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Super League statt Olympia

Annette Fetscherin am Samstag den 8. Februar 2014
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Ist doch klar, wer gewinnt: Die Super League natürlich. (Bilder: Keystone)

Sotschi glänzt in diesen Tagen im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit. Die Olympischen Spiele stehen an – und das in Russland. Wir Schweizer, die wir ach so perfekte Organisationstalente sind, schauen mit Argwohn in den Osten: Können die das überhaupt? Die grössten Fragezeichen tanzen in diesen Tagen nicht darum, wer der beste Athlet, die schnellste Fahrerin, der ausdauerndste Läufer ist, sondern welcher Journalist das schlechteste Hotelzimmer erwischt hat, wo die Heizung nicht funktioniert, was noch alles unvollendet ist und ob die Zahnpasta Sprengstoff enthält.

Da lob ich mir doch unsere heimische Super League. Denn während im fernen Sotschi die pompöse Eröffnungsfeier über die Bühne geht, bereitet sich die Schweizer Fussball Liga auf den Spitzenkampf vom Samstag vor.

Fünf Gründe, sich noch mehr auf die kommenden Super-League-Wochen zu freuen, als auf das weltweit grösste Sportereignis:

  1. Der Spitzenkampf FC Basel gegen YB findet in einem modernen Stadion statt. In keinem das «hingeklöpft» wurde, sondern in einem, das man gebaut hat.  Die Arbeiter wurden dabei nicht ausgebeutet und die Decke droht einem nicht, auf den Kopf zu fallen. Selbst Greenpeace Aktivisten fühlen sich in dieser Atmosphäre wohl und machten die Probe aufs Exempel. Das Dach überlebt auch illegale Kletteraktionen.
  2. Der Rückrundenstart hat mehr Spektakel geboten, als jeder Slopestyle oder Skicross-Wettbewerb. Shkelzen Gashi zaubert einen genialen Hackentrick aufs Feld und Mario Gavranovic zeigt sich als begnadeter Techniker. Ballannahme mit rechts und Abschluss mit links zum Siegestreffer. Selbst in der Challenge League kann man von Patrick Rossini einen Fallrückzieher-Tor bestaunen. Das macht Lust auf mehr!
  3. Wir brauchen keinen Schnee für die Super League, nein, wir sind sind sogar froh, dass es keinen gibt. Keine Spielabsage in der obersten Liga am ersten Wochenende. Wenn jetzt auch noch das Tessin mitspielt, kann der Fussball-Frühling kommen!
  4. Fussball ist ein einfacher Sport. Es müssen keine Hundertstelsekunden gemessen werden, sondern die Tabelle ergibt sich wie von selbst. Der Erste (FC Basel), liegt 2 Punkte vor dem Zweiten (YB), 3 vor dem Dritten (GC) und 4 vor dem Vierten (FC Luzern). Daraus folgt dann auch gleich Punkt 5.
  5. Die Meisterschaft ist spannend wie kaum zuvor! Vier Punkte liegen zwischen dem ersten und dem vierten Rang. YB kann den FC Basel mit einem Sieg im Spitzenkampf überholen und auch GC könnte punktemässig mit nur einem Dreier nach ganz oben aufschliessen. Die Young Boys haben mit dem Transfer von Milan Vilotic die Zähne gefletscht. Sie möchten das Meisterschaftsrennen noch lange spannend halten und haben mit diesem Transfer den FC Basel gekitzelt. Auch der Ligakrösus war am kopfballstarken Innenverteidiger interessiert. Die Olympia-Abfahrt dauert knapp zwei Minuten. Die Super League noch fast vier Monate und die Spannung scheint bis auf Weiteres anzuhalten.

Keine Frage, Olympia ist toll. Dennoch konnte einem in den letzten Tagen und Wochen die Lust auf das Grossereignis vergehen. Terrorgefahr, Homophobie und Korruption sind nur ein paar der Stichworte, die einem die Lust am fröhlichen Beisammensein der Völker doch ein wenig verderben. Wahrscheinlich ist der Ausdruck «Spiele» im Zusammenhang mit Spitzensport grundsätzlich mit Vorsicht zu geniessen.  Und trotzdem freue ich mich auf das Spitzen-SPIEL der Super League Basel gegen YB. Es verspricht Spannung, Spektakel und Spass und – trotz allem – ein Stück heile Welt.

Wie sehen Sie das?

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The Voice of Bundesliga

Annette Fetscherin am Dienstag den 19. November 2013
Wer wird triumphieren? Bild oben: Jürgen Klopp und Pep Guardiola. (Keystone)

Wer wird triumphieren? Bild oben: Dortmund-Trainer Jürgen Klopp (l.) und Bayern-Coach Pep Guardiola. (Keystone)

Noch vier Tage bis zum absoluten Knüller der Bundesliga. Dann könnte die Meisterschaft vorentschieden werden, so befürchten viele. Oder aber es werden die Weichen für eine ultraspannende Rückrunde gestellt. Dortmund empfängt die Bayern und Deutschland fiebert seit Tagen darauf hin. Auf das Battle zwischen Gelb-Schwarz und Rot-Weiss. Zwischen Herausforderer und Dominator.

Das Battle. Ein Wort das gerade in aller Munde ist. In einer anderen Welt, einer glitzernden, aufgeblähten. Im Pop-Universum. Bei «The Voice of Germany» batteln sich deutsche Gesangstalente und satte fünf Millionen Leute fiebern mit. Ist diese Welt wirklich so weit entfernt von der Bundesliga? Nicht wenn Dortmund gegen die Bayern spielt, wenn Jürgen Klopp auf Pep Guardiola trifft, deutscher auf spanischen Popstar.

