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Messi zu PSG?

Annette Fetscherin am Donnerstag den 25. Juli 2013
Messi's Friends' Lionel Messi smiles as he stands on the field against the Rest of the World during the first half of the Messi and Friends charity soccer exhibition, Saturday, July 6, 2013 in Chicago. Messi's Friends won 9-6.  (AP Photo/Brian Kersey)

Ab wie viel Geld würde sich Messi zu einem Tranfser bewegen lassen? Bild oben: Lionel Messi an einem Wohltätigkeitsturnier, 6. Juli 2013. (AP Photo/Brian Kersey)

Dies mal vorweg: Nein, Messi geht nicht zum PSG. Zumindest nicht heute und morgen. Dies ist genauso eine Falschmeldung wie hunderte andere in den Tagen wo nur das Geschlecht des royalen Babys zu mehr Spekulationen anregte, als die Transferaktivitäten der europäischen Topclubs. Jawohl, Topclub. Spätestens seit der katarische Scheich Nasser Al-Khelaifi sein Geld in den Pariser Verein buttert, werden in der französischen Hauptstadt finanzielle Grenzen gesprengt.

Und plötzlich steht mit dem Russen Dmitri Rybolowlew noch ein weiterer Player mit scheinbar unerschöpflichen Mitteln auf dem Parket. Frankreich rüstet auf. Wird die Französische Liga plötzlich die Deutsche und die Spanische an europäischer Bedeutung überholen? Wird die AS Monaco der FC Barcelona der Zukunft, der PSG so erfolgreich wie Bayern München?

Paris Saint Germain's club president Nasser al-Khelaifi (R) and Uruguay's soccer player Edinson Cavani pose after a news conference at the Parc des Princes stadium in Paris July 16, 2013. Paris St Germain signed last season's Serie A top scorer Edinson Cavani from Napoli on a five-year contract, the French Ligue 1 champions said on Tuesday.    REUTERS/Charles Platiau  (FRANCE - Tags: SPORT SOCCER) - RTX11OK2

PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi (r.) präsentiert den neuen Spieler Edinson Cavani, 16. Juli 2013. (Reuters/Charles Platiau)

Scheich Nasser Al-Khelaifi vom PSG könnte die 250 Millionen Euro für die Ausstiegsklausen von Lionel Messi offensichtlich locker auf den Tisch legen. Und hat bereits damit gedroht, es zu tun. Doch Lionel Messi bekennt sich wie kaum ein anderer im Business immer wieder zum FC Barcelona und betont, er wolle für keine anderen Farben spielen. Es wäre spannend zu sehen, bei welcher finanziellen Grenze seine Clubliebe erlischt.

Rund einen halben Messi hat Katar-Paris in dieser Saison bereits in die Transfers von unter anderem Edison Cavani und Lucas Digne investiert. Konkret 111 Millionen Euro.

Dabei steht man sogar noch hinter dem Monaco-Russen an, der 144 Millionen rausgeschleudert hat, 60 davon allein für Falcao.

AS-Monaco-Neuzugang Radamel Falcao.epa03798706 Monaco's Colombian forward Radamel Falcao takes part in a training session of AS Monaco in La Turbie, near to Monaco southeastern France, 23 July 2013.  EPA/SEBASTIEN NOGIER

Auch Monaco hat potente Geldgeber: AS-Monaco-Neuzugang Radamel Falcao, 23. Juli 2013.(EPA /Sebastien Nogier)

Wohin führen diese Summen den französischen Fussball? Der PSG hat in dieser Saison den Meistertitel zu verteidigen. Die AS Monaco wird mit einer völlig neu zusammengewürfelten Mannschaft versuchen, dagegenzuhalten. Doch beide haben grössere Ziele. Russe wie Katarer sehen in der Zukunft die Sterne der Champions League glitzern. Der PSG hat letztes Jahr mit dem Erreichen der Viertelfinals gegen Barcelona schon einmal eine Duftmarke gesetzt. Doch noch war die Truppe nicht so weit. Veränderung braucht eben nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Doch dieses Jahr dürfte der PSG wieder etwas mehr gereift sein. Gejagt vom plötzlich aufgetauchten Rivalen AS Monaco in einer Liga, in der die Konkurrenz auszugehen drohte? Gibt es bald eine erneute Wachablösung auf dem europäischen Fussballthron?

Und immer wieder brennt sie im Hinterkopf, die zugegeben etwas absurd anmutende Frage: Was wäre wenn? Wenn sich ein Nasser Al-Khelaifi in einen Schweizer Club verlieben würde? Wenn er sein Taschengeld in den FC Winterthur oder den FC Lausanne-Sport stecken würde? Kein tschetschenischer Hochstapler, sondern einer, bei dem die hunderten von Millionen, die er in Megastars investiert, auch tatsächlich auf dem Konto schlummern. Wie würde es unsere Liga verkraften, wenn ein Verein plötzlich das Potenzial und Kader hätte, nach den Sternen des Champions-League-Titels zu greifen? Surreal, ja. Aber das sind sie auch, die Ultrareichen, die Frankreichs Liga aufmischen.

So ist YB ein Meisterkandidat

Fabian Ruch am Mittwoch den 24. Juli 2013
Le joueur bernois Gonzalo Zarate laisse eclater sa joie apres avoir marque le premier but lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Lausanne-Sport, LS, et le BSC Young Boys ce samedi 20 juillet 2013 au stade Olympique de la Pontaise a Lausanne. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

YB-Spieler Gonzalo Zarate feiert seinen Treffer gegen Lausanne, 20. Juli 2013. (Keystone/Jean-Christophe Bott)

Die Favoriten Basel, YB, Zürich und GC haben sich nach zwei Spieltagen bereits auf den ersten vier Plätzen der Super League eingerichtet. Als einziges Team noch ohne Punktverlust sind dabei die Young Boys, und viele fragen sich, ob die Berner den FC Basel in dieser Saison ernsthaft herausfordern können.

Die ersten zwei YB-Auftritte unter dem neuen Trainer Uli Forte haben überzeugt. YB präsentierte ein neues Gesicht, agierte frisch, forsch, frech. Das äusserst laufintensive Pressing setzte Sion und Lausanne schwer unter Druck. YB agierte aggressiv, war ballsicher, wirkte stabil. Und dank bemerkenswerter Effizienz sowie früher Tore liessen die Young Boys nie Zweifel an den Erfolgen aufkommen, schalteten jedoch ziemlich früh in den Verwaltermodus.

So spielen Spitzenteams.

Aber natürlich machen zwei gute Leistungen gegen bescheidene Gegner noch keinen Meisterkandidaten aus. Die echten Prüfsteine warten noch auf YB. Und erst nach den ersten Niederlagen wird man sehen, wie die Mannschaft nach der katastrophalen letzten Saison auf Rückschläge reagiert. Einzig der neue Abwehrchef Steve von Bergen ist ja in der aktuellen Stammformation ein Sommerpausenzugang.

