Xherdan Shaqiri ist ein aussergewöhnlicher Fussballspieler, seine Rolle und Klasse wurde auch in diesem Blog mehrmals thematisiert. Shaqiri ist der beste Schweizer Fussballer, er ist ein Akteur von bemerkenswerter Qualität, der noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist. Er wird in einigen Jahren als Offensivkraft – hoffentlich im Zentrum – zur internationalen Klasse gehören. Diese Prognose sei erlaubt.
Aber, und damit bleibe ich bei meiner Meinung, die ich im letzten Sommer an dieser Stelle geäussert habe: Shaqiri muss München verlassen. Und zwar in diesem Sommer.
Seit bald zwei Jahren steht Shaqiri jetzt bei den Bayern unter Vertrag. Er wird ab und zu eingesetzt, er schiesst hie und da ein Tor für die aktuell weltbeste Klubmannschaft. Das ist schön und gut. Aber: Das reicht nicht. Er ist bloss Kaderspieler Nummer 15 oder 16. Shaqiri ist 22 Jahre jung, er muss: spielen, spielen, spielen! Am besten alle drei Tage auf hohem Niveau. Als Fixkraft, Leistungsträger, Antreiber. Und nicht als Lückenbüsser, Einwechselspieler, Edeljoker.
Shaqiris Türen stehen offen
Entschliesst sich Xherdan Shaqiri, München nach der WM zu verlassen, stehen ihm viele Türen offen. Erste Priorität muss für ihn haben, eine tragende Rolle bei einem starken Klub einzunehmen. Dabei kann nicht entscheidend sein, wo Shaqiri die grössten Chancen besitzt, Titel zu holen. Er hat mit Bayern letzte Saison alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und er wird mit Bayern in dieser Spielzeit möglicherweise erneut überall triumphieren.
Ich sage: Lieber Borussia (Gladbach) als Barcelona. Shaqiri muss unbestrittene Stammkraft sein. Und es ist sogar völlig egal, ob der nächste Verein von Shaqiri in der Champions League engagiert ist. Das wäre toll, aber viel wichtiger ist, dass dieser begnadete Fussballer jede Menge Spielpraxis erhält.
Auch die Liga ist letztlich nicht entscheidend. Spielt Shaqiri für Valencia oder Tottenham, Inter Mailand oder Wolfsburg, um vier Spitzenteams zu nennen, die wohl nicht in der Champions League sein werden, wäre das ebenfalls besser, als bei Bayern nur sporadisch eingesetzt zu werden. Shaqiri wäre in diesen Klubs in der Offensive ein Fixpunkt. Bei Bayern besetzen die Weltklasseakteure Arjen Robben und Franck Ribéry immer noch die Flügelpositionen. Und in der internen Hierarchie sind auch Stürmer Mario Mandzukic sowie Mario Götze, Thomas Müller und Toni Kroos vor Shaqiri. Zudem sind sogar Thiago, Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez und Philipp Lahm unter Rotationskünstler und Trainer Pep Guardiola Alternativen im zentralen offensiven Mittelfeld. Irgendwann dann kommt Shaqiri. Durchaus wichtig. Absolut akzeptiert. Aber ein Rollenspieler, der in den grossen Begegnungen selten im Einsatz steht.
Perfekte Situation für Bayern
Das muss sich für Shaqiri endlich ändern. Zumal im Sommer zwar vielleicht Mandzukic verkauft wird, aber neben Dortmunds Robert Lewandowski gewiss weitere Topkräfte zu den Bayern wechseln werden. Natürlich betonen die Münchner Verantwortlichen derzeit überall, Shaqiri müsse bleiben. Für sie ist die Situation perfekt mit einem derart starken Fussballer in der Hinterhand. Aber der Spieler muss an seine Perspektive denken. Zumal die Bayern ebenfalls von einem Wechsel profitieren würden.
Denn die Rechnung ist ja, wie bereits mehrmals betont, einfach gemacht: Bayern verleiht Shaqiri an einen anderen Verein, der Spieler startet beim neuen Arbeitgeber durch und kehrt in einem Jahr oder 2016 nach München zurück, um Robben oder Ribéry zu ersetzen. Mit dann 23 oder 24 Jahren würde Shaqiri über mehr Erfahrung verfügen als heute. Diesen temporären Schritt weg aus München beschritten einst beispielsweise Philipp Lahm und Toni Kroos. Auch Shaqiri besässe nach einem Umweg ausgezeichnete Aussichten bei den Bayern. Zumal er den Betrieb ja bereits bestens kennen würde.
Was empfehlen Sie Xherdan Shaqiri? Soll er sich bei Bayern durchbeissen trotz fast übermächtiger Konkurrenz? Oder wäre ein Transfer wirklich besser für ihn?