Seit zwei Tagen ist sie entschieden, eine der spannendsten Meisterschaften der Schweizer Fussballgeschichte. Bittere Tage für die grossen Verlierer der Saison 2010/11. Denn die Hitchcock-Schlussphase forderte auch grosse Opfer:
1. Der FC St. Gallen: Buchstäblich in letzter Sekunde lassen sich die Ostschweizer von Bellinzona überholen. Unter Tränen erklären die Spieler den Abstieg: «Es tut mir leid für die Fans, die haben das nicht verdient.» Doch so richtige Emotionen findet man nur bei den Spielern und beim Trainer. Bei der Führungsetage Peischl/Früh? Fehlanzeige!
2. Die Basler Hooligans im Letzigrund: Seit den kriegsähnlichen Zuständen beim Spiel FCZ gegen FCB kämpfen Verkäufer an den Wurstständen mit Angstzuständen. «Fans» mag ich diese Idioten nicht nennen, die Aktion verdient es nicht einmal, hier weiter kommentiert zu werden.
3. Die AC Bellinzona: Nach dem zerpfiffenen Spiel gegen den FC St. Gallen verliert man im Tessin die Nerven. Doch statt Stärke zu zeigen und sich aufzurappeln, bemitleidet man sich selbst. Wenn Spieler in dieser Weise gegen Schiedsrichter randalieren, muss das härter bestraft werden!
4. Jérôme Laperrière: Jeder macht Fehler, er aber hat sich für seinen Bock in Bellinzona den denkbar blödsten Moment ausgesucht. Familienferien im Tessin werden für den Westschweizer in der näheren Zukunft kein Genuss mehr sein.
5. Silvan Aegerter: Sein Aussetzer im Spiel gegen St.Gallen könnte den FC Zürich die Meisterschaft gekostet haben. Nach wie vor nicht richtig erklärbar für einen Spieler mit dieser Erfahrung. Darüber kann die Gold-Frisur fürs Meisterschaftsfinale nicht hinwegtäuschen.
6. Der FC Luzern: «Vermurkst» trifft die Rückrunde des Wintermeisters nur ansatzweise. Ein FCL-Mitarbeiter fragt mich vor dem Spiel gegen Basel: «Wieviele kassieren wir wohl heute?» In der Zentralschweiz rechnet man offensichtlich schon in Gegentoren! Einziger positiver Aspekt der zweiten Saisonhälfte aus Luzerner Sicht: Dass sie jetzt endlich vorbei ist!
7. Walter Stierli: Seine Popularität sinkt innerhalb weniger Tage von 100 auf (fast) 0. Die Entlassung von Rolf Fringer und die darauf folgende Medienhetzkampagne stürzt den FC Luzern und seinen Präsidenten erst so richtig ins Elend.
8. Nick Proschwitz: Vom Super-League-Überflieger zum ungewollten Anhängsel. Kurz nachdem der FC Luzern die Verpflichtung von Nick Proschwitz bekannt gegeben hat, ist der Knipser bei den Zentralschweizern schon nicht mehr unerwünscht. «Wenn wir gewusst hätten, dass Murat Yakin kommen wird, hätten wir ihn wohl nicht geholt», diese Aussage von FCL-Präsident Walter Stierli ist ein Schlag in die Magengrube des Deutschen. Unfair!
9. Moreno Costanzo: Aus Versehen knallt der St. Galler den Verein seines Herzens ab. Als sein Schuss immer länger wird und schliesslich hinter Daniel Lopar landet, ist ihm der seelische Schmerz förmlich anzusehen. Meine Frage: Muss/soll er in diesem Spiel unbedingt in der Startelf von YB stehen? Professionalität in allen Ehren, aber in dieser Situation kann der junge Spieler nur verlieren!
10. Die Fans: Ausgerechnet jetzt, wo wir uns so schön an die knisternde Spannung in dieser Meisterschaft gewöhnt haben, muss sie zu Ende sein. Ein paar zusätzliche sommerliche Fussballnächte hätten wir mit Handkuss genommen! Nun aber müssen wir erst mal sechs Wochen auf die Super League verzichten. Was werden Sie, liebe Leser am meisten vermissen?