Kleine Wohnung – grosser Stil

Der Interiordesigner Toby Alleyne-Gee hat schon ganze Landschlösser eingerichtet. Bei sich zu Hause beweist er, dass stilvolles Wohnen auch in einer ganz normalen Zweizimmerwohnung möglich ist. Mit viel Können, Stilsicherheit und Liebe zum Detail hat er auf kleinem Raum Grosszügigkeit, Wohnlichkeit und Platz für Gäste geschaffen.

Fotos: Rita Palanikumar

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Der Engländer Toby Alleyne-Gee kam vor über 20 Jahren nach Zürich, um hier Germanistik, Italienisch und Kunstgeschichte zu studieren. Das bisschen Heimweh nach England und dem typischen «cosy» Wohnstil hat er ganz einfach in sein Zuhause übertragen und die Wohnungen, in denen er lebte, in kleine Wohnparadiese umgestaltet. Die Freude am Einrichten hat ihn dazu bewogen, eine eigene Interiordesign-Firma, die Phoebus Interiors, zu gründen. Heute richtet er Wohnungen, Häuser und manchmal gar kleine Landschlösser ein. Er liebt den typisch englischen und französischen Landhausstil aber auch klassische und moderne Einrichtungsstile. Seine Studienkenntnisse und die Tatsache, dass er jahrelang als Journalist und Übersetzer im Kulturbereich tätig war, helfen ihm, wenn es darum geht, auf Märkten und Auktionen die richtigen Antiquitäten aufzustöbern, Stile zu erkennen und umzusetzen.

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Seine kleine Zweizimmerwohnung aus den 70er-Jahren hat Toby Alleyne-Gee so eingerichtet, dass sie auf wenig Platz all seinen Bedürfnissen gerecht wird. Er liebt es, Gäste zu empfangen, kocht gerne, spielt Klavier und organisiert auch Hauskonzerte. So ist aus dem offenen Wohn-Essraum ein kleiner Salon entstanden, in dem man in einer perfekt arrangierten Sitzgruppe beieinander sitzen kann. «Es ist wichtig, dass Sofa und Stühle so zueinander stehen, dass eine Unterhaltung überhaupt entstehen kann», meint der Profi. Gekonnt hat er auch ein Farbthema umgesetzt: Blau und Rot sind die Hauptfarben im Raum. Damit diese starken Töne harmonisch zueinander passen, hat Toby die Wände in einem zarten Zitronengelb gestrichen. Die Sitzgruppe, bestehend aus einem grossen bequemen, mit blauem Samt bezogenen Sofa, antiken, gepolsterten Stühlen aus dem 18. Jahrhundert und einer Sitzbank, wird durch den grossen Vintage-Orientteppich zusammengehalten. Das Meiste hat sich der Interiordesigner günstig auf Auktionen ergattert. Möbelstücke lässt er wenn nötig ein wenig restaurieren und mit von ihm gefundenen Stoffen beziehen. Auch Kissen und Vorhänge lässt er von einem Polsterer nähen. «So sind sie perfekt, wirken edel und nicht selbstgenäht und gebastelt», so der Perfektionist.

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In den meisten Wohnzimmern sieht man zuerst das Sofa. Nicht so bei diesem Interior-Profi. Das Sofa, bei ihm zwar auch ein zentrales Stück, ist beim Eintritt in die offene Wohnung nicht sofort zu sehen. Hier hat der Designer mit hochbeinigen Sesseln gearbeitet und damit eine gewisse Leichtigkeit erzeugt. Beim Eintritt wirkt deshalb die Wohnung trotz der vielen Möbelstücke elegant und luftig. Das grosse Sofa richtet sich zum Essbereich hin und ist an der seitlichen Fensterwand platziert. Links und rechts haben genau zwei schmale Beistelltische Platz. Darauf  stehen identische Tischleuchten mit antikem Fuss und elfenbeinfarbenen Seidenschirmen. Die Kissen haben alle ein raffiniertes Finish: Rüschen, Fransen, Gerafftes oder Passepoil. Die Stoffe wiederholen sich zum Teil in den übrigen Möbeln. Die verschiedenen Materialien sind alle gemischt, zum Teil gemustert und in den Haupttönen der Wohnung: Blau und Rot.

