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Wie Forte GC neues Leben einhauchte

Steilpass-Redaktion am Mittwoch den 3. Oktober 2012

Ein Gastblog von Florian A. Lehmann*.

GC-Trainer Uli Forte während eines Spiels gegen den FC Luzern, 27. September 2012. (Foto: Keystone)

GC-Trainer Uli Forte während eines Spiels gegen den FC Luzern, 27. September 2012. (Foto: Keystone)

Ein Blick zurück: Als sich Uli Forte als neuer GC-Trainer Mitte April 2012 bei regnerischem Wetter in Niederhasli und trister sportlicher Lage des Clubs den Medien vorstellte, kam er eine Viertelstunde zu spät, weil er zu lange mit der Mannschaft trainiert hatte. Forte nahm sich dafür später umso mehr Zeit für die Fragen der Journalisten. Seine Augen leuchteten, er zeigte sich motiviert und freute sich über die heikle Aufgabe beim Rekordmeister, der sich in akuter Abstiegsgefahr befand. Nun, Forte und die Zürcher blieben bekanntlich erstklassig – dank Umständen, die nicht sportliche Gründe hatten. Fortes Bilanz zu Beginn seiner Dienstzeit war alles andere denn positiv: Saisonübergreifend holte der neue Coach der Hoppers in den ersten sieben Meisterschaftspartien ganze zwei Punkte.

Schwamm drüber: Mittlerweile reitet Fortes Team auf einer Erfolgswelle. Gewiss, GC hat sich personell geschickt verstärkt. Aber Transfers alleine machen bekanntlich noch keine gute Mannschaft. Diese widerspiegelt auf dem Platz mittlerweile die deutliche Handschrift des erst 38-jährigen Trainers: Kampf, Einsatz, Organisation, Laufbereitschaft, Solidarität und Effizienz. Letzteres ist oft auch ein wenig Glückssache. Aber Glück kann man sich auch erarbeiten. Die Grundlagen des GC-Erfolgs sind auch die Lebensweisheiten des Personalchefs, der primär ein akribischer, ehrgeiziger Arbeiter ist, der stets seine Hausaufgaben pflichtbewusst macht. Forte, der aus einfachen familiären Verhältnissen stammt, mahnt seine Spieler trotz sportlicher Hausse immer wieder zur Bescheidenheit und Demut – neue Attribute, die dem Rekordmeister durchaus gut anstehen. «Die Füsse auf dem Boden halten und hart arbeiten», sagt er immer wieder zu seinen Spielern – diese haben sich bisher an dieses Credo des Trainers gehalten.

Mit Realismus alleine kann ein Übungsleiter eine Mannschaft aber nicht zum Erfolg führen. Forte hat aus Rückschlägen in seiner noch jungen Laufbahn gelernt und Lehren gezogen. Nach seiner Entlassung am 1. März 2011 in St. Gallen hat der vielsprachige Zürcher mit italienischen Wurzeln nicht einfach den nächst besten Job angenommen, sondern sich eine Auszeit gegönnt. Diese hat er nach einer ersten Phase der Besinnung zur Weiterbildung genutzt: Forte war unter anderem Zaungast bei Napolis Trainer Walter Mazzarri, bei Gladbachs Lucien Favre und bei Dortmunds Jürgen Klopp. Er hat gar Anschauungsunterricht beim Bündner Eishockey-Idol Arno Del Curto genossen. Mit anderen Worten: Der beim FCSG entlassene Fussball-Trainer hat sich nicht entmutigen lassen und sich mit einer Art Praktikum von anderen Lehrmeistern inspirieren lassen.

In diesem Sinne macht Forte Mut und ist ein Vorbild für alle, die aus welchen Gründen auch immer plötzlich auf der Strasse stehen und sich nach einem neuen Job umsehen müssen. Immerhin war der Zürcher 13 Monate lang arbeitslos. In seiner Hartnäckigkeit und in seiner Trainingsmethodik erinnert Forte an Bob Hartley, den kanadischen Working Class Hero, der die ZSC Lions sensationell im vergangenen Playoff-Frühling zum Titel führte. Doch der GC-Trainer würde einen solchen Vergleich vermutlich nicht gelten lassen. Dazu ist die Meisterschaft noch viel zu jung, das Ziel noch viel zu weit weg, der Coach selbst zu realistisch. Aber gelingt es Forte, Arbeitsmoral und Realitätssinn bei seinen Spielern hoch zu halten, dann sind diese Grasshoppers durchaus fähig, etwas Grosses in dieser Saison zu leisten. Forte hat in einem schwierigen Umfeld relativ rasch für eine positive Wende in Niederhasli gesorgt, dank harter, ehrlicher Arbeit. Forte hat die vielen Skeptiker bei seinem Antritt eines Besseren belehrt. Das ist doch überraschend – und für den Traditionsclub vielversprechend.