Ihr findet das Wort Popstar unangebracht für einen Fussballtrainer? Ich nicht. Nicht für diese Beiden. Denn Jürgen Klopp trägt die Haare jetzt im Hipster-Look. Richtig gehört, sein poppiger neuer Haarschnitt war der «Bild Online» tatsächlich eine News-Meldung wert.  Dabei konnte man hoffen, dass Jürgens Haare endlich vom Tisch seien, die Haartransplantation hatten wir ja schon im Frühling. Aber Klopp hat eben Popstar-Status und das macht selbst seine Haare spannend.

Ein Fussballtrainer wird in erster Linie am Erfolg gemessen und Klopps Leistungsausweis spricht ohne Zweifel für ihn. Doch dieser Kerl hat mehr als das. Kaum jemand, der den Charakterkopf nicht einfach sympathisch findet. Er verstellt sich nie und spricht die Sprache der Fans. Klopft gerne Sprüche, zeigt sich hemdsärmelig und volksnah. So erreicht er ganz offensichtlich auch seine Spieler. Warum würden sie sich sonst Spiel für Spiel die Lunge aus dem Leib rennen? Laufbereitschaft ist das Stichwort. Und sagt jetzt nicht für Geld. «Du hast mein Herz erreicht», würden die Herren und Damen Juroren in der Casting-Show sülzen. Damit ist der Mann mit der Trend-Frisur nicht nur für Borussia Dortmund Gold wert, sondern punktet auch gewaltig im Battle mit dem zweiten Trainerstar der Liga: Pep Guardiola.

Der Mann, der als weltbester Trainer gilt, hat die momentan stärkste Mannschaft. Eine Geschichte, wie für die Schlagzeile geschaffen. Damit geht Pep klar als Favorit ins Battle. Der Hype ist grenzenlos und schafft auch Probleme. Man erwartet Wunderdinge, doch auch er muss zuerst abliefern. Und die Jury ist gnadenlos. Nicht Nena, nicht Samu Haber, nein, gemeint ist der deutsche Fussball-Liebhaber. Er beobachtet Pep auf Schritt und Tritt. Diskutiert hin und zurück, inwiefern er das Spielsystem der Bayern aufgepeppt hat (ja, einmal muss ich jetzt das Wort einsetzen). Die knallharte Jury der Sportfreaks hat den neuen Bayern-Coach bereits lieben gelernt. Für sein Charisma, für seine akribische Arbeit, den absoluten Erfolgswillen.

Und da ist es wieder, das Stichwort «Erfolg». Man muss ihn haben, um das Battle zu gewinnen. Wenn Pep im Direktduell am Samstag einen Dreier holt, liegen seine Bayern schon sieben Punkte vor Dortmund. Bedeutet das den Sieg im Battle gegen Jürgen Klopp? Zählen nur die Zahlen? Oder auch das Herz, wie die Juroren so gerne beteuern? Wen würdet ihr auswählen, Jürgen Klopp oder Pep Guardiola? Popstars sind beide. Auch wenn das viele nicht gerne hören werden.

Trainerentlassung ausser Mode?

Annette Fetscherin am Freitag den 4. Oktober 2013
Sogar der Trainer des FC Sion ist noch im Amt: Michel Decastel, 25. August.

Sogar der Trainer des FC Sion ist noch im Amt: Michel Decastel, 25. August. (Keystone/Valentin Flauraud)

Etwas ist anders in diesem Herbst. Der Nebel zieht auf, laue Fussballabende weichen Nieselregen und Fröstelatmosphäre. Der Sommer ist vorbei. Der FC Basel steht ganz oben in der Tabelle, Monsieur Constantin neben der Spielerbank, YB vermasselt eine tolle Ausgangslage und der Schiri pfeift anscheinend konsequent gegen die Westschweizer. Ausgenommen er ist Österreicher, dann pfeift er… Naja, irgendwie speziell. Alles wie immer? Nein. Denn noch kein einziger Trainer wurde in der Super League gefeuert. Noch nicht mal in Sion. Und das nach zehn Runden.

CC gibt zwar in Basel den Spielern taktische Anweisungen, aber das soll keinesfalls als Einmischung in Michel Decastels Arbeit zu verstehen sein (Nein, nur die Medien machen da immer so ein Theater drum). Laurent Roussey rettet sich in letzter Sekunde mit einem Überraschungssieg im Kellerduell. Und alle anderen sitzen im Sattel wie angeleimt. Keine Spur vom regen Verkehr im Schweizer Luftraum über der Super League wie er noch vor Jahresfrist herrschte. Anfang Oktober 2012 waren mit Murat Yakin, Sébastien Fournier und João Alves schon drei Trainer geflogen. Heiko Vogel sollte bald folgen.

Läuft der Trend im Trainerbusiness nun etwa in Richtung Endlosverträge? So wie es der Präsident der Borussia Mönchengladbach für Lucien Favre gefordert hat? «Er macht tolle Arbeit und hat mittlerweile auch voll verstanden, dass Borussia der Verein für ihn ist.» So die lobenden Worte von Rolf Königs für seinen Trainer, der schon satte zweieinhalb Jahre für den Bundesligaverein hervorragende Arbeit leistet. Ja, der Trainer versteht meist schnell, dass sein aktueller Verein der richtige für ihn ist. Nur findet der Club meist ach so schnell, das der Trainer der falsche sei.

