die Nase andrücken.» Im Hintergrund sind die Treppenstufen erkennbar, die in den Schlafbereich führen.

«Die Wohnung ist durch die Terrasse eigentlich doppelt so gross», meint Mario. Er konnte seine Vermieter davon überzeugen das alte Backsteinhaus weiss zu streichen und die Fensterläden in einem dunklen Grau zu lackieren. «Das Haus wirkt so viel frischer und moderner», findet der Architekt. Die Terrasse ist unkompliziert eingerichtet: Alte Gartenmöbel, ein selber entworfener Eisentisch, Kinostühle.

Den Tisch hat Mario selber entworfen, für Stühle spart er noch, bis dahin tun’s die Bierbänke auch, findet Mario. Dass sie Garagenwohnung mitten in der Stadt liegt, merkt man auf dem gemütlichen, überwachsenen Balkon kaum. Hier wird, so oft es geht, grilliert und mit Freunden den Sommer gefeiert.

Das Schlafzimmer ist wie das Entrée und die Küche, erhoben. Das Bad ist offen und ohne Türen zugänglich. Ein grosser Spiegel verdoppelt optisch den kleinen Raum.

Als Hommage an die danebenliegende Metzgerei hat Mario alte Metzgerhaken als Garderobe eingesetzt. Im Entrée ist das zweite, ehemalige Garagentor, auch durch eine Sichtglassteinwand ersetzt worden.

