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Bayern und Guardiola – kommt das gut?

Fabian Ruch am Mittwoch den 22. Januar 2014
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Gibt bei den Bayern die Richtung vor: Pep Guardiola, Trainer der Münchner. (Bild: Tobias Hase/Keystone)

Am Freitag startet die Bundesliga in die Rückrunde, und natürlich werden die Bayern mit grossem Vorsprung Meister. Trotz Langeweile an der Tabellenspitze in dieser Saison ist die Bundesliga aber für mich insgesamt weiter die attraktivste Liga der Welt. Doch darum geht es hier jetzt nicht. Ich möchte noch einmal die Arbeit von Pep Guardiola bei Bayern München thematisieren. Der Startrainer hat den Verein in den letzten Monaten ja in vielerlei Hinsicht modernisiert, verändert, verbessert.

Dennoch finde ich nach wie vor: Guardiola geht in München ein hohes Risiko ein. Oder besser: Bayern geht mit Guardiola ein hohes Risiko ein.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde Guardiola derzeit den spannendsten Trainer der Welt, er ist innovativ, interessant, anders, er geht eigene Wege und schreckt auch nicht davor zurück, teilweise sehr unkonventionelle Ideen in die Tat umzusetzen – auch wenn die halbe Fussballwelt zuschaut und es besser zu wissen glaubt. Und selbst wenn der frühere Titelhamsterer bei Barcelona in München scheitern sollte, wird er noch am gleichen Tag den nächsten Arbeitgeber auswählen dürfen. Guardiola war ein smarter, kluger Taktgeber im Mittelfeld, und er ist als Coach ein Denker und Lenker und Fussballgenie geblieben.

Aber: Guardiola wird – nach allem, was man weiss – niemals seine Ideale opfern, um Erfolge zu präsentieren. Er ist ein sturer Kopf, der lieber scheitert, als sich zu verbiegen.

Deshalb ist sein Engagement, das auch ein Experiment ist, bei Bayern München derart unterhaltsam. Es gibt in der Fussballwelt ja vielleicht keinen traditionelleren Fussballverein als den FCB aus dem konservativen Freistaat Bayern. Auch Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal strebten viele Veränderungen an, wollten ihren Einfluss jedoch über den Trainerbereich ausdehnen – und mussten gehen. Der Verein ist längst Weltklasse, aber er wird letztlich immer noch geführt von ehemaligen Clubhelden, die wie der aktuelle Präsident Uli Hoeness in den letzten Jahrzehnten sensationelle Arbeit leisteten und Bayern München als Weltmarke etablierten. Sie lassen sich ungern belehren, wenn es um Fussball geht. Mit dem Engagement des feurigen Querdenkers Matthias Sammer als Sportvorstand sowie vor allem mit der Verpflichtung von Guardiola haben die Clubverantwortlichen immerhin bewiesen, neue Wege gehen zu wollen.

Die Frage aber ist: Wie weit sind sie bereit, ihre Vereinsideale zu vergessen und Macht abzugeben – und einem Trainer zu folgen, der Schritt für Schritt vieles umstellt, was Bayern München zu einer pokalfressenden Bestie gemacht hat?

Es ist ja so: Bayern München hat letzte Saison das Triple gewonnen, mehr geht auch für Guardiola nicht. Aus Sicht des Vereins. Aus Sicht Guardiolas geht mehr. Viel mehr: Das Triple gewinnen – mit schönem Fussball. Bayern München aber ist im Fussball seit langem der Inbegriff des hässlichen 1:0-Sieges. Dank eines späten Tores. Oft nach einem Eckball. Oder einem Freistoss. Und es gibt den Bayern-Dusel, den kennt in Deutschland jedes Kind.

Guardiola will kein Glück, er will Glorie. Er fordert und fördert das schöne Spiel. Er schiebt Spieler hin und her, wechselt das System oft mehrmals während einer Partie, ihm ist kein Gedanken zu wild, und wenn er irgendwann Torhüter Manuel Neuer (ein ausgezeichneter Fussballer) als falsche Neun aufstellen sollte, würde das wohl auch nicht mehr überraschen. Namen und Verdienste sind dem Coach egal, man darf jetzt gespannt sein, wie es beispielsweise mit Bastian Schweinsteiger weitergeht. Der deutsche Nationalspieler ist kein Guardiola-Spielertyp wie es Mario Götze, Thiago oder Toni Kroos sind.

Pep Guardiola mag spielstarke, elegante Feinfüsser, die den Ball laufen lassen. Tick, tack, tick, tack. Kurze Pässe, immer und immer wieder. Er würde am liebsten elf Guardiolas oder Götzes oder Philipp Lahms aufstellen. Der Trainer wird, diese Prognose sei gestellt, eher früher als später auch den überragenden Dribbler und ewigen Egoisten Arjen Robben radikal verändert haben – oder verkauft.

Die nächsten Monate jedenfalls werden für Guardiolas Arbeit in München entscheidend sein, im Frühling werden die Titel gewonnen. Und für Bayern geht es einzig darum, den Status als bestes Team der Welt zu verteidigen. Scheitert München im Achtelfinal der Champions League an Arsenal oder auch im Viertelfinal, wird das Murren beginnen. Möglicherweise wird Guardiola dann seine Vorstellungen einer Bayern-Mannschaft, die spielt wie es einst die Kurzpassexperten Barcelonas unter ihm taten, nicht mehr so bedingungslos umsetzen können.

Der zurückhaltende Spanier wird dann in Deutschland in die Kritik geraten. Er wird ganz viele Ratgeber kennenlernen, die nur darauf warten, ihre Tipps medial zu verbreiten. Aber Guardiola ist keiner, der seine Ideen verrät. Entweder er schafft Bayern. Oder die Bayern schaffen ihn.

Was glauben Sie? Wird Pep Guardiola bei Bayern München Erfolg haben? Oder wird er mit seiner kompromisslosen Spielidee in Deutschland letztlich scheitern?

Ist die Super League bereit für einen schwulen Fussballer?

Fabian Ruch am Donnerstag den 16. Januar 2014
File photo of VfB Stuttgart's Hitzlsperger

Er wagte sein Coming-out erst nach dem Karriereende: Der deutsche Fussballer Thomas Hitzlsperger. (Foto: Ina Fassbender/Reuters)

Es gibt Schwule im Fussball, das ist klar, und ebenso klar ist, dass dieses Thema die Menschen stark interessiert. Es hat Schwule in der Bundesliga, in der Serie A, in der Premier League und natürlich auch in der Super League, es gibt schwule Weltmeister und schwule Champions-League-Sieger. Und das ist gut so. Bitter ist nur, dass diese Fussballer ihre Neigung noch immer verstecken müssen.

Ich bin nicht der Erste, der findet, es sei ein Armutszeugnis, wenn Homosexuelle auf irgendeine Art diskriminiert werden. Aber es passiert leider. Mehr als wir denken, glaubt man Umfragen und Statistiken. Vielleicht nicht sehr ausgeprägt in der Schweiz, aber man muss nicht weit reisen, um Homophobie in teilweise krasser Ausprägung zu erleben. Diese Diskriminierung ist aber, das sei an dieser Stelle klargestellt, gewiss kein exklusives Problem des Fussballs. Oder gibt es beispielsweise keine schwulen Eishockeyspieler? Aber auch in der angeblich so harten Fussballwelt voller Machos und Macher und Mannsbilder haben Schwule noch keinen Platz gefunden.

Warum eigentlich nicht?

