Vieles ist in der Schweizer Liga einzigartig. Darunter auch einige Dinge, auf die niemand stolz sein kann. So zum Beispiel auf die Tatsache, dass es hierzulande noch immer keine Fussballsendung im Fernsehen gibt, was angesichts des Erfolgs solcher Formate im Ausland und des Stellenwerts des Fussballs in der hiesigen Sportlandschaft eigentlich unmöglich sein müsste.
Wer sich über die Geschehnisse auf Schweizer Fussballplätzen informieren will, der ist beim Schweizer Fernsehen auf die wenigen Live-Partien und die kurzen Zusammenfassungen im «sportaktuell» oder dem «sportpanorama» angewiesen, wo in ewig gleicher Manier, eingequetscht zwischen Radquer und den Schweizer Meisterschaften im Kunstturnen, nahezu emotionslos darüber berichtet wird. Kritik an der Gewichtung wird mit dem Zauberwort «Service public» abgetan. Schliesslich ist es der Auftrag von SF, es allen irgendwie recht zu machen und niemanden zu übervorteilen.
Das Resultat ist ein typisch schweizerisches: Der Fussballteil in den Sportsendungen stört zwar niemanden, befriedigt aber auch keinen. Dabei bräuchte es nicht viel, um zumindest die Attraktivität des Gezeigten zu steigern. Es ist allen klar, dass die Mittel fehlen, um etwa mit der «ARD-Sportschau» mithalten zu können. Dort wird selbst ein dröges 0:0 zwischen Freiburg und Mainz zur packenden Partie, einfach weil die Präsentation stimmt. Die Geräuschkulisse vermittelt das Stadion-Feeling, selbst in den Wiederholungen einer verpassten Chance hört man die aufschreienden Zuschauer. Und selbstverständlich wissen die Kommentatoren genau, wie man die Spannung aufrecht erhält, während ihre Schweizer Kollegen nicht selten dazu neigen, das Ausgang einer Aktion schon vorwegzunehmen («Und dabei blieb es auch bis zur 72. Minute …»).
Um den Affichen zusätzlichen Zündstoff zu verleihen, erzählt die «Sportschau» auch die Geschichten rund um die Partie. Rivalitäten werden erwähnt und beobachtet, Begegnungen aus vergangenen Zeiten ausgegraben. Das mag nur am Rande von Bedeutung sein, doch Fussball wird durch eben diese Geschichten noch schöner und interessanter. Während solche Zusatzinhalte Zeit und Geld kosten, verzichtet man in der Schweiz aber sogar auf die einfachsten Dinge: Einblendung des Namens des Torschützen, Anzahl Saisontore, ja nicht einmal die Resultate der Challenge League finden Erwähnung.
Ab nächster Saison gehören die TV-Rechte nicht mehr SF, sondern Cinetrade, die über Teleclub sämtliche Partien live zeigen wird. SF-Sportchef Urs Leutert ärgerte sich nach dem verlorenen Wettbieten, weil seinen Worten zufolge der Fussball in Zukunft eine wichtigere Rolle hätte einnehmen sollen. Diese Einsicht kommt reichlich spät, für uns Zuschauer wird sich indes kaum etwas ändern. Teleclub-Übertragungen haftet selbst für Schweizer Verhältnisse etwas stark Provinzielles an, man hat nie das Gefühl, einen packenden Match mitzuerleben. Und die Zusammenfassungen werden auch weiterhin auf SF zu sehen sein. Bis sich dort etwas ändert, muss bekanntlich einiges passieren.
Wie sind Sie mit der Fussball-Berichterstattung in der Schweiz zufrieden? Was müssten SF und Teleclub dringend verbessern? Oder kann man die Super League gar nicht besser aufarbeiten?