Berns Trainer Uli Forte, links, und Christoph Spycher feiern den Sieg nach dem ersten Spiel der Fussball Super League Saison 2013/14 zwischen den Berner Young Boys und dem FC Sion, am Samstag 13. Juli 2013, im Stade de Suisse in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)

YB-Trainer Uli Forte (l.) und Christoph Spycher feiern den Sieg gegen Sion, 13. Juli 2013. (Keystone/Peter Schneider)

Aber: Uli Forte steht ein breites, prächtig besetztes Kader zur Verfügung.

Die schnellen Yuya Kubo und Renato Steffen beispielsweise sind erstklassige Alternativen in der Offensive. Samuel Afum, der wohl beste Stürmer im Kader, ist derzeit noch verletzt. In der Defensive erhöhen Milan Gajic im zentralen Aufbau sowie Linksverteidiger Alain Rochat den ohnehin bereits heftigen Konkurrenzkampf. So kann Uli Forte die Akteure unter Spannung halten, kaum einer hat seinen Stammplatz auf sicher.

Wenn YB so weiterspielt, ist das Team auf jeden Fall ein Meisterkandidat. Forte ist es letzte Saison ja bereits mit GC gelungen, den FC Basel herauszufordern – und im Cupfinal zu bezwingen. Auch die Super League blieb erstaunlicherweise bis kurz vor Saisonende spannend. Und die YB-Mannschaft ist bestimmt nicht schwächer als jene der Grasshoppers, im Gegenteil: Forte stehen in Bern deutlich mehr Akteure auf ähnlich hohem Niveau zur Verfügung als in Zürich.

Berns Yuya Kubo, rechts, im Duell mit Sions Max Veloso im ersten Spiel der Fussball Super League Saison 2013/14 zwischen den Berner Young Boys und dem FC Sion, am Samstag 13. Juli 2013, im Stade de Suisse in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Der Berner Yuya Kubo (r.) und Sions Max Veloso kämpfen um den Ball, 13. Juli 2013. (Keystone/Peter Schneider)

Selbstverständlich sind bei YB alle Verantwortlichen bestrebt, die Erwartungen zu dämpfen. Die Sehnsucht des Anhangs nach dem ersten Titel seit dem Cupsieg 1987 aber ist spürbar – und riesig. Siege gegen ein neu zusammengewürfeltes Sion und ein schwaches Lausanne genügen, um bereits eine Minieuphorie in Fussball-Bern auszulösen. Sie kann die Young Boys weit tragen, zumal im gesamten Verein und im Stade-de-Suisse-Betrieb nach der gescheiterten «Phase 3» eine Aufbruchstimmung auszumachen ist.

Für YB spricht auch, dass sich das Team auf die Liga konzentrieren kann. Erstmals seit 2002 nehmen die Berner nicht am Europacup teil. Letzte Saison bestritten die Young Boys in ihrem Europa-League-Steigerungslauf bis zur Winterpause 12 kontinentale Begegnungen – mit dem fantastischen Auftritt an der Anfield Road (2:2 gegen Liverpool) als Höhepunkt. YB aber leistete sich, genau wie Basel, immer wieder Punktverluste in der Super League, weil die Mannschaft nach den Auftritten im Europacup und den teilweise beschwerlichen Reisen ausgelaugt wirkte.

Wenn der FC Basel in dieser Saison die Champions League erreicht oder in der Europa League erneut derart lange wie letztes Jahr mitspielt, wäre das für die Young Boys eine gute Nachricht. Die Basler sind, gerade in der Offensive, ja noch erheblich stärker einzuschätzen als YB. Verliert der FCB in dieser Transferphase bis Ende August aber noch einen oder zwei Stammspieler, könnte ihn das mehr schmerzen als in früheren Jahren. Denn es dürfte relativ schwierig sein, kurzfristig noch starken Ersatz verpflichten zu können. Selbst wenn Basel auf Abgänge meistens bestens vorbereitet ist.

Erhält Uli Forte die Zeit, in Bern ein starkes Team aufzubauen, ist YB also auf jeden Fall ein Meisterkandidat. Vielleicht aber noch nicht in dieser Saison.

Was glauben Sie? Kann YB den FC Basel bereits in dieser Saison herausfordern? Können andere Teams in den Titelkampf eingreifen? Oder ist Basel in der Super League weiter eine Klasse für sich?

Gurken- und Nietenliga?

Thomas Kobler am Montag den 22. Juli 2013
Marco Streller von Basel, rechts, kaempft um den Ball mit Daniel Pavlovic von GC, im Fussballspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel, am Sonntag, 21. Juli 2013, im Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Der FCB scheint nicht mehr so souverän: Basel-Spieler Marco Streller (r.) kämpft mit Daniel Pavlovic von GC um den Ball, 21. Juli 2013. (Keystone/Ennio Leanza)

Wer abschätzig über die Super League urteilt, dem erschliesst sich die im Detail innewohnende Schönheit nicht. Oder man kultiviert dumpfe Polemik, weil man vom grosse Ligen-Schauen Mass und Ziel aus den Augen verloren hat. Trotz ihrer Unzulänglichkeiten ist die Super League eine sportlich interessante, ja sogar spannende Meisterschaft. Auch wenn es in den letzten Jahren einen dominanten Verein gegeben hat, so musste dieser oft genug bis in die letzten zwei, drei Runden strampeln, bevor der Meisterpokal auf dem Balkon am Barfüsserplatz in die Höhe gereckt werden konnte.

Wie es diesmal ausgehen wird? Keine Ahnung, ich bin nicht Madame Etoile. Was sich aber schon nach den ersten beiden Runden der neuen Meisterschaft  andeutet, ist ein wahrscheinlich zweigeteiltes Rennen:

Die Torschuetzen Artur Ionita, vorne, und Remo Staubli vom FC Aarau jubeln, beim Super League Spiel zwischen dem FC Aarau und dem FC Luzern, am Samstag, 20. Juli 2013, auf dem Bruegglifeld in Aarau. (KEYSTONE/Sigi Tischler)

Der FC Aarau wird kaum um die vorderen Plätze mitkämpfen: Aarau-Spieler Artur Ionita feiert ein Tor gegen Luzern, 20. Juli 2013. (Keystone/Sigi Tischler)

Aarau, Lausanne, Luzern, Sion und St. Gallen werden den Abstieg unter sich ausmachen, und die andern fünf die Meisterschaft und die europäischen Plätze. Weil den Clubs dieser Gruppe entweder ein Spielmacher, ein Torjäger oder beides fehlt, werden sie mit den vorderen Rängen nichts zu tun haben.  Auffallend ist allerdings, dass keine dieser Mannschaften in den Direktbegegnungen untereinander chancenlos ist, und deshalb steht möglicherweise ein pickelharter Abstiegskampf an,  in dem jeder Punkt zählt. Das werden vermutlich nicht die schönsten Spiele werden, aber weil in dieser Gruppe Niederlagen gegen die andern Abstiegskandidaten verboten sind, müssten das Kämpfe auf Biegen und Brechen werden. Das hat durchaus auch seinen Reiz und Spannung.

