Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Ein historisches Turnier

Thomas Kobler am Montag den 1. Juli 2013
Neymar stemmt den Pokal, 30. Juni 2013. (AP Photo/Bruno Magalhaes)

Confed-Cup-Gewinner 1: die Brasilianer. Im Bild: Neymar stemmt den Pokal, 30. Juni 2013. (AP Photo/Bruno Magalhaes)

Eigentlich ja nur die Fifa-Infrastruktur-Generalprobe vor einer WM, wuchs diese Austragung des Confederations Cup geradezu über sich hinaus. Wenn im fussballverrückten Brasilien der Sport von der Politik in den Hintergrund gedrängt wird, dann ist das mehr als bemerkenswert. Die Brasilianer bewiesen, dass Sport eben nicht nur Sport ist, sondern auch ein medienwirksames Instrument, um auf grössere Missstände aufmerksam zu machen.

Proteste vor dem Stadion

Confed-Cup-Gewinner 2: die Brasilianer. Im Bild: Proteste vor dem Maracanã-Stadion während des Finals, 30. Juni 2013. (AP Photo/Felipe Dana)

An den Spielorten des Confederation Cups hat eine unzufriedene brasilianische Mittelschicht jedenfalls die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und die von Regierung und Fifa getragenen Spiele zwar nicht schnöde abgelehnt, aber mit Strassenprotesten gegen Vettern- und Misswirtschaft rund um die überteuerten Stadien ihrem Unmut Luft gemacht. Besseren und günstigeren Nahverkehr, mehr Schulen und Spitäler wollen die Brasilianer, und nicht nur «Brot und Spiele», was mittlerweile für viele in der Bevölkerung eine ungenügende Antwort auf die drängenden Fragen im Riesenland am Amazonas ist. Während die brasilianische Regierung und die Fifa von den Ereignissen völlig überrascht wurden, und dies auch nur mehr schlecht als recht verbergen konnten, begriffen die Nationalspieler die Dimension des Bürgerprotests sofort. Sie zeigten Verständnis und Solidarität und damit mehr politischen Instinkt als die ganze Ehrentribüne.

Neymar wird von Piqué gefoult.

Leichtfüssige Weltklasse: Neymar wird von Piqué gefoult. (Keystone/Srdjan Suki)

Nun aber zum Ausgang des Turniers. Die beübten Gastgeber trafen im Finale auf das bis dahin gültige Mass aller Dinge im Weltfussball: die spanische Nationalmannschaft – La Furia Roja. Unter Altmeister Luiz Felipe Scolari stand seit langer Zeit wieder mal etwas auf dem Platz, das an eine erfolgsversprechende Seleção erinnerte. Verglichen mit den ganz grossen brasilianischen Mannschaften zwar immer noch eher eine Anfängertruppe, liess das Team aber erstmals sein Potenzial richtig aufblitzen. Mit einem herausragenden Neymar, der durch das ganze Turnier hindurch unbestritten Weltklasse bewies.

Fred erzielt das 3:0.

Knipser auf Brasilianisch: Fred erzielt das 3:0.

Im spanischen Team hatte nach Jahren auch wieder so etwas wie Wettbewerb um die beinahe schon in Stein gemeisselten Plätze in der Startformation eingesetzt, was die Mannschaft aber nicht weiterbrachte. Im legendären Maracanã-Stadion ging nun die grosse spanische Epoche, deren Gesicht und Spielmacher Barcelonas Xavi war, zu Ende. So wie es auch schon den spanischen Spitzenvereinen in der diesjähigen Champions League widerfahren war. An der 3:0-Niederlage gab es nichts zu deuteln.

Xavi gratuliert Dani Alves nach dem Spiel. (Keystone/Felipe Trueba)

Am Ende einer grossen Karriere: Xavi gratuliert Dani Alves nach dem Spiel. (Keystone/Felipe Trueba)

Wer heute früh – fast wie damals, als Ali gegen Frazier kämpfte – aufgeblieben war, dem wurde ein packendes Fussballspiel geboten. Spaniens eklatante Schwäche im schnellen, grossräumigen Umschaltspiel, die ihm schon gegen Italien beinahe zum Verhängnis geworden war, nutzten die Brasilianer mit rustikaler Defensivarbeit und raumgreifenden, blitzschnellen Angriffen gnadenlos aus. Kaum auf dem Platz, fielen jeweils die Tore, auf die Spanien nur vereinzelt magere Antworten fand. Neymar flog über den Platz, Piqué vom Platz, und Fred spielte die beste Lineker-Imitation, an die ich mich erinnern kann – hervorragend.

Liebe Sportsfreunde, wie habt Ihr das Turnier erlebt? Ist die Generalprobe für die WM gelungen?

Warum der FCB nicht Meister wird

Simon Zimmerli am Donnerstag den 27. Juni 2013

Liebe Steilpass-Blog-Leser

Hier kommt der zweite Teil meiner Einschätzung für die neue Saison. Um es vorweg zu nehmen: Ich glaube an den FCZ und daran, dass sich der grosse FC Basel selbst ein Bein stellt.

FC Thun
Wegen der Ausgaben für die Stadionmiete klafft in Thun ein grosses finanzielles Loch. Um die Stadionmiete pünktlich überweisen zu können, helfen im Berner Oberland alle mit. Die Spieler organisieren Bingoabende mit den Fans, Urs Fischer angelt in seiner Freizeit für den Grillstand, und der Blockbuster über den Thuner Sexskandal ist weit über die Kantonsgrenze hinaus gut angelaufen. Gewiefte Oberländer Fans schmuggeln immer wieder Marder und andere Kleintiere ins Stadion, um den Gästesektor zu füllen. Platz 8 für die Thuner Tierfreunde!

FC Zürich
Vorausgesetzt der zum Übereifer neigende Präsident Ancillo Canepa bringt keine Unruhe ins Team, kann der Weg zum Schweizer Meistertitel 2013/14 nur über den FCZ führen. Yassine Chikhaoui lässt sechs Runden vor Schluss in Eishockeymanier einen Meisterbart wachsen und spielt gross auf. Die Zürcher Südkurve beschliesst wider Erwarten einen Pakt mit dem Vorstand und dem Schweizerischen Fussballverband. Man einigt sich darauf, im Stadion nur noch bengalische Zündhölzer und Vulkane (bis maximal 16 cm Höhe) abzubrennen. Kontrolliert. Bei Hochrisikospielen werden zusätzlich drei Sonnen pro FCZ-Tor toleriert. Diese müssen vor Spielbeginn am Gitter festgemacht werden.