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Die Wohnung besteht aus einem grossen, offenen Raum, der einen Eingangsbereich, ein Wohnzimmer und eine offene Küche beinhaltet. Den Zwischenraum, der vom Eingangsberich zum Wohnraum führt, nutzt Toby Alleyne-Gee für zwei Bücherregale und einen kleinen Arbeitsraum. Die zwei Regale hat der Interiordesigner bei Ikea gefunden und ihnen mit Lackfarbe einen passenden Look verpasst.  Auf den Regalen findet auch die blauweisse Porzellansammlung Platz. Der Designer hat sie über Jahre zusammengetragen.  Da sind edle Stücke aus dem 18. Jahrhundert aus China, Japan oder Holland dabei, aber auch Junkshop-Fundstücke für 10 Franken, die einfach nur hübsch sind. «Mir geht es nicht um den Wert, sondern um die Zusammenstellung.» Die Mediengeräte hat Toby geschickt hinter einem kleinen, französischen Paravent versteckt.

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Zwischen den beiden Regalen steht ein kleines, schickes Pult, das Toby an einer Auktion ersteigert hat. Es ist aus dem 18. Jahrhundert, holländisch und im Louis-XVI.-Stil.  Überall hat der Designer grosse, alte Spiegel eingesetzt, wie hier einen im Régence-Stil, ebenfalls von einer Auktion. Die Spiegel reflektieren das Licht, zeigen andere Raumansichten und vergrössern optisch die Wohnung.

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Gleich vis-à-vis vom Arbeitstisch steht das Klavier. Der leidenschaftliche Pianist musiziert oft und gerne auch mit Freunden oder an Hauskonzerten. Auch hier hängt ein Spiegel, dessen grosszügige Wirkung durch zwei Wandappliken im Transition-Stil unterstützt wird. Ersterer ist aus einem Junkshop, letztere von einer Auktion.

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Die Ecke neben dem Klavier wurde mit einem Paravent aus dem 19. Jahrhundert, den der Interiorprofi auf einem französischen Flohmarkt gefunden hat, einem kleinen Beistelltisch mit Stuhl, Tischleuchte, Blumen sowie dem geliebten blauweissen Porzellan ausstaffiert und verbreitet so eine sehr wohnliche und elegante Stimmung.

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Hier nochmals die gleiche Ecke, aber vom gegenüberliegenden Spiegel über dem Arbeitstischchen aus gesehen.

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Das kleine, offene Entrée hat viel Grandezza abbekommen. Da wurde geschickt mit dem Paarsystem dekoriert: In der Mitte steht ein als Ablage dienender englischer Mahagonitisch aus dem 18. Jahrhundert, darüber ein wunderschönes Blumenbild im Bambusrahmen. Die Biedermeier-Stühle, Wandleuchten, kleinen, gerahmten Stiche und chinesischen Urnenvasen wurden symmetrisch auf beiden Seiten arrangiert. Alle Stücke bestechen mit einer filigranen Anmutung und wirken leicht und elegant.

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Die Nische vor der offenen Küche wurde zum stilvollen Essbereich. «In kleinen Räumen bietet ein runder Tisch am meisten Platz für Gäste. Da kann man nämlich immer noch ein wenig rutschen und ein Gedeck mehr auftischen.» Die Stühle hat er erst kürzlich ausgetauscht, einfach weil ihm nach etwas Neuem zumute war und er die vier 250 Jahre alten Louis-XV.-Essstühle in Paris gefunden hat. Er liess sie vom Polsterer stilecht mit geprägtem Samt, Band und Nagelbeschlag überziehen. Der Designer liebt es zu unterhalten, kocht gerne und dekoriert den Tisch mit viel Liebe immer wieder mit neuen Geschirrkombinationen und Blumenarrangements. Dank des grossen Spiegels wirkt diese Ecke hell und luftig. Zudem öffnet der Spiegel den Blick in den Wohnraum, so dass niemand einfach eine Wand anschauen muss.

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Zu einem feinen Essen gehören nach der Meinung des Geniessers schönes Geschirr und frische Blumen, die als «Centrepiece», Mittelstück des Tisches, dienen und nicht allzu hoch sein dürfen, damit sie die Sicht auf das Gegenüber nicht verdecken.

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Das chinesische Porzellan ist modern, kombiniert mit klassischem Ginori-Geschirr. Zu jeder Einladung entsteht eine neue Zusammenstellung von Tellern und Gläsern, und die Servietten bekommen farblich passende Schleifen.

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Auch Bilder und Teller hängt Toby am liebsten symmetrisch an die Wand. Hier ist eine Nahaufnahme des Arrangements neben dem grossen Esszimmerspiegel zu erkennen. Die Gemälde sind italienische Fantasie-Hafenbilder aus dem frühen 19. Jahrhundert und die chinesischen Teller datieren vom 18. Jahrhundert.