Nachdem sich der frühere deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger vor ein paar Tagen geoutet hatte, rollten ihm Sympathiewellen entgegen. Es ist schlimm genug, dass einer im 21. Jahrhundert als mutig gilt, weil er zu seiner Neigung steht. Zumindest in aufgeklärten Teilen dieser Welt sollte es heute eine Selbstverständlichkeit sein, schwul sein zu dürfen. Aber ein schwuler Fussballer hätte es in Russland, Afrika oder Südamerika, um nur drei Beispiele zu nennen, schwer. Es wäre unangenehm für ihn, vor allem Auswärtsspiele würden zur Qual werden.

Wie sieht es aber in der Bundesliga aus? Und wie in der Super League?

In Deutschland wurde nach Hitzlspergers Bekenntnis mit alemannischer Gründlichkeit analysiert, was das jetzt für schwule Kicker bedeutet. Viele beteuerten, die Zeit sei reif für schwule Fussballer.

Ist das so? Was passiert, wenn sich der erste aktive Bundesligaspieler outet? Mal angenommen, es ist ein Schalker – wie wird er beim nächsten Gastspiel in Dortmund empfangen?

Leider gibt es ja neben vielen tollen, aufgeschlossenen, angenehmen Fussballfans auch tumbe, dämliche Vertreter, die in der Masse ein ungesundes Gewicht erhalten. Vermutlich müsste der erste Bundesligaspieler, der sich outet, ein prominenter Akteur sein –  im Idealfall ein beliebter, anerkannter Nationalspieler. Gerüchte über schwule Bundesligaprominenz gibt es reichlich, doch in deutschen Journalistenkreisen ist das ebenfalls ein Tabuthema – zumindest was die Veröffentlichung angeht. Selbst der Boulevard verzichtet auf fette Schlagzeilen und will keinen Schwulen outen. Niemand kann die Folgen abschätzen, keiner will einen Fussballer derart blossstellen. Da zeigen selbst die knallharten Boulevardblätter Fingerspitzengefühl.

Ich behaupte aber: Die Bundesliga ist bald bereit für Schwule. Schritt für Schritt wird die Öffentlichkeit darauf vorbereitet. Der Deutsche Fussballbund veröffentlichte letztes Jahr sogar eine Informationsbroschüre («Fussball und Homosexualität»). Noch aber tut sich die Branche selbst in Mitteleuropa schwer mit dem Thema, noch wird Fussballern geraten, sich erst nach der Karriere zu outen. Man weiss nie, wie die Leute im Stadion reagieren würden.

Aber insgesamt ist das Klima so gut wie wohl noch nie für ein Coming-out. Ich bin mir auch sicher, dass es nicht mehr so lange geht, bis sich der erste aktive Fussballer in Deutschland oder in der Schweiz outen wird. Meine Haltung mag einigen naiv vorkommen. Doch die Kurven sind nicht mehr so aggressiv wie früher, viele Fussballfans sind jung oder gebildet oder politisch engagiert (oder alles zusammen). Und Medien wie Meinungsmacher würden sowieso positiv über den Spieler urteilen.

Wäre ein schwuler FC-Basel-Akteur also akzeptiert? Oder einer vom FC Aarau? Vermutlich spielt es bezüglich Reaktionen in fremden Stadien, so traurig das ist, tatsächlich eine Rolle, in welchem Verein der homosexuelle Fussballer engagiert ist. Aarau und der SC Freiburg sind dafür wohl die angenehmeren Adressen als Basel und Bayern München. Auf der anderen Seite aber wäre ein Starspieler eben nachhaltiger für die Homosexuellen-Bewegung. Und insgesamt, das wage ich zu behaupten, sind die Schweiz und Deutschland die besten Länder für einen schwulen Fussballer.

Und was glauben Sie? Ist die Super League bereit für einen schwulen Spieler? Oder dauert das noch ein paar Jahre? Was ist mit der Bundesliga? Wie würden Medien, Öffentlichkeit und Fans reagieren?

Cristiano Ronaldo ist klar der Beste

Fabian Ruch am Mittwoch den 8. Januar 2014
Cristiano Ronaldo

Tormaschiene: Ob man ihn nun mag oder nicht, Christiano Ronaldo liefert Tore am Laufmeter (Bild: Andres Kudacki/Keystone)

Am nächsten Montag wird an einer grossen FIFA-Gala in Zürich mal wieder der Weltfussballer des Jahres geehrt. Und für das Jahr 2013 kann es nur eine Wahl geben: Cristiano Ronaldo! Setzt sich der überragende Portugiese von Real Madrid nicht durch, kann man diese Wahl nicht mehr ernst nehmen. Ein anderer Sieger als Ronaldo wäre absurd. Der 28-Jährige spielt seit Jahren auf einem unfassbar hohen Niveau, er trifft und trifft und trifft, und das nicht nur in unwichtigen Partien, wie Kritiker immer wieder monieren. Dieser Vorwurf ist lächerlich.

In den letzten Wochen erhielt Bayerns Franck Ribéry in den Medien viel Support von einflussreichen Personen, und natürlich überzeugte auch der Franzose letztes Jahr. Aber er erreichte mit seinen individuellen Leistungen niemals Ronaldo und auch nicht Lionel Messi oder Zlatan Ibrahimovic, der nicht mehr zur Wahl steht. Nur noch Ronaldo, Messi und Ribéry können gewinnen.

Individuelle Leistung

Ribérys Wahl wäre nicht nachvollziehbar, weil es bei solchen Ehrungen um die individuellen Leistungen eines Sportlers geht – und eben nicht darum, was er mit seiner Mannschaft gewonnen hat. Das begreifen viele nicht, deshalb fordern sie die Wahl Ribérys. Aber es kann ja niemand behaupten, dass der Flügelspieler Bayerns auch nur annähernd Woche für Woche derart stark und prägend agierte wie Ronaldo, der beispielsweise Portugal fast im Alleingang an die WM schoss, dutzende spektakuläre Weltklassetore erzielte und in der Liga wie in der Champions League neue Torrekorde aufstellte. Noch nie erzielte ein Fussballer beispielsweise so viele Treffer in einer Champions-League-Vorrunde wie zuletzt Ronaldo, der in nur fünf Einsätzen neun Tore erzielte – und dabei sogar noch Elfmeter verschoss, beste Chancen vergab und Pech mit Pfostenschüssen hat.

Cristiano Ronaldo steht derzeit deutlich über allen anderen, das zeigen auch seine unglaublichen 69 Pflichtspieltore im Jahr 2013. In dieser Saison steht er bei 34 Treffern in 25 Einsätzen! Er agiert wie ein Abgesandter von einem anderen Stern. Ronaldo ist mit seiner Klasse, seiner Schnelligkeit und Explosivität, seinem herausragenden Schuss, seiner Stärke im Dribbling und beim Kopfball der mit Abstand beste und kompletteste Spieler der Welt. Er hat sogar den Ausnahmekönner Lionel Messi, zuletzt länger verletzt, abgehängt. Ronaldo liefert alle drei, vier Tage zuverlässig eine überzeugende Vorstellung ab, während beispielsweise Ribéry im Alltag nicht immer brilliert.

Und sowieso: Wäre die Wahl ein Tribut an die aktuell beste Mannschaft der Welt, und das ist Bayern München, müsste man eher Philipp Lahm wählen. Der beste und klügste Defensivspieler der Welt zeigt Partie für Partie allerfeinsten, intelligenten, ballsicheren Fussball – in der letzten Saison als Rechtsverteidiger des Triple-Siegers, in dieser Spielzeit unter dem neuen Trainer Pep Guardiola oft im zentralen Mittelfeld. Ribéry dagegen ist kein Führungsspieler der Bayern, er zaubert am Flügel und rennt den Gegnern davon, das schon, aber gegen grosse Mannschaften stösst seine eher eindimensionale Spielweise an Grenzen, im Nationalteam war er bis vor kurzem wegen enttäuschenden Darbietungen sogar noch stark umstritten.

