Heute in einem Jahr, am 12. Juni 2014, geht die Weltmeisterschaft in Brasilien los. Und bereits am nächsten Wochenende startet im WM-Gastgeberland der Konföderationen-Cup.
Die im Moment wohl stärkste Nationalmannschaft der Welt spielt beim Turnier der Kontinentalmeister nicht mit. Deutschland, gespickt mit Akteuren der Champions-League-Finalisten Bayern München und Dortmund sowie den Real-Madrid-Grössen Mesut Özil und Sami Khedira, ist dennoch eine nicht allzu mutige Wahl, wenn es darum geht, den nächsten Weltmeister zu prognostizieren.
An den letzten Welt- und Europameisterschaften scheiterten die Deutschen jeweils erst im Halbfinal oder Final. Ihre aktuelle Fussballergeneration ist kontinuierlich gewachsen, und durch den Gewinn der Champions League mit den Bayern haben die Führungsspieler Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger endlich ihren ersehnten grossen internationalen Triumph gefeiert. Mit den überragenden Fussballern Mario Götze, Marco Reus und Ilkay Gündogan, um nur die drei prominentesten Edeltechniker zu nennen, sind zudem Akteure nachgerückt, welche die Auswahl veredeln.
Auch Italien ist unter dem klugen Trainer Cesare Prandelli auf einem guten Weg. Prandelli lässt einen modernen, attraktiven Fussball spielen, ihm stehen in der Offensive mit Mario Balotelli und Stephan El Shaarawy zwei Ausnahmekönner zur Verfügung. Und ausgezeichnet organisiert ist die Squadra Azzurra ohnehin immer.
Spannend zu verfolgen sein wird, ob die Goldene Generation der Spanier um Xavi, Andrés Iniesta und Carles Puyol in Brasilien zu einem letzten Höhenflug bereit sein wird. Diese grossartigen Barcelona-Akteure wurden zuletzt ja auch mit ihrem Verein abgeschrieben. Möglicherweise spornt sie die Kritik, sie seien nach den Grosserfolgen der letzten Jahre satt geworden, in Brasilien zu einer Sonderleistung an. Ein fettes Fragezeichen darf dahinter aber gesetzt werden.
Andere europäische Topnationen wie Frankreich, England und Holland sind derzeit schwächer als die absolute Weltspitze einzuordnen. Und Portugal hat zwar den grossartigen Cristiano Ronaldo und erreichte zuletzt regelmässig den Halbfinal einer WM oder EM. Dennoch traut man den Portugiesen den grossen Wurf nicht zu.
Für europäische Nationen wird es sowieso schwierig werden, in Brasilien zu reüssieren. Das belegt auch die Historie. Noch nie in sieben Anläufen setzten sich Europäer an einer WM in Nord- oder Mittel- oder Südamerika durch!
Und die Konkurrenz wird stark sein. Kolumbien (mit dem formidablen Sturmduo Radamel Falcao und Jackson Martinez) als Siebter und Ecuador als Zehnter stehen in der Fifa-Weltrangliste erstaunlich weit vorne, aber natürlich sind die Argentinier noch besser. Ihr Superstar Lionel Messi überzeugte in den letzten Monaten im Nationalteam erheblich mehr als früher. Könnte Messi seine Auswahl ausgerechnet im Land des grossen Rivalen zum WM-Erfolg führen, würde er sogar aus dem Schatten seines legendären Landsmannes Diego Maradona treten.
Dennoch würden wir, auch ein bisschen dem Herzen folgend, derzeit wagemutig auf das seit Monaten kriselnde Brasilien als Weltmeister 2014 setzen! Natürlich stimmten die Resultate der Seleção zuletzt nicht immer, doch das Team kann seit langem bloss relativ bedeutungslose Testspiele bestreiten und ist deshalb im zuweilen absurden Fifa-Ranking auf Rang 22 abgerutscht – deutlich hinter das Spitzentrio Spanien, Deutschland und Argentinien, aber auch hinter die Schweiz (14), Dänemark (20) oder Ghana (21) sowie nur knapp vor Mali! Beim 3:0-Erfolg vor wenigen Tagen gegen Frankreich aber spielten, kombinierten und tricksten die Brasilianer wie zu besten Zeiten. Und ihr Steigerungspotenzial ist immens.
Eine mögliche Aufstellung der Brasilianer, die über unfassbar viele Spitzenkräfte verfügen, liest sich jedenfalls wie eine Weltauswahl: Daniel Alves (Barcelona), Thiago Silva (Paris), Dante (Bayern München), Marcelo (Real Madrid), David Luiz (Chelsea), Ramires (Chelsea), Lucas (Paris), Oscar (Chelsea), Neymar (Barcelona), Hulk (Zenit St. Petersburg).
Es gilt selbstverständlich viele ausgezeichnete Alternativen zu diesen Könnern. Offen ist jedoch, wie sich Ausnahmespieler Neymar nächste Saison bei Barcelona entwickeln wird. Davon hängt einiges für Brasilien ab. Und, richtig, bei unserer Aufstellung fehlte ein Torhüter. Aber wer auf die besten Abwehrspieler der Welt wie Thiago Silva und David Luiz zählen darf, ist nicht auf einen erstklassigen Ballfänger angewiesen …
Was meinen Sie? Wer ist derzeit die beste Nationalmannschaft der Welt? Ist die Zeit Spaniens abgelaufen? Welches europäische Team kann Gastgeber Brasilien und Argentinien an der WM 2014 gefährden?