Hätte einen Endlosvertrag verdient: St.-Gallen-Trainer Jeff Saibenen, 19. September 2013.

Hätte eigentlich einen Endlosvertrag verdient: St.-Gallen-Trainer Jeff Saibene, 19. September 2013. (Keystone/Steffen Schmidt)

Auch in der Super League dürfte der Geduldsfaden bei einem der Kellerkinder früher oder später reissen. Und trotzdem gibt es hier tatsächlich einen, der einen Endlosvertrag verdient hätte: Jeff Saibene. Genau der Mann, den die Fans einst ins Pfefferland wünschten, obwohl er den direkten Wiederaufstieg schaffte. Der Mann, der in der Folge das Vertrauen der Vereinsführung zurückzahlte und mit dem FC St. Gallen einen Fussball spielen lässt, der Spass macht und erst noch erfolgreich ist.

Nach zwölf Jahren spielt der FCSG wieder europäisch, die Fans würdigen ihre Mannschaft mit: «Ihr sind Heldä.» Jeff Saibene hat seine Jungs in zwei Jahren und sieben Monaten zu einer, zur Einheit verschmolzenen Heldentruppe geformt und ist damit mit Abstand dienstältester Trainer der Super League.

Wer ist Euer Held in dieser Liga, liebe Steilpassgeber? Welcher Trainer hätte einen Endlosvertrag verdient?

Sind Japaner die besseren Brasilianer?

Annette Fetscherin am Freitag den 9. August 2013

Spektakelmacher, Publikumsliebling, Leistungsträger. Wer früher einen Brasilianer verpflichtete, tat dies in der Absicht, seinen Fans etwas zu bieten. Der Trend zeigt aber, dass sich Fussballeuropa nicht mehr unbedingt nach Westen orientiert, sondern ungefähr in gleicher Distanz nach Osten. In der Super League ist nicht etwa ein Südamerikaner der Überraschungsmann der Stunde, sondern mit Yuya Kubo ein Japaner. Sind die Japaner die neuen Popstars des Fussballbusiness?

In der Bundesliga spielten in der letzten Saison elf Japaner, also einer auf jeden zweiten Verein. Noch vor sechs Jahren war Naohiro Takahara der Einzige. Der Fussball boomt im Baseball-Land, immer wieder bringt Japan Ausnahmetalente hervor. Die Nationalmannschaft sichert sich als erste Nation einen Platz an der WM 2014. Und Japaner können die Massen begeistern. Dies beweist Shinsji Kagawa wie kein Zweiter. Als er 2010 aus Osaka nach Dortmund wechselte, kannte niemand den 1,72 Meter kleinen Mittelfeldspieler. Doch Kagawa eroberte die Herzen mit japanischen Eigenschaften. Er ist flink, wendig, technisch stark und zeigt einen unbändigen Einsatz und Leidenschaft.

In ähnlicher Manier präsentiert sich auch Yuya Kubo in Bern. Auf dem Platz schnell, spielintelligent und eiskalt vor dem Tor. Drei Treffer in vier Spielen – und das ohne auch nur einmal in der Startformation zu stehen. Er, der eigentlich gar nicht so richtig gewollt wurde, lässt seine Leistung für sich sprechen. Und ist in Bern bereits absoluter Publikumsliebling.

Japaner sind keine Strandfussballer – um noch einmal auf den Vergleich mit den Brasilianern zurückzukommen. Japaner bestechen durch Bescheidenheit und Mannschaftsdienlichkeit. Und irgendwie sind sie einfach sympathisch. Man kann etwa Atsuto Uchida, dem Mittelfeldspieler von Schalke, nicht böse sein, wenn er bei der Saisoneröffnung vor 100’000 verkündet: «Leck mich am Arsch, danke. Leck mich am Arsch.» Verlegen lächelt und sich hinter den Kollegen versteckt.

Japaner sind zumeist fröhliche Menschen, doch auf dem Platz längst nicht so unbekümmert wie Brasilianer. Kagawa beispielsweise wechselte für 22 Millionen Euro zu Manchester United und setzte sich da zu sehr unter Druck. Die Saison war schwierig, von Verletzungen und Formtief geprägt.

Trotzdem gerät in Dortmund eine ganze Stadt in Wallung, wenn Kagawa davon spricht, zurückzukommen. Weil er sich offensichtlich in England noch nicht so richtig zu Hause fühlt. Und weil die Gruppe wichtig ist für die Spieler seiner Kultur, die sich eigentlich sehr ungern in den Mittelpunkt stellen. Die aber durch ihre Leistung – so wie auch Yuya Kubo – automatisch ins Zentrum des Interesses geraten.

Japaner sind keine Brasilianer, aber sie haben das Zeug dazu, ähnlich grosse Glanzpunkte zu setzten wie das Fussballvolk auf der anderen Seite der Erdkugel. Nur mit anderen Argumenten. Vielleicht etwas schüchtern und unaufdringlich. Aber aufgestellt, neugierig und lernfreudig.

Messi zu PSG?

