11 Punkte Vorsprung hat der FC Basel bereits auf das zweitplatzierte Luzern, 17 gar nach Verlustpunkten. Zudem steht er im Cup-Halbfinal, wo er auf das unterklassige Winterthur trifft, die europäische Kampagne ist beendet. Und dennoch tritt der FCB jedes Wochenende so an, als ob eine Finalissima anstehen würde. Nicht nur vom Einsatz und vom Auftreten her, denn das ist natürlich löblich und auch essentiell, wenn man den anvisierten Meistertitel einfahren will, sondern auch die Aufstellung unterscheidet sich kaum je von denjenigen der gloriosen Champions-League-Auftritte, egal gegen wen es geht.
24 Spiele absolvierte der FCB bislang in der Meisterschaft, 23 Mal stand Marco Streller in der Startelf. Nur unwesentlich weniger sind es bei Alex Frei, Xherdan Shaqiri, Markus Steinhöfer, Fabian Frei oder Aleksandar Dragovic. Obwohl in jeder Partie ohnehin schon haushoch favorisiert, läuft bei Basel stets die beste mögliche Elf auf. Das Rotationsprinzip wird auch unter Heiko Vogel kaum angewendet.
Ergänzungsspieler beim designierten Meister zu sein muss ziemlich ernüchternd sein. Besonders hart ist es für die Konkurrenz von Frei und Streller im Sturm. Der Nordkoreaner Kwang-ryong Pak etwa darf regelmässig noch für den Schlusspfiff auf den Rasen, seit letztem August spielte er nie mehr länger als 10 Minuten. Roman Buess, immerhin U-20-Nationalspieler, durfte sogar nur im Cup gegen Eschenbach ran.
Auch andere viel versprechende Talente bekommen beim FCB keine Möglichkeit, sich zu beweisen. Génseric Kusunga, ein U-21-Internationaler, durfte lediglich eine einzige Partie von Anfang an spielen und kam drei Mal rein. Stephan Andrist, der Senkrechtstarter der Saison, spielt nach seinem Wechsel von Thun beim FCB überhaupt keine Rolle mehr und hatte in diesem Jahr erst sieben Minuten Einsatzzeit. Andere Spieler sahen angesichts der ewig gleichen Aufstellung keine Zukunft mehr und verliessen den Verein. Sandro Wieser ging ohne einen Super-League-Einsatz in dieser Saison zu Hoffenheim, wo er bereits zu seinem Bundesliga-Debüt kam. Und Taulant Xhaka liess sich zu GC ausleihen.
Es gibt bestimmt gute Gründe, warum man so wenige Veränderungen an der Aufstellung vornimmt. Man will die Eingespieltheit beibehalten, Nachlässigkeiten verhindern oder dem Heimpublikum jene Spieler in Aktion bieten, die es gerne sehen will. Gleichzeitig hat aber der FCB bereits einen derart grossen Vorsprung und die Qualität im Kader ist so viel grösser als bei der Konkurrenz, dass er selbst bei intensiver Rotation noch deutlich überlegen wäre. Zudem würde es diejenigen, die nicht zur Stammelf gehören, bei Laune halten und wäre eine Möglichkeit, für die langsam in die Jahre kommenden FCB-Stars Nachfolger aufzubauen.
Der FCB ist schweizweit führend in der Nachwuchsarbeit. Die U-21 spielt in der 1. Liga vorne mit, U-18, U-17, U-16 und U-15 führen alle überlegen ihre Gruppe an. Darüber hinaus sind gleich mehrere Stammkräfte der ersten Mannschaft noch sehr jung. Da zeichnet sich jetzt bereits ein Engpass ab. Natürlich schaffen es längst nicht alle Basler Junioren in den Profifussball, geschweige denn in die erste Mannschaft, aber dennoch wird der Verein längst nicht allen Spieler das bieten können, was diese wünschen, nämlich die Aussicht auf regelmässige Einsätze im «Eins».
Am Samstag zerlegte der FCB ein inferiores Servette mit 5:0. Streller und Frei spielten durch, Shaqiri ging erst eine Viertelstunde vor Schluss. Obwohl die Partie derart einseitig und auch noch früh entschieden war, wurden ausschliesslich zum Stamm gehörende Spieler eingewechselt. Kusunga musste wieder einmal 90 Minuten zuschauen, Pak und Andrist suchte man ebenso vergebens im Aufgebot wie eines der vielen Talente aus dem Nachwuchs wie etwa U-17-Weltmeister Kofi Nimeley. Selbst das grosse FC Barcelona, das die meisten Meisterschaftsspiele ebenso dominiert wie der FC Basel, setzt trotz des breiteren Kaders immer wieder Nachwuchsspieler ein. Alleine in dieser Spielzeit kamen 9 Spieler aus dem Nachwuchs in der ersten Mannschaft zum Handkuss, und jeder aus dem A-Kader spielte schon mindestens 670 Minuten.
Selbst hartnäckige Pessimisten werden nun zugeben, dass dem FCB in dieser Saison nichts mehr passieren kann. Sorglos könnte man nun – gerade den etwa älteren – Teamstützen dann und wann eine Pause gönnen und den Versprechen für die Zukunft Einsatzmöglichkeiten bieten. Oder natürlich diejenigen im A-Kader, die das ganze Jahr fleissig mitraineren, ab und zu mit einem Einsatz belohnen. Es wäre für die Moral dieser Profis – und ebenso für ihren Marktwert – sicher hilfreich.