Der FCB hat sich gegenüber der Rückrunde nominell kaum verstärkt (Delgados Einfluss später muss abgewartet werden). Kurze Rückblende: Gegen GC verlor Basel den Cup und fast auch die Meisterschaft. Gegen den FCZ seit Jahren erstmals wieder ein Spiel und auch Thun bezwang die Basler am 17. und erzwang ein Remis am 28. Spieltag. Weil jetzt YB auch nicht mehr grossspurig von Phasen fabuliert und Spieler, die nicht das Erwartete brachten, sogar noch für gutes Geld loswurde und Stabilität zukaufen konnte, gibt es unter meinen Top-Fünf vier Clubs, die Rot-Blau wahrscheinlich eher näher gekommen sind. Und wie weiss doch der Volksmund: Viele Jäger sind des Hasen Tod.

Fabian Frei von Basel, Mitte, kaempft um den Ball mit Anatole Ngamukol, rechts, und Nassim Ben Khalifa, rechts, von GC, im Fussballspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel, am Sonntag, 21. Juli 2013, im Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

GC will an Basel dranbleiben: Fabian Frei (M.) wird von GC-Spielern Anatole Ngamukol (l.) und Nassim Ben Khalifa in die Mangel genommen, 21. Juli 2013. (Keystone/Ennio Leanza)

Einen Vorgeschmack lieferte gestern die Cup-Final-Revanche im Letzigrund. Der personell  weiterhin etwas schwindsüchtige GC wurde gleich im zweiten Spiel auf Herz und Nieren geprüft. Sie bestanden den Test mehr als ordentlich. Gegen ballsichere, aber kreativ unauffällige Basler zeigten die Grasshoppers die bessere Spielanlage. Skibbe machte den Aussenverteidigern Beine und Ben-Khalifa hat endlich das Spiel vor sich. Das Resultat war zwar nur ein für den FCB schmeichelhaftes Unentschieden, aber Murat Yakin wird die Botschaft verstanden haben. Und der Grund für Delgados Rückkehr ist alles andere als Sentimentalität: Das Basler Mittelfeld könnte schon länger einen zünftigen Schuss Spielwitz vertragen. Das war trotz Hitze prima Sommerfussball gestern.

Super League oder doch Gurkenliga, wie siehts aus, Sportsfreunde?

Shaqiri muss Bayern verlassen!

Fabian Ruch am Mittwoch den 17. Juli 2013
xxx during the last training session prior the Champions League, round of 16, second leg soccer match between FC Bayern Munich and Arsenal London, in Munich, Germany, Tuesday, March 12, 2013. (AP Photo/Matthias Schrader)

Wird Shaqiri bei den Bayern genug gefordert? Im Bild: Xherdan Shaqiri während des Trainings, 12 März 2013. (AP Photo/Matthias Schrader)

Xherdan Shaqiri besitzt aussergewöhnliche Fähigkeiten, er kann einmal ein Weltklassespieler sein. Vorerst soll er nächste Saison die Schweiz an die WM führen, am besten als Spielmacher im Zentrum und nicht als Flügelspieler, wo er mit seiner Sonderbegabung im Nationalteam total verschenkt ist.

Aber ein anderes Thema ist im Moment wichtiger: Xherdan Shaqiri muss Bayern München in diesem Sommer verlassen, wenn er den nächsten Schritt in seiner Karriere realisieren will. Er ist immer noch erst 21 Jahre alt, er benötigt in der nächsten Saison vor allem eines: Spielpraxis!

Bei Bayern München aber, im 4-1-4-1-System des neuen spanischen Trainers Pep Guardiola, kämpft Shaqiri gegen gestandene Weltklassespieler. Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos, Mario Götze, Thiago Alcantara sowie die defensiven Aufbauer Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez und Luiz Gustavo sind die neun Konkurrenten um die Besetzung der fünf Mittelfeldpositionen. Selbst wenn Götze als «falscher Neuner» im Sturm aufgestellt wird und Martinez in die Innenverteidigung rückt, wie Beobachter vermuten, wird Shaqiri kaum sofort zur Stammkraft aufsteigen.

Wird Shaqiri seinen Platz in einer Guardiola-Mannschaft finden? Im Bild: Traing der Bayern mit Pep Guardiola,

Wird Shaqiri seinen Platz in einer Guardiola-Mannschaft finden? Im Bild: Training der Bayern mit Pep Guardiola, 26. Juni 2013. (Keystone/ Peter Kniffel)

Shaqiri gilt zwar als perfekter Guardiola-Spieler, weil er klein, schnell, wendig, spielintelligent ist. Doch realistisch gesehen stehen Ribéry, Götze, Kroos, Müller und Guardiola-Liebling Thiago in der Hierarchie im offensiven Bayern-Mittelfeld noch vor ihm. Der manchmal egoistische Robben könnte bei Guardiola dagegen einen schwierigen Stand haben. Aber selbst der Holländer besitzt als Siegschütze im Champions-League-Final gegen Dortmund und wegen seiner absoluten Sonderklasse natürlich noch einen höheren Status als Shaqiri. Und: Möglicherweise ist Schweinsteiger bei Guardiola ebenfalls fürs offensive Mittelfeld vorgesehen – dann wird es noch enger für Shaqiri.

Xherdan Shaqiri blickt ja auf ein ordentliches erstes Jahr beim Triple-Gewinner Bayern zurück. Er hat in Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal triumphiert und wurde regelmässig eingesetzt oder zumindest eingewechselt. Aber irgendwie war er trotz guter Leistungen und einiger Tore und Assists bloss ein Mitläufer. Wenn es wirklich ernst wurde, musste der Schweizer in den grossen Partien immer auf die Bank – obwohl Kroos am Ende monatelang verletzt ausfiel. Jetzt sind mit Götze und Thiago die zwei Wunschspieler von Guardiola dazugekommen. Sie werden bestimmt Fixkräfte sein.

Selbstverständlich ist es Shaqiri zuzutrauen, sich mit seinen Qualitäten bereits in der nächsten Saison bei Bayern durchzusetzen – zumal es jederzeit Verletzungen anderer Akteure geben kann. Aber die Gefahr ist für den besten Schweizer Fussballer gross, bestenfalls erneut ein wertvoller Ergänzungsspieler zu sein. Schlauer wäre es deshalb, wenn sich der 21-Jährige für ein Jahr ausleihen liesse. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob sein Arbeitgeber im nächsten Jahr Liverpool, Leverkusen oder Napoli heisst. Es ist auch nicht von zentraler Bedeutung, ob er Champions League spielen kann. Entscheidend ist, dass Shaqiri als Leistungsträger firmiert und Spiel für Spiel in einer grossen Liga gefordert wird.