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Die Liebe zum blauweissem Geschirr ist überall ersichtlich. «Ich kaufe einfach alle Stücke, die mir gefallen und mische sie miteinander auf dem Regal und manchmal auf dem Tisch. Der amethystfarbene Kristallkrug ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Wohnung noch in Violett und Gold eingerichtet war.»

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An drei praktischen und schönen Metallstangen von Ikea hängen, nützlich und dekorativ zugleich, Kupfertöpfe, Küchenutensilien und Tücher.

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Im Schlafzimmer sind die Wände in einem hellen Creme-Ton gehalten, und die Farbigkeit wird durch Grün- und Rottöne bestimmt. Ein vergoldeter Spiegel, oberhalb eines niedrigen Bücherregals angebracht, vergrössert den Raum. Das Regal bietet durch seine Tiefe auch eine praktische Ablagefläche, die Toby dazu nutzt, ein Leuchtenpaar, Bücher und Blumen zu platzieren.

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Auf das Bett ist der Designer besonders stolz. Die Krone dafür hat er in einem kleinen Antiquitätengeschäft in Südfrankreich gefunden, den Stoff im Pariser Marché Saint Pierre. Er beweist mit seinen Ideen und Fundstücken, dass ein eleganter Look mit Antiquitäten und edlen Stoffen nicht teuer und somit unerreichbar sein muss, sondern durchaus realistisch und umsetzbar sein kann.

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Auf dem einen Nachttischchen stehen stilvoll arrangiert einige Keramik- und Porzellanstücke sowie Notizpapier und Bleistifte; auf dem anderen ist Platz für Bücher, Fotos und Wasserglas. Beide Nachttischchen sind unterschiedlich. Die Leuchten, die darauf stehen, sind aber identisch und geben so der Einrichtung wieder Ruhe und Symmetrie.

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Die Parterrewohnung hat einen dazugehörenden kleinen Garten, den Toby Alleyne-Gee selber bepflanzt hat, und zwar so, dass er auch im Winter grün ist und in den anderen Jahreszeiten immer etwas blüht. Er hat auch zwei Sitzplätze eingerichtet, die im Sommer für kleine Gartenfeste Platz bieten. Die antiken Gartenmöbel hat Toby grau lackiert. So passen Sie zum ländlich-eleganten Wohnstil und es entsteht eine harmonische Verbindung zwischen dem Innen- und Aussenbereich.

Toby Alleyne-Gee’s Website: www.phoebus-interiors.com

12 Kommentare zu «Kleine Wohnung – grosser Stil»

  • Michael sagt:

    Die Wohnung ist absolut geschmackvoll! Es ist beruhigend zu sehen das es noch Menschen gibt die sich lieber mit qualitativ hochwertigen Dingen umgeben und nicht nur für die Mülltonne arbeien gehen.

  • Barbro sagt:

    sehr sehr schön, ich fühle mich immer sehr wohl in dieser hübschen, kleinen Welt mit dem wunderschönen Garten.
    Es vereint Wärme, Geschmack, Tradition und Behaglichkeit, was vielen Wohnungen dank kalten Betonbauten, Wänden und zu sachlichen Einrichtungselementen fehlt.
    Riesen Kompliment an Dich und Deine Begabung, lieber Toby.

  • Christel sagt:

    das ikea gestell mit lackfarbe = sieht super aus… auch die hellgelben wände sind toll
    sonst ist es mir zu vollgestellt… aber blau/rot/hellgelb sieht sehr gut aus!

  • Brigitte Jentsch WEiss sagt:

    SUPER – TOBY ! Grandioser Artikel. Freue mich für DICH !! :) Deine mannigfaltigen Begabungen kommen sehr gut zur Geltung in diesem Prachtsartikel ! Herzlichst – und bis bald – Brigitte

  • Melanie W. sagt:

    hmm…. wenn man’s mag dass es zuhause ausschaut wie beim grossmami….

  • Carolina sagt:

    Nur ein Wort. Wundershon!

  • Skeleton in the cupboard sagt:

    dear oh dear,

    was für ein prachtsbeispiel mittelprächtigen, britischen bünzli-stils – aber wenigstens nett arrangiert.

  • Anne Baynor sagt:

    Mein Hausfrauenherz schreit beim Anblick all der Staubfänger in dieser überladenen Wohnung. Zwar hübsch anzusehen aber darin wohnen? NEIN!

  • lauber hans sagt:

    weniger wäre mehr……

  • Yvonne sagt:

    ist ja alles soooo schön – ob da auch gelebt wird?

  • Röbi sagt:

    mir gefällts ;)

  • Carmen sagt:

    Diese Wohnung scheint mir nicht besonder klein zu sein, wenn man so viele Möbel da rein stellen kann.

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