* Florian A. Lehmann ist seit 2008 Sportjournalist bei Newsnet in Zürich.

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28 Kommentare zu “Wie Forte GC neues Leben einhauchte”

  1. manu sagt:

    Sicherlich ist die Arbeit, die Forte bisher abliefert sehr gut und die Resultate überragend. Allerdings (und hier spricht meine Angst und mein Sportpessimismus, der in den letzten zwei Saisons arg verstärkt wurde), wird sich erst zeigen, wie gut er wirklich ist, wenn nicht mehr alles rund läuft. Eine erste grosse Hürde ist schon mal das Ausfallen von Grichting.
    Wenn er diese Mannschaft auch dann motiviert und kämpferisch und selbstbewusst aufs Feld schickt, wenn sie sich in einer schwarzen Serie befindet oder Leistungsträger vermisst.

  2. E. Schönbächler sagt:

    Die momentane Leaderposition ist für GC nach der längeren sportlichen und finanziellen Krise ein erster Hoffnungsschimmer. Doch es ist eigentlich noch immer viel zu früh vom Europacup oder gar vom Meistertitel zu träumen. In der Winterpause kann man wohl schon eher abschätzen wohin die Reise der Hoppers diese Saison noch führt.

    Uli Forte hatte in der Vorsaison das Glück ohne sportlichen Druck eine Auslegeordnung machen zu können. Dank André Dose haben sich die Beziehungen zu Geldgebern und potentiellen Sponsoren verbessert. Das Kader konnte bereinigt und mit Führungsspielern ergänzt werden. Doch ich muss manu recht geben. Die Qualitäten eines Trainers zeigen sich bei Niederlagen, Verletzungspech und dergleichen. Auch der besonders vom Tages-Anzeiger hochgejubelte Lucien Favre muss bei Mönchengladbach jetzt zeigen was er drauf hat.

    Noch eine Bemerkung zum GC-Kader. Es fehlt ein Goalgetter, ein Knipser. Es wäre gut wenn im Winter ein solcher Stürmer verpflichtet werden könnte. Ausserdem sollte die Mannschaft eine gewisse Zeit zusammenbleiben um sportliche Erfolge feiern zu können.

    • Auguste sagt:

      hmm…, der einzige hiesige “knipser” ist alex frei. der andere hat erst diese saison beim 1. fc. kaiserslautern angeheuert. ich fürchte, die stehen nicht zum verkauf, e. schönbächler. mindestens einem drittel der bundesliga-vereine fehlt auch ein “knipser”, darunter so potente wie bayer 04 leverkusen. den traum kann sich gc nicht leisten.

      falls uli forte wirklich ein so guter trainer ist (ich kenne ihn zu wenig), dann gelingt es ihm möglicherweise mit gc ein system zu entwickeln, dass seine offensiv-wirkung, ähnlich dem spanischen, aus einem breiten und nicht in die sturmspitze angelegten angriffsspiel entwickelt. oder der aufblühende ben khalifa entdeckt im verlauf der saison noch ein neue, unbekannte seite an sich.

    • marco sagt:

      Genau der fehlende Knipser ist das Problem, da bin ich ganz bei ihnen. Nassim macht seine Sache im Sturm super, spielt auch gute assists. Doch im Gegensatz zur Abwehr und zum Mittelfeld, wo der GC auch gute Ergänzungsspieler hat, fehlt im Sturm die Breite. Zuber Hajrovic Khalifa sind vorne die einzigen drei Spieler von überdurchschnittlicher Super League qualität. Wenn der GC wirklich oben bleiben will, muss wohl im Winter zumindest ein neuer Stürmer verpflichtet werden. Hopp GC

    • Eldebrink sagt:

      Das mit dem fehlenden Mittelstürmer, bzw. “Knipser”, hört man oft im ZUsammenhang mit dem aktuellen GCZ Kader. Klar, wäre es schön einen Elber vorne zu haben, aber wenn es keinen hat, hat’s eben keinen. Und sich mit viel Kohle irgendwo einen holen, passt nicht mehr zum GCZ (Zum Glück!).

