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Dé­jà-vu?

Thomas Kobler am Montag den 3. Juni 2013
Meistertitel Nummer 16: Basel-Captain Marco Streller feiert mit Pokal und Fans auf dem Barfüsserplatz. (Bild: Patrick Straub/Keystone)

Meistertitel Nummer 16: Basel-Captain Marco Streller feiert mit Pokal und Fans auf dem Barfüsserplatz. (Bild: Patrick Straub/Keystone)

Der FC Basel ist Meister, Servette FC ist am Ende. Eigentlich alles wie gehabt, ist man geneigt zu denken, nachdem der letzte Pfiff in der Super-League-Saison 2012/13 verklungen ist. Was war so bemerkenswert an der abgelaufenen Saison – abgesehen von Fortes «Judas-Nummer» -, dass es im Gedächtnis der Fans haften bleibt? Bei mir sind das, ohne dass ich viel nachblättern muss, folgende Höhepunkte:

Kategorie: Unvergesslich
Das Europa-League-Viertelfinalspiel des FCB bei den Spurs an der White Hart Lane. Nebst einem tollen Fussballabend lieferten die Basler auch die Bestätigung, dass sie mittlerweile gutes internationales Format erreicht haben und selbst für grosse europäische Vereine einen ernstzunehmenden Gegner darstellen. Respekt. Das unsägliche Trainerkarussell in der Super League gereicht weder den Vereinen noch den Übungsleitern zur Ehre. Selbst eine Super-League-Lebensabschnittspartnerschaft sollte etwas länger als nur ein paar Monate dauern, wenn sich zwei halbwegs intelligente Parteien darauf einlassen. Eine Schande.

Kategorie: Überraschung!
Die Zürcher Grasshoppers. Beinahe wie Phoenix stiegen sie aus der Asche und spielten bis zum zweitletzten Spieltag um den Titel. Erfolg hat immer viele Väter, aber welcher «Vogel» auch immer entschied, dass etwas Routine an entscheidenden Stellen den mittlerweile gereiften Nachwuchskräften die nötige Stabilität bringen könnte, der lag goldrichtig. Schlauer Zug. Eine gute Saison gelang auch dem Aufsteiger FC St. Gallen. Hätten die Ostschweizer auch noch einen treffsicheren Mittelstürmer gehabt, sie hätten womöglich erreichen können, was der 1. FC Kaiserslautern unter Otto Rehagel und mit Olaf Marschall 1998 schon mal schaffte: Aufstieg und Durchmarsch zur Meisterschaft. Verpasste Grosschance?

Kategorie: Achtung Baustelle!
Die Offiziellen, Schiedsrichter und Linienrichter, gaben auch in dieser Saison kein überzeugendes Bild ab. Besonders die Linienrichter enttäuschten mich Mal für Mal. Das Spiel ist schnell geworden und die Szenen manchmal heikel, aber vier Augen müssten trotzdem mehr sehen als zwei. Eine Misere. Ein Fass ohne Boden steht im Wallis. Der FC Sion ist nur noch ein Trümmerfeld. Aus einem Herausforderer um den Titel wurde innert acht Monaten der Verlierer der Saison. Ums Tourbillon wird alle Fussball-Weisheit mit Füssen getreten. Eine Katastrophe.

Kategorie: Spieler der Saison
1. Roman Bürki (GC) und Fabian Schär (FCB)
2. Valentin Stocker (FCB)
3. Oscar Scarione (FCSG)

Kategorie: Enttäuschung der Saison
1. BSC Young Boys
2. Rolf Fringer
3. Moreno Costanzo (YB) und Nassim Ben Khalifa (GC)

Kategorie: Witz der Saison
1. Der FC Luzern
2. Die Frage: Wölfli oder Bürki?
3. Raoul Bobadilla im Berner Drama «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!»

Kategorie: Freudenspender und Prügelknaben
Der fleissigste Pechvogel der Saison war Luzerns Dimitar Rangelov – er «tötete» nicht nur zahllose Torchancen, er begrub sie auch gleich am Laufmeter. Unterirdisch. Die glücklichste Hand als Sportchef hatte Thuns Res Gerber – er luchste YB Marco Schneuwly ab, kaufte und verkaufte Anatole mit Gewinn und holte Urs Fischer. Smart. Definitiv zum Freudenspender wurde Jeff Saibene, nachdem sich der Espen-Block am Ende der letzten Saison da gar nicht so sicher war. Schwarmintelligenz könnte überschätzt sein. Zu Prügelknaben wurden die Mitglieder der Sicherheitsdirektoren-Konferenz gemacht – ausgerechnet von den wahren Prügelknaben. Verkehrte Welt.

Wer oder was ging vergessen, Sportsfreunde?

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23 Kommentare zu “Dé­jà-vu?”

  1. Jupp H. sagt:

    Was vergessen ging? Salah, Grichting/Vilotic, Theater in Bellinzona, Rücktritt Alex Frei, diverse Episoden aus dem Hause Constatin etc.

  2. R. Mezger sagt:

    Vergessen geht auch jede Saison immer wieder die grandiose Leistung des kleinen FC Thun. Wieder wurde mit beschränkten Mitteln und dem 6-mal kleineren Budget als beispielsweise Meister Basel die Uefa Cup Quali erreicht. Dies nicht mit hochbezahlten Divas, sondern mit Team- und Kampfgeist. Für mich auch dieses Jahr die sympathischste Mannschaft der ganzen Liga!