Nur Messi war 2012 ähnlich gut

Ich fand auch Ibrahimovic stärker, aber Ribéry hat es zweifellos verdient, bei der Wahl zum Weltfussballer des Jahres 2013 auf dem Podest zu stehen. Auf Rang drei. Denn auch Lionel Messi, der für seine eigenen fantastischen Verhältnisse auf ein ordentliches, aber kein sehr gutes Kalenderjahr zurückblickt, war selbstverständlich individuell gesehen stärker als Ribéry. Doch solche Wahlen sind häufig auch von Emotionen geleitet und von Argumenten, die den Teamgedanken des Fussballs berücksichtigen. Und Ronaldo hat – im Gegensatz zu Ribéry – 2013 halt keine Titel gesammelt. Aber er hat das individuell gesehen vielleicht beste Jahr abgeliefert, das einem Fussballer je gelungen ist. Einzig Lionel Messi erreichte 2012 ähnliche Bilanzen und Statistiken.

Und, ja, ich mag Cristiano Ronaldo. Aber ich kann bei solchen Wahlen differenzieren. Als Vertreter der Schweiz sitze ich in der Jury bei der Wahl zu Europas Fussballer des Jahres. Dabei wählt ein Fussballjournalist pro europäisches Land jeweils im August im Auftrag der UEFA den besten Spieler der vorangegangenen Saison. Meine Wahl hiess vor ein paar Monaten Messi (knapp vor Ronaldo). Gewonnen aber hat Ribéry, weil die Erinnerungen an Bayerns Supersaison im August noch stärker waren.

Ach, ja: Mein Favorit zum Weltfussballer 2014 bleibt derzeit Cristiano Ronaldo. Im ersten Pflichtspiel des Jahres traf er am Wochenende für Real Madrid gleich wieder doppelt…

Und was finden Sie: Wer ist Weltfussballer des Jahres 2013? Cristiano Ronaldo, Franck Ribéry oder Lionel Messi? Warum hat welcher Spieler den Sieg verdient?

Ronaldo, Ibrahimovic, Suarez und die Bayern räumen ab

Fabian Ruch am Dienstag den 31. Dezember 2013

Das Fussballjahr 2013 ist Geschichte, der Ball rollt während der Feiertage nur in England. Es ist der ideale Zeitpunkt, Rückblick zu nehmen auf das internationale Geschehen in den vergangenen zwölf Monaten – und ein paar Ehrungen positiver sowie negativer Art vorzunehmen.

Spieler des Jahres: Darum wird es an dieser Stelle ausführlich nächste Woche gehen, kurz vor der Wahl des Weltfussballers des Jahres. Wir sagen aber bereits jetzt, dass Cristiano Ronaldo 2013 der überragende Akteur war – noch besser, grösser, stärker als Zlatan Ibrahimovic, Neymar, Franck Ribéry und Luis Suarez, die ebenfalls brillierten.

Mannschaft des Jahres: Da gibt es leider keine zwei Meinungen. Gut, wir könnten jetzt Brasilien nennen, weil die Auswahl den Confed-Cup souverän gewann. Aber in dieser Kategorie kann der Sieger nur Bayern München heissen, alles andere wäre lächerlich. Die Bayern haben jeden möglichen Titel gewonnen im Jahr 2013, und sie haben sogar einen Präsidenten, der massiv Steuern hinterzogen hat – und dennoch weiter in Amt und (na, ja) Würden ist. Uli Hoeness blickt auf verrückte zwölf Monate zurück. Sein Fall und sein Triumph stehen stellvertretend für die turbulenten Ereignissen im Fussball, wo morgen schon alles andere sein kann, als wir heute denken.

Top 11 des Jahres (wir spielen im offensiven 4-1-3-2): Neuer (Bayern); Lahm (Bayern), Thiago Silva (Paris Saint-Germain), Kompany (Manchester City), Alaba (Bayern); Vidal (Juventus); Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Neymar (Barcelona), Ribéry (Bayern); Suarez (Liverpool), Ibrahimovic (Paris Saint-Germain). Ja, es gibt Dutzende andere Möglichkeiten. Und wir haben Lionel Messi für einmal nicht gewählt, weil er zu oft verletzt fehlte und nicht ganz so stark agierte wie in den Jahren zuvor. Neymar steht in der Elf, weil er Brasilien zum Confed-Cup-Sieg schoss und sich bei Barcelona relativ rasch als Leistungsträger etablierte – und zuletzt während Messis Verletzungspause sogar ausgezeichnet Regie führte. Ronaldo und Ribéry schliesslich agierten auf den Flügeln stärker als Messi, und als Stürmer bevorzugen wir Suarez und Ibrahimovic. Und, ja, Lahm hätten wir am liebsten auch hinten links und im defensiven Mittelfeld aufgestellt….

Trainer des Jahres: 1. Jupp Heynckes (führte Bayern zum Triple). 2. Pep Guardiola (verwaltet das Heynckes-Erbe bei Bayern vorzüglich – und hat die Mannschaft noch entwickelt mit den Feinfüssen Mario Götze und Thiago). 3. Jürgen Klopp (lieferte bei Borussia Dortmund lange Zeit ausgezeichnete Arbeit ab).

Spektakelmacher des Jahres: Er hat nicht nur eine interessante Biografie seines Werdegangs schreiben lassen, sondern schreibt selber beinahe Woche für Woche das nächste Kapitel eines aufregenden Fussballerlebens – mit fantastischen Toren, überragenden Einlagen, sensationellen Schüssen. Zlatan Ibrahimovic lässt keinen kalt, und es ist jammerschade, fehlt er an der WM 2014, weil er derzeit nur der zweitbeste Fussballer der Welt ist. Dummerweise scheiterte er in der WM-Barrage am besten Spieler, und das ist der Portugiese Cristiano Ronaldo. CR7 und Ibra zusammen in einem Team, das wäre eine Attraktion.

Aufsteiger des Jahres: Diese Wahl mag einige überraschen, aber wir entscheiden uns für Luis Suarez. Der Uruguayer im Team von Liverpool war noch vor wenigen Monaten in England eine schier unerwünschte Person, weil er mit seiner Fallsucht, seiner unsauberen Spielweise und einigen Tätlichkeiten unangenehm aufgefallen war. Sein Abschied aus der Premier League schien eine Frage der Zeit zu sein, er fehlte mehrmals wochenlang gesperrt und war landesweit verhasst – und ist jetzt dennoch beinahe restlos rehabilitiert. Denn Suarez traf und traf und traf und traf zuletzt, wie er wollte. Er ist in diesen Wochen sogar der weltbeste Stürmer. Seine Tore sind oft wunderschön und nicht bloss Abstauber. Suarez spielt derzeit in der Liga von Ronaldo und Ibrahimovic. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht?

Absteiger des Jahres: Er gilt für viele als bester Torhüter der Welt, immer noch, aber hinter Iker Casillas liegen schwierige Monate. Erst wurde er von Real Madrids damaligem Trainer José Mourinho als Stammkeeper aussortiert. Mourinho sah im mächtigen Casillas einen Gegenspieler, zudem verdächtigte er den Goalie, Internas an die Presse weiterzuleiten. Aber auch jetzt, nach Mourinhos Abgang im Sommer, ist Casillas keineswegs unumstritten und auch nicht gesetzt bei Real. 2014 kann für ihn nur besser werden. Wenn er denn an der WM für Weltmeister Spanien überhaupt die Nummer 1 sein wird. Und wenn er im Sommer tatsächlich zu Manchester United oder Arsenal oder Manchester City oder Paris Saint-Germain oder Monaco oder sogar Barcelona wechseln wird.