Annette Fetscherin am Donnerstag den 25. Juli 2013
Messi's Friends' Lionel Messi smiles as he stands on the field against the Rest of the World during the first half of the Messi and Friends charity soccer exhibition, Saturday, July 6, 2013 in Chicago. Messi's Friends won 9-6.  (AP Photo/Brian Kersey)

Ab wie viel Geld würde sich Messi zu einem Tranfser bewegen lassen? Bild oben: Lionel Messi an einem Wohltätigkeitsturnier, 6. Juli 2013. (AP Photo/Brian Kersey)

Dies mal vorweg: Nein, Messi geht nicht zum PSG. Zumindest nicht heute und morgen. Dies ist genauso eine Falschmeldung wie hunderte andere in den Tagen wo nur das Geschlecht des royalen Babys zu mehr Spekulationen anregte, als die Transferaktivitäten der europäischen Topclubs. Jawohl, Topclub. Spätestens seit der katarische Scheich Nasser Al-Khelaifi sein Geld in den Pariser Verein buttert, werden in der französischen Hauptstadt finanzielle Grenzen gesprengt.

Und plötzlich steht mit dem Russen Dmitri Rybolowlew noch ein weiterer Player mit scheinbar unerschöpflichen Mitteln auf dem Parket. Frankreich rüstet auf. Wird die Französische Liga plötzlich die Deutsche und die Spanische an europäischer Bedeutung überholen? Wird die AS Monaco der FC Barcelona der Zukunft, der PSG so erfolgreich wie Bayern München?

Paris Saint Germain's club president Nasser al-Khelaifi (R) and Uruguay's soccer player Edinson Cavani pose after a news conference at the Parc des Princes stadium in Paris July 16, 2013. Paris St Germain signed last season's Serie A top scorer Edinson Cavani from Napoli on a five-year contract, the French Ligue 1 champions said on Tuesday.    REUTERS/Charles Platiau  (FRANCE - Tags: SPORT SOCCER) - RTX11OK2

PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi (r.) präsentiert den neuen Spieler Edinson Cavani, 16. Juli 2013. (Reuters/Charles Platiau)

Scheich Nasser Al-Khelaifi vom PSG könnte die 250 Millionen Euro für die Ausstiegsklausen von Lionel Messi offensichtlich locker auf den Tisch legen. Und hat bereits damit gedroht, es zu tun. Doch Lionel Messi bekennt sich wie kaum ein anderer im Business immer wieder zum FC Barcelona und betont, er wolle für keine anderen Farben spielen. Es wäre spannend zu sehen, bei welcher finanziellen Grenze seine Clubliebe erlischt.

Rund einen halben Messi hat Katar-Paris in dieser Saison bereits in die Transfers von unter anderem Edison Cavani und Lucas Digne investiert. Konkret 111 Millionen Euro.

Dabei steht man sogar noch hinter dem Monaco-Russen an, der 144 Millionen rausgeschleudert hat, 60 davon allein für Falcao.

AS-Monaco-Neuzugang Radamel Falcao.epa03798706 Monaco's Colombian forward Radamel Falcao takes part in a training session of AS Monaco in La Turbie, near to Monaco southeastern France, 23 July 2013.  EPA/SEBASTIEN NOGIER

Auch Monaco hat potente Geldgeber: AS-Monaco-Neuzugang Radamel Falcao, 23. Juli 2013.(EPA /Sebastien Nogier)

Wohin führen diese Summen den französischen Fussball? Der PSG hat in dieser Saison den Meistertitel zu verteidigen. Die AS Monaco wird mit einer völlig neu zusammengewürfelten Mannschaft versuchen, dagegenzuhalten. Doch beide haben grössere Ziele. Russe wie Katarer sehen in der Zukunft die Sterne der Champions League glitzern. Der PSG hat letztes Jahr mit dem Erreichen der Viertelfinals gegen Barcelona schon einmal eine Duftmarke gesetzt. Doch noch war die Truppe nicht so weit. Veränderung braucht eben nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Doch dieses Jahr dürfte der PSG wieder etwas mehr gereift sein. Gejagt vom plötzlich aufgetauchten Rivalen AS Monaco in einer Liga, in der die Konkurrenz auszugehen drohte? Gibt es bald eine erneute Wachablösung auf dem europäischen Fussballthron?

Und immer wieder brennt sie im Hinterkopf, die zugegeben etwas absurd anmutende Frage: Was wäre wenn? Wenn sich ein Nasser Al-Khelaifi in einen Schweizer Club verlieben würde? Wenn er sein Taschengeld in den FC Winterthur oder den FC Lausanne-Sport stecken würde? Kein tschetschenischer Hochstapler, sondern einer, bei dem die hunderten von Millionen, die er in Megastars investiert, auch tatsächlich auf dem Konto schlummern. Wie würde es unsere Liga verkraften, wenn ein Verein plötzlich das Potenzial und Kader hätte, nach den Sternen des Champions-League-Titels zu greifen? Surreal, ja. Aber das sind sie auch, die Ultrareichen, die Frankreichs Liga aufmischen.

Sommerpause oder Stress?

Annette Fetscherin am Freitag den 12. Juli 2013
Die Vorbereitung auf die neue Saison ist kurz: Das Stadion Bruegglifeld vom FC Aarau am Samstag 6. Juli 2013 in Aarau. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Die Vorbereitung auf die neue Saison ist kurz: Das Stadion Brügglifeld des FC Aarau, 6. Juli 2013. (Keystone/Urs Flüeler)

Kaum haben sich die heimischen Fussball-Stars einmal auf dem Badetuch in Ibiza umgedreht, tauschen sie schon wieder die Flip Flops mit den Fussballschuhen.