Dann profitieren alle Parteien davon. Der neue Verein erhält ein motiviertes, begabtes, spielfreudiges Fussballjuwel mit beträchtlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Bayern werden im nächsten Sommer einen selbstbewussten, besseren Spieler wieder im Team begrüssen können. Shaqiri wiederum kann bei einem internationalen Spitzenklub weiter reifen und dabei erheblich mehr Verantwortung übernehmen als in München. Und das Schweizer Nationalteam schliesslich darf in den entscheidenden WM-Qualifikationspartien im Herbst auf einen fitten Shaqiri, der über reichlich Spielpraxis verfügt, setzen. Und an der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sowieso.

Was denken Sie? Soll Shaqiri Bayern verlassen? Und wohin? Oder setzt er sich bereits nächste Saison in München unter Trainer Pep Guardiola durch?

Sommerpause oder Stress?

Annette Fetscherin am Freitag den 12. Juli 2013
Die Vorbereitung auf die neue Saison ist kurz: Das Stadion Bruegglifeld vom FC Aarau am Samstag 6. Juli 2013 in Aarau. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Die Vorbereitung auf die neue Saison ist kurz: Das Stadion Brügglifeld des FC Aarau, 6. Juli 2013. (Keystone/Urs Flüeler)

Kaum haben sich die heimischen Fussball-Stars einmal auf dem Badetuch in Ibiza umgedreht, tauschen sie schon wieder die Flip Flops mit den Fussballschuhen.

Am Samstag, Punkt 19.45 wird die Super League Saison 2013/14 angepfiffen. Das Tagezählen (Wochen zählen wäre schon fast zu hoch gegriffen) hat ein Ende, die Sommerpause ist vorbei.

Wochen scheint es tatsächlich noch nicht her zu sein, dass ich mich nach getaner Arbeit auf den Heimweg nach dem Saisonfinale in Basel machte. Müde nach einer kräftezehrenden Saison, voller Vorfreude auf ein paar Tage Ferien. Und gleichzeitig wehmütig, weil die Wochenenden auf dem Fussballplatz doch zu den schönsten dieser Welt gehören.

Fast schon ironisch klingt der Begriff «Sommerpause» aus Sicht der Clubverantwortlichen. Das einzige, was für sie ruht, ist der Spielbetrieb. Doch in nur sechs Wochen die neue Saison aufgleisen, kann man nicht vom Badetuch aus. Während die Bundesliga noch fast einen ganzen Monat ruht, strampeln die Schweizer Vereine, um trotz viel zu kurzer Vorlaufzeit pünktlich mit allem bereit zu sein.

Der Basler Valentin Stocker, oben, spielt den Ball gegen Roman Buerki von GCZ beim Super League Fussballspiel zwischen dem Grasshoppers Club Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 26. Mai 2013 im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Die Mannschaftsaufstellungen sind teilweise noch provisorisch: FCB-Spieler Valentin Stocker rennt an GC-Goalie Roman Bürki vorbei, 26. Mai 2013. (Keystone/Ennio Leanza)

Im sportlichen Bereich gilt es, die nötigen Transfers zu tätigen. Gar nicht so einfach, wenn man bis zum Meisterschaftsbeginn nicht weiss, welche Akteure bis zum internationalen Transferschluss Ende August noch abspringen. Wobei immer davon auszugehen ist, dass diejenigen, die es auf den internationalen Markt schaffen, bei uns Schlüsselspieler sind, also nicht so leicht zu ersetzten. Valentin Stocker ist dafür das Paradebeispiel. Es macht doch einen erheblichen Unterschied für den FC Basel, ob er den Club noch verlassen wird oder nicht.

Am deutlichsten zeigt sich die Zeitnot bei jenen Vereinen, die bis Mitte Mai nicht sicher waren, in welcher Liga sie spielen würden. Für den FC Aarau hat sich zwar der Aufstieg schon früh abgezeichnet, dennoch musste man sich sputen, innerhalb nützlicher Frist eine kompetitive Mannschaft zusammenzustellen. Die knappen finanziellen Mittel machten dies zur Herkulesaufgabe. So ganz nebenbei sollten noch erhebliche Anpassungen am Stadion gemacht werden. Noch ist nicht alles bereit im Brügglifeld, gut für Aarau, dass man auswärts startet.

Die Spieler vom FC Aarau, vor dem Testspiel zwischen dem FC Aarau und dem FC Baden, im Stadion Bruegglifeld, am Samstag 6. Juli 2013 in Aarau. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Hat die Zeit gereicht, um eine starke Mannschaft aufzustellen? Im Bild: Die Spieler des FC Aarau nach dem Testspiel gegen den FC Baden, 6. Juli 2013. (Keystone/Urs Flüeler)

Egal ob Aufsteiger oder Meister, für jeden Spieler ist die Zeit für die Regeneration über den Sommer knapp. Sechs Wochen reichen kaum aus, um Verletzungen richtig auszukurieren. Viel zu schnell soll man schon wieder auf Topniveau sein, dem Körper wird keine Pause gegönnt.

Frühlingsputz muss über den Sommer aber nicht nur im sportlichen Bereich gemacht werden. Bis zum Saisonstart soll immer auch neben dem Platz einiges modernisiert und aktualisiert werden. Sei es ein neuer Auftritt, eine neue Homepage, Plakate für den Saisonstart, Tickets oder Sponsoring-Angebote. Alles will überarbeitet und mit Profis ausarbeitet werden. Auch nicht nur zufällig stehen YB und der FCZ ohne Hauptsponsor da. Die Zeit rennt davon, Geldgeber melden sich kaum schon im Winter, um einen Club unabhängig vom Saisonausgang im kommenden Sommer mit Geld zu überschütten.

Kann ein FC Basel mit einem Valentin Stocker auf dem Plakat für die neue Saison werben? Oder doch lieber mit Matias Delgado? Die kurze Sommerpause in der Schweiz gibt keine Antworten auf solche Fragen.

Morgen drehe ich also schon wieder den Zündschlüssel. Auf dem Weg dahin, wo die letzte Saison ihren Meister fand und wo dieses Jahr der Aufsteiger sein Comeback in der Super League geben wird, nach Basel. Und ganz ehrlich, ich freue mich, dass es schon wieder losgeht. Und mit mir, davon gehe ich aus, tausende von Fussballfans.

Warum Schweizer nichts von deutschen Trainern halten

Simon Zimmerli am Donnerstag den 11. Juli 2013
 Ein deutscher Trainer, der freiwillig in die Schweiz kommt, kann ja nur eine Niete sein, denken viele: GC-Trainer Michael Skibbe. (Keystone/Ennio Leanza)

Ein deutscher Trainer, der freiwillig in die Schweiz kommt, kann ja nur eine Niete sein, denken viele: Der neue GC-Trainer Michael Skibbe. (Keystone/Ennio Leanza)

Deutsche Zuwanderer haben es bisweilen schwer in der Schweiz. Nicht nur dann, wenn sie von Beruf Fussballtrainer sind. Aber dann insbesondere. Statt helvetischer Gastfreundschaft schlägt ihnen eidgenössische Skepsis entgegen. Der neue GC-Trainer Michael Skibbe ist hier keine Ausnahme. Noch hat Skibbe mit den Zürchern keinen Ernstkampf bestritten, und schon kürt ihn der frühere Nati-Torjäger Kubilay Türkyilmaz in seiner «Blick»-Kolumne zum Trainer, der als Erster seinen Stuhl räumen muss. Der frühere Coach von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt sei die falsche Wahl und habe zudem ein grössenwahnsinniges Ziel zu erreichen: die Wiederholung der Saison-Erfolge 2012/13.

