Mit dem begeisternden, triumphalen Erfolg der Brasilianer, die an dieser Stelle vor ein paar Wochen ja bereits als Weltmeister 2014 gepriesen worden war, am Confederations Cup endete am Sonntag die Fussballsaison 2012/2013 offiziell. Und bevor zum Beispiel die Schweizer in 10 Tagen bereits wieder mit der neuen Spielzeit loslegen, wollen wir uns mit der Frage vieler Fussballfragen beschäftigen: Wer ist der aktuell beste Spieler der Welt?
Man kann so ein Ranking ja nach verschiedenen Kriterien erstellen, es ist letztlich auch eine Spielerei, und man kann Erfolge zum Beispiel höher gewichten oder: Tore, Technik, Tempo. Wir versuchen, aus dem Mix aller Kategorien eine möglichst objektive, frei von Emotionen, Vorlieben, Interessen geprägte, selbstredend völlig unbestechliche Bestenliste aufzustellen – und beschränken uns, um die Sache noch ein bisschen konkreter zu gestalten, auf eine Top 11 aus den Hunderten wunderbarer Fussballer. Dutzende Akteure hätten einen Eintrag verdient, doch am Ende entscheiden wir kühl, fair und kompromisslos. Und natürlich sind die Offensivkünstler in der Überzahl, deshalb kann man aus unserer goldenen Elf auch schwerlich eine Weltelf zusammenstellen. Das aber tun wir am Ende des Textes gleichwohl im derzeit beherrschenden 4-2-3-1-System und mit Akteuren, die in die Aufstellung passen.
Und los geht der Countdown.
Rang 11: Thiago Silva (Paris Saint-Germain)
Zusammen mit David Luiz von Chelsea stellt der Brasilianer die mit Abstand beste Innenverteidigung der Welt. Thiago Silva ist ein kompletter Defensivspieler, der den Sicherheitsdienst mit einer Klasse und Konstanz und Dominanz verrichtet, die derzeit niemand anderes erreicht. Selbst Barcelona starker Pique nicht.
Rang 10: Robert Lewandowski (Borussia Dortmund)
Was macht denn dieser Pole hier, werden sich viele fragen, wenn es noch Hochkaräter wie Andrés Iniesta, Eden Hazard, Robin van Persie oder Mesut Özil gibt, um nur einige Weltklassekräfte zu nennen, die nicht im Ranking auftauchen. Ja, Robert Lewandowski gehört zu den besten Stürmern der Welt. Und wir behaupten, dass er noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist. Er besitzt möglicherweise nicht derart viel Talent wie seine Dortmunder Mitstreiter Mario Götze und Marco Reus, die vielleicht bereits nach der WM 2014 auf Topplätzen in diesem Ranking auftauchen werden. Erstaunlicherweise ist ja kein Deutscher hier vertreten, dafür aber Lewandowski, der in der Bundesliga Jahr für Jahr stärker geworden ist. Seine aussergewöhnliche Schusstechnik, gepaart mit dem ausgeprägten Torriecher, den schlauen Laufwegen und dem grandiosen Kombinationsverständnis, prädestiniert Lewandowski zu noch Höherem. Aber kaum an einer WM. Denn dummerweise spielt er für Polen, ist aber nicht ganz verloren. Bei Bayern wird er – spätestens ab 2014 – zusammen mit Götze noch stärker werden.
Rang 9: Franck Ribéry (Bayern München)
Einer muss ja vom Champions-League-Sieger in den Top 11 dabei sein. Aber Ribéry ist mehr als der Quoten-Bayern-Spieler. Er hat sich entwickelt, aus dem einstigen Luftibus ist ein konzentrierter, beständiger, spielstarker Überflieger geworden, der die Bundesliga dominiert – und eigentlich das Potenzial besitzt, um sogar in einer Liga mit den Branchengrössen zu zaubern. Aber Ribéry kann nur zu Ronaldo und Messi aufschliessen, wenn er mit Frankreich den WM-Titel holt. Und das scheint ausgeschlossen zu sein. Zumindest 2014.
Rang 8 : Radamel Falcao (Atletico Madrid)
Der Kolumbianer ist kein Feinfuss, und sein Transfer zum neuschwerreichen Oligarchenklub Monaco ist eine kleine Enttäuschung, weil Falcao Geld offenbar viel wichtiger ist als Ruhm. Es sei ihm verziehen, und mit seinem sensationellen Strafraumspiel, seinem strammen Abschluss und seiner überragenden Torquote wird er eher früher als später bei Chelsea, Bayern, Real, Barcelona oder in Manchester auftauchen. Und damit auf der grellen Bühne. Vielleicht bereits nach der WM 2014, wo er mit seinem starken Heimatland für Furore sorgen wird.
Rang 7: Gareth Bale (Tottenham)
Die Premier League hat an Brillanz und Grösse verloren, das spiegelt sich auch in unserem Ranking. Bester der Liga ist der dynamische Waliser Gareth Bale, ein Spieler wie Cristiano Ronaldo: schnell, dribbelstark, schussgewaltig, kräftig. Mit seiner aussergewöhnlichen Athletik, dem prächtigen Körper und dem tollen Aussehen wird Bale bald schon – wie Ronaldo – auch als Model Weltkarriere machen. Aber erst, wenn er zu einem angemessenen Gigantenklub gewechselt ist. Warum nicht tatsächlich Real Madrid?