St. Gallen
Alhassane Keita ist nicht eben bekannt für seine Spielintelligenz. Trotzdem wird er Oscar Scarione als Attraktion in der AFG Arena würdig vertreten. Und auch ausserhalb. Ob Präsident Dölf Früh, ein passionierter Kickboxer, auf Keitas ständig wachsenden Lohnforderungen eingehen wird und ihn seine Abwanderungsgelüste beeindrucken, ist jedoch zu bezweifeln. Keita schiesst die St. Galler auf den 7. Schlussrang, mit Scarione wäre vielmehr möglich gewesen. Und so wird Keita Ende Saison von einem neuen Arbeitgeber träumen. Wie einst beim FCZ.

GC
Nach dem Kumpeltyp Uli Forte, geht GC mit dem kühlen Deutschen Michael Skibbe im Trainerbereich neue Wege und hat Erfolg. Johan Vonlanthen spielt auch samstags und wird Torschützenkönig. Die Zuschauerzahl auf dem Letzigrund bei den GC-Heimspielen bleibt nach wie vor überschaubar. Für Platz 3 reicht es aber allemal, auch weil die Grasshoppers alle Spiele gegen YB mit Ex-Trainer Forte gewinnen und der Kunstschütze Izet Hajrovic so gut spielt, dass sich Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld die Haare rauft.

FC Basel
Lange sieht es so aus, als würde der FC Basel (mit Josip Drmic) schon wieder Meister werden. Aber nur bis die Degen-Zwillinge in einem Selbstversuch eine Woche lang auf das Mobiltelefon verzichten – und für die restliche Saison aus nervlichen Gründen ausfallen. In der Champions-League-Qualifikation gescheitert, frühes Cup-Aus gegen Zug 94 und nur der 2. Platz in der Meisterschaft. Alles in allem eine verkorkste Saison und unter dem Strich deutlich zu wenig.

Meine Schlusstabelle steht. Sportskameraden, was meint ihr? Kann es – abgesehen von den Problemen der Degen-Zwillinge – weitere Gründe geben, weshalb der FCB nicht Meister wird? Wie sieht eure Endabrechnung aus?

Kurioses aus der Fussballwelt

Annette Fetscherin am Donnerstag den 27. Juni 2013
Loris Benito schnappt den Marder, 10. März 2013. (Keystone/Marcel Bieri)

FCZ-Spieler Loris Benito schnappt den Marder, 10. März 2013. (Keystone/Marcel Bieri)

Ich glaubte, mich zwickt ein Marder, an jenem Sonntag im März in der Arena Thun. Als plötzlich ein flinkes Felltierchen über den Rasen galoppierte. Ans Fussball spielen war nicht mehr zu denken, bis Loris Benito und David da Costa sich zu Youtube-Helden machten und den Flitzer des Feldes verwiesen.

Der Fussball schreibt tierisch kuriose Geschichten. Angelehnt war der Auftritt des Thuner Marders an die Show, die mit dem Hauptdarsteller «Maradona»  14 Jahre zuvor im Letzigrund Premiere gefeiert hatte. Ein Muni, der im Stadion durchbrannte, den FCZ-Mittelfeldspieler Wilco Hellinga attackierte und die Ränge hinaufkletterte und das Publikum in Angst und Schrecken versetzte.

Doch es braucht gar nicht immer die Dienste eines tierischen Gehilfen, damit wir uns auf der Tribüne die Augen reiben. Fussball kann auch an und für sich schon furchtbar kurios sein. Das beweisen die folgenden Beispiele.

Maradona brennt durch

Maradona heisst das FCZ-Maskottchen 1999. Und es wird unvergessen bleiben. Vor dem Spiel gegen den FC St. Gallen brennen ihm die Sicherungen durch. Er macht Rasen und Tribüne unsicher und jagt allen Anwesenden einen Schrecken ein.

Loris fängt den Marder

Loris Benito ist ein Held. Dies hat nichts mit der zweifellos guten Saison zu tun, die er für den FCZ gespielt hat, als vielmehr mit seinem Einsatz als Marderfänger im Spiel gegen den FC Thun. Ohne Rücksicht auf Verluste packt er das Wildtier mit blossen Händen und muss danach sofort zur Starrkrampf-Impfung antraben.

Fairplay-Tor des Jahrzehnts

In der ersten Liga in Norwegen trifft ein Spieler der Gastmannschaft aus Versehen das Tor, als er eigentlich den Ball ins Aus schlagen will, da ein Spieler verletzt am Boden liegt. Doch die Gäste sind fair, sie gewähren dem Heimteam danach freie Bahn zum eigenen Gehäuse. Nur der Goalie will das Ganze nicht so richtig verstehen.

Goalie freut sich zu früh

Zugegeben, überragend ist dieser Penalty nicht geschossen. Doch ganz egal, er landet dennoch im Tor. Denn der Goalie fühlt sich in diesem Duell zu früh als Sieger und wendet sich bereits den nicht vorhandenen Fans zu. Autsch.


Fussballer merkt nicht, dass er ein Tor geschossen hat

Auch der umgekehrte Fall ist durchaus möglich. In Brasilien hält der Spieler Danilo seinen Schuss für völlig missraten. Was er nicht mehr mitkriegt, weil er bereits abgedreht hat: Der Ball landet nicht etwa auf dem Stadiondach, sondern im Tor! Sehen Sie selbst.

Cleverer Balljunge

Balljungen haben kein leichtes Leben. Mal werden sie von einem Geoffroy Serey Die verprügelt, dann wieder lauthals angeschrien weil sie das Spiel verzögern. Aber Balljungen können sich durchaus auch Freunde machen, wie die folgende Szene beweist.

Und jetzt ein Steilpass zurück an Euch, liebe Leserinnen und Leser:

Welche kuriosen Fussballszenen habt ihr erlebt, beobachtet oder im Internet aufgespürt?

Mourinho oder Guardiola?

Fabian Ruch am Mittwoch den 26. Juni 2013
José Mourinho (l.) mit dem Champions-League-Pokal, den er mit Inter gewonnen hat. Pep Guardiola mit dem CL-Pokal, den er mit Barcelona gewonnen hat. (Fotos: Reuters)

Wer ist der beste Trainer der Welt? José Mourinho (l.) mit dem Champions-League-Pokal, den er mit Inter gewonnen hat, 22. mai 2010 (Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach). Pep Guardiola (r.) mit dem CL-Pokal, den er mit Barcelona geholt hat, 28. Mai 2011 (Foto: Reuters/Paul Hanna).

Eine Trainerentlassung ist immer eine Niederlage für die Verantwortlichen eines Vereins. Sportchef, Manager, CEO, Präsident aber werden selten geopfert. Ein Fussballtrainer ist die ärmste Sau der Welt, darf man überspitzt geschrieben formulieren. Läuft es nicht, wird er ausgewechselt, auf dem Trainerkarussell sitzen garantiert immer Dutzende arbeitsloser Fussballlehrer, die auf eine Chance warten. Irgendwo.

