
Superleistung: Staubli jubelt über den 4. Treffer zum 7:0-Sieg über Etoile Carouge am 21. Mai 2012. (Bild: Keystone)
Die unrühmliche Meisterschafts-Saison 2011/12 mit dem Kollaps von Neuchâtel Xamax, der sportrechtlichen Posse um den FC Sion und dem Fast-Konkurs des FC Servette ist endlich vorbei. Das ist die gute Nachricht. Und nun kommt die schlechte: Der Challenge-League-Zweite FC Aarau hatte in der Barrage nie eine faire Chance aufzusteigen. Nicht weil der FCA zu schlecht wäre, um ein Team aus dem Tabellenkeller der Super League zu bezwingen, sondern weil er in den Relegationsspielen mit Sion einen Gegner vor die Nase gesetzt bekam, der dort eigentlich nicht das Geringste verloren hatte.
Sportlich gehören die Sittener zur nationalen Spitze, wirklich besser als die Equipe des streitbaren Präsidenten Christian Constantin ist nur der FC Basel, seines Zeichens Achtelfinalist in der Champions League. Nur weil Constantin bekanntlich die Fifa-Transfersperre missachtete und sich die Swiss Football League auf Druck des Weltverbandes genötigt sah, dem FC Sion 36 Punkte abzuziehen, landeten die Walliser in der Super-League-Tabelle schliesslich auf Rang 9, dem Barrageplatz. Die Grasshoppers, die in 34 Partien gerade einmal sieben Siege und fünf Remis an Land gezogen hatten, entgingen trotz 22 Niederlagen dem Auf-/Abstiegs-Showdown.
In Aarau fragt sich nach dem verpassten Aufstieg nun so mancher, was wohl geschehen wäre, wenn der Barragegegner nicht Sion, sondern GC geheissen hätte. Als neutraler Beobachter ist man geneigt zu antworten, dass es dann zumindest sehr spannend geworden wäre. So spannend, wie es bei einer solchen Affiche eben unter normalen Umständen zu und her geht. Der Unterklassige hat gewöhnlich das Momentum auf seiner Seite, da er ja eine erfolgreiche Spielzeit hinter sich hat. Und das gleicht das finanzielle Ungleichgewicht fast immer aus. In Deutschland setzte sich in den beiden Relegations-Duellen dieser Saison jeweils das Team aus der unteren Liga durch. Fortuna Düsseldorf stach im Kampf um einen Platz in der 1. Bundesliga Hertha BSC aus, Jahn Regensburg sicherte sich gegen den Karlsruher SC die Zugehörigkeit zum Bundesliga-Unterhaus.
Die Swiss Football League hat mit dem Abzug von 36 Punkten also längst nicht nur den FC Sion bestraft, sondern vor allem den FC Aarau. Einen Club, der im Gegensatz zu vielen anderen im helvetischen Profifussball stets solide und vernünftig wirtschaftete und lieber sportliche Rückschritte in Kauf nahm als finanzielle Risiken. Stellen Sie sich einmal vor, wie sich der Dritte der 2. Bundesliga betrogen fühlen würde, wenn er nicht gegen den Sechzehnten, sondern gegen den Dritten des Oberhauses stechen müsste. Der hätte in diesem Jahr Schalke 04 geheissen …
Die gerechteste Lösung – auch wenn sie utopisch erscheint – wäre nun, den Aarauern als Wiedergutmachung einen zusätzlichen Platz in der Super League zu schenken. So würden sie doch noch eine Belohnung für eine ausgezeichnete Spielzeit bekommen, in der sie unter anderem die ambitionierte AC Bellinzona mit Hakan Yakin hinter sich liessen. Für die Swiss Football League würde dieses Szenario zwar eine gewaltige organisatorische Herausforderung bedeuten, die Super-League-Saison 2012/13 würde aber sicher mit einer zweistelligen Anzahl Mannschaften zu Ende gehen – auch wenn bei Servette doch noch die Lichter ausgehen sollten. Es wäre ja nicht das erste Mal.