Auf MTV laufen seit einer Weile die stilbildenden Serien «Jersey Shore» und «Geordie Shore». Dort bekommt man Einblicke in den Lifestyle junger Menschen aus New Jersey oder dem nordenglischen Newcastle. Gemeinsam ist beiden Programmen, dass man oft kaum für möglich hält, was man dort sieht und hört. Genauso geht es mir mit den Meldungen aus «Oligarchen Shore», und was diese Leute immer mal wieder vom Stapel lassen.
Der jetzt wiederaufgestiegene französische Küstenclub AS Monaco ist das jüngste Beispiel aus der Jetzt-lassen-wir-es-aber-richtig-krachen-Ecke des europäischen Fussballs. Als protziger Krachmacher amtet Dimitri Jewgenjewitsch Rybolowlew, der vordergründig mit Kali in der für Oligarchen üblichen kurzen Zeit und in jungem Alter ein Milliardenvermögen gemacht hat. Damit war die meiste Arbeit getan, und weil man sich sonst nichts gegönnt hat im Leben, sollen jetzt endlich Spiel, Spass und sportliche Geldwäsche für mehr Freude im tristen Oligarchen-Alltag sorgen – was man in Frankreich für nicht ganz ausgeschlossen hält. Mit prall gefüllten Geldbeuteln und einer fast leeren Mannschaftsaufstellung im Gepäck machte sich in dieser Transferperiode also ein weiterer Abenteurer auf, um die Passenden rekrutieren zu lassen und möglichst bald den heiligen Gral des europäischen Fussballs, den Champions-League-Pokal, an beiden Henkeln stemmen zu können.
Was bisher geschah: Um im Scheidungskrieg der Ex nicht zu viel bezahlen zu müssen, entschied sich Dimitri R. 2011 beizeiten für ein sportliches Engagement im Steuerparadies an der Côte d’Azur. Nach einem relativ bescheidenen Einstiegsjahr durfte nun Monaco-Trainer Claudio Ranieri auf dem Wunschzettel für die neue Saison so richtig klotzen: Von Atlético Madrid wurde das kolumbianische Stürmerjuwel Radamel Falcao für 60 Millionen Euro Ablöse verpflichtet. James Rodriguez und Joao Moutinho aus Porto werden für 70 Millionen Neu-Monegassen, und der ewige Innenverteidiger Ricardo Carvalho heuert für seine Abschiedsrunde im Fussball-Zirkus auch im Fürstentum an. Gemäss «L’Equipe» soll auch ein Interesse am Brasilianer Hulk für 45 Millionen bestehen, der in St. Petersburg etwas siecht. Reals Coentrao soll ebenfalls auf der Liste stehen.
Monaco war schon immer berühmt für sein Casino in Monte Carlo, aber die Einsätze in diesem (Glücks-)Spiel sind rekordverdächtig. Wenn Geld so leichtfertig in den Fussball gesteckt wird, dann liegt der Verdacht nahe, dass es nicht sauer verdient werden musste. Dass der neuste grosse Spender im Uefa-Reich 1996 in Russland der Anstiftung zum Mord angeklagt war, jedoch nach einer widerrufenen Zeugenaussage wieder frei kam, weckt auch nicht mehr Vertrauen. Die Neuenburger Tschagajew-Kapriolen kommen einem unwillkürlich in den Sinn – hier einfach ein paar Nummern grösser.
Obwohl diese Geschichte den Financial-Fairplay-Gedanken der Uefa ad absurdum führt, verspricht sie der Ligue 1 ein Elefantenrennen um den Titel, das den PSG-Präsidenten, Scheich Nasser Al-Khelaifi, in freudige Erwartung und die andern Vereine und den Ligaverband in Aufruhr versetzt. «Wenn ich morgens die Zeitung lese, wird mir regelmässig schlecht», sagte Olympique Lyons Präsident Jean-Michel Aulas.
Ist das Treiben bei den finanziell Gedopten wie Monaco, PSG, Malaga, Donezk, Zenit, Chelsea oder Manchester City eher abstossend anziehend oder doch nur widerlich, Sportsfreunde?