Gewiss dürfte es Skibbe schwer fallen, gegen die sicher nicht noch einmal so schwache Konkurrenz von den Young Boys und dem FCZ hinter dem als Meister gesetzt scheinenden FC Basel Platz 2 zu erreichen, aber davon redet bei den Grasshoppers ja auch gar keiner. Das Ziel für die kommende Spielzeit sei ein Platz im europäischen Wettbewerb, heisst es – Rang 4 also. Und das scheint durchaus realistisch wenn man sieht, was sich sonst noch so in der Super League tummelt. Aarau und Lausanne? Bescheiden! Sion? Mit Constantin niemals konstant! St. Gallen? Ohne Scarione nicht mal die Hälfte wert! Luzern? Noch nicht reif! Thun? Ganz ok, aber sicher nicht besser als GC.

Skibbe geht es heute gleich wie Thorsten Fink, der 2009 nach Basel kam. Fink habe keinen richtigen Leistungsausweis im Profifussball und sei nach dem Aufstieg in die 2. Liga mit Ingolstadt wohl nicht umsonst entlassen worden, hiess es damals. Nachdem der FC Ingolstadt nach der Hinrunde auf Platz 12 zugegen war und danach nach elf sieglosen Spielen auf einen Abstiegsplatz abrutschte. Was danach folgte, ist bekannt: Der zunächst so skeptisch beäugte Fink gewann mit dem FCB 2010 das Double und 2011 die Meisterschaft, ehe ihn der Hamburger SV abwarb. Im Fall von Skibbe wird immer wieder das zugegeben erbärmliche Intermezzo bei Hertha BSC in der Saison 2011/12 herangezogen, als er mit den zuvor schon recht trostlos kickenden Berlinern in fünf Spielen fünf Niederlagen kassierte und mit Schimpf und Schande davongejagt wurde. Er verabschiedete sich mit einer 0:5 Pleite beim VfB Stuttgart und ging als einer der bestverdienendsten Trainer in die Geschichte der Bundesliga ein.

Dass Skibbe ein ausgezeichneter Ausbildner ist und das Schweizer Nachwuchssystem bestens kennt, weil der DFB zu seinen Zeiten als Nachwuchstrainer intensiv mit dem SFV kooperierte, wird bei der Beurteilung gern ausser Acht gelassen. Ein deutscher Trainer, der freiwillig in die Schweiz kommt, kann ja nur eine Niete sein, denken viele. Sonst würde er ja in seinem Heimatland und nicht in der Super League an der Seitenlinie stehen. Der Skepsis gegenüber deutschen Trainern liegt also wohl mehr ein Minderwertigkeitskomplex betreffend unseres eigenen Fussballs – der gar nicht so schlecht ist, wie die vielen Schweizer in der Bundesliga beweisen – zu Grunde als eine objektive Einschätzung ihrer Fähigkeiten. Darum lassen wir Skibbe doch erst einmal arbeiten. Ich jedenfalls halte dagegen und sage: Lieber Kubilay Türkyilmaz, bevor die Grasshoppers Michael Skibbe in die Wüste schicken, hat Christian Constantin in Sitten schon wieder mehr als einen Übungsleiter degradiert.

Bleibt noch Basel …

Fabian Ruch am Mittwoch den 10. Juli 2013

Drei Tage noch bis zum Saisonstart in der Super League. Wir tippen hier jetzt nicht die Endrangliste (zumindest ist sie nicht auf den ersten Blick ersichtlich). Wir wollen Sie auch nicht mit der 234. Vorschau belästigen, warum welches Team Meister wird. Nein, in diesen Zeilen geht es darum, wer warum nicht Meister wird.

Zehn kleine Jäger-Meister hatten einen Titelplan …

Aarau wird nicht Meister, weil der gesunde Menschenverstand diese Vorstellung ganz einfach nicht zulässt. Für alle, die den tapferen Aarauer Aufstiegsweg zuletzt nicht mehr präzis verfolgt haben: Rainer Bieli stürmt nicht mehr für den Klub, dafür spielt mit Sandro Burki immer noch einer mit, der als 16-Jähriger bei Bayern München war. Das ist ein Hauch von Triple auf dem wunderbaren Brügglifeld, wo die Bratwurst wichtiger ist als der Champagner.

Lausanne wird nicht Meister, weil es auch in der Romandie einen gesunden Menschenverstand gibt. Die ziemlich bescheidenen Westschweizer sind erstaunlich stabil und haben mit dem tüchtigen Laurent Roussey immerhin einen Trainer, den man sich als Meistertrainer vorstellen kann. Irgendwann. Irgendwo. In der Deutschschweiz.

Thun wird nicht Meister, weil im Berner Oberland zwar rechtschaffen und klug gearbeitet wird, eine Meisterschaft dennoch fern jeglicher Vorstellungskraft ist. Ein Titel der Thuner in der Saison 2013/14 ist noch weniger realistisch als die Prophezeiung 1995 (als der FC Thun in der 1. Liga spielte), dieser Verein werde zehn Jahre später in der Champions League dabei sein. Der gesunde Menschenverstand halt …

GC wird nicht Meister, weil der frühere Nobelklub nach der überragenden letzten Saison mit Rang 2 und Cupsieg ja nur verlieren kann. Zudem verliert GC ein Talent nach dem anderen an ausländische Klubs. Der neue Trainer Michael Skibbe besitzt zwar einen klangvollen Namen, aber er wird den Rekordmeister nicht davor bewahren können, vor allem als «früherer Nobelklub» und «Rekordmeister» erwähnt zu werden. Nicht aber als «Titelkandidat» und «Spitzenteam».

St. Gallen wird nicht Meister, weil das Team mit Ezequiel (was für ein Name) Oscar Scarione den überragenden Offensivspieler in der Sommerpause an Kasimpasa (was für ein Name) Istanbul verlor. Die St. Galler sind zwar immer noch bestens organisiert, verschieben schnell, verteidigen smart gegen den Ball und sind schwierig auszuspielen – aber das wissen die anderen Teams nun besser. Und den Aufsteigerbonus besitzt die Equipe ebenfalls nicht mehr.

Sion wird nicht Meister, weil die Mannschaft deutlich schwächer besetzt ist als in der letzten Chaossaison – und weil Sion Sion ist. Unruhe ist programmiert, der ungesunde Menschenverstand Normalität. In den letzten zwölf Monaten versuchten sich ja rund 17 verschiedene Trainer unter Überwelttrainer Christian Constantin. In der Boulevardpresse – wo bekanntlich längst nicht alles stimmen muss, sonst wäre Ciriaco Sforza ja jetzt zum Beispiel YB-Trainer – versprach CC kürzlich, er werde den Trainer in dieser Saison nicht entlassen. Ach, und die Schweiz erhält Meeranschluss? Lohnt es sich also sogar, sich den Namen des aktuellen Übungsleiters in Sion zu merken? Wir finden: Nein!

