
Wird er einen Weg finden, relativ erhobenen Hauptes abtreten zu können? FC Bayern Präsident Uli Hoeness. (AFP/Ronald Wittek)
Uli Hoeness ist mal wieder in seiner besten Rolle unterwegs: Er spaltet die Nation. Diesmal aber unfreiwillig. Deutschland diskutiert gerade lustvoll, prominent und auf allen Kanälen den unerwarteten, spektakulären Hoeness-Fall. Und natürlich sind die Verdienste des Bayern-Präsidenten unbestritten. Der Aufstieg Bayern Münchens zum sportlichen, wirtschaftlichen, infrastrukturellen Vorzeigeverein im Weltfussball ist sehr eng mit dem cleveren, smarten, ehrgeizigen Übermanager Hoeness verbunden. Er hat in den letzten 30 Jahren sehr, sehr, sehr viel zweifellos sehr, sehr, sehr richtig gemacht.
Aber: Uli Hoeness dürfte in den nächsten Wochen kaum zu halten sein an der Spitze Bayern Münchens. Das ist bedauerlich, weil es im Fussball deutlich dubiosere Figuren gibt, die wichtige Positionen bekleiden. Beim Weltverband FIFA beispielsweise, aber auch im Klubfussball, wo auf Funktionärsebene teilweise umstrittene, schmierige Geschäftsleute ihr Unwesen treiben. Uli Hoeness dagegen ist für viele Menschen immer noch ein Ehrenmann, selbst wenn er Steuern hinterzogen hat – und damit betrogen.
Doch es gibt ja enorm viele Beispiele für die soziale Ader von Uli Hoeness, der zahlreiche Fussballvereine, Personen und Organisationen unterstützt hat. Für einen wie ihn zählt ein Handschlag. Einer wie er steht über den Dingen. Bei einem wie ihm holen sich Bundeskanzlerin und Weltkonzern-CEO Ratschläge. So war das jedenfalls. Und weil dieser Hoeness in den letzten Jahrzehnten zum erfolgreichen, grossen, gerechten und manchmal selbstgerechten Gutmenschen aufgestiegen ist, wühlt sein Absturz nun derart viele Leute auf.
All die einflussreichen Freunde, die ihn derzeit beispielsweise in der Medienwelt noch schützen, dürften Uli Hoeness am Ende auch nicht helfen können. Einer, der wie Hoeness jahrelang mit solcher Leidenschaft und Akribie auf fehlbare Personen gezeigt hat, darf nicht angreifbar sein. Und sich schon gar nicht einen derart krassen Fehltritt wie Steuerhinterziehung leisten. Das ist egoistisch, unfair und falsch. Und nicht mit seinem tadellosen Image vereinbar. Nun sind unfeine Begriffe wie Betrug und Gier untrennbar mit dem Namen Uli Hoeness verbunden.
Und: Man stelle sich nur kurz vor, wie wortreich und unerbittlich Uli Hoeness eine Figur mit derartiger Doppelmoral wie Uli Hoeness kritisieren, zerpflücken und kaputtmachen würde.
Im Aufsichtsrat von Bayern München sitzen ganz viele ehrbare Leute, beispielsweise Wirtschaftskapitäne mächtiger Unternehmen, und die können es sich nicht leisten, in die Nähe dieses Skandals zu rücken. Die Affäre belastet am Ende auch den FC Bayern München zu stark. Noch halten die meisten Entscheidungsträger zu Uli Hoeness – Bayern bestreitet ja am Mittwoch im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals in Barcelona die nächste wichtige Begegnung.
In Deutschland sind Politiker und Führungskräfte in den letzten Jahren schon für erheblich geringere Sünden genüsslich auseinandergenommen und aus Amt und Würde gejagt worden. Bald werden die Fragezeichen, ob Uli Hoeness im Amt bleiben kann, vermutlich Ausrufezeichen weichen. Denn: Uli Hoeness ist als Bayern-Präsident kaum mehr tragbar!
Wenn Uli Hoeness schlau ist, und das ist er ja, dann wird er einen Weg finden, relativ erhobenen Hauptes abtreten zu können. Auch das ist letztlich bitter und sehr schade. Denn für seine brillante Arbeit als Manager und Steuermann in München sollte er eigentlich für immer ein Held und Vorbild sein.