Eigentlich ist es schwachsinnig, wie rasch ein Trainer gehen muss. Sicher mögen sich Ansprache, Art, Arbeitsweise abgenutzt haben. Irgendwann. Andererseits: Wird deswegen in gewöhnlichen Berufen alle vier Monate der Chef vor die Türe gestellt? Die Spieler haben heute – auch dank umtriebiger, schlauer Berater – deutlich zu viel Macht. Kaum ein Verein beugt sich nicht den angeblichen Mechanismen des Geschäftes. Dabei gibt es genügend Beispiele, dass Kontinuität fast nur entstehen kann, wenn ein Trainer jahrelang seine Philosophie umsetzen darf.

Der Aufschrei war kürzlich gross, als Uli Forte den Grasshopper-Club Hals über Kopf verliess und zu YB wechselte. Vom Zweiten und Cupsieger zum Siebten und Krisenfall! Und das erst noch mit der Begründung, die Strukturen und Erfolgsaussichten seien in Bern besser als in Zürich. Forte, der clevere Jungtrainer, hat natürlich recht. Was will er bei GC noch? Forte hat gewissermassen den Spiess umgedreht und – vielleicht auch ein wenig im Namen aller Trainer – einem Verein gezeigt, wie es sich anfühlt, von einem Tag auf den anderen nicht mehr gut genug zu sein.

Konservative Trainergeneration?

In diesem Sommer war der Personenverkehr auf dem internationalen Trainermarkt besonders spektakulär. Sir Alex Ferguson, seit November 1986 im Amt, etwa beendete seine sagenhafte Regentschaft bei Manchester United nach fast 27 Jahren und zahlreichen Pokalgewinnen. Er ist der fleischgewordene Beweis, wie sehr es sich lohnen kann, einem Coach zu vertrauen – auch wenn es mal ein bisschen stürmt und windet. Mit kontinuierlicher Aufbauarbeit hat der knorrige Schotte Ferguson die United zu einem der grössten, beliebtesten Fussballklubs der Welt geformt.

Jetzt hat Ferguson seine Laufbahn offiziell beendet. Aber wird er nicht vielleicht doch zurückkehren, sollte ManU im Herbst unter Nachfolger David Moyes die Erwartungen nicht erfüllen? Die Faszination Fussball lässt kaum einen los. Auch bei Jupp Heynckes, zuletzt Triplegewinner mit Bayern, darf man gespannt sein, ob er tatsächlich nie mehr ein Team führen wird.

Ferguson ist 71 Jahre alt, Heynckes 68, und deshalb können wir über die Diskussion, ihre konservative Trainergeneration treffe den Ton der schnelllebigen Zeit oft nicht mehr, nur laut lachen. Die ganze Debatte über angebliche Konzepttrainer, die einen grossartigen Matchplan verfolgen und mit methodischen, modernen, wissenschaftlichen Grundsätzen arbeiten würden, ist einfach nur lächerlich. Hatten denn Ferguson und Heynckes keinen Plan? Gingen sie nicht nach Methode vor? War ihr Erfolg nur Glück?

Mourinho hat mehr erreicht als Guardiola

Es gibt keine alten und jungen oder altmodischen und fortschrittlichen Trainer, sondern nur erfolgreiche und erfolglose. So ist das, selbst wenn die Arbeit als Trainer extrem schwierig, vielschichtig und kompliziert ist. Aufstrebende Figuren wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder André Villas-Boas bringen selbstverständlich frischen Wind in die Branche, aber die einzige Währung, die im Fussball zählt, ist am Ende immer noch der Erfolg. Da kann einer noch so ein guter Verkäufer, Motivator, Laptoptrainer sein – wenn er immer nur verliert, hilft ihm das wenig.

Und so sind wir zum Schluss bei der Debatte angelangt, wer denn der beste (oder eben: erfolgreichste) Trainer der Welt sein könnte. Es ist zweifellos eine offene, emotionale Diskussion, die man diesbezüglich führen kann. Stundenlang. Und irgendwann landen die meisten bei der Frage: José Mourinho oder Josep Guardiola? Es ist beinahe eine Glaubensfrage, ob man den bösen Mourinho oder den smarten Guardiola bevorzugt.

Wir entscheiden uns für den streitbaren Mourinho, der in vier Ländern (Portugal, England, Italien und Spanien) Meister wurde und mit zwei verschiedenen Mannschaften (Porto und Inter Mailand) die Champions League gewann. Was für ein Leistungsausweis! Guardiola hat bisher erst bei den Kurzpassexperten Barcelonas mit grossartigem Einfluss gewirkt und sich dabei unsterblich gemacht.

Letztlich zählen nur Titel

Nun trainieren beide neue Vereine. Und stehen vor grossen Herausforderungen, wobei Mourinho die angenehmere Ausgangslage hat. Der Portugiese kennt seinen neuen Arbeitgeber Chelsea bereits, er liebt die Premier League, viele Engländer mögen ihn. Pep Guardiola dagegen hat in seinem Sabbatical in New York zwar tüchtig Deutsch gelernt und könnte seine Deutschlehrerin einigen deutschen Fussballern, die Mühe mit der Sprache haben, empfehlen.

Allerdings braucht es immer eine gewisse Angewöhnungszeit in einem neuen Land. Zudem hat Bayern letzte Saison alles gewonnen, mehr kann auch Guardiola nicht erreichen. Der Antrieb des Spaniers wird sein, seinen schönen, direkten Ballbesitzfussball in München ebenfalls umsetzen zu können. Feine Füsse stehen ihm auch dort zur Verfügung. Aber letztlich zählen Titel, Titel, Titel.

Wir freuen uns jedenfalls bereits auf den Supercup Ende August in Prag. Europa-League-Sieger Chelsea (mit Mourinho) trifft auf Königsklassen-Gewinner Bayern (mit Guardiola). Welch wunderbare Fügung des Schicksals.

Und was denken Sie: Wer ist der beste Trainer der Welt? Wer wird mehr Erfolg haben beim neuen Klub: Mourinho oder Guardiola? Wie wichtig ist der Trainer überhaupt für den Erfolg einer Mannschaft?

Problemzone Bank

Thomas Kobler am Montag den 24. Juni 2013

Seit die gute Nachwuchsarbeit Früchte trägt, sehen sich Schweizer Nationaltrainer einer besonderen Herausforderung gegenüber: Stars auf der Ersatzbank. Die talentiertesten Schweizer Spieler erliegen reihenweise der Anziehungskraft der grossen europäischen Ligen. Weil Pyramiden aber nicht auf der Spitze stehen, können sich nicht alle, die in der Super League top waren, auf einer höheren Stufe gleichfalls durchsetzen. Sie bleiben zwar gute Fussballer, aber eben unter Umständen draussen auf der Bank.

