
Torjubel in Oslo: Doppeltorschütze Fabian Schär (Mitte) lässt sich feiern, das Schweizer Team erledigte seinen Job beim 2:0 gegen Norwegen souverän.
Nach dem diskussionslosen 2:0-Sieg am Dienstagabend in Oslo gegen Norwegen, den grössten Konkurrenten in der Gruppe, wird die Schweiz mit allergrösster Wahrscheinlichkeit an der WM 2014 in Brasilien teilnehmen. Und das ist richtig so. Dieses talentierte Team hat es verdient, an der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr dabei zu sein. Da spielt es auch keine Rolle, dass sich die Schweizer in einer der schwächsten Qualifikationsgruppen, die es bisher in Europa gegeben hat, durchsetzen werden. Norwegen aus Topf 1 und Slowenien aus Topf 2 – diese Konstellation dürfte einzigartig bleiben.
Die Art, mit der die Schweiz in Norwegen siegte, ist beeindruckend. Sie war in allen Belangen die bessere Mannschaft, sie war bissiger und begabter, spielstärker und stabiler. Die Akteure kombinierten zuweilen flott und vernachlässigten dennoch nur selten ihre taktische Disziplin, sie waren solidarisch und leidenschaftlich. Die Schweizer hätten mit mehr Kaltblütigkeit auch 4:0 oder 5:0 gewinnen können und haben mit bemerkenswerter Reife auf den kolossalen Einbruch gegen Island reagiert. Sie bewiesen, den Ernst der Lage erkannt zu haben. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie in Oslo auftraten und den Gegner dominierten, lässt erahnen, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Die Schweizer sind besser, als viele Leute heute denken. Ihre beste Zeit steht dieser Auswahl noch bevor.
Aber irgendwie scheinen zahlreiche Menschen dem Nationalteam immer noch nicht viel zuzutrauen. Anders ist es nicht zu erklären, warum der Auswahl nach dem 4:4 gegen Island in den letzten Tagen derart viel Misstrauen entgegenschlug. Viele Medien übertrieben es mit der Kritik. Natürlich gibt es keine Entschuldigung, wenn man einen 4:1-Vorsprung gegen eine mittelmässige Mannschaft wie Island verspielt. Aber im Fussball geschehen manchmal seltsame Dinge. Und die Schweizer haben sich dadurch nicht entmutigen lassen. Sie reagierten wild entschlossen und bewiesen in Oslo, eine aufstrebende Macht in Europa zu sein. Sie haben ein Zeugnis ihrer Reife abgelegt.
Vermutlich ist das belgische Team mit seinen zahlreichen Ausnahmetalenten derzeit sogar noch aufregender als die Schweizer Mannschaft. Aber diese muss sich nicht kleiner machen, als sie ist. Im Kader stehen ausgezeichnete Fachkräfte, die auf ihren Positionen zu den besten Europas gehören – und die meisten Nationalspieler besitzen ja noch Steigerungsmöglichkeiten. Der Prozess dieses Teams zu einer internationalen Topequipe ist noch lange nicht abgeschlossen. Aus dem grossartigen Nachwuchsbereich rücken immer wieder neue Talente nach.
Und einige wertvolle Akteure wie Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka, Haris Seferovic oder Ricardo Rodriguez sind immer noch jung. Am Ende ihrer Entwicklung ist diese Mannschaft deshalb noch lange nicht angelangt. In einer Generation, die U-17-Weltmeister wurde und Finalist der U-21-EM war, gibt es ohnehin viele ausserordentlich talentierte Akteure. Sie wissen, wie man grosse Fussballnationen bezwingt. Und deshalb darf die Schweiz der Fussball-WM im nächsten Sommer auch optimistisch entgegenblicken.
An der Weltmeisterschaft wird für das Team von Ottmar Hitzfeld einiges möglich sein. Gegen starke Teams agiert die Schweiz meistens noch besser, weil sie auf dem Rasen schnell von Defensive und Offensive umschalten kann und mit ihren flinken Akteuren unberechenbar bleibt. Bei günstiger Auslosung jedenfalls kann die Schweiz an der WM 2014 zum Favoritenschreck werden. Eine Qualifikation für die Achtelfinals muss das Ziel sein. Und an guten Tagen wird die Schweiz auch danach für Überraschungen sorgen können.
Und was meinen Sie? Was liegt für die Schweiz in Brasilien im nächsten Jahr drin? Oder zweifeln Sie noch an der WM-Qualifikation?