Am Samstag, Punkt 19.45 wird die Super League Saison 2013/14 angepfiffen. Das Tagezählen (Wochen zählen wäre schon fast zu hoch gegriffen) hat ein Ende, die Sommerpause ist vorbei.

Wochen scheint es tatsächlich noch nicht her zu sein, dass ich mich nach getaner Arbeit auf den Heimweg nach dem Saisonfinale in Basel machte. Müde nach einer kräftezehrenden Saison, voller Vorfreude auf ein paar Tage Ferien. Und gleichzeitig wehmütig, weil die Wochenenden auf dem Fussballplatz doch zu den schönsten dieser Welt gehören.

Fast schon ironisch klingt der Begriff «Sommerpause» aus Sicht der Clubverantwortlichen. Das einzige, was für sie ruht, ist der Spielbetrieb. Doch in nur sechs Wochen die neue Saison aufgleisen, kann man nicht vom Badetuch aus. Während die Bundesliga noch fast einen ganzen Monat ruht, strampeln die Schweizer Vereine, um trotz viel zu kurzer Vorlaufzeit pünktlich mit allem bereit zu sein.

Der Basler Valentin Stocker, oben, spielt den Ball gegen Roman Buerki von GCZ beim Super League Fussballspiel zwischen dem Grasshoppers Club Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 26. Mai 2013 im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Die Mannschaftsaufstellungen sind teilweise noch provisorisch: FCB-Spieler Valentin Stocker rennt an GC-Goalie Roman Bürki vorbei, 26. Mai 2013. (Keystone/Ennio Leanza)

Im sportlichen Bereich gilt es, die nötigen Transfers zu tätigen. Gar nicht so einfach, wenn man bis zum Meisterschaftsbeginn nicht weiss, welche Akteure bis zum internationalen Transferschluss Ende August noch abspringen. Wobei immer davon auszugehen ist, dass diejenigen, die es auf den internationalen Markt schaffen, bei uns Schlüsselspieler sind, also nicht so leicht zu ersetzten. Valentin Stocker ist dafür das Paradebeispiel. Es macht doch einen erheblichen Unterschied für den FC Basel, ob er den Club noch verlassen wird oder nicht.

Am deutlichsten zeigt sich die Zeitnot bei jenen Vereinen, die bis Mitte Mai nicht sicher waren, in welcher Liga sie spielen würden. Für den FC Aarau hat sich zwar der Aufstieg schon früh abgezeichnet, dennoch musste man sich sputen, innerhalb nützlicher Frist eine kompetitive Mannschaft zusammenzustellen. Die knappen finanziellen Mittel machten dies zur Herkulesaufgabe. So ganz nebenbei sollten noch erhebliche Anpassungen am Stadion gemacht werden. Noch ist nicht alles bereit im Brügglifeld, gut für Aarau, dass man auswärts startet.

Die Spieler vom FC Aarau, vor dem Testspiel zwischen dem FC Aarau und dem FC Baden, im Stadion Bruegglifeld, am Samstag 6. Juli 2013 in Aarau. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Hat die Zeit gereicht, um eine starke Mannschaft aufzustellen? Im Bild: Die Spieler des FC Aarau nach dem Testspiel gegen den FC Baden, 6. Juli 2013. (Keystone/Urs Flüeler)

Egal ob Aufsteiger oder Meister, für jeden Spieler ist die Zeit für die Regeneration über den Sommer knapp. Sechs Wochen reichen kaum aus, um Verletzungen richtig auszukurieren. Viel zu schnell soll man schon wieder auf Topniveau sein, dem Körper wird keine Pause gegönnt.

Frühlingsputz muss über den Sommer aber nicht nur im sportlichen Bereich gemacht werden. Bis zum Saisonstart soll immer auch neben dem Platz einiges modernisiert und aktualisiert werden. Sei es ein neuer Auftritt, eine neue Homepage, Plakate für den Saisonstart, Tickets oder Sponsoring-Angebote. Alles will überarbeitet und mit Profis ausarbeitet werden. Auch nicht nur zufällig stehen YB und der FCZ ohne Hauptsponsor da. Die Zeit rennt davon, Geldgeber melden sich kaum schon im Winter, um einen Club unabhängig vom Saisonausgang im kommenden Sommer mit Geld zu überschütten.

Kann ein FC Basel mit einem Valentin Stocker auf dem Plakat für die neue Saison werben? Oder doch lieber mit Matias Delgado? Die kurze Sommerpause in der Schweiz gibt keine Antworten auf solche Fragen.

Morgen drehe ich also schon wieder den Zündschlüssel. Auf dem Weg dahin, wo die letzte Saison ihren Meister fand und wo dieses Jahr der Aufsteiger sein Comeback in der Super League geben wird, nach Basel. Und ganz ehrlich, ich freue mich, dass es schon wieder losgeht. Und mit mir, davon gehe ich aus, tausende von Fussballfans.

Kurioses aus der Fussballwelt

Annette Fetscherin am Donnerstag den 27. Juni 2013
Loris Benito schnappt den Marder, 10. März 2013. (Keystone/Marcel Bieri)

FCZ-Spieler Loris Benito schnappt den Marder, 10. März 2013. (Keystone/Marcel Bieri)

Ich glaubte, mich zwickt ein Marder, an jenem Sonntag im März in der Arena Thun. Als plötzlich ein flinkes Felltierchen über den Rasen galoppierte. Ans Fussball spielen war nicht mehr zu denken, bis Loris Benito und David da Costa sich zu Youtube-Helden machten und den Flitzer des Feldes verwiesen.