Und hier fängt das Dilemma des Nati-Trainers an – wem soll er vertrauen: den formstarken Super-League-Stars oder den Allerbesten, denen im Ausland jedoch die Spielpraxis abgeht? Schauen wir uns Ottmar Hitzfelds Möglichkeiten genauer an:


Auf der Goalie-Position spielt Benaglio seit Jahr und Tag auf gutem Niveau in der Bundesliga und Nati. Die Nummer 2, Yann Sommer, zeigte Matchwinner-Qualitäten in der Europa- und Super League. Dahinter kommt mit Bürki ein vielversprechender Torhüter nach. Stark bewachter Kasten.

In der Abwehr-Viererkette gehörte Lichtsteiner zum Kern einer starken Juve-Meistermannschaft. Bei Sampdoria Genua verteidigen zwei ehemalige U-21-Eidgenossen. Rodriguez setzte sich in Wolfsburg unter einem neuen Trainer durch. Ziegler scheint in der Türkei auch gut angekommen zu sein. Im Zentrum fasst Djourou, seit er bei Hannover 96 ist, wieder besser Tritt, Senderos hat bei Fulham ein passendes Club-Niveau gefunden, von Bergen soll YB fünf Jahre lang neue Stabilität bringen – der Mann ist eine Bank – und Timm Klose gehört ebenfalls zu den umworbenen Innenverteidiger der Bundesliga-Mitte. Schönes Defensiv-Portfolio.

Im Mittelfeld herrscht auf den zwei defensiven Positionen geradezu ein Überfluss: Die Napoli-Spieler Behrami sowie Dzemaili und Eintracht-Kapitän Schwegler sind Stützen ihrer Teams. Inler kämpft zwar mit der Form, aber behauptet sich schon seit Jahren gut in der Serie A. Granit Xhaka kaut zwar unter Favre noch hartes Bundesliga-Brot, aber da muss dieses grosse Talent durch. Fabian Frei bewies Qualität auf europäischer Stufe, und Salatic war die ballsichere, zentrale Stütze des hiesigen Vizemeisters und Cupsiegers – ein Versuch wäre er auf alle Fälle mal wert. Pro Saldo viele valable Kandidaten.

Im Angriff hat sich Shaqiri in seiner ersten Saison beim FC Bayern sowohl zentral wie auch auf beiden Flügeln gut positionieren können. Stocker brillierte auf hohem europäischen Niveau, Barnetta steckt zwar in einer Krise, aber seine Qualität ist unbestritten, Emeghara fasste ordentlich Fuss in der Serie A und vielleicht platzt bei Ben Khalifa oder Costanzo der Knoten doch noch. Und rechts glänzt manchmal auch Hajrovic in GC-Rosa. Hier ist die Volatilität noch etwas hoch.

Dagegen magere Rendite ganz vorne: Derdiyoks Karriere steht kurz vor dem Scheitern, wenn er sich nicht endlich zusammenreisst. Seferovic vergeudet sein Potential in der Serie B. Gavranovic muss nächste Saison das Versprechen einlösen, ein Mann für 15 bis 20 Tore zu sein. Drmic zeigt aussergewöhnliche Anlagen, aber ihm fehlt noch die internationale Erfahrung. Und Mehmedi? Eine undankbare Münzwurf-Situation für jeden Trainer.

Hitzfeld steht keineswegs ohne Trümpfe da. Als routiniertem Zocker sollte es ihm eigentlich nicht so schwerfallen, gestellte Aufgaben besser zu lösen als in den beiden Zypern-Spielen. Die Rückkehr in die Coaching-Zone sollte erst mal helfen, aber wer oder was sonst noch?

Jesses, Maria und Johan!

Thomas Kobler am Samstag den 22. Juni 2013
Fuer den Schweizer Internationalen Johan Vonlanthen ist klar wer sein Captain ist, aufgenommen am Mittwoch, 6. Februar 2008, beim Fussball Freundschaftsspiel zwischen England und der Schweiz im Wembley Stadion in London. Das Spiel endete 2:1 fuer England. (KEYSTONE/Eddy Risch)

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vonlanthens Bekenntnis am Freundschaftsspiel gegen England, 6. Februar 2008. (Keystone/Eddy Risch)

…werden wohl einige Fans der Grasshoppers gedacht haben, als sie vernahmen, dass ihr Club Johan Vonlanthen – «Aber wenn Jesus will, dass ich spiele, werde ich wieder spielen!» – neu als Angreifer unter Vertrag genommen hat. Wenn die Wege des Herrn schon unergründlich sind, was sind dann die Wege, die Fussballvereine und ihre Angestellten manchmal einschlagen? Und wenn schon der römische Kaiser Konstantin damals glaubte, dass er unter dem Kreuzzeichen siegen werde – und es auch tat – dann kann nicht erstaunen, dass es unter eher abergläubischen Menschen, wie sie bei Fussballern nicht selten zu finden sind, auch solche gibt, die mit Kreuzzeichen und in einem Unterleibchen mit «Jesus liebt Dich!» draufgepinselt in den Match ziehen. Wenn Fussball auf Glauben trifft…

epa03597528 Real Madrid's Brazilian Ricardo Izecson 'Kaka' celebrates after scoring during the Spanish Primera Division soccer match between Deportivo and Real Madrid at the Riazor stadium in A Coruna, Galicia region, north-western Spain, 23 February 2013.  EPA/LAVANDEIRA JR.

Nicht galaktisch, aber Jesus liebt ihn wohl trotzdem: Kaká bedankt sich beim Herrn, 23. Februar 2013. (Keystone/Lavandeira Jr.)

Kaká, der ehemalige Welt- und europäische Fussballer des Jahres 2007, zum Beispiel, scheint seit seinem Wechsel von Milan zu den Nachfahren der «Galaktischen» in Madrid  beständig etwas unter dem dreifaltigen Radar zu fliegen. Seine einst so grosse und vielversprechende Karriere dümpelt nur noch so auf der Real-Ersatzbank dahin und hofft weiter auf Erlösung.  Dass die bislang ausblieb, mag allerdings auch an den horrenden Vorstellungen bezüglich Ablösesumme und Salär dieses einst so prächtigen Kickers gelegen haben.  Mehr Beten oder weniger Kohle? Was für eine Prüfung für Gewissen und Konto.