Luzern wird nicht Meister, weil Coach Carlos Bernegger zwar ausgezeichnete Arbeit leistet, der FCL aber noch nicht so weit ist, um über 36 Runden mit den Branchengrössen des Landes mithalten zu können. Eine heisse Prognose wagen wir aber noch: Stürmer Dimitar Rangelov wird diese Saison mehr Tore erzielen als unliebsame «Blick»-Journalisten attackieren und ins Wasser werfen.

Zürich wird nicht Meister, weil der FCZ ja gar nicht Meister werden will. Höchstens Sparmeister. Er hat aber ein Team mit prächtigen Individualisten. Und mit dem grossartigen Yassine Chikhaoui den besten Fussballspieler, der je in der Schweiz spielte und nicht für mehrere Millionen verkauft werden konnte. Chikhaouis Verletztenakte ist dicker als die Bankbüchlein der Aarauer, Lausanner und Thuner zusammen – früher lag auch sein Wert höher als jener Aaraus, Lausannes und Thuns zusammen.

YB wird nicht Meister, weil sonst das herrliche Verb «veryoungboysen» aus dem Fussballvokabular gestrichen werden müsste. Selbst wenn der neue Trainer Uli Forte die Young Boys nach katastrophaler Saison nun stark macht, gibt es noch immer dieses lästige Verlierergen in Bern. Cupfinals und Finalissimas sind nicht die Sache der Young Boys, die nach Misswirtschaft und Misserfolg in den letzten Jahren diesmal mit dem zweitbesten, zweitteuersten, zweitedelsten Kader des Landes immerhin Zweiter werden könnten. Aber Meister? Der gesunde Menschenverstand zweifelt. Und der ungesunde sowieso.

Und Basel? Der überlegene Primus FCB wird nicht Meister, weil noch nie eine Mannschaft in der Schweiz fünfmal in Serie Meister wurde. Und wenn Sie jetzt finden, das sei ein sehr schlechter Grund, warum Basel nicht erneut triumphieren sollte, dann sagen wir: Finden Sie einen besseren!

Was meinen Sie, liebe Sportsfreunde: Warum wird der FCB nicht Meister? Wer soll, bei gesundem Menschenverstand, den souveränen Serienmeister aus Basel stoppen? Und wie sieht Ihr Ranking der Liga aus?

Oligarchen-Beach-Party

Thomas Kobler am Dienstag den 9. Juli 2013


Auf MTV laufen seit einer Weile die stilbildenden Serien «Jersey Shore» und «Geordie Shore». Dort bekommt man Einblicke in den Lifestyle junger Menschen aus New Jersey oder dem nordenglischen Newcastle. Gemeinsam ist beiden Programmen, dass man oft kaum für möglich hält, was man dort sieht und hört. Genauso geht es mir mit den Meldungen aus «Oligarchen Shore», und was diese Leute immer mal wieder vom Stapel lassen.

Der jetzt wiederaufgestiegene französische Küstenclub AS Monaco ist das jüngste Beispiel aus der Jetzt-lassen-wir-es-aber-richtig-krachen-Ecke des europäischen Fussballs. Als protziger Krachmacher amtet Dimitri Jewgenjewitsch Rybolowlew, der vordergründig mit Kali in der für Oligarchen üblichen kurzen Zeit und in jungem Alter ein Milliardenvermögen gemacht hat. Damit war die meiste Arbeit getan, und weil man sich sonst nichts gegönnt hat im Leben, sollen jetzt endlich Spiel, Spass und sportliche Geldwäsche für mehr Freude im tristen Oligarchen-Alltag sorgen – was man in Frankreich für nicht ganz ausgeschlossen hält. Mit prall gefüllten Geldbeuteln und einer fast leeren Mannschaftsaufstellung im Gepäck machte sich in dieser Transferperiode also ein weiterer Abenteurer auf, um die Passenden rekrutieren zu lassen und möglichst bald den heiligen Gral des europäischen Fussballs, den Champions-League-Pokal, an beiden Henkeln stemmen zu können.

Was bisher geschah: Um im Scheidungskrieg der Ex nicht zu viel bezahlen zu müssen, entschied sich Dimitri R. 2011 beizeiten für ein sportliches Engagement im Steuerparadies an der Côte d’Azur. Nach einem relativ bescheidenen Einstiegsjahr durfte nun Monaco-Trainer Claudio Ranieri auf dem Wunschzettel für die neue Saison so richtig klotzen: Von Atlético Madrid wurde das kolumbianische Stürmerjuwel Radamel Falcao für 60 Millionen Euro Ablöse verpflichtet. James Rodriguez und Joao Moutinho aus Porto werden für 70 Millionen Neu-Monegassen, und der ewige Innenverteidiger Ricardo Carvalho heuert für seine Abschiedsrunde im Fussball-Zirkus auch im Fürstentum an. Gemäss «L’Equipe» soll auch ein Interesse am Brasilianer Hulk für 45 Millionen bestehen, der in St. Petersburg etwas siecht. Reals Coentrao soll ebenfalls auf der Liste stehen.

Monaco war schon immer berühmt für sein Casino in Monte Carlo, aber die Einsätze in diesem (Glücks-)Spiel sind rekordverdächtig. Wenn Geld so leichtfertig in den Fussball gesteckt wird, dann liegt der Verdacht nahe, dass es nicht sauer verdient werden musste. Dass der neuste grosse Spender im Uefa-Reich 1996 in Russland der Anstiftung zum Mord angeklagt war, jedoch nach einer widerrufenen Zeugenaussage wieder frei kam, weckt auch nicht mehr Vertrauen. Die Neuenburger Tschagajew-Kapriolen kommen einem unwillkürlich in den Sinn – hier einfach ein paar Nummern grösser.

Obwohl diese Geschichte den Financial-Fairplay-Gedanken der Uefa ad absurdum führt, verspricht sie der Ligue 1 ein Elefantenrennen um den Titel, das den PSG-Präsidenten, Scheich Nasser Al-Khelaifi, in freudige Erwartung und die andern Vereine und den Ligaverband in Aufruhr versetzt. «Wenn ich morgens die Zeitung lese, wird mir regelmässig schlecht», sagte Olympique Lyons Präsident Jean-Michel Aulas.

Ist das Treiben bei den finanziell Gedopten wie Monaco, PSG, Malaga, Donezk, Zenit, Chelsea oder Manchester City eher abstossend anziehend oder doch nur widerlich, Sportsfreunde?

«Das isch emol e Goal!»