Erkenntnis des Jahres: Vielleicht erleben wir gerade die beste Zeit des Fussballs. Oder zumindest eine Zeit mit besonders vielen besonders talentierten Akteuren. Es gab kaum jemals eine Phase mit derart vielen potenziellen Weltfussballern. Messi und Ronaldo dominierten den Sport in den letzten Jahren, doch mit Ibrahimovic und Ribéry sind zwei Akteure hinzugekommen, die ein ähnliches Niveau erreichen.

Wunsch des Jahres: Zum Abschluss des Steilpass-Blog-Jahres ein persönlicher Wunsch, der naiv sein mag und vielleicht nicht erfüllt werden kann. Aber es wäre wunderbar, wenn der Rassismus ganz aus den Fussballstadien verschwinden würde. Die integrative Kraft des Fussballs ist weltweit gewaltig, und doch ist es noch nicht gelungen, den Rassismus zu bezwingen. Es kommt immer wieder zu unschönen Vorfällen. Vielleicht muss der Weltverband Fifa noch schärfere Strafen verhängen, falls es zu fremdenfeindlichen Vorgängen kommt. Der Fussball hat schliesslich auch eine Vorbildfunktion.

Und welche Wünsche haben Sie an den Fussball? Welche Spieler und Mannschaften überzeugten Sie 2013 am meisten? Und wie sieht ihre Top 11 des Jahres 2013 aus?

Chancen und Gefahren mit Petkovic

Fabian Ruch am Mittwoch den 25. Dezember 2013

Einen Tag vor Heiligabend hat der Schweizerische Fussballverband (SFV) den Nachfolger von Ottmar Hitzfeld präsentiert. Es ist – nicht ganz unerwartet – Vladimir Petkovic. Und weil die Position des Fussballnationaltrainers in fast jedem Land umstritten ist, zumal beinahe jeder Einwohner das Gefühl hat, er selber sei die perfekte Besetzung, darf man auch über die Installierung Petkovics lustvoll debattieren.

Eines ist klar: Wer nach Hitzfeld kommt, hat es ohnehin schwer. Marcel Koller und Lucien Favre, die beiden besten Möglichkeiten als Nationalcoach nach der WM 2014, sagten ja bald ab, und realistisch gesehen rückte danach Petkovic neben Trainern wie Roberto di Matteo, Christian Gross und Murat Yakin in den Fokus. Di Matteo gewann 2012 die Champions League mit Chelsea, Gross ist der vielleicht erfolgreichste Schweizer Trainer der Geschichte, Yakin ist derzeit der helvetische Coach mit den meisten Titelgewinnen. Sie alle wären dank ihres Namens, ihrer Vergangenheit und ihrer Erfolge vorstellbar gewesen als Nachfolger Hitzfelds.

Petkovic

Vor dem Rauswurf: Petkovic bei seinem aktuellen Arbeitgeber Lazio Rom. (Bild: Reuters)

Und Vladimir Petkovic?

Die Meinungen über seine Ernennung gehen weit auseinander, dabei bietet seine Nomination auch eine Chance. Petkovic ist neu im Verband, er bringt eigene Ideen und andere Mitarbeiter mit, er mischt den Laden auf, ist ein smarter Verkäufer seiner selbst und seiner Konzepte, seine taktischen Vorstellungen werden die teilweise verkrusteten Verhältnisse im Nationalteam aufbrechen. Und: Petkovic wird mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht mit jener legendären Dreierkette in der Abwehr agieren, die bei den Young Boys vor ein paar Jahren zu seinem Taktik-Schachzug wurde. Der erfahrene Fussballlehrer ist klug genug, um zu erkennen, dass die Schweiz kaum drei Innenverteidiger auf international ansprechendem Niveau besitzt.

Vladimir Petkovic wird, das darf erwartet werden, taktisch und personell nicht alles über den Haufen werfen. Diese Nationalmannschaft ist sehr talentiert, vermutlich weiss sie selber noch gar nicht, wie gut sie werden kann. Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Ricardo Rodriguez, Fabian Schär, Josip Drmic und Admir Mehmedi, um nur ein Sextett aus all den starken Akteuren zu nennen, sind immer noch sehr jung, sie können nur besser und reifer werden. Petkovic aber ist der Neue im Betrieb, und deshalb ist sein Engagement auch eine Gefahr. Will der 50-Jährige zu viel verändern, würde sich das fatal auf die Entwicklung der Auswahl auswirken. Jeder neue Coach möchte Dinge möglichst schnell anders machen, seine Handschrift soll ja für alle erkennbar sein.

Wenn Vladimir Petkovic clever ist (und das ist er), dann verändert er nicht einfach etwas, nur damit etwas verändert ist. Er muss sein Ego kontrollieren, was nicht einfach wird.

Dieses Schweizer Nationalteam jedenfalls kann in den nächsten Jahren viel erreichen, ganz egal, wer ihr Chef an der Seitenlinie ist. Und möglicherweise wäre es vom SFV nicht falsch gewesen, eine interne Lösung auf dem Trainerposten anzustreben und einen zu holen, der Abläufe, Verband, Spieler perfekt kennt. U-21-Nationalcoach Pierluigi Tami beispielsweise ist, wie der aktuelle Hitzfeld-Assistent Michel Pont, ein kompetenter Fussballlehrer. Ihm fehlen aber die Ausstrahlung und Glanz, die Petkovic auch in seinem Auftreten auszeichnen. Hätte sich der Verband für Tami entschieden als neuen Trainer, wäre das dennoch ein Zeichen gewesen, auf Kontinuität zu setzen.

Aus all diesen Gründen ist Petkovics Ernennung zwar eine Chance, aber sie birgt auch Gefahren. Zudem kommt der Coach nicht gerade aus einer Position der Stärke zurück in die Schweiz. Verband wie Zeitungen, die dem SFV nahe stehen, können ihn nicht als grossen Wurf präsentieren. Petkovics aktueller Arbeitgeber Lazio Rom enttäuscht in dieser Saison stark, der Coach steht vor dem Rauswurf, nachdem Petkovic das Team letzte Saison immerhin zum Cupsieg führte. Es war sein bisher einziger Titelgewinn. Im Vergleich zu Di Matteo, Gross und Yakin, aber auch zu Koller und Favre, besitzt er (noch) einen weniger klangvollen Trainernamen.

Aber: Petkovics Mannschaften agierten meistens attraktiv, offensiv, schwungvoll. Petkovic erkennt Stärken und Schwächen seiner Spieler und setzt sie in der Regel dort ein, wo sie einer Mannschaft am meisten bringen. Man darf erwarten, dass die Nationalmannschaft schöneren Fussball anbieten wird als unter Resultatpapst Ottmar Hitzfeld. Doch letztlich wird auch Petkovic nur an Erfolgen und Ergebnissen gemessen werden. Und: Der gewiefte Taktiker kann seine Pläne in einem Verein, wo er täglich mit den Akteuren auf dem Trainingsplatz steht, prächtig umsetzen. Die Nationalspieler jedoch sieht er bloss etwa sechsmal im Jahr für ein paar Tage.

Das Nationalteam benötigt also keinen Revolutionär, sondern einen gescheiten, ruhigen Verwalter der ausgezeichneten Entwicklung in den letzten Jahren. Petkovic wird beweisen müssen, dafür der richtige Coach zu sein.

Und was finden Sie? Ist Vladimir Petkovic der richtige Nachfolger von Ottmar Hitzfeld? Wie schätzen Sie seine Arbeit ein? Und wer wäre für Sie der perfekte Nationaltrainer?