Sichtglassteine sind eine praktische, coole und günstige Lösung, Licht und trotzdem genügend Privatsphäre zu haben. Sie geben dieser ebenerdigen und tiefen Wohnung die nötige Leichtigkeit und Transparenz.
31 Kommentare zu «Eine Wohnung aus zwei Garagen»
Super cool !!!
Vor allem der Essbereich gefällt mir sehr gut. Ich bin gerade ein bisschen neidisch, dass ich meinen Saarinen Tisch nicht mit einem Chromstahl-Fuss bestückt habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden- dank Mario, smile.
für Mario:
Das Wohnzimmer würde ich wärmer gestalten. Ich habe z.Bsp. eine grosse Togo Lounge (Ligne Roset) in der Farbe „sunset“.
Gibts in x Farben.
Auf diesem Balkon würde ich sehr gerne mal mitgrillen! :)
Toll, dass der Architekt hier auf die Leserkommentare reagiert! Hab schon beim ersten endtecken des Artikels in meinem Umfeld von der Idee geschwärmt. DIe Begeisterung ist nach wie vor vorhanden.
LG aus Deutschland
ps: mir gefällt Sweet Home Blog sehr gut. Weiter so!
Hi
Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum
Geile Bude
Doch wo ist die Schrauber Ecke und wo schläft die Duc?
LG
Barneby
Wirklich toll eingerichtet.
Trotzdem habe ich mich gewundert: Ist das wirklich ein Saarinentisch?
Meiner Meinung nach stimmen die Proportionen nicht und Ich dachte der gäbe es als Original es nur mir weissem Fuss…
Naja, im Vergleich zu den anderen 3 Wohnung – am ehesten mein Geschmack.
Wie hoch ist jetzt die Miete? Die zwei Garagen sind doch sicher nicht so teuer und umgebaut hat er ja selber.
Hallo Mario
Eine super Idee, kaum zu glauben,dass man aus einer Gerage eine solche tolle Wohnung zaubern kann.Sehr edel
eingerichtet. Dazu noch eine Terasse mit viel grün (Pflanzen). Mich interessiert in welcher Gemeinde die Wohnung realisiert wurde und wie teuer eine solche Wohnung zu
stehen kommt.
Mit freundlichen Grüssen aus Biel/Bienne
Odette Widmer
Wunderbar ist es bei dir! Das gefällt – für eine Grillade auf dem hübschen Balkon wäre ich auch mal zu haben. Lieber Gruss aus dem Kreis 6
Ist ja der absolute Traum. Hammer, hammer, hammer! :)
Könnte ich, würd ich auch…. ! :)
Gratuliere, super schöne Wohnung! Mich würde noch interessieren, ob er wenigstens einen 10 jahres Mietvertrag hat bei so viel Investition( wie viel??) und vor allem, ob da schon Heizung, Wasserleitungen und Kanalisation schon vorhanden waren. Hat er die Wohnung selber umgebaut, oder machen lassen?
ciao cris
mietvertrag ist auf unbestimmt.
kanalisation war bestehend, küche/schlaf wird mit normalen heitzkörpern geheitzt (teils neu) bei wohnzimmer (da nicht unterkellert) war es uns möglich abzugraben und einen neuen boden aufbau inkl. bodenheizung zu realisieren.
wände wurden mit rigitherm isoliert. wasserleitungen ausser wc alles neu.
die umbauarbeiten dauerten ca. 1/2 jahr wo der architekt :-) jede freie minute als handlanger mitgeholfen hatt!
fotos der umbauphase werden noch nachgereicht!
hallo mario
also mir gefällt die wohnung super! wirklich schöne details und gute farbakzente.
eine frage, was für einen bodenbelag bzw. parkett hast du benutzt?
Hallo Mario
Mich würde es ebenfalls interessieren, welchen Parkett Du benutzt hast.
Danke für Deine Antwort.
Hört doch mal auf zu jammern! Ich find die Rubrik sehr cool wie sie ist. Den Vorwurf, so was könnten sich Normalos gar nicht leisten, lasse ich nicht gelten. Das ist ausschliesslich ein Frage der Priorität. Wer keine Kinder hat und nicht das Gefühl hat, ab 18 müsse jetzt ein Auto her, kann sich Wohnraum wie Mario leisten, inkl. den Möbeln.
Super Wohnung. Was mich aber interessieren würde, wären Fotos vom wirklichen Leben der Wohnung. Diese hier sehen künstlich aus, jedes Detail ins richtige Licht gerückt und perfekt platziert. Es sieht aus wie eine Inszenierung und keine Dokumentation.
Absolut cool! Stimmt schon, dass man das nie so hinbekommen würde, wenn man nicht Architekt, Designer (und erfolgreich!) ist oder einfach Geld und Musse hat, so etwas zu gestalten. Trotzdem, schöne Inspiration. Ich kaufe mir ja auch hin und wieder Schöner Wohnen, und da ist auch alles arrangiert oder irgendwie nicht wie bei den Leuten nebenan.
@ Remo
Ich bin ja auch nicht immer einverstanden mit diesem Blog, im Gegenteil.
