
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vonlanthens Bekenntnis am Freundschaftsspiel gegen England, 6. Februar 2008. (Keystone/Eddy Risch)
…werden wohl einige Fans der Grasshoppers gedacht haben, als sie vernahmen, dass ihr Club Johan Vonlanthen – «Aber wenn Jesus will, dass ich spiele, werde ich wieder spielen!» – neu als Angreifer unter Vertrag genommen hat. Wenn die Wege des Herrn schon unergründlich sind, was sind dann die Wege, die Fussballvereine und ihre Angestellten manchmal einschlagen? Und wenn schon der römische Kaiser Konstantin damals glaubte, dass er unter dem Kreuzzeichen siegen werde – und es auch tat – dann kann nicht erstaunen, dass es unter eher abergläubischen Menschen, wie sie bei Fussballern nicht selten zu finden sind, auch solche gibt, die mit Kreuzzeichen und in einem Unterleibchen mit «Jesus liebt Dich!» draufgepinselt in den Match ziehen. Wenn Fussball auf Glauben trifft…

Nicht galaktisch, aber Jesus liebt ihn wohl trotzdem: Kaká bedankt sich beim Herrn, 23. Februar 2013. (Keystone/Lavandeira Jr.)
Kaká, der ehemalige Welt- und europäische Fussballer des Jahres 2007, zum Beispiel, scheint seit seinem Wechsel von Milan zu den Nachfahren der «Galaktischen» in Madrid beständig etwas unter dem dreifaltigen Radar zu fliegen. Seine einst so grosse und vielversprechende Karriere dümpelt nur noch so auf der Real-Ersatzbank dahin und hofft weiter auf Erlösung. Dass die bislang ausblieb, mag allerdings auch an den horrenden Vorstellungen bezüglich Ablösesumme und Salär dieses einst so prächtigen Kickers gelegen haben. Mehr Beten oder weniger Kohle? Was für eine Prüfung für Gewissen und Konto.

Vom (Irr-)Glauben wieder etwas abgekommen – hofft man: Glenn Hoddle, 24. März 1998. (Keystone/Alessandro della Valle)
Glenn Hoddle, der einstmals exzellente Tottenham-Mittelfeldstar und englische Nationaltrainer geriet in die Kritik, weil er zur geistigen Stärkung des Teams die Heilerin Eileen Drewry zum Staff-Mitglied machte (seitdem soll ihre Schweizer Kollegin Uriella auf ein Telefon des SFV warten) und in einem BBC-Interview sagte, dass Behindertsein die Strafe für Sünden in einem früheren Leben sein soll. Dafür, und weil er bei der WM98 auf Gazza verzichtete und im Achtelfinale nach Elfmeterschiessen ausgerechnet gegen den ehemaligen Kriegsgegner Argentinien ausschied, machte die unbarmherzige britische Boulevard-Presse kurzen Prozess mit ihm und nagelte Hoddle gewissermassen ans Kreuz für seinen (Irr-)Glauben. Die Wogen im Königreich gingen hoch und spülten ihn aus Amt und Würden. Was Glenn Hoddle heute glaubt, interessiert eigentlich keinen mehr, aber seine Trainerkarriere glaubt definitiv nicht an eine Wiedergeburt in diesem Leben.

Es sah das Licht im düsteren Kantonnement: Wynton Rufer an der Frauen-WM. (Keystone/Matthias Rietschel)
Besser lief es für Wynton Rufer, den früheren neuseeländischen FCZ- und GC-Stürmer, mit dem Glauben. Im WK 1988 passierte folgendes: Der Zufall wollte es, dass sein Schlafplatz in der Truppenunterkunft neben dem eines Heilsarmee-Offiziers lag. Die «Sirene» der Heilsarmee zeigte nach drei Wochen Wirkung und der Kiwi Rufer wurde ein neuer Mensch. Gleichzeitig verhandelte er in jenen Tagen auch mit Bremens Trainer Otto Rehhagel, und wurde in der darauffolgenden Saison auch ein neuer Werder-Spieler sowie eine der Entdeckungen jener Bundesliga-Saison. Halleluja – lobet und preiset den Herrn!

Quo vadis FC Luzern? Im Bild: Bernhard Alpstaeg, Hauptgeldgeber des FC Luzern, 31. Oktober 2012. (Keystone/Urs Flüeler)
Regelrecht undurchsichtig werden die fussballerischen Glaubensfragen in der erzkatholischen Innerschweiz behandelt. Nach dem osmanischen Trainerfürsten Yakin, holte man sich als neuen Heilsbringer und spirituellen Führer Alex Frei. Als lauter Klingelbeutel klimpert Bernhard Alpstaeg, Ex-Präsident Stierli und die Anhänger des FC Luzern geniessen seinen Fussballtempel in Beige, aus Andermatt grüsste der Pharao mit Millionen und Heinz Hermann schickte man in die Wüste. Verglichen mit den jüngsten FCL-Vereins-Chroniken hat das Alte Testament fast schon etwas Paradiesisches.
lebt uriella noch?
Ja, aber sie sei schwer krank – sagt ihr Mann (s. Wikipedia!).
Nein. Das heisst wohl ja, aber in einer fremden Galaxie, zusammen mit Aliens.
Nun fehlen noch jene, die sich die Spielzüge von Madame Etoile voraus sagen lassen, niemals zuerst den linken Fussballschuh anziehen, einander gegenseitig über die rechte Schulter spucken, ja nie die Nummer 13 tragen würden und den Ball vor dem Elfmeterschuss küssen und und und … Also eigentlich fast alle.
Aber es gibt auch noch andere, die fahren ganz gut mit ihrem Glauben an Gott. Wie z.B. der Messi, oder der Ronaldo oder der Bolt. Aber der Messi hat jetzt die Steuerfandung am Hals. Vielleicht war ja sein bisheriges Leben doch nicht ganz so Gottesfürchtig wie man annehmen musste. Vielleicht fällt dem Ronaldo sehr bald seine doch so gepflegte Haarpracht aus. Eine Strafe für sein exzessives Sexualleben, wer weiss. Oder die Dopingwerte von Bolt werden doch noch positiv gemessen, man weiss ja wie schnell man es sich mit dem lieben Gott verbocken kann. Ja, ja, aufgepasst und ja nicht vergessen: Die Wege des Herrn sind und bleiben unergründlich, bei meiner Seel.
Hochstehender Journalismus, gratuliere Herr Kobler!