Mitteilung in eigener Sache: Thomas Renggli verlässt zu unserem grossen Bedauern den Steilpass-Blog. Wir möchten ihm für seine ausgezeichneten, pointierten und mit viel Herzblut geschriebenen Beiträge bedanken. Die immer wieder sehr leidenschaftlich geführten Diskussionen an dieser Stelle haben gezeigt, dass Fussball kaum jemanden kalt lässt. Also: Danke Thomas und alles Gute!
Der Steilpass wird selbstverständlich weitergeführt, mit Annette Fetscherin und einem weiteren Blogger, der in Kürze hier vorgestellt wird. – Die Redaktion.
Trotz späten Frühlingsgefühlen schlossen die Grasshoppers die Super-League-Saison im sportlichen Niemandsland ab – ohne Abstiegssorgen, aber fern jeglicher europäischer Perspektiven. So fehlt dem Klub kurzfristig die wichtigste Einnahmequelle.
Damit dies künftig wieder anders wird, greift der Rekordmeister zu unüblichen Methoden. In Kooperation mit dem Schweizer Sportfernsehen will er sein Kader via TV-Casting auf Vordermann bringen: «GC sucht den Superstar».
Der Klub, der sich der Talentförderung verschrieben und jährlich mehrere Millionen in den Campus in Niederhasli investiert, setzt künftig in der Mannschaftszusammensetzung also auf die öffentliche Meinung. Die Vorselektion übernimmt eine Fachjury – beispielsweise Gilbert Gress, Baschi und Christa Rigozzi -, das definitive Verdikt wird per Telefonabstimmung gefällt. Auch Fans des FCZ und aus Basel dürfen mitentscheiden, wer einen Profivertrag beim früheren Nobelklub erhält. Ob Ciriaco Sforza oder doch Dieter Bohlen das Vetorecht erhält, ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen.
Der Anforderungskatalog an die Kandidaten ist nicht bis ins letzte Detail bestimmt, dürfte aber umfangreich sein. Neben fussballerischen Tests müssen die Berufssportler in spe unter anderem ihre Mediengewandtheit (ein Interview auf Walliser-Tiitsch mit Rainer-Maria Salzgeber), ihre Fachkompetenz (Wie heisst der aktuelle Trainer des FC Sion?) und ihre Geographie-Kenntnisse (Wie kommt man ohne Navigationssystem in weniger als 60 Minuten von Niederhasli in den Letzigrund?) beweisen. Secondos haben ausserdem einen freundeidgenössischen Treuschwur zu leisten und die Nationalhymne vor jeder Folge vorzusingen.
Die entscheidende Frage aber bleibt vorderhand unbeantwortet. Wer wird sich melden? Die Messis und Ronaldos von der Rentenwiese beim Bürkliplatz? Der Torschützenkönig am Grümpelturnier des FC Schwerzenbach? Undercover-Journalisten, die endlich in die Kabine wollen? Oder gar ein von Sforza einst verkanntes Talent, das sich auf dem zweiten Bildungsweg einen Platz auf der Payroll sichern will?
Ob sich der neue Niederhasli-Maradona tatsächlich via Tele-Voting finden lässt, bleibt abzuwarten. Nimmt man die Halbwertszeit eines durchschnittlichen Musicstars und setzt sie in Verbindung mit dem Niveau der letzten Show auf SSF («Einer wie Beni»), gibt es für den Sieger des Fussball-Castings nur einen Stammplatz – auf der Ersatzbank der zweiten GC-Mannschaft.
Mit diesem Beitrag verabschiedet sich der Autor in die ewigen Jagdgründe für Blogger. Er bedankt sich bei allen Lesern für die angeregten und emotionalen Diskussionen, wünscht Ottmar Hitzfeld das Wunder von London, Joseph Blatter eine korruptionsfreie Fussball-Welt, Andrea Guatelli mehr Glück bei der Wahl seiner nächsten Stammbeiz und – last but not least – Alex Frei noch viele Tore in Basel und um Basel herum. Hasta la Vista!