      M.M.n. ist es aber auch nicht mehr unbedingt nötig, so einen MS zu holen. Im modernen Fussball geht es auch gut ohne, wenn man z.B. schaut, wie beusipsielsweise Barçelona seine Spiele gewinnt. Die Hoppers können mit ihren Leuten einen ähnlichen Stil spielen (wenn natürlich auch um einige Level tiefer, klar). Man hat mit Leuten wie Ben Khalifa, Hajrovich, Zuber, Gashi oder Paiva genau die Art Spieler dazu. Flink, technisch stark und mit Spielintelligenz ausgestattet. Jeder von denen kann sowohl auf dem Flügel spielen, wie auch alternierend immer wieder in die mitte stossen und alle haben einen guten schuss.
      Der Rest der Mannschaft ist ebenfalls für das erwähnte Spiel geeignet. starkes def. MF und eine stabile Abwehr. Das Laufspiel/Pressing ist überdurchschnittlich, entsprechend hoch sind die Ballbesitzanteile, rsp. die Balleroberungsquote. Finde daher, Forte soll sich auf ein ” 5+1″ Mittelfeld festlegen und auch in Zukunft entsprechend spielen lassen.

      Einen Torschützenkönig in den eigenen Reihen feiern zu dürfen ist schon schön, ein erfolgreiches Team ist aber besser! 🙂

      • Kraft sagt:

        Seh ich wie Eldebrink. Ausserdem hat man mit NBK genau den Spieler für so ein System: Gut am Ball, kreativ und bisweilen sogar torgefährlich. Wichtiger ist, dass man im Winter keine Abgänge zu verzeichnen hat. Wenn man die Gerüchte über Zuber, Vero und Konsorten hört, dann scheint mir das die viel grössere Gefahr zu sein, als das Fehlen eines ‘Knipsers’.

  3. Auguste sagt:

    hmm…, ein zürcher trainer krempelte die ärmel hoch und machte sofort sich an die arbeit. der andere setzte sich vorerst mal auf die tribüne und schaute lange zu. die moral von der geschicht: forte/gc – platz 1, fringer/fcz – platz 8, punktedifferenz 16 nach 11 spielen.

    die tabelle lügt nicht.

    • Schon Clode van Breukelen sagt:

      Sie sind ja sooo weise, Schapooo, da bin ich beeindruckt.

    • FCZ-Andy sagt:

      Das habe und werde ich wohl auch nie kapieren, was für eine Taktik dahinter steckte. Statt diese restlichen Spiele der vergangenen Saison noch zu nutzen, etwas zu versuchen, zu wagen, zu experimentieren, weil man (der FCZ) ja unmöglich noch absteigen konnte, sass der neue Trainer auf der Tribüne und guckte zu. Jetzt aber jammern, man müsse sich zuerst noch finden, es brauche seine Zeit, ist unverständlich. Die Zeit hätte man ja eben schon mal nutzen können, als Urs Fischer gehen musste. Richtig geschrieben, Auguste, die Tabelle lügt nicht und nie!

    • Kraft sagt:

      Simplifizierte, deskriptive Zusammenhänge als Kausalmechanismen darzustellen scheint mir nicht gerade eine profunde Analyse der Situation beim FCZ zu sein….genausowenig wie es umgekehrt für den GCZ gilt.

      • Auguste sagt:

        hmm…, kraft, die gc-geschichte ist genau so simpel. mit grichting, salatic und ben khalifa wurde der “junioren-mannschaft” eine tragfähige mittelachse eingezogen, und drum herum gehen die ehemaligen “junioren” mittlerweile in die dritte super league saison. jetzt kommt zum talent noch erfahrung hinzu und wahrscheinlich durch fortes arbeit gute form noch oben drauf. dann rollt der ball und nichts nährt siege besser als siege.

        beim fcz gibt es niemand auf dem platz, der die fäden des spiels in der hand halten kann. wenn fringer nicht nur rumgesessen wäre, sondern mit der mannschaft spiele unter seiner leitung gemacht hätte, wäre ihm das bestimmt nicht entgangen, und er hätte in der sommer-transferperiode auf eine verpflichtung eines solchen spielers mit guten gründen drängen müssen. jetzt bezahlt er, die mannschaft und der verein die zeche für eine unnötige unterlassungssünde.

        die tabelle scheint auf simple und deskriptive weise mit mir einig zu gehen. wie profund sie dabei ist, darüber kann man natürlich geteilter meinung sein.

  4. John Schnyder sagt:

    Eigentlich hätte der FCZ den working class coach engaieren sollen. Das hätte den FCZ gut getan und wäre auch passend gewesen – aber einmal mehr haben die Leute die das Sagen haben leider nicht die richtige Nase gehabt, wie so oft in letzter Zeit.

