Die grossen Ligen nehmen im August den Betrieb auf, am nächsten Wochenende geht es auch in der Serie A wieder los. Es ist also Zeit, die Ligen zu vergleichen – und ein Ranking bezüglich Spielniveau, Unterhaltung und Attraktivität zu erstellen.
Manche gewichten dabei den Spektakelgehalt von Barcelona und Real Madrid höher als andere, viele sind Premier-League-Enthusiasten, jeder hat seine persönlichen Vorlieben. Dennoch gibt es Indikatoren, mit denen man das Treiben messen und die Ligen gegenüberstellen kann. Als erstes sicherlich die Spielstärke, und da hat die Bundesliga auch in jenem Bereich aufgeholt, in dem sie in den letzten Jahren oft noch kritisiert wurde. Mittlerweile gibt es nämlich mit Dortmund nach den Bayern einen zweiten internationalen Topverein – und auch Schalke sowie Leverkusen besitzen die Möglichkeit, in der Champions League weit zu kommen.
Klar: Die Spanier haben die Giganten Barça und Real. Und die Engländer haben am meisten Topteams, erwähnt seien die Manchester Edelklubs United und City, die Londoner Chelsea, Arsenal und Tottenham, auch Liverpool ist ein Riese, und insgesamt kommt die Premier League der Bundesliga in Sachen Spielstärke und Ausgeglichenheit am nächsten. Aber in Deutschland ist am meisten Spannung garantiert, selbst wenn es in den letzten Jahren eine Tendenz zu «spanischen Verhältnissen gab», weil Bayern und Dortmund die Saisons ähnlich dominierten wie Barcelona und Madrid. In der Bundesliga jedoch sind die meisten Überraschungen möglich.
Und die deutsche Eliteklasse, im Sommer 50 Jahre alt geworden, boomt. Nicht nur wegen der Champions-League-Finalisten München und Dortmund. In Sachen Zuschauerschnitt kann seit langem niemand mehr mithalten, auch letzte Saison erschienen über 40’000 Besucher pro Partie. Weltrekord im Fussball. Die Stadien sind dabei insgesamt deutlich grösser, schöner, moderner als in konkurrierenden Ligen, es hat fast überall prächtige Bauten und angemessene VIP-Räumlichkeiten, es sind Unterhaltungstempel der Superlative – von München bis Hamburg und von Gelsenkirchen bis Dortmund. Auch in diesem Bereich hält einzig die Premier League annähernd mit. In Italien und Spanien sowie auch Frankreich sind die Arenen dagegen häufig veraltet und wenig attraktiv.
Nicht zuletzt aber ist die Bundesliga eine riesige wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. Die Bayern sind auch diesbezüglich das leuchtende Vorbild, und die meisten Vereine arbeiten finanziell vernünftig und führen die Geschäfte nicht undurchsichtig und mit Dutzenden von Millionen Schulden wie oft in Spanien oder Italien. Die Misswirtschaft ist in Spanien äusserst ausgeprägt, das kostet der Primera Division viel Ansehen – und in unserem Ranking einen Platz auf dem Podest. Denn ausser Barcelona und Real Madrid bietet La Liga in diesen wirtschaftlich für Spanien so tristen Zeiten wenig Erbauliches.
Italien dagegen geht es zwar auch nicht besonders gut, Leute wie Fussballvereine leiden. Aber die Serie A ist besser als ihr Ruf. Es herrscht Spannung, zumindest mehr als in Spanien, hinter dem aktuellen Primus Juventus versuchen Milan und Inter, Serienmeister noch vor kurzem, einen finanziell gesunden Kurs einzuschlagen, ohne an Klasse einzubüssen. Die Superstars spielen nicht mehr in Italien, klar, doch es hat interessante Mannschaften wie Napoli oder Fiorentina, die auf dem Vormarsch sind oder mit spektakulärem Offensivfussball zu begeistern wissen. Letztlich ist die Serie A jedenfalls erheblich ausgeglichener als die Primera Division, wo Barcelona am Wochenende gegen Levante in der ersten Halbzeit gleich mal sechs Tore erzielte und am Ende im Schongang 7:0 siegte. Solche Steinzeitresultate sind auf Dauer langweilig.
Unsere Top 11 der Fussballligen sieht derzeit so aus: 11. Schweiz. 10. Holland. 9. Ukraine. 8. Türkei. 7. Portugal. 6. Russland. Und dann folgen die grossen fünf Ligen. Fünfter wird Frankreich. Die Ligue 1 hat dank Paris Saint-Germain, von Scheichen alimentiert, sowie Aufsteiger Monaco, welcher das Spielzeug eines Russen ist, zwei aufregende neuschwerreiche Projekte zu bieten. Die fürstlichen Gehälter bei beiden Klubs locken Topkönner an, und es hat mit Marseille, Saint-Etienne, Bordeaux oder Lyon auch durchaus weitere Prominenz in der Liga. Dennoch ist die Primera Division, auf Rang 4 liegend, selbstverständlich besser, grösser, attraktiver. Weil aber eben hinter Barcelona und Real Madrid viel Mittelmass, Finanzakrobatik und Tristesse wartet, muss sich Spanien für einmal geschlagen geben.
Dritter wird Italien, Zweiter England, Sieger Deutschland. Die Gründe für die Besetzung dieses Podests sind erläutert worden. Und vielleicht ändert sich das Ranking in den nächsten Monaten ja wieder. Gerade die Premier League könnte an der Tabellenspitze sehr spannend verlaufen. Die Bundesliga dagegen muss aufpassen, dass die Bayern nicht zu überlegen werden. Das würde der Anziehungskraft schaden.
Und, liebe Fussballfreunde, wie sehen Sie das? Ist die Bundesliga die beste Liga der Welt? Oder doch eher die Premier League? Wo steht die Primera Division mit ihren zwei Giganten Barcelona und Real Madrid?