Mohamed Salah ist der Spieler der Vorrunde

Fabian Ruch am Mittwoch den 18. Dezember 2013


Die Super League ist möglicherweise die spannendste Liga der Welt, an der Tabellenspitze jedenfalls sind fünf Teams bloss durch vier Zähler getrennt. Wir nehmen das Ende der Vorrunde zum Anlass, Spieler und Teams in diversen Kategorien auszuzeichnen – oder sie zu kritisieren.

Spieler der Vorrunde: Mohamed Salah, ganz klar! Vielleicht wird man in ein paar Jahren sagen, Salah sei der beste Spieler, der bisher in der Schweiz gespielt habe. Der junge Ägypter hat alles, was es braucht, um ein Weltklassespieler zu sein. Mit seinen überragenden Leistungen in der Champions League – vor allem gegen Chelsea – hat er seinen Marktwert in die Höhe getrieben. Vermutlich wird der wertvollste Akteur, der bisher in der Schweiz gespielt hat, für über 15 Millionen Franken den Klub wechseln. Es ist fraglich, ob Salah auch Spieler der Rückrunde wird, weil er wohl schon im Januar den nächsten Schritt in seiner Karriere macht. Und wenn er ein bisschen effizienter wird, kostet der Flügelflitzer beim übernächsten Transfer vermutlich 50 Millionen Franken.

Tor der Vorrunde: Nein, nicht Christian Constantin, der als Architekt dieser Sion-Mannschaft versagt hat und am besten schleunigst einen schlauen Sportchef engagiert! Das Tor des Jahres schoss Aaraus Sven Lüscher am Sonntag mit seinem fantastischen Volleyschuss gegen Thun (2:1). Hätte Superstar Cristiano Ronaldo so einen Treffer erzielt, würde er millionenfach auf Youtube, Facebook und Twitter gepriesen.

Überraschung der Vorrunde: Hier stehen zwei Teams ganz oben: Luzern und St. Gallen. Sie sind gut organisierte, emsige Punktesammler, ohne zu brillieren oder spektakulär zu agieren. Die Handschrift der Trainer Carlos Bernegger und Jeff Saibene ist in Luzern und St. Gallen zu erkennen. Natürlich stehen die zwei Mannschaften in der Rangliste auch so nahe an Rang 1, weil Primus Basel in der Liga ungeahnte Probleme offenbarte.

Enttäuschung der Vorrunde: Vielleicht ist diese Wahl einfallslos, aber der FC Sion ist in dieser Kategorie halt Seriensieger. Mal wieder blieb das prominent besetzte, aber konfus zusammengestellte Walliser Team weit hinter den Erwartungen zurück.

Trainer der Vorrunde: Carlos Bernegger. Dass er ein ausgezeichneter Fussballlehrer ist, war in der Szene seit Jahren bekannt. Bernegger lehnte lange viele Angebote (auch von grossen Schweizer Clubs) ab, um im Nachwuchsbereich bei GC und später Basel zu arbeiten. In Luzern setzt er nun seine Ideen auf höchster Stufe konsequent um und führte den FCL beinahe zur Wintermeisterschaft. Und das mit einer nicht besonders talentierten Mannschaft.

Goalie der Vorrunde: Roman Bürki von GC überzeugte erneut, und es würde überhaupt nicht überraschen, wenn er im Frühling im Ausland spielen würde. Der Berner ist gut genug für die Bundesliga – nach Mainz zu gehen wäre eine kluge Entscheidung.

Verteidiger der Vorrunde: Das ist zweifellos Steve von Bergen. Der Nationalspieler hat die Abwehr von YB enorm stabilisiert. Er ist zweikampfstark und robust, erfahren und relativ schnell, er spielt einen präzisen Pass nach vorne und ist mit seiner Routine und Klasse einer der besten Spieler der Liga. Von Bergen hat sich auf und neben dem Platz auch mit seiner Art als Königstransfer der Young Boys erwiesen. Und weil er nahezu fehlerlos spielt, hat er auch seinen Stammplatz im Nationalteam verteidigt.

Mittelfeldspieler der Vorrunde: Mohamed Salah. Weil er eben der beste Akteur der Liga ist.

Stürmer der Vorrunde: Josef Martínez. Diese Wahl mag ein wenig überraschen, weil sich der junge Venezolaner als Leihspieler in Thun als wenig konstant erwies (und damit bestens zu YB passt …) – und zwischenzeitlich monatelang nicht besonders treffsicher agierte. Aber der 20-Jährge deutete seine Begabung immer wieder an und schoss zusammen mit Basels Marco Streller am meisten Tore in der Super League (acht). Dabei musste Martinez mehrmals beschwerliche Reisen zum Nationalteam Venezuelas unternehmen. Martínez kehrt nun zu YB zurück – und wenn er auch in der Rückrunde der beste Stürmer der Liga sein wird, dann besitzen die Young Boys gute Chancen, endlich mal wieder Meister zu werden.

Und so sieht unser Tipp für die Schlussrangliste aus:

1. Basel
2. YB
3. St. Gallen
4. GC
5. Luzern
6. Zürich
7. Thun
8. Sion
9. Aarau
10. Lausanne

Und wer war für Sie der beste Spieler der Vorrunde? Welche Fussballer und Teams überzeugten oder überraschten Sie? Und wie sieht Ihre Rangliste Ende Saison aus?

Heute sind alle für den FC Basel! Oder?

Fabian Ruch am Mittwoch den 11. Dezember 2013
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Wer qualifiziert sich für das Achtelfinale?: Setzt sich der FC Basel morgen gegen Schalke 04 durch, ist das gut für die ganze Fussballschweiz. (Laurent Gilliéron/Keystone)

Am Mittwochabend tritt der FC Basel ja zum Champions-League-Gruppenfinal in Gelsenkirchen gegen Schalke 04 an. Ein Unentschieden genügt den Baslern zum Weiterkommen. Es wäre der nächste kontinentale Grosserfolg nach der Qualifikation für die Achtelfinals der Königsklasse vor zwei Jahren und dem Erreichen der Europa-League-Halbfinals letzte Saison.

Die ganze Fussballschweiz fiebert heute also mit dem FCB mit!

Die ganze Fussballschweiz?

Eine kleine Umfrage im Freundeskreis ergab, dass die Mehrheit heute Abend nicht für den FCB ist. Selbstredend ist das keine repräsentative Umfrage, zudem lebe ich in Bern. Dennoch ist es im Vereinsfussball offenbar auch in der Schweiz so, dass die Klubliebe weit über der Nationalität steht. Ein Manchester-United-Fan ist niemals für Liverpool. Ein Milan-Tifoso unterstützt im Champions-League-Final Bayern München und nicht Inter Mailand. Und so weiter, und so typisch.

Bei Hardcore-Fans ist diese Haltung verständlich, schliesslich erzeugt eine uneingeschränkte Leidenschaft für – zum Beispiel – den FC St. Gallen automatisch auch eine grenzenlose Abneigung gegen den grossen und starken, mächtigen und erfolgreichen FC Basel. Aber auch relativ neutrale Fussballbeobachter in unserem Land unterstützen den FCB auf dessen Streifzügen durch Europa nicht vorbehaltlos.

Ich finde das bedauerlich.

Denn es ist doch wunderbar, wenn ein Schweizer Team – egal welches – die Champions League erreicht! Dann sind Weltgrössen wie Chelsea, Bayern München, Manchester United live und sogar in einem wichtigen Pflichtspiel in der Schweiz zu sehen. Zudem legt der FCB Ehre ein für unser kleines Fussballland, das kann nicht schlecht sein. Er ist ein prächtiger Werbeträger für den Schweizer Sport. Und: Der FCB sammelt fleissig Punkte im Ranking des Europäischen Fussballverbandes (UEFA). Es geht um den wertvollen UEFA-Koeffizienten. Davon profitiert letztlich die Super League, denn je mehr Erfolg Basel hat, umso mehr Vereine kann die Schweiz im Europacup an den Start schicken. So ist das – stark vereinfacht erklärt.

