
Wirklich gute Fussball-Filme sind selten: Günter-Netzer-Figur im Film «Aus der Tiefe des Raumes» (D, 2004).
Es geht auf den Herbst zu, die Abende werden kühler, und nicht immer steht ein Fussballspiel auf dem Programm, welches das Interesse zu wecken vermag. Zeit für TV-Abende auf dem Sofa, für Fussballliebhaber soll es selbstverständlich ein Fussballfilm sein.
Doch während die US-Königsdisziplinen Football, Basketball, Baseball und Boxen bestens abgedeckt sind, ja selbst aus einem Fussballbuch wie Nick Hornbys «Fever Pitch» ein Baseball-Film wird, kommt die weltweite Sportart Nummer Eins kaum auf die Leinwand. Löbliche Dokfilme wie Kusturicas «Maradona», «Once in a Lifetime» über die Geschichte der New York Cosmos oder «Profis – ein Jahr Fussball mit Paul Breitner und Uli Hoeness» gibt es einige, doch Spielfilme sind äusserst rar, obwohl Länder wie Grossbritannien oder Deutschland sowohl die Filmindustrie wie auch das Interesse der Bevölkerung hätten. Warum bloss?
Der Fussball liefert alles, was ein gutes Drama ausmacht. Spannungsfelder hier und da, Emotionen, bedeutende Protagonisten, unzählige historische Ereignisse. Und doch will sich am Fussball anscheinend niemand die Finger verbrennen. Warnende Beispiele gibt es deren viele: «Goal» etwa war eine Kooperation mit der FIFA, mit einer gehörigen Portion Schmalz und Gastauftritten von Zidane und Beckham. Doch wenn der eingewechselte Jungstar, Hauptdarsteller und Rechtsfuss in der Nachspielzeit der entscheidenden Partie einen Freistoss aus 30 Metern mit links in den Winkel haut, wenden sich Fussballfans entnervt ab. Kein Wunder schaffte es der zweite Teil bei uns nicht in die Kinos, der dritte erschien gar nur auf DVD.
Spielszenen authentisch hinzukriegen ist in der Tat eine der grössten Herausforderungen. So ruinierten die peinlichen Paraden von Torwart Sylvester Stallone den Film «Escape to Victory», obwohl seine Mitspieler Pelé, Ardiles, Bobby Moore und Kazimierz Deyna den Ball sehr wohl beherrschten. Für «A Shot at Glory» wurde deshalb der ehemalige schottische Internationale Ally McCoist kurzerhand zum Schauspieler umfunktioniert. Im brillanten Film «The Damned United» über Brian Cloughs wilde Tage als Trainer von Leeds hingegen wurden Archivaufnahmen verwendet und perfekt in den Film eingefügt. Etwas einfacher machte es sich der erstaunliche Film «Klapzubas XI.» von 1938: Er verwendete u. a. Aufnahmen der tschechoslowakischen Nationalmannschaft der WM 1938, ganz egal, dass so die Gegner stets wechselnde Trikots hatten. Leider gibt’s diese Perle nur mit englischen Untertiteln; wer deutsche braucht, darf sich gerne bei mir melden.
Kommerziellen Erfolg verspricht man sich eher mit Fussball fernab des Profitums. «Bend it like Beckham» wurde zum Kassenschlager, die Komödie «Männer wie wir» um ein schwules Team war ein kleiner Erfolg und in «Die wilden Kerle» kicken Kinder. Lediglich «Das Wunder von Bern» widmete sich den «Grossen» und konnte die Massen begeistern.
Für Sofasportler, die sich zwischen Live-Übertragungen auch mal cineastisch verwöhnen wollen, gibt es oben die Top 5 der Fussballspielfilme. Total subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Ging ein Klassiker vergessen? Welches Werk gehört ebenfalls in eine Bestenliste?