Der Nächste bitte! Anfang Woche kam die Nachricht aus dem Wallis, die eigentlich nur eine Vollzugsmeldung war: Bernard Challandes wurde als Trainer des FC Sion entlassen. Der Neuenburger ist nicht allein. Er teilt das Schicksal mit 27 Leidensgenossen, die im Tourbillon vom allmächtigen Präsidenten Christian Constantin ebenfalls schon den blauen Brief erhalten haben – in insgesamt 13 Jahren. Rotationsprinzip à la Valaisanne.
Damit trägt Constantin einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Unterhaltungswert in der Super League bei. Seine personalstrategischen Fallrückzieher und medialen Störfeuer überbrücken jede noch so flaue Phase. Von den aktuellen Präsidenten hat höchstens FCZ-Boss Ancillo Canepa ähnliche Strahlkraft.
Neben den Medien müssen auch die Klubs in der «Üsserschwiiz» dankbar sein. Der Aktionismus von Constantin zieht nämlich einen ernsthaften Konkurrenten aus dem Verkehr. Die zweistellige Millionensumme, die im Tourbillon in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten für Abgangsentschädigungen und Ausfallhonorare bezahlt wurde, hätte eigentlich die Basis für mehr als einen lausigen Meistertitel liefern müssen. So aber dient Sion als Durchlauferhitzer für Gastarbeiter. Würde die Personenfreizügigkeit aufgehoben, Constantin müsste den Laden dicht machen. Statt Bregy, Brigger und Burgener heissen die Walliser heute Mrdja, Yoda und Dingsdag.
Als Architekt scheffelt Constantin Millionen – finanziert sich jedes Jahr den neusten Ferrari und einen Privatjet. Auf juristischem Parkett ist er ein begnadeter Dribbler. Noch immer hat er einen Richter gefunden, der ihm Recht gibt. Erst stürzte er den FC Sion in den Konkurs, dann boxte er ihn mit seinen Anwälten zurück ins Geschäft. Selbst das von der FIFA gegen Sion ausgesprochene Transferverbot ist nicht einmal das Papier wert, auf dem es gedruckt ist. Hätte Constantin in Zürich etwas zu sagen, würde das Stadion vermutlich schon seit Jahren stehen – mit oder ohne Baubewilligung.
Stellt sich die Frage, ob CC Fluch oder Segen für den Schweizer Fussball ist? Lebt er vor, wie auch in Städten mit ähnlich begrenztem wirtschaftlichem Einzugsgebiet das grosse Spektakel möglich wäre? Oder ist er nur ein selbstverliebter Profilneurotiker, der die ganze Liga an der Nase herumführt? Wie viel Constantin erträgt der Schweizer Fussball?