Glenn Hoddle, coach of the english soccer team, talks to the press in Bern, Switzerland, Tuesday, March 24, 1998. The English team will face Switzerland in a friendly game on Wednesday, in Bern. (KEYSTONE / Alessandro della Valle)

Vom (Irr-)Glauben wieder etwas abgekommen – hofft man: Glenn Hoddle, 24. März 1998. (Keystone/Alessandro della Valle)

Glenn Hoddle, der einstmals exzellente Tottenham-Mittelfeldstar und englische Nationaltrainer  geriet in die Kritik, weil er zur geistigen Stärkung  des Teams die Heilerin Eileen Drewry zum Staff-Mitglied machte (seitdem soll ihre Schweizer Kollegin Uriella auf ein Telefon des SFV warten) und in einem BBC-Interview sagte, dass Behindertsein die Strafe für Sünden in einem früheren Leben sein soll. Dafür, und weil er bei der WM98 auf Gazza verzichtete und im Achtelfinale nach Elfmeterschiessen ausgerechnet gegen den ehemaligen Kriegsgegner Argentinien ausschied, machte die unbarmherzige britische Boulevard-Presse kurzen Prozess mit ihm und nagelte Hoddle gewissermassen ans Kreuz für seinen (Irr-)Glauben. Die Wogen im Königreich gingen hoch und spülten ihn aus Amt und Würden. Was Glenn Hoddle heute glaubt, interessiert eigentlich keinen mehr, aber seine Trainerkarriere glaubt definitiv nicht an eine Wiedergeburt in diesem Leben.

Wynton Rufer. (Keystone/Matthias Rietschel)

Es sah das Licht im düsteren Kantonnement: Wynton Rufer an der Frauen-WM. (Keystone/Matthias Rietschel)

Besser lief es für Wynton Rufer, den früheren neuseeländischen FCZ- und GC-Stürmer, mit dem Glauben. Im WK 1988 passierte folgendes: Der Zufall wollte es, dass sein Schlafplatz in der Truppenunterkunft neben dem eines Heilsarmee-Offiziers lag. Die «Sirene» der Heilsarmee zeigte nach drei Wochen Wirkung und der Kiwi Rufer wurde ein neuer Mensch. Gleichzeitig verhandelte er in jenen Tagen auch mit Bremens Trainer Otto Rehhagel, und wurde in der darauffolgenden Saison auch ein neuer Werder-Spieler sowie eine der Entdeckungen jener Bundesliga-Saison. Halleluja – lobet und preiset den Herrn!

Bernhard Alpstaeg, Hauptgeldgeber und Investor des FC Luzern anlaesslich einer Medienkonferenz am Mittwoch, 31. Oktober 2012, in der Swissporarena in Luzern. Lange hat die Luzerner Elefantenrunde um Bernhard Alpstaeg und Samih Sawiris diskutiert. Anstatt Koepfe rollen zu lassen, staerkt Investor Bernhard Alpstaeg der aktuellen Fuehrungscrew den Ruecken. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Quo vadis FC Luzern? Im Bild: Bernhard Alpstaeg, Hauptgeldgeber des FC Luzern, 31. Oktober 2012. (Keystone/Urs Flüeler)

Regelrecht undurchsichtig werden die fussballerischen Glaubensfragen in der erzkatholischen Innerschweiz behandelt. Nach dem osmanischen Trainerfürsten Yakin, holte man sich als neuen Heilsbringer und spirituellen Führer Alex Frei. Als lauter Klingelbeutel klimpert Bernhard Alpstaeg, Ex-Präsident Stierli und die Anhänger des FC Luzern geniessen  seinen Fussballtempel in Beige, aus Andermatt grüsste der Pharao mit Millionen und Heinz Hermann schickte man in die Wüste. Verglichen mit den jüngsten FCL-Vereins-Chroniken hat das Alte Testament fast schon etwas Paradiesisches.

Vorschau auf die neue Saison

Simon Zimmerli am Donnerstag den 20. Juni 2013

Obwohl das Transferfenster noch bis Ende August geöffnet ist, wage ich zum Trainingsstart der Super-League-Mannschaften bereits eine Prognose für die kommende Saison.

Frisch: Aarau-Trainer René Weiler.

Frisch: Aarau-Trainer René Weiler.

FC Aarau
Herzlich Willkommen in der Modemetropole Aarau! Endlich kann ich mich auf der altehrwürdigen Brügglifeld-Tribüne wieder an einen Fackelspiess klammern, während im beissenden Rauch würziger Stumpen einsame und verzweifelte «Hopp Aarou»-Rufe auf das Feld prasseln. Und was gibt es Spannenderes als mit drei Punkten im Gepäck und einem Kafi Luz im hautfarbenen Kaffeebecher stundenlang durch das Aarauer Wohnquartier zu tingeln, um das Auto zu finden? Aber Obacht, die Aargauer Hauptstädter werden unter Trainer René Weiler mit erfrischendem Fussball die Liga aufmischen und bis zuletzt, um einen Europa-League-Platz kämpfen. Platz 5 für den FC Aarau in der Endabrechnung.

Von wegen super: Gegentor auf der Pontaise.

Von wegen super: Gegentor auf der Pontaise.

FC Lausanne-Sport
Auch der letzte verbleibende Club aus der Romandie verschwindet aus der höchsten Spielklasse, was bereits sechs Runden vor Schluss feststeht. Nur die Geisterspiele in Basel waren schlechter besucht, als die letzten Super-League-Spiele auf der Pontaise. Ein kleiner Lichtblick bietet hingegen das Trainingslager in Barcelona, in welchem der FC Lausanne-Sport in einem Freundschaftsspiel auf Lionel Messi trifft, der ablösefrei zu CF Cárcel Modelo de Barcelona transferiert wurde. Der Gefängnismannschaft vom Stadtteil Eixample.

Alles unter Kontrolle: Luzern-Sportchef Alex Frei.

Alles unter Kontrolle: Luzern-Sportchef Alex Frei.

FC Luzern
Nachdem Alex Frei das Jubelverbot an die Adresse von Carlos Bernegger erfolgreich durchgesetzt hat, zaubert der Sportchef weitere unnötige Regeln aus dem Hut. So muss Daniel Gygax regelmässig bei Frei vorsprechen, um grünes Licht für die neuesten Entwürfe seiner Tatoos einzuholen. Dies bringt Unruhe ins Team, was einzig Dimitar Rangelov beflügelt. Er schiesst seine Tore Nummer 2, 3 und 4 in der Super League – und den FC Luzern auf Rang 8.

Macht das Beste draus: YB-Trainer Uli Forte.

Macht das Beste draus: YB-Trainer Uli Forte.

BSC Young Boys
Die Berner Young Boys kommen auch unter dem neuen Trainer Uli Forte nicht auf Touren. Nach einer harmlosen Äusserung Fredi Bickels vermisst Forte plötzlich die Nestwärme und das Vertrauen. Da Forte aber einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat und weder Ciriaco Sforza (Weiterbildung) noch Urs Schönenberger (TV-Experte) verfügbar sind, setzen die YB-Verantwortlichen weiter auf Forte und suchen die Gründe für den Misserfolg auf anderen Ebenen. Nachdem der Platzwart den Kopf gerade noch aus der Schlinge ziehen kann, wird der Designer Tyler Brûlé engagiert um den Berner Sportclub junger Buben in die Berner Capitals zu verwandeln. Die YB-Wurscht wird von Brûlé aus dem Gastrokonzept gestrichen und die Capitals finden zu neuem Selbstvertrauen. Platz 4 in der RSL-Schlusstabelle.

