Wer sich mit den SRF-Kommentatoren durch die Champions League quält, tut gut daran, sich mit einer Kanne Baldriantee oder einem Gläschen Gerstengrassaft abzusichern. Sprachliche Aussetzer wie «wenn ich eine Parade wäre, dann wäre ich gerne diese» sind keine Seltenheit. Manchem Zuschauer wäre es vermutlich lieber, Herr Ruefer, Sie wären ein über den Rist gerutschter Vollspannschuss, der weit über das Tribünendach hinaus gedroschen wird. Auch bei der künstlichen Euphorie von Dani Wyler, bei dem ich nie weiss, ob er das Spiel aus dem Stadion oder bei sich zu Hause aus einem improvisierten Studio kommentiert, will einfach keine Stimmung aufkommen. Etwas bessere Ansätze zeigt hier zumindest eine der beiden Champions-League-Runden, die zwar harmlos aber auch unverkrampft daher kommt. Ich würde zwar nicht von Expertenrunde sprechen, aber Gilbert Gress bringt mit seiner Vergangenheitsbewältigung wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert, Raphael Wicki fussballerische Kompetenz und Rainer Maria Salzgeber ein diskussionswürdiges Arbeitstenue mit.
Das «Sportpanorama» zeigt aber im verlässlichen Wochenturnus, dass es leider auch anders geht. Als wäre meine ausfallsichere Sonntagsdepression nicht schon Ärgernis genug, drohen vor dem Einlauf der Gladiatoren zusätzlich Angstzustände. Wer begleitet mich die nächsten eineinviertel Stunden durch die Sendung? Ist es Bernard Thurnheer, der schon vor meiner Geburt für das Schweizer Fernsehen vor der Kamera stand? Ist es der aufstrebende Jann Billeter, bei dem mich stets das Gefühl beschleicht, er würde sich vor lauter Anhimmlung in seine Interviewpartner verlieben? Oder strahlt uns der immer topmotivierte Matthias Hüppi aus dem Kabinengang entgegen? Er, der mit seinem Enthusiasmus den Funken auf das Studiopublikum sofort zu übertragen vermag und die Sendung, meist wild gestikulierend, mit einem Paukenschlag wie «Jaaaaaaaaaaa, wasch nöd alles passiert da Wuchenend» eröffnet, um dann die Radball-Weltmeisterschaft zu rekapitulieren. Eigentlich wollte ich doch nur die Fussballzusammenfassung schauen.
Schon während des Schaaner Mountainbikerennens, welches der Schweizer Racing-Cup-Serie angehört (!) und trotzdem die gesamte Weltelite anzieht (!!), fiebere ich dem neueingeflochtenen Fussballstartschuss entgegen. Neu ist ja auch, dass der Moderator nicht mehr nur Moderator und Kommentator ist, er amtet zum Spitzenspiel jetzt auch als Experte. So kann es – wie vor zwei Wochen geschehen – zur unglücklichen Konstellation kommen, dass wir gleich zwei aus der Elefantenrunde ertragen müssen und uns plötzlich eingeklemmt zwischen Hüppi und Thurnheer auf dem Sofa wiederfinden und die Panikattacken von neuem einsetzen.
Die Fussballberichterstattung ist dann schnell erzählt; alle Sonntagsspiele – alle Tore, lieblos zubereitet und mit belanglosen Interviews gewürzt. Wohl oftmals mit Spielern, die einfach grad in der Nähe der Kameras herumstanden, obwohl uns ja vor allem die Meinungen der Protagonisten entscheidender Spielszenen interessieren würden. Es will den gelernten Journalisten auch nicht gelingen, auf die Antworten der Gesprächspartner einzugehen oder nachzuhaken, schlicht ein einfaches Gespräch mitzugestalten. Sie sind nur damit beschäftigt, die nächste Frage zu stellen ohne auf den Spickzettel schauen zu müssen oder sich – wie im Fall Billeter – zu verlieben. Auf Bilder des Vorabends mit einem attraktiven Zürcher Derby oder Hintergrundberichten zur Luzerner Krise wartet man vergebens, wie auch auf die Resultate aus der Challenge League, was nicht nur den Schweizerischen Fussballverband enttäuscht, wie uns der Kommunikationsverantwortliche vom SVF, Marco von Ah, verrät, sondern auch uns Zuschauer verärgert.
Ginge es auch anders? Nun, die Westschweizer und Tessiner Kollegen von RTS beziehungsweise RSI haben ein wesentlich kleineres Budget, orientieren sich aber bei Sportsendungen und insbesondere in der Fussballberichterstattung an den Nachbarländern und den Sendern TF1 respektive RAI1 und senden so König Fussball in einer des Königs würdigen Qualität in die Stuben. Liebe SRF-Verantwortliche, bitte werft mal einen Blick über die Landesgrenze hinaus! Im deutschen Fernsehen sehen wir professionell zusammengeschnittene Beiträge mit tollen Bildern, knackigen Zitaten und glasklaren Analysen. Und Interviews dümpeln nicht an der Oberfläche rum, sondern gehen in die Tiefe. Der Zuschauer ist auch Stunden nach dem Abpfiff immer noch mittendrin statt nur dabei. Und zwar von Beginn weg.