Der Fussball schreibt tierisch kuriose Geschichten. Angelehnt war der Auftritt des Thuner Marders an die Show, die mit dem Hauptdarsteller «Maradona»  14 Jahre zuvor im Letzigrund Premiere gefeiert hatte. Ein Muni, der im Stadion durchbrannte, den FCZ-Mittelfeldspieler Wilco Hellinga attackierte und die Ränge hinaufkletterte und das Publikum in Angst und Schrecken versetzte.

Doch es braucht gar nicht immer die Dienste eines tierischen Gehilfen, damit wir uns auf der Tribüne die Augen reiben. Fussball kann auch an und für sich schon furchtbar kurios sein. Das beweisen die folgenden Beispiele.

Maradona brennt durch

Maradona heisst das FCZ-Maskottchen 1999. Und es wird unvergessen bleiben. Vor dem Spiel gegen den FC St. Gallen brennen ihm die Sicherungen durch. Er macht Rasen und Tribüne unsicher und jagt allen Anwesenden einen Schrecken ein.

Loris fängt den Marder

Loris Benito ist ein Held. Dies hat nichts mit der zweifellos guten Saison zu tun, die er für den FCZ gespielt hat, als vielmehr mit seinem Einsatz als Marderfänger im Spiel gegen den FC Thun. Ohne Rücksicht auf Verluste packt er das Wildtier mit blossen Händen und muss danach sofort zur Starrkrampf-Impfung antraben.

Fairplay-Tor des Jahrzehnts

In der ersten Liga in Norwegen trifft ein Spieler der Gastmannschaft aus Versehen das Tor, als er eigentlich den Ball ins Aus schlagen will, da ein Spieler verletzt am Boden liegt. Doch die Gäste sind fair, sie gewähren dem Heimteam danach freie Bahn zum eigenen Gehäuse. Nur der Goalie will das Ganze nicht so richtig verstehen.

Goalie freut sich zu früh

Zugegeben, überragend ist dieser Penalty nicht geschossen. Doch ganz egal, er landet dennoch im Tor. Denn der Goalie fühlt sich in diesem Duell zu früh als Sieger und wendet sich bereits den nicht vorhandenen Fans zu. Autsch.


Fussballer merkt nicht, dass er ein Tor geschossen hat

Auch der umgekehrte Fall ist durchaus möglich. In Brasilien hält der Spieler Danilo seinen Schuss für völlig missraten. Was er nicht mehr mitkriegt, weil er bereits abgedreht hat: Der Ball landet nicht etwa auf dem Stadiondach, sondern im Tor! Sehen Sie selbst.

Cleverer Balljunge

Balljungen haben kein leichtes Leben. Mal werden sie von einem Geoffroy Serey Die verprügelt, dann wieder lauthals angeschrien weil sie das Spiel verzögern. Aber Balljungen können sich durchaus auch Freunde machen, wie die folgende Szene beweist.

Und jetzt ein Steilpass zurück an Euch, liebe Leserinnen und Leser:

Welche kuriosen Fussballszenen habt ihr erlebt, beobachtet oder im Internet aufgespürt?

Ein Grosser verlässt still die Bühne

Annette Fetscherin am Donnerstag den 30. Mai 2013

Wird wohl am Sonntag die Bühne des Schweizer Fussballs verlassen: Hakan Yakin beim Spiel Bellinzona gegen Wil am 22. April 2013. (Bild: Ennio Leanza/Keystone)

Die Saison neigt sich dem Ende zu und das Wochenende wird die letzten Zweifel um Sieger und Verlierer der Spielzeit beseitigen. Alles was bleibt, ist die Vorfreude auf den Juli. Und etwas, oder vielmehr jemand, droht dabei in Vergessenheit zu geraten.

Nach Schlusspfiff des Derbys zwischen Lugano und der angezählten AC Bellinzona wird am Sonntag ein grosser des Schweizer Fussballs wohl für immer die Bühne verlassen. Kaum jemand rechnet noch damit, dass die AC Bellinzona diesen tristen Sommer überlebt, der bisher noch nicht einmal des Namens Frühling würdig ist. Und Hakan Yakin dürfte wohl in diesen Tagen seine Fussballschuhe still und leise an den Nagel hängen.

Ein begnadeter Spielmacher zwischen Genie und Wahnsinn, oft missverstanden und auch gerne mal belächelt. Sein Talent stets unbestritten, meinte es besonders das Ausland ganz und gar nicht gut mit Hakan Yakin. In Stuttgart wurde er aus dem Trainingsbetrieb verbannt, in Paris sein Transfer annulliert. Den Abstecher nach Katar liess er sich vergolden, doch hätte er es als einer der wenigen Schweizer, denen der Glamourfaktor durch die Venen fliesst, kaum nötig gehabt.