  3. Luca Zuppinger sagt:

    Habe auch nicht viel Sympatie für den Forte-Abgang. Diesen aber als “Judas-Nummer” abzutun ist einerseits… a) geschichtlich falsch b) hetzerisch. Unverständlich wie sich ein Journalist so äussern kann.

    • TK sagt:

      Alles eine Frage des Standpunkts, Luca Zuppinger. Da ich das “Buch der Bücher” nicht als geschichtswissenschaftstaugliches Werk ansehe, ist eine Verknüpfung von Fortes Ueberlaufen gegen Geld im Kern recht zutreffend. Aber wie immer bei Trennungen, ist nie eine Seite ganz alleine schuld. Fahnenflucht schien mir zu ultra-patriotisch, wenn ich an das Geschrei denke, das jeweils schon um abhandengekommene bemalte Leintücher gemacht wird, und für “For a few Dollars more” schien mir unserer Coaching-Zonen-Held etwas zu wenig “Clint” zu sein.

      Was das Hetzerische angeht: Die Inquisition endete irgendwo im 18. Jahrhundert. Also keine Sorge, ein Fussball-Blog zur abgelaufenen Super League Saison 2012/13 wird kaum zu ihrer Wiederauferstehung führen.

  4. Boris Jäggi sagt:

    “Zu Prügelknaben wurden die Mitglieder der Sicherheitsdirektoren-Konferenz gemacht – ausgerechnet von den wahren Prügelknaben.”
    Es sind nicht Randalierer die das Konkordat kritisieren, sondern Menschen, Politiker und Journalisten denen die Grundrechte am Herzen liegen! Das Prinzip der liberalen Freiheitsrechte liegt darin, diese Freiheiten für Menschen zu bewahren, mit denen man eben genau NICHT einverstanden ist! Damit man wenn man selber in den Fokus des Sicherheitsapparats kommt auch von seinen Gegner unterstützt wird!

    Wenn sie also sagen: Menschen die ich blöd finde, denen soll ruhig die Grundrechte entzogen werden, dann denken sie sehr sehr kurzfristig und haben das Prinzip des Liberalismus nicht verstanden.

    • TK sagt:

      Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass wir wegen ein paar unbelehrbaren, stumpfsinnigen Idioten unser mehr oder weniger liberales Gewissen in Zweifel ziehen müssen, muss unsereins auch noch ertragen von einigen Gralshütern des theoretischen Liberalismus darüber belehrt zu werden, wie es um unsere Grundrechte in einem ziemlich ordentlichen – wenn auch nicht perfekten – Rechtsstaat steht. Viel Spass beim Kanonenziehen, Boris Jäggi, und mögen Sie und Gleichgesinnte viele Spatzen treffen.

    • FCZ-Andy sagt:

      Einen weisen Kommentar, selbst wenn er, dem Namen nach, aus Basel kommt. Ihrem Kommentar schliesse ich mich 100 pro an.

  5. Philipp Rittermann sagt:

    der fc höngg. die spielen immerhin in der 3. liga und die junioren machen kontinuierlich fortschritte.

  6. Daniel Schmid sagt:

    hmm sorry, aber dieser Blog gehört für mich auch zur “Enttäuschung der Saison”… zu wenig Witz, zu wenig Niveau, viele Platiüden und Allgmeinplätze

    • TK sagt:

      In der Rangliste eher noch vor Rolf Fringer oder doch noch dahinter?

    • Alfred Neumann sagt:

      Genau das. Zum Glück gibts dazu aber noch das “Original” namens Runde Leder.

      • TK sagt:

        Gut erwähnen Sie diesen wunderbaren Fussball-Blog, Alfred Neumann. Das erspart mir ein Blog, der möglichweise in pure Lobhudelei über die Herren Shearer, Baresi und Rrr ausgeartet wäre.

  7. Marco Moli sagt:

    Gab übrigens auch wieder einen Zuschauerrekord. Also nicht vom Schnitt her (der liegt leicht unter demjenigen von letzter Saison – wohl auch weil Xamax damals zur Hälfte ausgestiegen ist), sondern von der Gesamtzahl: 2,2 Millionen! Und das trotz den bösen Hooligans und Pyrozündern.

  8. CStrahm sagt:

    Die Auferstehung des FCZ mit dem grössten Offensivspektakel der Rückrunde ging vergessen, die Leistung des FC Thun oder “der Diktator” CC wären auch eine Notiz wert.

  9. stina sagt:

    …zum Beispiel ein Artikel: Die Höhepunkte der Saison in der Challenge League. – Merci im Voraus, wenn ein solcher bereits in Planung ist!

    • FCZ-Andy sagt:

      Wir freuen uns doch auf Aarau in der SL und sorry, Bellinzona ist eh (Fussball-)Geschichte……..

  10. Franco Huber sagt:

    Herz-OP bei Milan Gajic und der Marder:-)
    GruFCZ

  11. Chris Chelios sagt:

    Wenn unter Witz der Saison CC fehlt, hat jemand die Saison nicht allzu genau verfolgt. Und Scarione hat wohl ein bisschen mehr geleistet als Fabian Schär. Aber was solls. Genervt hat mich nur der Spruch mit den wahren Prügelknaben am Ende. Man sollte sich mal etwas kritischer mit dem Hooligan Konkordat auseinandersetzen, aber die Medien haben ja da einen wesentlichen Anteil daran, dass es überhaupt so weit gekommen ist.

  12. Penalty sagt:

    Der FC ST.Gallen mit einer ganz neuen Variante, a la pa modou, einen Elfmeter zu (ver)schiessen.