
Confed-Cup-Gewinner 1: die Brasilianer. Im Bild: Neymar stemmt den Pokal, 30. Juni 2013. (AP Photo/Bruno Magalhaes)
Eigentlich ja nur die Fifa-Infrastruktur-Generalprobe vor einer WM, wuchs diese Austragung des Confederations Cup geradezu über sich hinaus. Wenn im fussballverrückten Brasilien der Sport von der Politik in den Hintergrund gedrängt wird, dann ist das mehr als bemerkenswert. Die Brasilianer bewiesen, dass Sport eben nicht nur Sport ist, sondern auch ein medienwirksames Instrument, um auf grössere Missstände aufmerksam zu machen.

Confed-Cup-Gewinner 2: die Brasilianer. Im Bild: Proteste vor dem Maracanã-Stadion während des Finals, 30. Juni 2013. (AP Photo/Felipe Dana)
An den Spielorten des Confederation Cups hat eine unzufriedene brasilianische Mittelschicht jedenfalls die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und die von Regierung und Fifa getragenen Spiele zwar nicht schnöde abgelehnt, aber mit Strassenprotesten gegen Vettern- und Misswirtschaft rund um die überteuerten Stadien ihrem Unmut Luft gemacht. Besseren und günstigeren Nahverkehr, mehr Schulen und Spitäler wollen die Brasilianer, und nicht nur «Brot und Spiele», was mittlerweile für viele in der Bevölkerung eine ungenügende Antwort auf die drängenden Fragen im Riesenland am Amazonas ist. Während die brasilianische Regierung und die Fifa von den Ereignissen völlig überrascht wurden, und dies auch nur mehr schlecht als recht verbergen konnten, begriffen die Nationalspieler die Dimension des Bürgerprotests sofort. Sie zeigten Verständnis und Solidarität und damit mehr politischen Instinkt als die ganze Ehrentribüne.
Nun aber zum Ausgang des Turniers. Die beübten Gastgeber trafen im Finale auf das bis dahin gültige Mass aller Dinge im Weltfussball: die spanische Nationalmannschaft – La Furia Roja. Unter Altmeister Luiz Felipe Scolari stand seit langer Zeit wieder mal etwas auf dem Platz, das an eine erfolgsversprechende Seleção erinnerte. Verglichen mit den ganz grossen brasilianischen Mannschaften zwar immer noch eher eine Anfängertruppe, liess das Team aber erstmals sein Potenzial richtig aufblitzen. Mit einem herausragenden Neymar, der durch das ganze Turnier hindurch unbestritten Weltklasse bewies.
Im spanischen Team hatte nach Jahren auch wieder so etwas wie Wettbewerb um die beinahe schon in Stein gemeisselten Plätze in der Startformation eingesetzt, was die Mannschaft aber nicht weiterbrachte. Im legendären Maracanã-Stadion ging nun die grosse spanische Epoche, deren Gesicht und Spielmacher Barcelonas Xavi war, zu Ende. So wie es auch schon den spanischen Spitzenvereinen in der diesjähigen Champions League widerfahren war. An der 3:0-Niederlage gab es nichts zu deuteln.
Wer heute früh – fast wie damals, als Ali gegen Frazier kämpfte – aufgeblieben war, dem wurde ein packendes Fussballspiel geboten. Spaniens eklatante Schwäche im schnellen, grossräumigen Umschaltspiel, die ihm schon gegen Italien beinahe zum Verhängnis geworden war, nutzten die Brasilianer mit rustikaler Defensivarbeit und raumgreifenden, blitzschnellen Angriffen gnadenlos aus. Kaum auf dem Platz, fielen jeweils die Tore, auf die Spanien nur vereinzelt magere Antworten fand. Neymar flog über den Platz, Piqué vom Platz, und Fred spielte die beste Lineker-Imitation, an die ich mich erinnern kann – hervorragend.
Liebe Sportsfreunde, wie habt Ihr das Turnier erlebt? Ist die Generalprobe für die WM gelungen?