Simon Zimmerli am Freitag den 5. Juli 2013
Alex Frei erzielt einen legendären Treffer gegen GC, 20. März 2011. (Keystone/Walter Bieri)

Auf diesen Treffer folgte ein legendärer Torjubel (siehe Video unten): Alex Frei erzielt ein Goal gegen GC, 20. März 2011. (Keystone/Walter Bieri)

Früher feierten die Spieler ihre Treffer auf den Knien oder mit Sprüngen in die Luft. Heute gibt es mehrere Varianten, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen und reichlich Platz für Selbstinszenierer. Hier einige Beispiele.

Eric Cantona – Manchester United

Ein, zwei Körpertäuschungen reichen Cantona, um zwei gegnerische Spieler zu Statisten zu degradieren. Ein Sprint über das halbe Feld und ein perfekt getimter Doppelpass mit Brian McClair leiten das Schlussbouquet ein. Eines der schönsten Tore überhaupt und eine heroische und sehr passende Jubelpose von Eric the King. Platz 1!

Alexander Frei – FC Basel

Dass es auch anders geht, beweist Alex Frei, der in der heutigen Rubrik natürlich nicht fehlen darf. Frei jubelte gerne alleine, kokettiert hier aber mit der Kamera und Tausenden von Zuschauern. Zugegeben, ein tolles Tor und auch hier ein ehrlicher Jubel. «Das isch emol e Goal» konnte sich im Vokabular meines Freundeskreises etablieren und dient nun zur Steigerung des Superlativs.

Giorgos Katidis – AEK Athen

Einen mehr als unglücklichen Eindruck macht hier auch der 20-jährige Katidis, der sein Tor mit dem Nazigruss feiert und lediglich mit einer gelben Karte fürs Trikot ausziehen bestraft wird. Der U-21-Internationale wird vom griechischen Verband allerdings lebenslang aus sämtlichen Nationalteams ausgeschlossen. Immerhin.

Albert Roger Miller – Kamerun

Vermutlich durch einen Schreibfehler eines Standesbeamten besser bekannt als Roger Milla, hat er den Fussball nicht nur mit seinen Toren bereichert, sondern auch mit seinen Tanzeinlagen an der Eckfahne.

Bebeto – Brasilien

Einen Meilenstein hat auch Bebeto mit seiner oft kopierten Babyschaukel gelegt und das Tor wohl seinem neugeborenen Sohn Matthäus gewidmet.

Stjarnan FC – Island

An Originalität kaum zu überbieten sind die Inselkicker aus Island. Wenn ich mir aber überlege, wie die Spieler nach Trainingsschluss noch eine halbe Stunde im Taktikraum sitzen, um neue Jubelvarianten einzustudieren, relativiert dies die ganze Sache etwas. Sehenswert ist es trotzdem.

Nobuhiro Sugawara – Japan

Zum Schluss möchte ich auch unseren treuen Eishockey-Fans noch etwas bieten! Kann ja mal passieren, dass man in einer unübersichtlichen Randsportart wie Eishockey ins eigene Tor trifft und sich darüber auch noch freut.

Was meint Ihr, liebe Steilpass-Leser und -leserinnen, habe ich etwas vergessen?

Noch sind Ronaldo und Messi besser als Neymar

Fabian Ruch am Mittwoch den 3. Juli 2013

Mit dem begeisternden, triumphalen Erfolg der Brasilianer, die an dieser Stelle vor ein paar Wochen ja bereits als Weltmeister 2014 gepriesen worden war, am Confederations Cup endete am Sonntag die Fussballsaison 2012/2013 offiziell. Und bevor zum Beispiel die Schweizer in 10 Tagen bereits wieder mit der neuen Spielzeit loslegen, wollen wir uns mit der Frage vieler Fussballfragen beschäftigen: Wer ist der aktuell beste Spieler der Welt?

Man kann so ein Ranking ja nach verschiedenen Kriterien erstellen, es ist letztlich auch eine Spielerei, und man kann Erfolge zum Beispiel höher gewichten oder: Tore, Technik, Tempo. Wir versuchen, aus dem Mix aller Kategorien eine möglichst objektive, frei von Emotionen, Vorlieben, Interessen geprägte, selbstredend völlig unbestechliche Bestenliste aufzustellen – und beschränken uns, um die Sache noch ein bisschen konkreter zu gestalten, auf eine Top 11 aus den Hunderten wunderbarer Fussballer. Dutzende Akteure hätten einen Eintrag verdient, doch am Ende entscheiden wir kühl, fair und kompromisslos. Und natürlich sind die Offensivkünstler in der Überzahl, deshalb kann man aus unserer goldenen Elf auch schwerlich eine Weltelf zusammenstellen. Das aber tun wir am Ende des Textes gleichwohl im derzeit beherrschenden 4-2-3-1-System und mit Akteuren, die in die Aufstellung passen.

Und los geht der Countdown.

Rang 11: Thiago Silva (Paris Saint-Germain)

Zusammen mit David Luiz von Chelsea stellt der Brasilianer die mit Abstand beste Innenverteidigung der Welt. Thiago Silva ist ein kompletter Defensivspieler,  der den Sicherheitsdienst mit einer Klasse und Konstanz und Dominanz verrichtet, die derzeit niemand anderes erreicht. Selbst Barcelona starker Pique nicht.



Rang 10: Robert Lewandowski (Borussia Dortmund)

Was macht denn dieser Pole hier, werden sich viele fragen, wenn es noch Hochkaräter wie Andrés Iniesta, Eden Hazard, Robin van Persie oder Mesut Özil gibt, um nur einige Weltklassekräfte zu nennen, die nicht im Ranking auftauchen. Ja, Robert Lewandowski gehört zu den besten Stürmern der Welt. Und wir behaupten, dass er noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist. Er besitzt möglicherweise nicht derart viel Talent wie seine Dortmunder Mitstreiter Mario Götze und Marco Reus, die vielleicht bereits nach der WM 2014 auf Topplätzen in diesem Ranking auftauchen werden. Erstaunlicherweise ist ja kein Deutscher hier vertreten, dafür aber Lewandowski, der in der Bundesliga Jahr für Jahr stärker geworden ist. Seine aussergewöhnliche Schusstechnik, gepaart mit dem ausgeprägten Torriecher, den schlauen Laufwegen und dem grandiosen Kombinationsverständnis, prädestiniert Lewandowski zu noch Höherem. Aber kaum an einer WM. Denn dummerweise spielt er für Polen, ist aber nicht ganz verloren. Bei Bayern wird er – spätestens ab 2014 – zusammen mit Götze noch stärker werden.

Rang 9: Franck Ribéry (Bayern München)

Einer muss ja vom Champions-League-Sieger in den Top 11 dabei sein. Aber Ribéry ist mehr als der Quoten-Bayern-Spieler. Er hat sich entwickelt, aus dem einstigen Luftibus ist ein konzentrierter, beständiger, spielstarker Überflieger geworden, der die Bundesliga dominiert – und eigentlich das Potenzial besitzt, um sogar in einer Liga mit den Branchengrössen zu zaubern. Aber Ribéry kann nur zu Ronaldo und Messi aufschliessen, wenn er mit Frankreich den WM-Titel holt. Und das scheint ausgeschlossen zu sein. Zumindest 2014.