War auch stets ein Schlüsselspieler der Schweizer Nati: Yakin bei einem Freundschaftsspiel gegen die Ukraine. (Bild: Keystone/Salvatore di Nolfo)

War auch stets ein Schlüsselspieler der Schweizer Nati: Yakin bei einem Freundschaftsspiel gegen die Ukraine. (Bild: Keystone)

Ich persönlich habe ihm immer gerne zugeschaut. Habe bei Länderspielen nur darauf gewartet, dass er etwas Geniales anstellt. Weil er immer Gefahr und Unberechenbarkeit ins Spiel gebracht hat. Weil niemand, nur er selbst, sich stoppen konnte. Auch wenn zeitweise sein Gewicht, sein Fitnesszustand und seine Vaterschaftsverhältnisse wichtiger zu sein schienen, als sein fussballerisches Potential. Als Journalistin erlebe ich ihn stets ausserordentlich freundlich. Immer schüttelt er einem die Hand, ist höflich und stellt sich den Fragen, egal was gerade wieder in der Zeitung gestanden hat. Er hat Witz und scheut sich nicht vor Selbstironie. Auch wenn die Antworten zuweilen einsilbig ausfallen, sie sind stets ehrlich. Hakan Yakin ist keiner, der sich verstellt. Und dafür wurde er in seiner Karriere oft genug bestraft.

In der Schweiz versuchte er sich bei Basel, GC, St. Gallen, YB, Luzern, Bellinzona – beinahe ist die Liste, wo er nicht war, kürzer. Hakan Yakin war als Fussballer ein Suchender. Hat in der Hoffnung, sein Glück und seine Bestform zu finden, die ganze Schweiz bereist. Gefunden hat er es auch in Bellinzona nicht. Der 6-Jahresvertrag mit Perspektive für die Zukunft klang zwar verlockend, entpuppte sich aber, wie so vieles bei der ACB als trügerischer Schein. Noch ist nicht klar, ob sich der Mittelfeldspieler nach einem Aus in Bellinzona auf die Suche nach einem anderen Verein machen würde. Doch fest steht, dass Hakan anderes verdient hätte, als seine letzten Tage als Aktiver mit gekappter Internetleitung in einer Wohnung zu verbringen, dessen Miete der Verein nicht bezahlt.

Alex Frei hatte einen Abschied, wie er einem grossen Fussballer gebührt. Mit Tränen, Scheinwerferlicht und einem Traumtor als Zugabe. Ein solcher würde auch Hakan Yakin zustehen. Sein Genie und sein linker Fuss werden der Fussballschweiz fehlen.

Warum nicht auch eine Wunder-Natiauf Rasen?

Annette Fetscherin am Mittwoch den 15. Mai 2013
Schweizer Nationalspieler in zwei Welten: Die bisher ungeschlagenen Eishockeyaner an der WM in Stockholm (l.) und der Fussballer Shaqiri in der WM-Qualifikation auf Zypern. (Bilder: AFP/Keystone)

Schweizer Nationalspieler in zwei Welten: Die bisher ungeschlagenen Eishockeyaner an der WM in Stockholm (l.) und der Fussballer Shaqiri in der WM-Qualifikation auf Zypern. (Bilder: AFP/Keystone)

Mit grossen Augen schauen wir in diesen Tagen nach Stockholm. Die Schweizer Nati verblüfft, überzeugt, und nicht nur das – sie setzt nach. Die Schweiz gewinnt gegen Schweden, man spricht von einem Überraschungssieg. Als Underdog schlägt man auch das Eishockey-Mutterland Kanada und setzt gegen den Hockey-Riesen Tschechien einen drauf. Die Augen werden grösser. Man prophezeit den Eisgenossen, sie würden dafür gegen die schwächeren Gegner die Nerven verlieren. Doch von Verlieren wollen unsere Hockeyaner ganz und gar nichts wissen, seien es Nerven oder Spiele. Und plötzlich dämmert es dem normalerweise so von Unsicherheit durchtränkten Schweizer Sportlerherz: Diese Jungs haben Selbstvertrauen!

Eine Wunder-Nati auf Erfolgskurs. Wäre dies auch im Fussball denkbar? Vergleicht man die Weltranglisten, hat die Schweiz klar im Hockey die Nase vorn. Nach dieser WM darf man sich wieder zu den Top Acht der Welt auf Kufen zählen. Stellen wir uns vor, es gäbe einen Lockout im Fussball. In der (noch?) stärksten Liga der Welt, in Spanien. Es ist kaum denkbar, dass Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Konsorten Zuflucht in der Schweiz suchen würden. Deutschland würde locken, England oder Italien. Im NHL-Lockout aber zog es Patrick Kane, John Tavares und Joe Thornton in die Schweiz, um auf hohem Niveau Hockey zu spielen.

Doch wie klein ist die Fussballschweiz wirklich? Und: Kommt es nur auf die Grösse an? Weltfussballer Messi tanzt, wenn er fit ist, mit seinen 168 Zentimetern nach Belieben jeden Riesen aus. Die Schweiz ist als Weltnummer 15 nahe dran an der Spitze. So kann es auch einmal gelingen, an der WM den späteren Weltmeister zu schlagen. Doch was passiert dann? Nichts mehr. Man erliegt dem Druck und bricht in sich zusammen. Statt das Erfolgserlebnis in sich aufzusaugen und sich mit breiter Brust den drauffolgenden Reifeprüfungen zu stellen.

Anders macht es unsere Hockey-Nati zurzeit vor – obwohl die grossen Namen wie Mark Streit und Damien Brunner nicht dabei sind. Ein Anti-Star-Team auf Erfolgskurs. Von der Truppe, die den Viertelfinaleinzug scheinbar mit Links gepackt hat, spielen nur drei Akteure nicht in der heimischen Schweizer Liga. Die Mannschaft lebt vom Kollektiv und vom Kampfgeist. Etwas, was der Fussball-Nati manchmal etwas abgeht.

