Ein Gastblog von Florian A. Lehmann*.
Ein Blick zurück: Als sich Uli Forte als neuer GC-Trainer Mitte April 2012 bei regnerischem Wetter in Niederhasli und trister sportlicher Lage des Clubs den Medien vorstellte, kam er eine Viertelstunde zu spät, weil er zu lange mit der Mannschaft trainiert hatte. Forte nahm sich dafür später umso mehr Zeit für die Fragen der Journalisten. Seine Augen leuchteten, er zeigte sich motiviert und freute sich über die heikle Aufgabe beim Rekordmeister, der sich in akuter Abstiegsgefahr befand. Nun, Forte und die Zürcher blieben bekanntlich erstklassig – dank Umständen, die nicht sportliche Gründe hatten. Fortes Bilanz zu Beginn seiner Dienstzeit war alles andere denn positiv: Saisonübergreifend holte der neue Coach der Hoppers in den ersten sieben Meisterschaftspartien ganze zwei Punkte.
Schwamm drüber: Mittlerweile reitet Fortes Team auf einer Erfolgswelle. Gewiss, GC hat sich personell geschickt verstärkt. Aber Transfers alleine machen bekanntlich noch keine gute Mannschaft. Diese widerspiegelt auf dem Platz mittlerweile die deutliche Handschrift des erst 38-jährigen Trainers: Kampf, Einsatz, Organisation, Laufbereitschaft, Solidarität und Effizienz. Letzteres ist oft auch ein wenig Glückssache. Aber Glück kann man sich auch erarbeiten. Die Grundlagen des GC-Erfolgs sind auch die Lebensweisheiten des Personalchefs, der primär ein akribischer, ehrgeiziger Arbeiter ist, der stets seine Hausaufgaben pflichtbewusst macht. Forte, der aus einfachen familiären Verhältnissen stammt, mahnt seine Spieler trotz sportlicher Hausse immer wieder zur Bescheidenheit und Demut – neue Attribute, die dem Rekordmeister durchaus gut anstehen. «Die Füsse auf dem Boden halten und hart arbeiten», sagt er immer wieder zu seinen Spielern – diese haben sich bisher an dieses Credo des Trainers gehalten.
Mit Realismus alleine kann ein Übungsleiter eine Mannschaft aber nicht zum Erfolg führen. Forte hat aus Rückschlägen in seiner noch jungen Laufbahn gelernt und Lehren gezogen. Nach seiner Entlassung am 1. März 2011 in St. Gallen hat der vielsprachige Zürcher mit italienischen Wurzeln nicht einfach den nächst besten Job angenommen, sondern sich eine Auszeit gegönnt. Diese hat er nach einer ersten Phase der Besinnung zur Weiterbildung genutzt: Forte war unter anderem Zaungast bei Napolis Trainer Walter Mazzarri, bei Gladbachs Lucien Favre und bei Dortmunds Jürgen Klopp. Er hat gar Anschauungsunterricht beim Bündner Eishockey-Idol Arno Del Curto genossen. Mit anderen Worten: Der beim FCSG entlassene Fussball-Trainer hat sich nicht entmutigen lassen und sich mit einer Art Praktikum von anderen Lehrmeistern inspirieren lassen.
In diesem Sinne macht Forte Mut und ist ein Vorbild für alle, die aus welchen Gründen auch immer plötzlich auf der Strasse stehen und sich nach einem neuen Job umsehen müssen. Immerhin war der Zürcher 13 Monate lang arbeitslos. In seiner Hartnäckigkeit und in seiner Trainingsmethodik erinnert Forte an Bob Hartley, den kanadischen Working Class Hero, der die ZSC Lions sensationell im vergangenen Playoff-Frühling zum Titel führte. Doch der GC-Trainer würde einen solchen Vergleich vermutlich nicht gelten lassen. Dazu ist die Meisterschaft noch viel zu jung, das Ziel noch viel zu weit weg, der Coach selbst zu realistisch. Aber gelingt es Forte, Arbeitsmoral und Realitätssinn bei seinen Spielern hoch zu halten, dann sind diese Grasshoppers durchaus fähig, etwas Grosses in dieser Saison zu leisten. Forte hat in einem schwierigen Umfeld relativ rasch für eine positive Wende in Niederhasli gesorgt, dank harter, ehrlicher Arbeit. Forte hat die vielen Skeptiker bei seinem Antritt eines Besseren belehrt. Das ist doch überraschend – und für den Traditionsclub vielversprechend.
* Florian A. Lehmann ist seit 2008 Sportjournalist bei Newsnet in Zürich.