Ruhig: Sion-Präsident Christian Constantin.

Ruhig: Sion-Präsident Christian Constantin.

FC Sion
Abgesehen von den üblichen Tanzeinlagen Christian Constantins und ein, zwei spektakulären Transfers ist es in dieser Saison ruhig um den FC Sion. Lediglich zwei Mal wechselt Constantin seinen Trainer aus und schliesst die Saison mit Bernard Challandes auf dem 6. Schlussrang ab.

Lesen Sie nächste Woche, wann die Meisterfeier des FC Zürich stattfindet, wie der FC Basel seine finanziellen Probleme in den Griff kriegen kann und wie der FC Thun mit Bingoabenden die Miete für das Stadion einspielt. Und natürlich auch wie es dem FC St. Gallen und den Grasshoppers läuft.

Welcher Club ist der attraktivste der Welt?

Fabian Ruch am Mittwoch den 19. Juni 2013

Heute werfen wir einen Blick auf die Attraktivität der Vereine für Fussballer. In unserer Top 10 der Clubs taucht kein Italiener auf, die Blütephase der Serie A ist längst vorbei. Einst galt die italienische Liga als schönste und beste der Welt – heute sind die meisten Stadien veraltet, die Löhne sind tiefer als in anderen Topligen, und so schrammt einzig Meister Juventus mit neuer Arena knapp an einer Nomination vorbei. Milan und Inter dagegen müssen sich zuerst wieder herausputzen und zu alter Stärke zurückfinden. Beide gehören nicht mehr zum Eldorado für Spitzenkräfte.

Die Bundesliga ist derzeit die wohl attraktivste Liga der Welt. Dennoch schaffen es Schalke, Leverkusen und Wolfsburg nicht in die Steilpass-Liste. In den Top-10-Vereinen ist eine Arbeitsstelle für De-luxe-Fussballer noch reizvoller. Gegen den ukrainischen Giganten Schachtar Donezk sowie den russischen Retortenclub Anschi Machatschkala, wo Spitzensaläre verdient werden können, sprechen die geographisch wenig bezaubernde Lage der Clubs sowie das Leistungsniveau in der Liga. Gerade südamerikanische Stars können dort wenig Eigenwerbung betreiben und werden selten ins Nationalteam berufen. Deshalb taucht auch keiner der Istanbuler Vereine Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş auf. Die türkische Liga ist insgesamt zu schwach.

Als attraktivsten Verein ausserhalb Europas wählen wir Flamengo, stellvertretend für die aufstrebende brasilianische Liga, wo mittlerweile wunderbare Löhne bezahlt werden. Und beim Traditionsverein Flamengo in der Traumstadt Rio de Janeiro lässt es sich ganz angenehm spielen.

Jetzt aber zu den Top 10 der attraktivsten Clubs der Welt für Fussballer:

10. Manchester City

Chelsea-Spieler Tevez feiert einen Treffer gegen Wigan, 17. April 2013

Manchester-City-Spieler Tevez feiert einen Treffer gegen Wigan, 17. April 2013. (Keystone/David Richards)

Im Scheichclub ist die Bezahlung ausgezeichnet. Das Kader ist glänzend besetzt und besitzt insbesondere in der Champions League noch Steigerungspotenzial. Weil Manchester City jahrzehntelang erfolglos agierte, ist der Hunger nach Titeln und Trophäen überall spürbar. Das kann inspirierend sein.

9. Monaco

Falcoa schmeisst sich in Pose

Falcoa (neu bei AS Monaco) wirft sich nach einem Treffer für Atletico Madrid in Pose, 31. Mai 2013. (Keystone/Srdjan Suki)

Vor zwei Jahren wäre der Champions-League-Finalist von 2004 nicht einmal unter den Top 200 der Weltclubs gestanden. Mit russischer Finanzhilfe aber ist der Fürstenclub auf dem radikalen Weg zurück zu alter Stärke. Vor kurzem stieg Monaco in die Ligue 1 Frankreichs auf. Und jetzt wird aufgerüstet, koste es, was es wolle. Man darf mit mehreren Hundert Millionen Franken Investitionen allein in diesem Sommer rechnen. Der kolumbianische Superstürmer Radamel Falcao von Atletico Madrid etwa ist für rund 75 Millionen Franken bereits verpflichtet worden. Der milliardenschwere Oligarch Dimitri Rybolowlew träumt auch von Cristiano Ronaldo und anderen Weltstars. Sie verdienen in Monaco steuerfrei. Das Financial-Fairplay, welches von der UEFA demnächst eingeführt werden soll, wird dabei heftig mit den Füssen getreten. Demnach dürfen Vereine ja bald nur noch so viel ausgeben, wie sie selber einnehmen…

8. Borussia Dortmund

Jürgen Klopp, 4. Mai 2013.

Dortmund-Trainer Jürgen Klopp in Aktion, 4. Mai 2013. (Keystone/Marius Becker)

Tolle Fans, mit dem Signal-Iduna-Park eine prächtige Arena, bei jedem Heimspiel rund 80’000 Zuschauer, grenzenlose Begeisterung im Anhang – das alles spricht für Dortmund. Und verhungern muss ein Starkicker bei der Borussia auch nicht, selbst wenn in den anderen Top-10-Clubs dieser Liste im Schnitt deutlich mehr bezahlt wird. Für den Champions-League-Finalisten spricht zudem der leidenschaftliche Trainer Jürgen Klopp. Er macht Spieler besser. Das kann ein Anreiz sein.

7. Paris Saint-Germain

Milos Ninkovic and Cedric Moncongu (L) of Evian vies for the ball with Zlatan Ibrahimovic (R) of Paris Saint Germain during the French League 1 soccer match between Evian Thonon Gaillard and PSG at Parc des Sports in Annecy, France, 28 April 2013.  EPA/EDDY LEMAISTRE

Evian-Spieler Milos Ninkovic (r.) und Cedric Moncongu (l.) versuchen PSG-Spieler Zlatan Ibrahimovic (M.) zu stoppen, 28. April 2013. (Keystone/ Eddy Lemaistre)

Paris ist eine tolle Stadt mit fantastischer Lebensqualität. Zudem wird der Club seit wenigen Jahren von vermögenden Scheichs alimentiert. Das lockt Hochpreisfussballer wie Zlatan Ibrahimovic oder Thiago Silva an. Und: PSG will weiter protzen. Gegen den Verein spricht die eher zweitklassige Liga und der Spitzensteuersatz für Millionenverdiener von 75 Prozent (!), der in Frankreich eingeführt worden ist. Wobei: Wenn ein Nettolohn ausgehandelt wird, muss das die Spieler nicht kümmern…

6. Chelsea

during the Europa League final soccer match between Benfica and Chelsea at ArenA stadium in Amsterdam, Netherlands, Wednesday May 15, 2013. (AP Photo/Peter Dejong)

Chelsea-Spieler Fernando Torres lässt Benficas Torhüter Artur Moraes alt aussehen und erzielt ein Tor, 15. Mai 2013. (AP Photo/Peter Dejong)

Auch London ist eine pulsierende, tolle Weltstadt. Und bei Chelsea übernimmt mit José Mourinho der vielleicht beste Trainer der Welt im Sommer wieder das Zepter. Das hört sich nach einem spannenden Projekt an. Zumal der verschwenderische Besitzer Roman Abramowitsch eher nicht als kleinlich bekannt ist, wenn es um sein Fussball-Spielzeug geht.