Dabei wären die Voraussetzungen im Fussball ähnlich gut und werden immer besser. Grosse Talente wie Xherdan Shaqiri präsentieren sich an den besten europäischen Adressen. Stephan Lichtsteiner raucht als wichtiger Eckpfeiler von Juventus Turin wie selbstverständlich die Meisterzigarre. Im Nachwuchsbereich kann die Schweiz erst recht mit den ganz Grossen mithalten, holt mit der U-17 vor vier Jahren gar den Weltmeistertitel. Regelmässig qualifiziert sich inzwischen auch mit die A-Nationalmannschaft für die grossen Turniere. An der WM in Deutschland wird man Gruppensieger und scheidet dann gegen den vermeintlich schwächsten Gegner Ukraine im Elfmeterschiessen aus. Es fehlt der Glaube daran, einen Schritt weiter gehen zu können. Auch an der Heim-EM hält man dem Druck nicht stand und verabschiedet sich frühzeitig aus dem Wettbewerb.

Jetzt steht man wieder vor einer grossen Chance. In der Qualifikation für die WM 2014 ist man Gruppenleader und damit auf gutem Weg nach Brasilien. Doch die Herkulesaufgabe wird erst an der Endrunde folgen. Dann heisst es, das Selbstvertrauen aus einer hoffentlich erfolgreichen Qualifikation mitnehmen und es der Hockey-Nati gleich zu tun.

Was glauben Sie? Sind für die Schweiz auch im Fussball Wunder möglich?

Von der Traumsaison zum Albtraum?

Annette Fetscherin am Donnerstag den 2. Mai 2013


Es ist die Saison der Rekorde für Bayern München. Vor zwei Wochen sicherte man sich den frühesten Meistertitel in 50 Jahren Bundesliga-Geschichte. In der Meisterschaft steht man schon nach 31 Spieltagen auf 84 Punkten, das sind drei Zähler mehr als Dortmund im vergangenen Jahr und – Rekord! 20 Zu-Null-Siege feierte Bayern bisher, ein Novum in der 50-jährigen Geschichte. Auch der beste Rückrundenstart mit 14 Siegen am Stück und die längste Siegesserie in einer Saison gehen aufs Konto der Bayern. Dem FC Barcelona fügt man zwei Kanterniederlagen im Halbfinale der Champions League zu, niemand hat es bisher überhaupt geschafft, die Katalanen zwei Mal in der K.O.-Phase zu besiegen. Bayern überragt alles – in der Meisterschaft wie in der Königsklasse. Doch alle erzielten Bestmarken verlieren ihren Wert in Null Komma nichts, sollte der FC Bayern München den Champions-League-Final gegen Dortmund verlieren.

Nach dem Jahr der verpassten Chancen mit drei zweiten Plätzen könnte 2012/13 für die Bayern gar zur Saison der ultimativen Schmach werden. Seit zwölf Jahren wartet man auf einen Gewinn der Champions League. Jetzt ist die Chance – wie auch vor Jahresfrist – zum Greifen nah. Vielleicht noch näher, denn die Bayern sind in gnadenloser Topform. Doch wäre es ausgerechnet der Liga-Konkurrent Dortmund, der einem den ganz grossen Triumph vor der Nase wegschnappt, wäre dies eine Niederlage, die mehr schmerzt als jede andere zuvor. Das Vize-Tripple war schon eine Demütigung, an der die Borussen ihren grossen Anteil hatten. Sollte man zum zweiten Mal hintereinander den Champions-League-Titel um Haaresbreite verpassen, wäre dies für Bayern grausam. Und weil es dieses Jahr gegen Dortmund geht, gar ein absolutes Horror-Szenario.

Wenn Uli Hoeness vor dem Halbfinal den BVB als Wunschgegner fürs Final bezeichnete, weil dies die schwächste Mannschaft der verbleibenden Vier sei, war dies eine normale Giftelei zwischen Rivalen. Auch wenn die Bilanz des BVB gegen Bayern in diesem Jahr bisher negativ ist, sollte aber klar sein, dass die Dortmunder über sich hinauswachsen können. Und im entscheidenden Moment auch mal ein Wunder in Anspruch zu nehmen. Fest steht, dass Uli Hoeness und (noch) seine Bayern, gegen jeden anderen Gegner um ein Vielfaches weniger zu verlieren hätten, als gegen den BVB.

Blicken wir 16 Jahre zurück. 1997 wird der FC Bayern München Deutscher Meister. Stuttgart holt den Pokal. Und Dortmund wird Champions-League-Sieger. Da Stuttgart neben Bayern im Pokal-Final steht, ist es durchaus möglich, dass sich die Geschichte wiederholt. Dann würde aus der Traumsaison des FC Bayern ein einziger grosser Albtraum.

Ein Vorgeschmack darauf, was uns am 25. Mai erwartet, gibts schon übermorgen. Dann steigt die Hauptprobe für den Champions-League-Final auf kleinerer Bühne. Am 32. Spieltag der Bundesliga trifft – ausgerechnet – Borussia Dortmund auf Bayern München.

Was denken Sie, liebe Steilpass-Leserinnen und Leser? Lassen sich die Bayern von Borussia Dortmund auch dieses Jahr wieder die Saison vermiesen? Oder passiert ihnen so etwas wie beim «Finale dahoam» kein zweites Mal, weil der FC Bayern München im Moment schlicht zu gut ist?