Entscheidend ist dabei vor allem, dass der Schweizer Meister in dieser Saison vermutlich direkt für die nächste Champions-League-Gruppenphase qualifiziert sein wird. Eben auch dank des FCB und dessen starken Resultaten in den letzten Jahren. Doch wahrscheinlich werden ja ohnehin die Basler davon profitieren…

Wenn der FC Basel heute aber erneut den Sprung in die Achtelfinals realisiert und weiter Zähler sammelt, könnte der Schweizer Champion bald auf sicher direkt in der Königsklasse stehen – und nicht nur, wie in dieser Saison, wenn sich der Champions-League-Sieger auch über die nationale Meisterschaft für den grössten Klubwettbewerb der Welt qualifiziert. Davon wiederum könnten auch YB, Zürich, Sion, GC, Luzern, St. Gallen und andere mögliche oder selbsternannte Titelkandidaten profitieren. Zumindest theoretisch.

Ein starker FCB jedenfalls ist gut für den Schweizer Fussball. Davon bin ich überzeugt. Dank Basel wird von unserer Liga ausserhalb des Landes überhaupt Notiz genommen. Also ist es sehr gut, wenn die beste Mannschaft der Schweiz regelmässig Europa aufmischt.

Sind diese Überlegungen naiv in einem Geschäft, in dem sogar Basler Nationalspieler in Schweizer Stadien ausgepfiffen werden, wenn sie das Nationaltrikot tragen? Und selbstverständlich ist es nicht ideal, wenn Basel in der Schweiz zu dominant wird, weil der Verein in der Champions League Jahr für Jahr Millionen verdient. Zumindest in dieser Saison aber zieht der FCB in der Liga (noch) nicht davon. Und das ist sowieso nicht sein Problem. Sondern das seiner Konkurrenz.

Wie sehen Sie das? Unterstützen Sie heute Basel, selbst wenn Sie nicht FCB-Fan sind? Oder ist es für Sie nachvollziehbar, dass man in Bern, Zürich oder St. Gallen in der Champions League immer gegen Basel ist?

Im WM-Viertelfinal in Rio gegen Deutschland

Fabian Ruch am Samstag den 7. Dezember 2013
Das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. (Keystone)

Verläuft die WM wie vorgestellt, spielt die Schweiz hier gegen Deutschland im Viertelfinal: Das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. (Keystone)

Ottmar Hitzfeld ist ein Glückskind. So muss man das sehen. Die WM-Auslosung am Freitagabend in Brasilien jedenfalls lief mal wieder ganz nach dem Geschmack des Nationaltrainers. Die Schweiz ist in der ziemlich langweiligen Gruppe mit Ecuador, Honduras und Frankreich in einer Favoritenrolle. Die Aufgabe im nächsten Sommer aber wird in der Vorrunde schwieriger, als viele denken. Ecuador und Honduras sind als Vertreter von Süd- und Mittelamerika im klimatisch extrem schwierigen brasilianischen Winter nicht zu unterschätzen – und ziemlich unangenehme Kontrahenten. Frankreich wiederum besitzt mit Weltstar Franck Ribéry und dem Mittelfeld-Dynamiker Paul Pogba die zwei besten Individualisten der Gruppe E. Nach harzigen Jahren lechzen die Franzosen zudem nach Wiedergutmachung.

Zu erwarten sind in der Schweizer Gruppe auf jeden Fall enge, spannende Partien. Wir wagen die Prognose, dass sich die talentierte, ambitionierte Schweizer Auswahl knapp als Gruppensieger durchsetzen wird. Möglicherweise reichen dazu ja 5 Punkte – mit einem nicht zu knappen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Honduras nach zwei Unentschieden gegen Ecuador und Frankreich. Dieser Rang 1 würde der Schweiz auch den gar nicht so schwierigen Weg in den Viertelfinal vorbereiten. Denn nicht nur die Vorrundenauslosung verlief für die Nationalmannschaft ideal. Hitzfelds Team wird im Achtelfinal auch den Vertretern der Gruppen mit zwei Topteams (Spanien/Holland, Deutschland/Portugal, Italien/England) aus dem Weg gehen können. Und weil die Argentinier die Gruppe F dominieren dürften, würde die Schweiz als Gewinner der Vorrunde auf eine Nation aus dem Trio Bosnien-Herzegowina/Nigeria/Iran treffen. Es wäre die nächste lösbare Aufgabe.

Wir haben die WM simuliert und alle Resultate getippt – dabei kommt es zu einigen Überraschungen. So weicht Brasilien einem Knüller-Achtelfinal gegen Spanien oder Holland aus. Und neben den Holländern, die an Chile scheitern, scheiden auch die europäischen Vertreter Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Russland bereits in der Vorrunde aus. Unsere Achtelfinals der WM 2014 sehen so aus:

Brasilien – Chile

Kolumbien – England

Schweiz – Nigeria

Deutschland – Südkorea

Spanien – Mexiko

Italien – Japan

Argentinien – Frankreich

Belgien – Portugal

Und so steht die Schweiz tatsächlich im WM-Viertelfinal. Am Freitagabend, 4. Juli. In Rio de Janeiro. Und gegen Deutschland. Was für eine tolle Affiche! Hitzfelds vielleicht letzter Auftritt als hoch dekorierter Fussballtrainer ausgerechnet gegen sein Heimatland? Die spektakulären Viertelfinals im Überblick:

Brasilien – Kolumbien

Schweiz – Deutschland

Spanien – Italien

Argentinien – Portugal

Das von vielen prognostizierte Endspiel zwischen Brasilien und Deutschland also kann es in unserer virtuellen Weltmeisterschaft nicht geben, weil die zwei vielleicht grössten WM-Favoriten bereits im Halbfinal aufeinandertreffen. Weltmeister Spanien könnte im Viertelfinal gegen die Turniermannschaft Italien ausscheiden, weil der Titelverteidiger nicht mehr ganz so stark wie in den letzten Jahren ist – und möglicherweise ein wenig satt. Und im Gigantenduell zwischen den Superstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind die Argentinier leicht zu favorisieren. Unsere Halbfinals sehen deshalb so aus:

Brasilien – Deutschland

Italien – Argentinien

Es kommt also so oder so zu einem Traumfinal:

Brasilien – Italien

In unserem Tippspiel setzt sich Brasilien im Endspiel in Rio de Janeiro gegen Italien durch – und holt zu Hause seinen 6. Weltmeistertitel…

Und was tippen Sie? Wer wird Weltmeister? Wie weit kommt die Schweiz? Welche Favoriten könnten nach dieser Auslosung früh scheitern? Und welche Teams werden in Brasilien überraschen?

Das ist die beste WM-Gruppe für die Schweiz

Fabian Ruch am Mittwoch den 4. Dezember 2013

Am Freitag blickt die Sportwelt gebannt nach Brasilien, wenn die Vorrundengruppen der WM 2014 ausgelost werden. Die Schweiz ist nach ihren starken Resultaten zuletzt bekanntlich in Topf 1 eingeteilt – und kann damit den Weltgrössen Brasilien und Spanien, Deutschland und Argentinien aus dem Weg gehen. Zumindest in der Vorrunde. Dennoch drohen natürlich bereits in den ersten Partien starke Kontrahenten. Wir stellen ein paar besonders interessante Gruppen vor.

Und so sehen die Töpfe aus:

Topf 1: Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Belgien, Schweiz, Uruguay.
Topf 2: Algerien, Kamerun, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Chile, Ecuador.
Topf 3: Australien, Iran, Japan, Südkorea, Costa Rica, Honduras, Mexiko, USA.
Topf 4: Holland, Italien, England, Portugal, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Russland, Frankreich.