5. Arsenal

Queens Park Rangers' Jermaine Jenas, centre attempts to clear the ball from Arsenal's Lukas Podolski, right, and teammate Aaron Ramsey, during their English Premier league soccer match at Rangers' Loftus road stadium in London, Saturday, May  4, 2013. (AP Photo/Alastair Grant)

Arsenal-Spieler Lukas Podolski (r.) kämpft mit Jermaine Jenas (QPR) um den Ball, 4. Mai 2013. (AP Photo/Alastair Grant)

Arsenal rennt zwar seit Jahren einem grossen Pokal hinterher, aber das kann auch eine grosse Herausforderung sein. Und Coach Arsène Wenger lässt in London Offensivfussball spielen, er ist ein guter Ausbildner und soll jetzt endlich bereit sein, ein bisschen mehr in Fussballer zu investieren, die Tore und Erfolg garantieren. Denn Geld besitzt Arsenal ja genügend, hinter Bayern ist der Club vermutlich der zweitrentabelste im Weltfussball. Doch ein Verein muss nicht Gewinne abwerfen, sondern Titel gewinnen.

4. Barcelona

FC Barcelona's Andres Iniesta, left, scores past Chelsea's goalkeeper Petr Cech from Czech Republic during a semifinal second leg Champions League soccer match at the Camp Nou stadium in Barcelona, Spain, Tuesday, April 24, 2012. (AP Photo/Manu Fernandez)

FCB-Spieler Andres Iniesta erzielt gegen Petr Czech (Chelsea) ein Tor, 24. April 2012. (AP Photo/Manu Fernandez)

Der beste Club der letzten Jahre nur auf Rang 4? Ja. Erstens wirkten die Leistungsträger zuletzt ziemlich satt. Zweitens steht jeder Superstar automatisch im Schatten des alles dominierenden und überragenden Lionel Messi. Und drittens ist es allgemein sehr schwierig, sich in der Teamhierarchie einen Platz an der Sonne zu erkämpfen, solange die Clubikonen Carles Puyol, Xavi und Andres Iniesta dabei sind. Aber natürlich ist Barcelona auch in Zeiten des personellen Umbruchs eine Erste-Klasse-Adresse. Der famose Hochgeschwindigkeitsdribbler Neymar wird den Betrieb aufmischen.

3. Manchester United

Rio Ferdinand celebrates his goal to make the game 2-1 to Manchester United during the English Premier League soccer match between Manchester United and Swansea City at Old Trafford, Manchester, Britain, 12 May 2013.  EPA/PETER POWELL

Rio Ferdinand hat im Old Trafford für Manchester United einen Treffer erzielt (gegen Swansea), 12. Mai 2013. (Keystone/Peter Powell)

Sir Alex Ferguson wird ab Sommer tatsächlich nicht mehr Trainer von Manchester United sein. Eine ganze Generation Fussballfans kennt diesen Weltverein gar nicht ohne den Schotten an der Seitenlinie. Jetzt werden die Karten in jeder Beziehung neu gemischt. Und weil ManU weltweit einer der beliebtesten Vereine ist, bleibt er mit seiner Geschichte, seinen Erfolgen, seinen finanziellen Möglichkeiten sowie dem traumhaften Old Trafford als Spielstätte ein sensationeller Arbeitgeber.

2. Real Madrid

Real Madrid's Mesut Ozil from Germany, left, in action with Osasuna's Ruben, right, during a Spanish La Liga soccer match at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid, Spain, Saturday, June 1, 2013. (AP Photo/Andres Kudacki)

Real-Madrid-Spieler Mesut Özil (l.) im Zweikampf mit Ruben (Osasuna),1. Juni 2013. (AP Photo/Andres Kudacki)

Einmal bei Real Madrid spielen – so träumt seit Jahrzehnten fast jeder Bub weltweit. Die Anziehungskraft der Königlichen ist gigantisch. Zuletzt wurde Madrid jedoch von Barcelona dominiert. Das macht den Club nicht weniger interessant. Denn: Dabei zu sein, wenn Real den ersten Champions-League-Titel seit 2002 und den 10. Erfolg im wichtigsten Vereinswettbewerb feiert – davon träumt wohl fast jeder Fussballer weltweit. Vielleicht mit Ausnahme von Lionel Messi.

1. Bayern München

Bayern Munich FC team pose with their trophy and celebrate after the UEFA Champions League final between Borussia Dortmund and Bayern Munich at Wembley Stadium in London, Britain, 25 May 2013. EPA/KERIM OKTEN

Bayern München feiert den Champions-League-Titel, 25. Mai 2013. (Keystone/ Kerim Okten)

Die Titelhamsterer aus München holen sich auch diesen Steilpass-Pokal. Klar, der Druck ist auch bei den Bayern riesig, hier ist Rang 2 bereits eine böse Niederlage. Aber kein Fussballverein wirtschaftet besser, cleverer und vor allem gesünder. Der Triple-Gewinner aus München verfügt über eine fantastische Arena, zahlt prächtige Löhne, garantiert Titel, hat ausgezeichnete Strukturen, spielt in einer schönen Stadt und in einer boomenden Liga. Fussballer-Herz, was willst du mehr? Vielleicht noch den smarten FC-Barcelona-Baumeister Pep Guardiola als Trainer? Check!

Und wie sehen Sie das? Zu welchem Verein würden Sie als Weltstar am liebsten wechseln? Welcher Club ist warum besonders attraktiv? Und: Kann der Lohn wichtiger sein als Verein, Liga oder Lebensqualität?

