
Kein deutscher Fussballer hat es in die Weltauswahl geschafft: Bundestrainer Joachim Löw schaut sich den Europameister-Pokal genau an, 2. Dezember 2011.
Sieht man sich die Ergebnisse der Fifa-Wahlen vom Montag an, muss man sich fragen, was die Fussball-Welt gegen die Deutschen hat. Natürlich ist Lionel Messi der richtige Gewinner des Ballon d’Or und Josep Guardiola durch den Champions-League-Triumph ein verdienter Sieger bei den Trainern; Bundestrainer Joachim Löw, der mit dem deutschen Nationalteam alle zehn Partien der EM-Qualifikation gewann, hätte aber zumindest einen Platz auf dem Treppchen verdient gehabt. Weit mehr als José Mourinho oder Sir Alex Ferguson, die mit Real Madrid und Manchester United 2011 schwere Enttäuschungen hinnehmen mussten und es trotzdem unter die Top 3 schafften.
Zugegeben, Löw hat mit dem DFB-Team noch keinen Titel geholt, doch liegt die Betonung hierbei auf «noch». Dem 51-Jährigen ist es gelungen, das Spiel seiner Mannschaft auf ein Niveau zu heben, das an guten Tagen sogar über jenem von Welt- und Europameister Spanien liegt. Attraktiver als die Spanier, bei denen vor den meisten brillanten Offensivaktionen unattraktive Kurzpass-Orgien im Mittelfeld stehen, spielen die Deutschen sowieso. Fussball à la Löw ist Fussball im Zeichen von Tempo und Geradlinigkeit, zwischen dem ersten Pass aus der Defensive und dem Tor liegen oft nur wenige Stationen.
Im Herbst demonstrierte Löws Mannschaft auf dem Weg zum 3:1 gegen Belgien eindrücklich, was schnelles Umschalten von der Offensive in die Defensive bedeutet. Elf Sekunden nachdem Sami Khedira den Ball im eigenen Strafraum unter Kontrolle gebracht hatte, lag er auch schon im gegnerischen Tor – dank eines perfekt ausgeführten Konters mit Mario Gomez und André Schürrle als weiteren Stationen. Den Türken ging es bei ihrer 1:3-Niederlage gegen das DFB-Team nicht besser. Den Führungstreffer für die Deutschen erzielte Gomez auf Zuspiel Thomas Müllers – exakt 13 Sekunden zuvor hatte Torhüter Manuel Neuer den Angriff mit einem Abwurf eingeleitet.
Kein deutscher Spieler in der Weltauswahl
Findet sich im Team des Jahres, der sogenannten FIFPro World XI, deswegen ein deutscher Spieler? Nein. Die Auswahl besteht aus sechs Spaniern (Iker Casillas, Gerard Piqué, Sergio Ramos, Andrés Iniesta, Xabi Alonso und Xavi Hernandez), dem Brasilianer Dani Alves, dem Serben Nemanja Vidic, dem Engländer Wayne Rooney, dem Portugiesen Cristiano Ronaldo und natürlich dem überragenden Argentinier Lionel Messi. Auffällig ist überdies, dass kein einziger Bundesliga- oder Serie-A-Profi in der Traumelf aufgeführt ist. Ist Casillas wirklich besser als Neuer? Und warum findet Rooney in der Hitliste Unterschlupf, aber Gomez nicht?
Mangelnder Sachverstand dürfte für diese Auswahl nicht verantwortlich sein, werden die Kandidaten für die FIFPro World XI doch von Fussballprofis rund um den Erdball nominiert, während bei den Wahlen zum Spieler und Trainer des Jahres Journalisten sowie Trainer und Captains der Nationalmannschaften abstimmen dürfen. Das internationale Prestige der Primera Division und der Premier League liegt aber dank grosser medialer Präsenz und geschicktem Marketing weltweit deutlich über jenem von Bundesliga oder Serie A. Ein Spieler, der in Deutschland oder Italien engagiert ist, kann so auffällig spielen wie er will, wenn ihn ein potenzieller Stimmengeber nicht zu sehen bekommt, nützt ihm das gar nichts. Denn auch Profifussballer, etwa in Asien, wo besonders die Premier League hoch im Kurs steht, stützen sich bei ihrer Auswahl in vielen Fällen auf das, was sie am Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen und zu lesen bekommen haben.
Wie sieht Ihre Weltauswahl aus? Und welchen Trainer würden Sie aussuchen?