  5. Patrick Roth sagt:

    Der «Verein» ist schon lange nicht mehr «Wörking Class» sondern ein Sammelsurium von den «lässigen, szenigen und mit-zwölfi-bin-au-no-gc-fän-gsi» …

  6. Gerber André sagt:

    Teile absolut die Meinung des Autors. GC zeigt es allen Grossen der letzten Zeit, wie man es mit Kampf, Organisation und Initiative zurück an die Spitze schaffen kann. Lobenswert und nachahmenswert (insbesondere für den FCZ)!
    Ich wünsche Herrn Forte mit GC weiterhin alles Gute. Ich mag es dem Klub gönnen, nach vielen Jahren der Baisse nun wieder ganz zuoberst zu stehen

  7. Pedro sagt:

    Bei allem Respekt fuer Fortes Arbeit, aber der Hauptgrund fuer den guten Lauf des GC’s ist auf jeden Fall, dass Geld in die Hand genommen wurde und Salatic, Grichting, Vilotic und (mit Abstrichen) Ben Khalifa geholt wurden. Das ist ganz klar eine Qualitätserhöhung des Kaders und die setzt sich halt durch.
    Und wenn man den “Insider-Kollegen” glauben darf, ist das Budget von GC mittlerweile etwa gleich hoch wie dasjenige des FCZ.

    • Kraft sagt:

      Die waren alle ablösefrei. Ausserdem sind mit Cabanas, Calla und Boris drei Grossverdiener von der Gehaltsliste verschwunden.

    • John G. sagt:

      Es wurde nicht mehr Geld in die Hand genommen.Das Geld wurde teilweise umverteilt.Vom Nachwuchs,Staff etc. in die erste Mannschaft. Zudem wurde das Kader reduziert und es fielen mehrere Grossverdiener (Smiljanic,Cabanas,Calla) von der Lohnliste.
      Das Budget vom GCZ ist immer noch 4 Mio. tiefer als dasjenige vom FCZ.

  8. Nino sagt:

    GC hat sich optimal verstärkt, vor allem in der Abwehr ist nun Stabilität (Grichting). Auf einer guten Abwehr lässt sich etwas aufbauen. Zusätzlich sind die jüngeren Spieler erfahrener geworden. Nicht zu vergessen dass GC einen Lauf hat (Luzern hatte letzte Saison auch einen…). Forte ist ein angefressener Trainer, wenn er über Fussball spricht leuchtet es in seinen Augen. Seine Ausstrahlung erreicht die Spieler, zudem ist er selber auf dem Boden geblieben, was er von seinen Spielern auch verlangt. Eigentlich hat der FC Basel mehr Substanz, Leader ist aber GC. Von GC verlangt niemand dass es Meister wird, aber warum nicht, jedoch die Saison ist noch lang. Nicht zu vergessen das professionellere Umfeld bei GC. Die Entwicklung ist positiv, jetzt muss nur wieder ein neuer Hardturm her, dann wird GC wieder Nr 1 wie in den besten Zeiten.

    • John G. sagt:

      Schön gesagt .Alle Meistertitel nützen nichts,wenn nicht endlich der neue Hardturm kommt.
      Irgendwie eine grässliche Vorstellung: Dem GCZ wird im Letzigrund der Meisterpokal überreicht…

      • Steiner78 sagt:

        Warum denn grässliche Vorstellung, das könnte doch auch der Fall sein, wenn der neue Hardturm schon stünde …

      • FCZ-Andy sagt:

        So gesehen können es die Insekten ja selber richten, dass sie auf einen evt. Meistertitel verzichten würden, sprich die entsprechenden Partien einfach verlieren, nur damit sie den Pokal ja nicht noch im Letzigrund entgegen nehmen müssten!!!!! Also, GCN hat es selbst in der Hand, Ihre grässliche Vorstellung nicht real werden lassen, John G. Nb. Wir haben den Pokal in der Saison 2006/07 auch im Hardturm entgegen genommen und cool war es, trotz Hardturmstadion 😉

      • Nino sagt:

        Da bin ich neutral, mir ist egal wer wo die Meisterschaft feiert. Ich finde es einfach eine Schande dass Zürich ohne Fussballstadion dasteht. Jetzt wollen die noch ein Stadion <20'000 Zuschauer bauen, ein weiterer Frust. Das neue Stadion sollte doch mind. 20-25000 Zuschauer Platz bieten, man denke nur schon an die kommenden Championslegue Spiele der Hoppers 🙂 und wieder mal Länderspiele in Zürich.

  9. Armando sagt:

    …die Pokalübergabe im Letzigrund und anschliessend die Meisterfreier im brachliegenden Hardturmgelände…

    • Auguste sagt:

      hmm…, und die toten hosen spielen: an tagen wie diesen…

      na, dann strengt euch mal an – das szenario hat was.

  10. Fabio F sagt:

    Es ist ja noch ein langer, arbeitsintensiver Weg bis zum Saisonende, aber wer den Uli Forte kennt ist überrascht, dass Alle so überrascht sind.

    Ich wünsche ihm und der Mannschaft weiterhin viel Erfolg.