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Die Liebe der Matrosen

Thomas Kobler am Samstag den 8. Juni 2013

…steht nicht eben als leuchtendes Beispiel für unverbrüchliche Treue, aber gegen die Liebesbezeugungen im Fussballgeschäft könnte sie einem fast schon wie das grosse Los vorkommen. Am liebsten hätten wir ja alle – wenn wir ehrlich sind – die grosse, romantische Liebe von ganzem Herzen, wie sie uns von Goethes leidendem, jungen Werther in Kopf und Herz gepflanzt wurde und die so fatal endete. Als hätte Goethe damals schon die Gefühlswelt der heutigen Fankurven-Ultras genau gespürt und auszudrücken vermocht.

Herzliche Entbundenheit

Herzliche Entbundenheit: GC-Spieler Vilotic (l.) und Uli Forte. (Keystone)

Wie Liebe im Fussball klingen kann, dazu hier ein paar O-Töne von einem, der es wissen muss. Ex-GC Trainer Uli Forte sagte noch am Tag als seine Liebe zum GC Knall auf Fall und herzzerreissend endete: «Ich habe meine Spieler sehr gern, sie sind mir ans Herz gewachsen.» Oder in der Stunde des grössten GC-Glücks jüngeren Datums, dem Cup-Sieg: «Ich kann meine Emotionen nicht in Worte fassen.» Natürlich schmiedet man in solchen Zeiten überschwänglicher Gefühle auch Zukunftspläne: «So weit sind wir nicht. Wir sind nicht auf Augenhöhe mit Basel, vielleicht in ein paar Jahren.» Seit einer Woche wissen wir es besser. Die Liebe endete, gottlob, weniger tragisch als beim jungen Werther, aber ein schaler Nachgeschmack wurde Transparent: «Uli- charakterlose Lump!», stand da – zwar emotional, jedoch inhaltlich und grammatikalisch etwas zu kurz gegriffen – in grossen Lettern.

Und sie tanzten einen Tango…im Partner-Look

Und sie tanzten einen Tango…im Partner-Look: Die Luzerner Pajtim Kasami (l.) und Carlos Bernegger. (Keystone)

Etwas weniger verbissen sehen es die Argentinier mit der Liebe. Trotz viel Knistern und sich reibender und zündelnder Körper im Tango-Rhythmus, gibt man eine gewisse ironische Distanz beim Ausdrücken von Zuneigung und Bewunderung nicht ganz auf. Bestes Beispiel dafür war unlängst der neue Luzerner Trainer Carlos Bernegger, als er in aller Öffentlichkeit gestand: «Ich liebe Kasami.» Alex Frei soll ihm daraufhin schon wieder eine Szene gemacht haben, munkelt man.

Jupp Heynckes und Bastian Schweinsteiger.

Sorry, Poldi: Jupp Heynckes (l.) und Bastian Schweinsteiger feiern in Wembley. (Keystone)

Zeit für weiss-blau-rote Zärtlichkeit herrschte kürzlich auch in London auf dem manikürten Wembley-Grün. Nach dem gewonnen Champions-League- Finale entstand ein Bild von seltener Zuneigung in der ziemlich homophoben Welt des Fussballs. Der gefühlte Kapitän des FC Bayern, Bastian Schweinsteiger, und Trainer Jupp Heynckes hielten sich vor Hunderten von Millionen Menschen beinahe schon zärtlich in den Armen. «Poldi & Schweini» sind definitiv Geschichte.

Roman Abramowitsch und José Mourinho.

Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt…: Roman Abramowitsch (l.) und José Mourinho. (Reuters)

Die Beziehung Abramowitsch-Mourinho fällt wohl in die Kategorie «Amour fou». Also jene verrückten Verbindungen, in denen die Protagonisten weder mit- noch ohne einander leben können. Dass hier wieder zwei Kerle die Hauptrolle spielen, ist eigentlich nur gerecht, gewann doch in Cannes erst gerade die Liebesgeschichte zweier junger Frauen die Goldene Palme. Unsere beiden Jungs hier wären schon mit dem silbernen Henkelkübel der UEFA  zufrieden.

Jürgen Klopp und Mario Götze. (Keystone)

«Götzes Wechsel war wie ein Herzinfarkt» (so Klopp): Jürgen Klopp und Mario Götze. (Keystone)

Wer im Fussball «Echte Liebe» erfahren möchte, der mache sich auf den Weg zur Treppe in den gelb-schwarzen Himmel der Glückseligkeit: die Südtribüne des Dortmunder Westfalen-Stadions. Ein Herz, eine Seele, ein Verein , aber kein Titel und kein Götze. Echte Liebe braucht halt auch ein wenig Schmerz, damit man sie so richtig spürt.

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3 Kommentare zu “Die Liebe der Matrosen”

  1. W.Grämer sagt:

    In diesem Sport geht es nur um Kohle nicht um Treue.Derjenige Club der dir mehr Geld bietet zu dem gehst du.So ist das und nicht anderst.Früher war das alles anderst auch in einem Dorfclub der untern Liga ,da spielten noch Leute vom Dorf mit jetzt sind es nur noch zugekaufte Spieler von auswärts.

    • bulivo sagt:

      Dass es NUR um das Geld geht, ist definitiv falsch!

      Es geht um Prestige, Wertschätzung, Perspektiven, etc….

      Und ganz ganz selten geht es um wirkliche Verbundenheit zum Club. Beispiele dazu sind: Totti, Gerrard, Carragher, Maldini (beide), Terry, Di Natale….es gibt sie also doch noch, die Ikonen der Fankurven!

  2. Philipp Rittermann sagt:

    sie werden in den bordellen mehr “liebe” finden als im fussball – und bei beidem gehts nur ums geld – nur sind die “transfersummen” im fussball halt um einiges höher…