Rang 8 : Radamel Falcao (Atletico Madrid)

Der Kolumbianer ist kein Feinfuss, und sein Transfer zum neuschwerreichen Oligarchenklub Monaco ist eine kleine Enttäuschung, weil Falcao Geld offenbar viel wichtiger ist als Ruhm. Es sei ihm verziehen, und mit seinem sensationellen Strafraumspiel, seinem strammen Abschluss und seiner überragenden Torquote wird er eher früher als später bei Chelsea, Bayern, Real, Barcelona oder in Manchester auftauchen. Und damit auf der grellen Bühne. Vielleicht bereits nach der WM 2014, wo er mit seinem starken Heimatland für Furore sorgen wird.

Rang 7: Gareth Bale (Tottenham)

Die Premier League hat an Brillanz und Grösse verloren, das spiegelt sich auch in unserem Ranking. Bester der Liga ist der dynamische Waliser Gareth Bale, ein Spieler wie Cristiano Ronaldo: schnell, dribbelstark, schussgewaltig, kräftig. Mit seiner aussergewöhnlichen Athletik, dem prächtigen Körper und dem tollen Aussehen wird Bale bald schon – wie Ronaldo – auch als Model Weltkarriere machen. Aber erst, wenn er zu einem angemessenen Gigantenklub gewechselt ist. Warum nicht tatsächlich Real Madrid?

Rang 6: Xavi (Barcelona)

In den letzten Jahren wäre der Kurzpassexperte Barcelonas in diesem Ranking deutlich weiter vorne aufgetaucht – genau wie Iniesta, Xavis kongenialer Partner im Kombinationswirbel bei Barcelona und Spanien. Zuletzt aber erlitten beide heftige Niederlagen, in der Champions League gegen Bayern und am Confederations Cup gegen Brasilien. Sie haben an Einfluss verloren. Wir glauben sogar, Xavi habe den Gipfel seiner Schaffenskraft überschritten. Er wird – trotz fehlender Torgefahr und geringer Extravaganz – als vielleicht bester (oder: erfolgreichster) Fussballspieler in die Geschichte eingehen, der nie zum Weltfussballer gekrönt wurde.

Rang 5: Andrea Pirlo (Juventus)

Wie eine von Machiavelli elegant modellierte Figur schreitet der Mittelfeldfürst über den Rasen. Zentimetergenau sind seine Pässe, fantastisch die Freistösse, erhaben die Eleganz. Pirlo, ausgerechnet versehen mit einem Nerd-Vollbart, erledigt selbst die schwierigsten Dinge ungerührt und mit einer einzigartigen Grandezza – und derart souverän, als sei der Italiener der Kaiser des Weltfussballs. Pirlos stilprägendes Spiel ist die grosse Fussballkunst und eine Augenweide. Hoffentlich spielt er noch viele Jahre lang weiter.

Rang 4: Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain)

Der Schwede mit dem Riesenego verwöhnt uns immer wieder mit seiner enormen Begabung – und mit Einlagen, Tricks, Toren der Sonderklasse. Ibrahimovic wird nie ein Liebling der Schöngeistigen, zu derb, rauh, direkt kommt das Ghettokind aus Malmö daher. Aber der gebürtige Bosnier hat in vielen Teams in allerlei Ländern fast immer überzeugt und sich seinen Weg freigeschossen. Dennoch wirkt seine Karriere irgendwie unvollendet. Zu egoistisch und schwierig scheint dieser grosse, starke Mann zu sein.

Rang 3: Neymar (Santos)

Wir geben es zu: Nach seinen himmlischen Vorträgen am Confederations Cup mit genialen Szenen, herrlichen Toren, spektakulären Aktionen ist der kaum zu bremsende Neymar unsere heimliche Nummer 1. Aber der leichtfüssige, zauberhafte, wunderbare Superstar aus Brasilien hat bisher erst bei Santos gespielt und muss sich noch auf höchstem Klubniveau bewähren. Das wird bald geschehen, bei Barcelona, zusammen mit Xavi, Iniesta, Lionel Messi. Welch ein Versprechen! Eine Frage aber bleibt: Kann dieses Jahrhunderttalent sich unterordnen? Bei seinen besonderen Fähigkeiten ist das vermutlich gar nicht so einfach. Und bei aller Weltklasse dieses Hochgeschwindigkeitsästheten gibt es etwas, was er dringend ändern sollte: Neymar hebt zu schnell zu stark ab. Seine Fallsucht nervt und dürfte spätestens therapiert sein, wenn er in englischen Stadien gnadenlos ausgepfiffen worden ist.

Rang 2: Lionel Messi (Barcelona)

Der König nur auf Rang 2? Ja! Derzeit schon. Messi ist vielleicht der beste Fussballer aller Zeiten nach Pélé, aber das ist ein anderes Kapitel und ein noch grösseres Ranking. Die Geschichte wird dem kleinen, grossartigen Argentinier seinen Platz im Fussballolymp zuweisen. Man kann die Vollkommenheit dieses Ausnahmespielers nur preisen, preisen, preisen, stundenlang und immer wieder. Und wenn er endlich, endlich mit Argentinien gleichfalls die Welt erobert, setzen wir ihn auch subito wieder auf Rang 1. Versprochen. Und zuletzt spielte Messi im Nationalteam ja deutlich stärker als früher.

Rang 1: Cristiano Ronaldo (Real Madrid)

Der gockelhafte Portugiese steht ganz oben im Duell zweier Megagrössen. Er ist ganz einfach der komplettere Fussballer als Messi, das muss als Erklärung reichen, um etwas zu erklären, worüber man stundenlang lustvoll debattieren mag. Ronaldo kann man in irgendeine Mannschaft stellen, er wird sofort dominant sein, selbst wenn er seine Spielkameraden vorher nie gesehen hat. Messi ist leicht abhängiger von den Mitspielern. Ronaldos Sprungkraft, seine Kopfballstärke und seine Weitschusstore heben ihn vom famosen Messi ab. Und weil er mit Portugal schon starke Turniere absolviert hat, etwa an der Euro 2012, sitzt Cristiano Ronaldo verdientermassen auf dem Steilpass-Thron.

Und zum Abschluss, wie versprochen, unser Dream-Team: Petr Cech (Chelsea); Philipp Lahm (Bayern), David Luiz (Chelsea), Thiago Silva (Paris Saint-Germain), Marcelo (Real Madrid); Xavi (Barcelona), Pirlo (Juventus); Lionel Messi (Barcelona), Neymar (Santos), Cristiano Ronaldo (Real Madrid); Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain).

Das sieht dann – als Mannschaft im 4-2-3-1-System aufgestellt – ganz hübsch aus:

Und wie sieht Ihr Spieler-Ranking aus? Was spricht für Messi, was für Ronaldo? Ist Neymar schon besser? Und: Wie würden Sie ihr All-Star-Team aufstellen, könnten Sie aus allen Fussballern der Welt auswählen?