Spätestens seit gestern ist die Spannung im Rennen um die Schweizer Meisterschaft nur noch virtuell. Mit dem siebten Sieg im siebten Spiel der zweiten Saisonphase hat der FCB seine Leaderposition zementiert. Das 2:1 bei den bedauernswerten Grasshoppers war ein Muster an meisterlicher Effizienz und Abgebrühtheit.
Die Zürcher trafen zweimal den Pfosten und hatten (beim Stand von 1:1) durch Innocent Emeghara die grosse Möglichkeit zum 2:1, doch der Unschuldige machte sich einmal mehr der Chancenvernichtung schuldig. Ein paar Minuten später hämmerte Alex Frei auf der anderen Seite einen Freistoss aus 30 Metern ins Tor. GC-Goalie König sah aus wie ein Bettler. Gewisse Kreise behaupten, selbst Andrea Guatelli hätte diesen Schuss abgewehrt.
Bezeichnend ist die Vorgeschichte der Basler Treffer. Beide fielen nach Standardsituationen; beiden gingen umstrittene Freistoss-Entscheide von Schiedsrichter Alain Bieri voraus. In der Entstehung des 1:0 warf sich Marco Streller im Kampf gegen zwei Zürcher Verteidiger so theatralisch zu Boden, dass er nachträglich für den Schweizer Filmpreis nominiert werden müsste. Und Alex Frei fädelte vor seinem phänomenalen Siegesschuss derart geschickt in den Beinen von GC-Jüngling Abrashi ein, dass Bieri sofort auf Foul entschied. Im Ski-Weltcup wäre der Basler Goalgetter disqualifiziert worden. Doch im Fussball ist der geschickte Umgang mit der Schwerkraft ebenso wichtig wie das Ballgefühl.
In der Fairplaywertung der Super League liegt der FC Basel auf Grund der kassierten gelben und roten Karten auf dem letzten Platz. Dennoch kann er sich kaum über eine Benachteiligung durch die Referees beklagen. Viel mehr besitzt er jenen Schiedsrichterbonus, der bei Spitzenteams üblich ist. Gehen die Stars zu Boden, fällt den Regelwächtern das Pfeifen offensichtlich leichter. Das ist weder ein helvetischer Sonderfall noch unlogisch. Denn die Könner der Branche haben sich diesen Artenschutz im Verlaufe ihrer Karriere erarbeitet – auch Alex Frei und Marco Streller. Die Grasshoppers dürfte dies kaum trösten. Sie waren gestern dem aktuellen und zukünftigen Meister mindestens ebenbürtig – fussballerisch nicht schauspielerisch.