Der Zerfall von Paul Gascoigne, einem der grössten Fussballer Englands, geht weiter. Nachdem Gascoigne kürzlich vor einem Londoner Hotel kollabierte, wurde er vor einigen Tagen – nach Handgreiflichkeiten gegen seine Ex-Frau und einen Security-Mitarbeiter – wieder einmal verhaftet und verbrachte die Nacht in einer Polizeizelle. Gascoigne sei wegen Trunkenheit und Körperverletzung angeklagt worden, bestätigt die Staatsanwaltschaft von Thames und Chiltern.
Paul Gascoigne, 46 Jahre alt, lebte nur für den Fussball und wusste nach der Aktivzeit nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Aus Langeweile und Einsamkeit griff er zu Alkohol und Kokain. Gascoigne kämpfte aber schon während seiner Aktivkarriere gegen die Sucht. So trank er vor einem Spiel mit seinem FC Everton mehrere Flaschen Wein und etliche Brandys, schluckte Schlaftabletten und rauchte bis in die frühen Morgenstunden Marihuana. Kurz vor Anpfiff trank er nochmals einen doppelten Brandy und spielte durch. Gascoigne wachte am nächsten Morgen vor einer leeren Champagnerflasche auf und konnte sich an nichts erinnern. Er wurde in diesem Spiel gegen Sunderland als «Man of the Match» erkoren.
Gazza, wie ihn die Engländer liebevoll nennen, war an der WM-Endrunde 1990 in Italien einer der wertvollsten Mittelfeldspieler und führte die Three Lions bis in das Halbfinale gegen Deutschland. Unvergessen, wie er in diesem Match die gelbe Karte erhielt und so für ein mögliches Finalspiel gesperrt gewesen wäre. Gascoigne weinte in sein Trikot und machte sich bei den englischen Fans und Medien unsterblich. England verlor das Spiel im Penaltyschiessen.
Seit 2008 und einem Suizidversuch spielt sich das Leben von Gascoigne vorwiegend in Entzugskliniken, in Psychiatrien und vor Gericht ab. Der tragische Höhepunkt war eine Wohltätigkeitsveranstaltung im Februar dieses Jahres, als ein zitternder, desorientierter und lallender Paul Gascoigne Anekdoten aus seinem Leben erzählte. Wie er beispielsweise für seinen ehemaligen Mitspieler Tony Cunningham mehrere Besuche im Solarium buchte, wohlwissend, dass dessen Hautfarbe schwarz ist. Die Menschen krächzen auch heute noch, wenn der notorische Clown einen Teil seines Lebens Revue passieren lässt. Paul Gascoigne, ein begnadeter Fussballer und fröhlicher Mensch – vom Alkohol zerfressen.
Nach diesem Auftritt finanzierten ihm Freunde und ehemalige Mitspieler eine erneute Entziehungskur im US-Bundesstaat Arizona. Gascoigne reagierte derart schlecht auf die Entgiftung, dass er auf die Intensivstation verlegt werden musste. Er konnte die Behandlung danach aber weiterführen und erfolgreich abschliessen. Zurück in England meinte Gascoigne: «Ich dachte, ich sei dabei, mich zu verabschieden. Ich sah wie eine Leiche aus. Ich war ein totales Wrack. Das muss eine Inspiration sein, dass mir das nie wieder passiert.»
Nicht mal vier Monate später ist es wieder passiert und er wieder da, wo er so oft war: im wichtigsten Match seines Lebens. Und die Welt kann dabei zuschauen. Wie einst bei Amy Winehouse.
Es ist Gascoigne zu wünschen, dass er nochmals aufsteht und diesen Kampf gewinnt. Alles Gute Gazza!
Auf der Platz war Gazza, über den der damalige Nationatrainer Bobby Robson mal meinte, er sei daft as a brush, einer der ganz Grossen. Jedoch auch ein unverbeserlicher Hitzkopf. Unvergessen z.B. sein überhartes Tackling im wenige Sekunden alten FA-Cup-Final 1991, das zur Folge hatte, dass Paul Gascoigne verletzungsbedingt selber nicht mehr mittun konnte.
Ganz traurig dann die vor einigen Monten von den Onlineportalen Engalnds unerbittlicher Tabloids veröffentlichten Auftritte anlässlich der erwähnten Wohltätigkeits-Veranstaltung. Noch viel trauriger, ja regelrecht beschämend jeodoch verhielten sich die mitrgölenden Zuschauer.
Trotzdem alles Gute Gazza! Turin 1990 bleibt unvergessen und macht dich ohnehin unsterblich.
Na und? Es gibt unzählige solcher Ex-Fussballer. Zu viel Geld, nichts im Kopf. Der FC Basel hat sich auch solch einen Fall geholt. Selber schuld. Null Mitleid mit solchen Typen.
Bewegend auch diese Doku:
http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/tv/reviews/the-weekends-tv-gazzas-tears-the-night-that-changed-football-sun-itv1brhow-to-builda-jumbo-jet-engine-sun-bbc2-2018301.html
Also die über Gazza, nicht die über den Jumbo Jet
Ist es moralisch verwerflich, wenn ich überhaupt kein Mitleid empfinde?
und ich dachte es ginge um boba…
Er wirds nicht packen. Wir alle wissen das. Es ist schade um den Menschen Gascoigne aber nicht um den Fussballer Gascoigne, denn dieser war zeitlebens vollends überschätzt. Ich hoffe, er kriegt die Kurve, viel Hoffnung kann ich ihm nicht mitgeben.
hmm…, gazza wird eines tages tot in irgendeinem loch gefunden werden. das scheint unausweichlich, denn gemessen an den unvergesslichen höhepunkten seines lebens ist sein jetziges nur noch belang- und sinnlos für ihn. warum der eigenen hölle sorge tragen, wenn da doch eh nichts mehr gedeiht. gerd müller war auch auf dieser strasse, aber die bayern lassen eben ihre kumpels und spieler nicht hängen. gazza hat das pech, dass er nie dort spielte, wo der verein mehr als ein club ist.
zimmerli-blogs lese ich besonders gerne – ganz besonders die, wo er seiner liebe zum spiel freien lauf lässt. runde sache.
youtube: pistol annies – dear sobriety
Ein Beispiel von Genie und Wahnsinn!
Aber er ist halt auch nur ein Mensch, vielleicht ein wenig sensibler, so wie eben Künstler sind….