Hier möchte ich aber mal eine Lanze brechen. Auf Schubiger-Möbel-Wohnungen kann ich gerne verzichten. Auch auf geschickt zusammengestellte Ikea-Möbel. Nein Danke.
Viel lieber würde ich ungewöhnliche, schräge und gerne auch zerschlissene Einrichtungsmöglichkeiten sehen und kennenlernen. Wie Dieter Meier oder Patty Boser, Grafiker und Innenarchitekten wohnen – mit Verlaub – interessiert doch kein Schwein.
Gerne zeigen wir interessante Wohnungen von verschiedenen Menschen, wer also jemanden kennt oder selber seine Wohnung zeigen möchte kann Bilder und Kontaktadressen senden an: sweethome@tagesanzeiger.ch. Geeignete Wohnungen werden besucht und die Türen für Sie geöffnet. Wohnen ist sehr persönlich. In dieser Rubrik sind wir zu Gast bei Menschen denen wohnen wichtig ist und die etwas Besonderes mit ihrer Wohnsituation gemacht haben. Geniessen Sie die Einladung, lassen Sie sich inspirieren wenn Ihnen etwas gefällt und melden Sie sich wenn Sie auch Freude am Wohnen haben und dieses zuhause umsetzen. Vielleicht möchten Sie nur eine kleine Idee zeigen, ein besonderes Fundstück oder eine Lieblingsecke, die sie mit Hingabe eingerichtet haben. Ich freue mich.
…Geeignete Wohnungen werden besucht…
Danke!
Nicht geeignete kommen dann eben nicht ins Netz? Oder wie ist das zu verstehen?
Natürlich sehr gut möbliert, diese zwei Boxen! Alles vertreten, was Rang und Namen hat. Was mich allerdings mehr interessieren würde, sind die architektonischen Details (v. a. Verschalung, Isolation).
Das Wohnen in der urbanen Zukunft wird zweifellos anders aussehen, als heute!
Hmm, diese Sweet Home Serie ist für mich nur eine zur-Schau-stellung von Design Wohnungen die sich ein normalsterblicher entweder nicht leisten kann oder möchte, da die Einrichtung jedes mal an eine Kleider Boutique oder einen Arztraum erinnert.
Auch haben die wenigsten das Geld um sich aus eienr Garage einen Wohnraum zu machen.
Es wäre mal schön zu sehen wie ganz „normale“ Leute aus den eher kleinen durchschnitts Wohnungen etwas herausholen. Denn eine Luxus Loft mit teuren Designer Möbeln oder den noch tolleren Brockenstuben Möbeln, sehen mehr oder weniger immer gleich aus.
Hallo Herr Barny: was die sogenannten „Normalos“ aus ihren vier Wänden machen, ist meist leider nicht das Bild wert, um das „Gewöhnliche“ dem breiten Publikum vorzustellen… Das, was sich Herr und Frau Schweizer an Möbelgeschmack leisten ist meist so plump, ideenlos, farblos und langweilig, dass es gerade solche Ideen dieses Architekten braucht, um die Fenster zum Möglichen und Bezahlbaren zu öffnen. Sicher: gutes Design hat seinen Preis – aber: lieber das Eine oder Andere (plumpe) nicht gekauft und schon hat man etwas übrig für ein wirklich „gutes Stück“. Viele, die meinen, sie hätten einen guten Geschmack, leisten sich eine Le Corbusier Liege, eine Rado-Uhr und etwas Überteuertes von B&O und meinen, sie hätten sich schon in die geschmackliche „Oberliega“ eingekauft. Schönen Gruss
naja, die le corbusier liege ist ja auf den bildern schon mal zu finden
Danke Remo! Du sprichst mir aus dem Herzen!
Remo, Design gibt’s auch Second Hand: http://www.hannibal.ch/webladen.html
Natürlich sind die Preise hier immer noch ziemlich hoch: Doch richtige Designermöbel verlieren nie den Wert. Also einen gebrauchten Sessel von …. für 1’000.– gekauft, in fünf Jahren wieder für 1’000.– (oder mehr) verkauft.
Wow! gibt es eine kontaktadresse vom architekt mario?
Coooool! Gibts keine Vorher-Fotos?
Simple but true! – der Stil war schon mal Massenware, nämlich in den vielen kleineren und mittleren MFH der Fünfziger- und Anfang-sechziger-Jahre. In den letzten Jahren scheint ein Revival im Entstehen, es gibt wieder mehr Bauherren auch von MFHs, die sich Architekten mit „zeitlosem“ Stil leisten…bei den EFH gab’s ja einen richtigen Boom in minimalistischen kubischen Formen mit möglichst viel Glas…
perfekt !! Gut gemacht
Super. Wäre interessant zu sehen, wie es vor dem Umbau ausgesehen hat.
Glückwunsch an den Architekten,
eine gute Idee, sehr schön umgesetzt. Die aktuelle Wohnungsknappheit macht eben erfinderisch und kann zu solch gelungenen „Notlösungen“ führen.
Sehr schön. Einfach, zurückhalten, nicht überladen und doch nicht kalt und unbewohnt. Ich Vergleich zu den anderen vorgestellten Wohnungen ein richtiges Highlight.