U-21-Helden träumen von Brasilien

Thomas Kobler am Montag den 17. Juni 2013
Die Schweizer U-21-Mannschaft vor dem Final gegen Spanien, 25. Juni 2011. (Keystone/Peter Klaunzer)

Die Schweizer U-21-Mannschaft vor dem Final gegen Spanien, 25. Juni 2011. (Keystone/Peter Klaunzer)

Erinnern Sie sich noch? Vor zwei Jahren um diese Zeit spielte die Schweizer U-21-Nationalmannschaft ein glänzendes Turnier an der Europameisterschaft in Dänemark, in dem sie erst im Finale vom überragenden spanischen Nachwuchs mit 2 : 0 besiegt wurde. Für die Endrunde in Israel, die derzeit läuft, hat sich unsere Mannschaft nicht qualifizieren können – sie scheiterte in den Entscheidungsspielen an der DFB-Auswahl. Mittlerweile sind bei den ehemaligen Finalisten zwei weitere Spielzeiten Erfahrung hinzugekommen und die WM 2014 mit der A-Nationalmannschaft rückt langsam in den Fokus. Hier ein kurzer Überblick wie es um die ehemaligen U-21-Helden und ihre Chancen auf mögliche Einsätze unter Nati-Coach Hitzfeld steht:


Wessen Traum vom grossen WM-Ziel wird in Erfüllung gehen und wessen Träume werden womöglich platzen? Was glaubt ihr, Sportsfreunde?

Darum ist Vonlanthen eine gute Wahl

Simon Zimmerli am Freitag den 14. Juni 2013
ZUR VERPFLICHTUNG VON JOHAN VONLANTHEN BEI GC STELLEN WIR IHNEN AM DIENSTAG, 11. JUNI 2013 FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG -  Johan Vonlanthen beim Training mit dem FC Wohlen in Wohlen am Freitag, 12. April 2013.(KEYSTONE/Walter Bieri)

Spielt wieder in der Super League: Johan Vonlanthen beim Training mit dem FC Wohlen, 12. April 2013. (Keystone/Walter Bieri)

Beim Cup-Derby zwischen dem FCZ und GC sass auf der Tribüne des Letzigrund-Stadions auch ein gewisser Johan Vonlanthen. Aufmerksame Zuschauer werden ihn erkannt haben, obwohl er ein paar Kilo mehr auf den Rippen hatte als zu seinen Glanzzeiten. In der kommenden Saison wird Vonlanthen vermehrt im Letzigrund zu sehen sein – leider nicht mehr im Dress des FCZ sondern als polyvalenter Angreifer der Grasshoppers, die sich auf das Wagnis eingelassen haben, den wohl talentiertesten, aber auch unberechenbarsten Schweizer Fussballer der letzten Jahre zu engagieren. Kolumbianisches Fussball-Roulette könnte man diesen riskanten Transfer nennen, denn immerhin hat der einst so hoch Gelobte und vom holländischen Spitzenverein PSV Eindhoven in Teenager-Jahren mit einem hochdotierten Vertrag ausgestattete Ballkünstler seit 18 Monaten keinen Ernstkampf mehr bestritten.

Ein paar Kilo müssen vermutlich noch weg.

Ein paar Kilo müssen vermutlich noch weg. (Keystone/Walter Bieri)

Sein Wechsel nach Itagüi, einem Vorort von Medellin, war die siebte Station in seiner jungen Profikarriere und gelinde gesagt ein Missverständnis. Vonlanthen liess zwar verlauten, dass er furchtbar Lust habe, neben seiner religiösen auch der fussballerischen Leidenschaft zu frönen, ins Tor traf der Mann, der am Samstag nicht spielen wollte, aber nie. Sechs Spiele, null Tore lautete seine Bilanz. Indiskutabel für einen, der schon mit 17 zu gut war für die Schweizer Eliteliga, in der er nun einen Neuanfang wagt. Gewiss, Vonlanthen zu verpflichten ist mutig. Doch wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und es deutet einiges darauf hin, dass GC-Sportchef Dragan Rapic richtig liegt. Am Talent und an den technischen Fähigkeiten Vonlanthens gibt es keine Zweifel, und auch sein Charakter sollte kein Hindernis mehr sein. Anders als etwa Davide Chiumiento, der im FCZ-Ensemble bisweilen wie ein unwilliger Star wirkt, der versehentlich in der Provinz auftreten muss, ist Vonlanthen hungrig.

Erreicht Vonlanthen eine gute Form, ist vieles möglich. (Keystone/Walther Bieri)

Erreicht Vonlanthen eine gute Form, ist vieles möglich. (Keystone/Walter Bieri)

Vonlanthen ist nun 27. Vor zehn Jahren spielte er in der Championsleague, ging mit 18 Jahren als jüngster Torschütze an einer EM in die Geschichtsbücher ein und war bei seinem Comeback 2009 in der Super League beim FCZ ein Leistungsträger. Dazwischen sorgte er mit seinem schwierigen Charakter immer wieder für Eklats. So weigerte er sich in der Schweizer U-21-Nationalmannschaft auf der Bank Platz zu nehmen oder kämpfte mit einem ärztlichen Attest für die Teilnahme an der WM 2006 in Deutschland. Als Höhepunkt seiner Rückschläge wurde er bei Red Bull Salzburg in der Saison 2008/09 als Rekordverdiener des Clubs in den Nachwuchs verbannt. Diese Rückschläge haben Vonlanthen stärker gemacht und er weiss, dass es vermutlich seine letzte Chance ist, auf dem Fussballfeld für Furore zu sorgen. Er wird – anders als der zu den Young Boys abgewanderte Trainer Uli Forte – alles daran setzen, GC das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen. Er wird rennen, bis auch die letzten Fettpölsterchen weggeschmolzen sind und der GC-Offensive die nötige Abgebrühtheit verleihen.

Johan Vonlanthen erzielt EURO 2004 den Ausgleich gegen Frankreich, 21. Juni 2004. (Keystone/Olvier Berg)

Was hat er noch drauf? Im Bild: Johan Vonlanthen feiert an der EURO 2004 seinen Ausgleich gegen Frankreich, 21. Juni 2004. (Keystone/Oliver Berg)

Ich freue ich mich auf Johan Vonlanthen, auf einen Schuss Extraklasse für den Zürcher Fussball und auf ein spannendes Experiment. Sportler, die eine längere Pause hinter sich haben, besitzen einen besonderen Hunger und eine besondere Passion für ihren Beruf. Denken Sie nur an Kimi Räikkönen, der nach seiner Formel-1-Pause für Lotus den ersten Sieg seit den Tagen des grossen Ayrton Senna einfuhr oder an den spanischen Tennisstar Rafael Nadal, der wegen seiner Knieverletzung über sieben Monate keine Turniere bestreiten konnte und sein Comeback am vergangenen Wochenende in Roland Garros mit seinem achten French-Open-Titel krönte. Die Champions League, das fussballerische Pendant zu einem Grand Slam, wird Vonlanthen mit den Grasshoppers natürlich nicht gewinnen, aber er wird sich einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des Schweizer Fussballs zurück erkämpfen. Vonlanthen wird im Lexikon des hiesigen Fussballschaffens bald nicht mehr unter V wie «verschleudertes Talent», sondern unter U wie «unerwartetes Comeback» zu finden sein. Wenn Sie ein paar Franken übrig haben, dann setzen Sie sie doch darauf, dass der Torschützenkönig der Super-League-Saison 2013/14 Johan Vonlanthen heissen wird.