Drei Tage noch bis zum Saisonstart in der Super League. Wir tippen hier jetzt nicht die Endrangliste (zumindest ist sie nicht auf den ersten Blick ersichtlich). Wir wollen Sie auch nicht mit der 234. Vorschau belästigen, warum welches Team Meister wird. Nein, in diesen Zeilen geht es darum, wer warum nicht Meister wird.
Zehn kleine Jäger-Meister hatten einen Titelplan …
Aarau wird nicht Meister, weil der gesunde Menschenverstand diese Vorstellung ganz einfach nicht zulässt. Für alle, die den tapferen Aarauer Aufstiegsweg zuletzt nicht mehr präzis verfolgt haben: Rainer Bieli stürmt nicht mehr für den Klub, dafür spielt mit Sandro Burki immer noch einer mit, der als 16-Jähriger bei Bayern München war. Das ist ein Hauch von Triple auf dem wunderbaren Brügglifeld, wo die Bratwurst wichtiger ist als der Champagner.
Lausanne wird nicht Meister, weil es auch in der Romandie einen gesunden Menschenverstand gibt. Die ziemlich bescheidenen Westschweizer sind erstaunlich stabil und haben mit dem tüchtigen Laurent Roussey immerhin einen Trainer, den man sich als Meistertrainer vorstellen kann. Irgendwann. Irgendwo. In der Deutschschweiz.
Thun wird nicht Meister, weil im Berner Oberland zwar rechtschaffen und klug gearbeitet wird, eine Meisterschaft dennoch fern jeglicher Vorstellungskraft ist. Ein Titel der Thuner in der Saison 2013/14 ist noch weniger realistisch als die Prophezeiung 1995 (als der FC Thun in der 1. Liga spielte), dieser Verein werde zehn Jahre später in der Champions League dabei sein. Der gesunde Menschenverstand halt …
GC wird nicht Meister, weil der frühere Nobelklub nach der überragenden letzten Saison mit Rang 2 und Cupsieg ja nur verlieren kann. Zudem verliert GC ein Talent nach dem anderen an ausländische Klubs. Der neue Trainer Michael Skibbe besitzt zwar einen klangvollen Namen, aber er wird den Rekordmeister nicht davor bewahren können, vor allem als «früherer Nobelklub» und «Rekordmeister» erwähnt zu werden. Nicht aber als «Titelkandidat» und «Spitzenteam».
St. Gallen wird nicht Meister, weil das Team mit Ezequiel (was für ein Name) Oscar Scarione den überragenden Offensivspieler in der Sommerpause an Kasimpasa (was für ein Name) Istanbul verlor. Die St. Galler sind zwar immer noch bestens organisiert, verschieben schnell, verteidigen smart gegen den Ball und sind schwierig auszuspielen – aber das wissen die anderen Teams nun besser. Und den Aufsteigerbonus besitzt die Equipe ebenfalls nicht mehr.
Sion wird nicht Meister, weil die Mannschaft deutlich schwächer besetzt ist als in der letzten Chaossaison – und weil Sion Sion ist. Unruhe ist programmiert, der ungesunde Menschenverstand Normalität. In den letzten zwölf Monaten versuchten sich ja rund 17 verschiedene Trainer unter Überwelttrainer Christian Constantin. In der Boulevardpresse – wo bekanntlich längst nicht alles stimmen muss, sonst wäre Ciriaco Sforza ja jetzt zum Beispiel YB-Trainer – versprach CC kürzlich, er werde den Trainer in dieser Saison nicht entlassen. Ach, und die Schweiz erhält Meeranschluss? Lohnt es sich also sogar, sich den Namen des aktuellen Übungsleiters in Sion zu merken? Wir finden: Nein!
Luzern wird nicht Meister, weil Coach Carlos Bernegger zwar ausgezeichnete Arbeit leistet, der FCL aber noch nicht so weit ist, um über 36 Runden mit den Branchengrössen des Landes mithalten zu können. Eine heisse Prognose wagen wir aber noch: Stürmer Dimitar Rangelov wird diese Saison mehr Tore erzielen als unliebsame «Blick»-Journalisten attackieren und ins Wasser werfen.
Zürich wird nicht Meister, weil der FCZ ja gar nicht Meister werden will. Höchstens Sparmeister. Er hat aber ein Team mit prächtigen Individualisten. Und mit dem grossartigen Yassine Chikhaoui den besten Fussballspieler, der je in der Schweiz spielte und nicht für mehrere Millionen verkauft werden konnte. Chikhaouis Verletztenakte ist dicker als die Bankbüchlein der Aarauer, Lausanner und Thuner zusammen – früher lag auch sein Wert höher als jener Aaraus, Lausannes und Thuns zusammen.
YB wird nicht Meister, weil sonst das herrliche Verb «veryoungboysen» aus dem Fussballvokabular gestrichen werden müsste. Selbst wenn der neue Trainer Uli Forte die Young Boys nach katastrophaler Saison nun stark macht, gibt es noch immer dieses lästige Verlierergen in Bern. Cupfinals und Finalissimas sind nicht die Sache der Young Boys, die nach Misswirtschaft und Misserfolg in den letzten Jahren diesmal mit dem zweitbesten, zweitteuersten, zweitedelsten Kader des Landes immerhin Zweiter werden könnten. Aber Meister? Der gesunde Menschenverstand zweifelt. Und der ungesunde sowieso.
Und Basel? Der überlegene Primus FCB wird nicht Meister, weil noch nie eine Mannschaft in der Schweiz fünfmal in Serie Meister wurde. Und wenn Sie jetzt finden, das sei ein sehr schlechter Grund, warum Basel nicht erneut triumphieren sollte, dann sagen wir: Finden Sie einen besseren!
Was meinen Sie, liebe Sportsfreunde: Warum wird der FCB nicht Meister? Wer soll, bei gesundem Menschenverstand, den souveränen Serienmeister aus Basel stoppen? Und wie sieht Ihr Ranking der Liga aus?