Zur Erklärung: Im Topf 4 stehen neun europäische Teams, eines wird zu Beginn in Topf 2 gelost. Es können nicht mehr als zwei europäische Teams in einer Gruppe und nicht zwei südamerikanische Teams in der gleichen Gruppe sein.

Die Hammergruppe für die Schweiz: Chile, USA, Portugal.

In dieser sehr attraktiven Gruppe wäre die Schweiz kaum Favorit. Sie ist 8. der FIFA-Weltrangliste und würde auf den 4. (Portugal), den 14. (USA) und den 15. (Chile) treffen! Die Portugiesen waren an Turnieren zuletzt meistens stark. Und wenn der famose Cristiano Ronaldo seine sensationelle Form konservieren kann, wird er als aktuell bester Spieler der Welt auch an der WM in Galaverfassung sein. Die USA sind an Weltmeisterschaften stets ein unangenehmer Gegner. Und die Chilenen liegen der Schweiz nicht, an der letzten WM verlor die Mannschaft von Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld in der Vorrunde in einer emotionalen Begegnung 0:1. Für Zündstoff wäre gesorgt. Mit Arturo Vidal von Juventus sowie Alexis Sanchez von Barcelona stehen zwei absolute Weltklassespieler im chilenischen Team.

Die schwierigste Gruppe für die Schweiz: Elfenbeinküste, Mexiko, Italien.

Noch schwieriger als die zuvor beschriebene Hammergruppe wäre ein Treffen mit der Elfenbeinküste, Mexiko und Italien. Die Elfenbeinküste ist die beste afrikanische Mannschaft, gespickt mit Starspielern wie Yaya Touré von Manchester City, Gervinho (AS Roma) oder dem früheren YB-Angreifer Seydou Doumbia (ZSKA Moskau). Aber der alternde, einflussreiche Star Didier Drogba wird an der WM 36 Jahre alt sein. Kann er seine Landsleute auch leistungsmässig noch ein letztes Mal dirigieren? Die Mexikaner wiederum zitterten sich erstaunlicherweise Richtung WM 2014, dabei sind sie neben den USA das klar beste und grösste Team Mittel- und Nordamerikas. Es fehlt im mexikanischen Team zwar an den ganz grossen Namen, aber in der Auswahl stehen viele Talente. Zudem kennt die mexikanische Mannschaft die klimatischen Bedingungen in Brasilien bestens – wie auch die Elfenbeinküste. Und Italien schliesslich ist Italien. Die Squadra Azzurra ist an Weltmeisterschaften meistens sehr schwierig zu bezwingen. Der smarte Nationalcoach Cesare Prandelli wird die Italiener an der WM ziemlich weit führen.

Die beste Gruppe für die Schweiz: Ecuador, Honduras, Griechenland.

Das ist die einfachste Gruppe für die Schweizer. Gegen Ecuador, Honduras und Griechenland wäre ein Weiterkommen in die Achtelfinals als Gruppensieger Pflicht. Aber: An der letzten WM kamen die Schweizer gegen Honduras nicht über ein 0:0 hinaus. Und die Griechen spielen zwar nicht mehr so defensiv und sind nicht mehr so unbequem wie vor ein paar Jahren – aber sie setzten sich zuletzt in der Barrage souverän und stilsicher gegen die Rumänen durch. Dennoch wäre diese angenehme Gruppe der letzte Beweis dafür, dass der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld bei Auslosungen (und auch sonst im Fussball) oft vom Glück begünstigt wird.

Die attraktivste Gruppe für die Schweiz: Kamerun, Australien, Holland.

Darauf könnte man sich ein halbes Jahr freuen. Gegen Kamerun mit Weltstar Samuel Eto’o, gegen das tolle Riesenland und Reiseland Australien – sowie gegen die Holländer mit ihren Offensivkünstlern wie Arjen Robben und Robin van Persie. Und: Selbst in dieser Gruppe wäre Rang 2 für die Schweiz gewiss zu erreichen.

Die unattraktivste Gruppe für die Schweiz: Algerien, Iran, Bosnien-Herzegowina.

Langweiliger geht es nicht. Und gewaltig unter Druck wäre die Schweiz als Favorit auch noch. Diese Auslosung wäre zwar möglicherweise sportlich interessant, aber sie wäre mehr ein Graus denn ein Traum.

Die Hammergruppe: Brasilien, Holland, Mexiko, Italien!

Man stelle sich vor: Italien (oder Holland) wird in Topf 2 gelost – und dann zu Brasilien und Mexiko und Holland (oder Italien) gezogen. Ein Weltmeisterkandidat würde in dieser Konstellation sicher bereits in der Vorrunde ausscheiden. Und Gastgeber sowie Topfavorit Brasilien wäre sofort heftig gefordert. Mit so einer Gruppe würde die Weltmeisterschaft vom ersten Tag an auf Hochtouren laufen.

Und was finden Sie? Wer sind Ihre Wunschgegner für die Schweiz? Was wäre unangenehm? Und wie sieht Ihre Hammergruppe aus?

Mario Götze ist das grösste Talent der Welt

Fabian Ruch am Mittwoch den 27. November 2013

Es wird ja gerne lustvoll darüber debattiert, wer aktuell der beste Fussballer weltweit ist (unter uns: Cristiano Ronaldo vor Zlatan Ibrahimovic…). Aber darum geht es hier jetzt nicht. Ich stelle ein Ranking der grössten Versprechen des Weltfussballs auf. Die zwei Kriterien: Die Talente, die meistens bereits viel mehr als nur Talente sind, müssen 21 Jahre alt oder jünger sein – und ihre Klasse bereits auf hohem Niveau nachgewiesen haben. Hochbegabte wie der Belgier Eden Hazard, der 22-jährig ist, finden deshalb ebenso keine Aufnahme ins Ranking wie ganz junge Akteure wie die 17-jährigen Timo Werner (Stuttgart) und Alen Halilovic (Dinamo Zagreb), denen eine grossartige Zukunft prophezeit wird. Werner und Halilovic stehen erst ganz am Anfang ihrer Karriere im Profifussball. Schweizer haben es keine in die Rangliste geschafft, Xherdan Shaqiri ist 22 Jahre alt.

Knapp verpasst haben die Top 10 der U-21-Fussballer übrigens Real Madrids Isco und Arsenals Jack Wilshere, die gleichfalls hoch eingeschätzt werden. Und hier sind die zehn grössten Talente des Weltfussballs (absolut objektiv und unbestechlich und natürlich völlig frei von persönlichen Interessen – es gibt nun mal viele begabte Brasilianer…):

10. Lucas (21, Paris Saint-Germain)

Der Saint Germain Spieler Lucas während einem Champions-League-Spiel in Paris, 5. November 2013. (Bild: Keystone/ Yoan Valat)

Paris-Spieler Lucas. (Keystone)

Vor einem Jahr wäre er in dieser Liste wohl noch besser platziert gewesen. Der 172 Zentimeter grosse Dribbler ist Mitglied der brasilianischen Nationalmannschaft. Als kreativer Offensivspieler beschäftigt Lucas mit seiner Schnelligkeit die gegnerischen Verteidiger. Er muss aber noch effizienter werden – und steht bei PSG im Schatten der Superstars Ibrahimovic und Edinson Cavani.