Rang 6: Xavi (Barcelona)
In den letzten Jahren wäre der Kurzpassexperte Barcelonas in diesem Ranking deutlich weiter vorne aufgetaucht – genau wie Iniesta, Xavis kongenialer Partner im Kombinationswirbel bei Barcelona und Spanien. Zuletzt aber erlitten beide heftige Niederlagen, in der Champions League gegen Bayern und am Confederations Cup gegen Brasilien. Sie haben an Einfluss verloren. Wir glauben sogar, Xavi habe den Gipfel seiner Schaffenskraft überschritten. Er wird – trotz fehlender Torgefahr und geringer Extravaganz – als vielleicht bester (oder: erfolgreichster) Fussballspieler in die Geschichte eingehen, der nie zum Weltfussballer gekrönt wurde.
Rang 5: Andrea Pirlo (Juventus)
Wie eine von Machiavelli elegant modellierte Figur schreitet der Mittelfeldfürst über den Rasen. Zentimetergenau sind seine Pässe, fantastisch die Freistösse, erhaben die Eleganz. Pirlo, ausgerechnet versehen mit einem Nerd-Vollbart, erledigt selbst die schwierigsten Dinge ungerührt und mit einer einzigartigen Grandezza – und derart souverän, als sei der Italiener der Kaiser des Weltfussballs. Pirlos stilprägendes Spiel ist die grosse Fussballkunst und eine Augenweide. Hoffentlich spielt er noch viele Jahre lang weiter.
Rang 4: Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain)
Der Schwede mit dem Riesenego verwöhnt uns immer wieder mit seiner enormen Begabung – und mit Einlagen, Tricks, Toren der Sonderklasse. Ibrahimovic wird nie ein Liebling der Schöngeistigen, zu derb, rauh, direkt kommt das Ghettokind aus Malmö daher. Aber der gebürtige Bosnier hat in vielen Teams in allerlei Ländern fast immer überzeugt und sich seinen Weg freigeschossen. Dennoch wirkt seine Karriere irgendwie unvollendet. Zu egoistisch und schwierig scheint dieser grosse, starke Mann zu sein.
Rang 3: Neymar (Santos)
Wir geben es zu: Nach seinen himmlischen Vorträgen am Confederations Cup mit genialen Szenen, herrlichen Toren, spektakulären Aktionen ist der kaum zu bremsende Neymar unsere heimliche Nummer 1. Aber der leichtfüssige, zauberhafte, wunderbare Superstar aus Brasilien hat bisher erst bei Santos gespielt und muss sich noch auf höchstem Klubniveau bewähren. Das wird bald geschehen, bei Barcelona, zusammen mit Xavi, Iniesta, Lionel Messi. Welch ein Versprechen! Eine Frage aber bleibt: Kann dieses Jahrhunderttalent sich unterordnen? Bei seinen besonderen Fähigkeiten ist das vermutlich gar nicht so einfach. Und bei aller Weltklasse dieses Hochgeschwindigkeitsästheten gibt es etwas, was er dringend ändern sollte: Neymar hebt zu schnell zu stark ab. Seine Fallsucht nervt und dürfte spätestens therapiert sein, wenn er in englischen Stadien gnadenlos ausgepfiffen worden ist.
Rang 2: Lionel Messi (Barcelona)
Der König nur auf Rang 2? Ja! Derzeit schon. Messi ist vielleicht der beste Fussballer aller Zeiten nach Pélé, aber das ist ein anderes Kapitel und ein noch grösseres Ranking. Die Geschichte wird dem kleinen, grossartigen Argentinier seinen Platz im Fussballolymp zuweisen. Man kann die Vollkommenheit dieses Ausnahmespielers nur preisen, preisen, preisen, stundenlang und immer wieder. Und wenn er endlich, endlich mit Argentinien gleichfalls die Welt erobert, setzen wir ihn auch subito wieder auf Rang 1. Versprochen. Und zuletzt spielte Messi im Nationalteam ja deutlich stärker als früher.
Rang 1: Cristiano Ronaldo (Real Madrid)
Der gockelhafte Portugiese steht ganz oben im Duell zweier Megagrössen. Er ist ganz einfach der komplettere Fussballer als Messi, das muss als Erklärung reichen, um etwas zu erklären, worüber man stundenlang lustvoll debattieren mag. Ronaldo kann man in irgendeine Mannschaft stellen, er wird sofort dominant sein, selbst wenn er seine Spielkameraden vorher nie gesehen hat. Messi ist leicht abhängiger von den Mitspielern. Ronaldos Sprungkraft, seine Kopfballstärke und seine Weitschusstore heben ihn vom famosen Messi ab. Und weil er mit Portugal schon starke Turniere absolviert hat, etwa an der Euro 2012, sitzt Cristiano Ronaldo verdientermassen auf dem Steilpass-Thron.
Und zum Abschluss, wie versprochen, unser Dream-Team: Petr Cech (Chelsea); Philipp Lahm (Bayern), David Luiz (Chelsea), Thiago Silva (Paris Saint-Germain), Marcelo (Real Madrid); Xavi (Barcelona), Pirlo (Juventus); Lionel Messi (Barcelona), Neymar (Santos), Cristiano Ronaldo (Real Madrid); Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain).
Das sieht dann – als Mannschaft im 4-2-3-1-System aufgestellt – ganz hübsch aus:

Und wie sieht Ihr Spieler-Ranking aus? Was spricht für Messi, was für Ronaldo? Ist Neymar schon besser? Und: Wie würden Sie ihr All-Star-Team aufstellen, könnten Sie aus allen Fussballern der Welt auswählen?