9. Marquinhos (19, Paris Saint-Germain)

Marquinho freut sich über sein Tor während einem Champions-League-Spiel mit Paris Saint Germain, 2. Oktober 2013. Bild: (Keystone/ François Mori)

Torjubel von Marquinho. (Keystone)

Der Brasilianer gilt als grösstes Verteidigertalent der Welt – das teuerste ist er längst. Für unfassbare (und übertriebene) rund 40 Millionen Franken Ablösesumme verpflichtete PSG im Sommer den zentralen Abwehrspieler. Marquinhos ist ein moderner, spielstarker Verteidiger, der zudem auch relativ torgefährlich ist.

 

8. Philippe Coutinho (21, Liverpool)

Philippe Coutinho (R) im Zweikampf mit Seamus Coleman, 23. November 2013. (Bild: Keystone/ Peter Powell)

Philippe Coutinho (r.). (Keystone)

Für viele mag er die Überraschung in diesem Ranking sein. Aber Coutinho ist auf dem besten Weg, seine Sonderklasse mit Verzögerung endlich unter Beweis zu stellen. Bei Inter Mailand stagnierte der Brasilianer in den letzten Jahren in leicht chaotischem Umfeld. Bei Liverpool aber überzeugt der wie Lucas 1,72 m grosse Spielmacher und Spektakelmacher. Coutinho kann auch am Flügel wirbeln und ist dank der Premier-League-Härte daran, seine Flausen und seine Verspieltheit zu verlieren.

7. Raphael Varane (20, Real Madrid)

Raphael Varane macht einen Kopfball während dem Match zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, 26. Februar 2013. (Bild: Keystone/ Manu Fernandez)

Raphael Varane (M.) steigt in die Luft (Keystone)

Er wird in seiner Heimat Frankreich bereits mit dem legendären Abwehrchef Laurent Blanc verglichen. Varane agiert ruhig, souverän, stabil, er ist mit 1,91 Metern gross genug, um den Luftraum zu dominieren. Und er wird bei Real Madrid auch im Training täglich auf allerhöchstem Niveau gefordert. Varane überzeugte letzte Woche beim 3:0-Sieg im WM-Playoff-Rückspiel der Franzosen gegen die Ukraine mit einer abgeklärten, starken Vorstellung.

6. Julian Draxler (20, Schalke)

Julian Draxler im Match seines Teams gegen den FC Chelsea, 22. Oktober 2013. (Bild: Keystone/ Martin Meissner)

Julian Draxler am Ball. (Keystone)

Er ist einer der zahlreichen äusserst starken deutschen Offensivakteure, die erst am Anfang einer wohl glanzvollen Karriere stehen. Draxler ist technisch überragend, er kann ein Spiel lesen und leiten, er hat einen ausgezeichneten Schuss und ist sehr selbstbewusst. Nach einigen schwierigen Wochen beim notorisch unruhigen Schalke steigerte sich Draxler zuletzt wieder. Selbst wenn die Konkurrenz riesig ist, dürfte Draxler im deutschen WM-Team 2014 stehen.

5. David Alaba (21 Jahre, Bayern München)

David Alaba, rechts, während eines Bundesligaspiels gegen Borussia Dortmund, 23. November 2013. (Bild: Keystone/ Federico Gambarini)

David Alaba am Ball. (Keystone)

Der Sohn eines Nigerianers und einer Philippinin ist als österreichischer Nationalspieler ein Gesicht des globalisierten Fussballs. Alaba agiert seit Jahren konstant auf hohem Niveau. Bei Bayern muss er derzeit als Linksverteidiger ran, aber noch stärker, prägender, auffälliger spielt Alaba im Nationalteam im zentralen Aufbau. Dort sieht der ballsichere Österreicher auch seine Zukunft.

4. Mateo Kovacic (19, Inter Mailand)

Eine künstlerische Einlage von Mateo Kovacic im Spiel gegen Atlanta Bergamo, 29. Oktober 2013. (Bild: Keystone/ Paolo Magni)

Mateo Kovacic. (Keystone)

Ihn kennt man noch nicht so gut. Aber Kovacic hat längst unter Beweis gestellt, die hohen Erwartungen, die ihn seit Jahren begleiten, erfüllen zu können. Der Regisseur ist erst 19 Jahre alt, aber im kroatischen Nationalteam eine Stütze – wie zuletzt in den WM-Playoffs gegen Island, als er im Rückspiel (2:0) auftrumpfte. Inter Mailands Urgestein Javier Zanetti sagte kürzlich, er habe bei Inter ausser Ronaldo nie einen so starken Fussballer wie Kovacic gesehen. Und Zanetti spielte immerhin mit Weltgrössen wie Ibrahimovic, Samuel Eto’o, Wesley Sneijder und anderen zusammen.

3. Paul Pogba (20, Juventus)

Paul Pogba vor einem Spiel zwischen Frankreich und der Ukraine, 19. November 2013. (Bild: Keystone/ Michel Euler)

Paul Pogba vor einem Spiel. (Keystone)

Der kräftige Mittelfeldspieler kann in den nächsten Jahren ein Beherrscher des Aufbaus werden. Pogba führte Frankreich im Sommer an der U-20-Weltmeisterschaft in der Türkei zum Titel – und wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Auch im französischen Nationalteam ist er bereits unverzichtbar, wie seine überragende Leistung beim 3:0-Sieg letzte Woche gegen die Ukraine im WM-Playoff-Rückspiel zeigte. Seine zuweilen undisziplinierte Spielweise und seine harten Fouls hat der überragende Balleroberer und Stratege weitgehend abgelegt.

2. Neymar (21, Barcelona)

Neymar vor dem Publikum im Camp Nou Stadion in Barcelona, 23. November 2013. (Bild: Keystone/ Manu Fernandez)

Neymar bejubelt einen Treffer. (Keystone)

Neymar ist nicht die Nummer 1 der U-21-Akteure? Jawohl, Neymar ist nicht die Nummer 1, obwohl er natürlich sogar die Anlagen besitzt, die Nummer 1 der Welt aller Spieler zu werden! Vielleicht schon nächstes Jahr, an der WM 2014 im eigenen Land. Der fantastische Brasilianer leistet sich derzeit zu viele Pausen, hat aber immerhin in wichtigen Partien (wie gegen Real Madrid) auch bei Barcelona demonstriert, wie stark er ist. Neymar und seine Entourage tauchen zu oft auf dem Boulevard auf. Brasiliens Hoffnungsträger sollte sich mehr aufs Fussballspielen konzentrieren.

Mario Götze (21, Bayern München)

Platz 1 für Mario Götze: Hier an einem Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund, 23. November 2013. (Bild: Keystone/ Friso Gentsch)

Platz 1 für Mario Götze. (Keystone)

Er weiss vielleicht selber noch gar nicht, wie gut er spielen kann – und wo seine Grenzen liegen. Götze ist ein Artist, der auf engstem Raum eine hochklassige Partie mit einer genialen Aktion entscheiden kann. Wie am Samstag, als er beim 3:0-Sieg der Münchner im Bundesligagipfel kurz nach seiner Einwechslung einen harten Pass traumhaft stoppte und sofort mit dem anderen Fuss und mit einem Aussenrist-Spitze-Kunststück zum 1:0 ins Tor schoss. Ausgerechnet in Dortmund, gegen seinen früheren Verein. Götze kann auf allen Positionen in der Offensive eingesetzt werden, er ist wirkungsvoll und als kleiner, flinker, technisch perfekter Fussballer prädestiniert für die Zukunft, wo auf dem Spielfeld alles noch enger und schneller wird. Und: Im Gegensatz zu den brasilianischen Künstlern auf dieser Liste ist Götze konkreter in seiner Aktionen. Bleibt nur zu hoffen, dass Mario Götze sein Verletzungspech los wird.

Wen erachten Sie als grösstes Talent der Welt? Welchem jungen Fussballer trauen Sie in den nächsten Jahren am meisten zu? Und gehört für Sie ein Schweizer in die Top 10?