Ein Gastblog von Florian Lehmann.
Zugegeben: Er ist nicht jedermanns Typ. Und man muss auch nicht mit ihm im Spätsommer in den einsamen finnischen Wäldern auf die Elch-Jagd gehen. Da bieten sich – wenn es kalt wird in der Nacht – attraktivere Lösungen zum Kuscheln im Schlafsack an.
Aber man muss Respekt haben vor ihm, dem Polterer, dem streitbaren Provokateur. Die Rede ist von Uli Hoeness, der grössten Reizfigur im deutschen Fussball. Der ehemalige Profi und ehrgeizige Manager hat grossen Anteil am Erfolg der Bayern – egal, ob man den Sohn eines Metzgermeisters nun mag oder nicht.
Hoeness versteht auch etwas von Politik. Sonst hätte der smarte Moderator Günther Jauch das Kind aus einfachen Verhältnissen nicht in seine sonntägliche Talk-Show-Sendung in der ARD zum Thema «Wer kann noch in Wohlstand leben?» eingeladen. Hoeness kickte dabei verbal gegen die Linken-Chefin Katja Kipping und Hannelore Kraft, die SPD-Landesmutter Nordrhein-Westfalens. Politisch gemächlich und defensiv vertrat Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber von der CSU die Ansichten des Bayern-Präsidenten. Pastor Bernd Siggelkow, der sich um soziale Härtefälle unter Jugendlichen in Berlin kümmert, übernahm die Rolle als Ersatzspieler. Als Basis für die Debatte diente der vierte Armutsbericht der Bundesregierung, welche die Gemüter zwischen Lörrach und Flensburg erhitzt.
Nun, Hoeness redete Klartext. Beispiele gefällig? «Im Vergleich zu Krisenländern ist Deutschland immer noch ein Paradies» legte der 60-Jährige gleich los und provozierte Kipping, die linke Nummer 10. Als diese gegen die Finanzbranche wetterte, schlug der Bayern-Chef zurück: «Sie haben kein Bezug zur Praxis. Mit ihrer Politik treiben die Linken die gut ausgebildeten Arbeitskräfte zu den Amerikanern». Gegen Ende schoss Hoeness den Ball noch einmal scharf ins Netz: «Sie kommen vom Hundertsten ins Tausendste, aber nie auf den Punkt. Darum sind Sie bald unter fünf Prozent.» Was hält Herr Hoeness von der viel diskutierten Vermögenssteuer? Die Bayern würden ohnehin die erste Halbzeit nur für das Finanzamt spielen. Höhere Steuern nützten gar nichts. Der Staat solle lieber anfangen, Ausgaben zu kürzen und das sprudelnde Steuergeld sinnvoll anlegen. Schliesslich mahnte Hoeness: «Politiker müssen zu ihren Aussagen stehen.»
Bitte sehr, man muss nicht der politischen Ansicht von «Mister Bayern» sein. Aber die Klarheit in seinen Aussagen treffen offenbar den Nerv zahlreicher Bundesbürger. Auf deutschen Internet-Foren erhielt Hoeness nach der Sendung immense Zustimmung. Und der Schweizer TV-Konsument war wieder einmal perplex, wie in einer TV-Diskussion deutliche Worte gesprochen werden konnten.
Vom Klartext-Kurs von Hoeness könnten sich viele Politiker ein Stück Wurst abschneiden – auch in der Eidgenossenschaft. Unser Magistrat Johann Schneider-Ammann beispielsweise, der in Interviews bei wichtigen Wirtschaftsfragen mit seinen nichtssagenden Äusserungen die Bevölkerung des Landes mehr verunsichert als informiert, stünde im Rede-Duell gegen Hoeness auf verlorenem Posten. Etwa so, wie früher unsere Fussballer auf dem Rasen gegen die Kicker nördlich des Rheins. Mit anderen Worten: Etwas mehr Hoeness könnte die Schweiz auch in der Politik gut gebrauchen.
Nun gut, holen wir den Ball mal aus dem Netz: Im Vergleich zu Deutschland ist die Schweiz immer noch ein Paradies! So ganz alles kann demzufolge nicht falsch laufen in der Schweiz… Fazit: Ob das Pardies mit “Polterern” wie Hoeness beibehalten werden kann sei mal dahingestellt. Diese Art von Kommunikation überlassen wir mal schön den Deutschen! Das J. Schneider-Ammann im Rede-Duell gegen Hoeness auf verlorenem Posten steht, das mag bestimmt zutreffen. Solange er beim beim Rede-Duell den Kürzeren zieht ist mir das egal, denn auf’s Reden kommt es nicht an sondern auf das Arbeiten und Umsetzen. Genau das ist das Problem von Hoeness und Co. solange sie nur mit markigen Worten glänzen ist und bleibt die Schweiz das Paradies (oder Dortmund, aber im Fussball lässt sich Kompetenz mit Geld wettmachen)….!
Stimmt, die Schweiz ist Deutschland noch immer weit voraus und ihr Erfolg beruht eben darauf, dass politisch und rhetorisch leise getreten wird – so wie es sich eben für ein kleines, auf Konsens und Kompromisse abstellendes stabiles Land gehört. Ein Bundesrat ist eben anders als in Deutschland kein gewählter Diktator auf Zeit, sondern einer der sieben obersten Staatsbeamten. Schwachstellen sehe ich in der Schweiz allenfalls im Bereich der anzustrebenden sozialen Marktwirtschaft – hier wurden in den letzten 30 Jahren Rückschritte gemacht, die es zu neutralisieren gilt, sonst drohen die oligarchischen Tendenzen der Neoliberalen Überhand zu nehmen.
Lieber nicht. Hoeness ist nicht zum aushalten. Nur weil er ein bisschen poltert, müssen ihm nicht alle zu Füssen liegen und sagen, dass er die Wahrheit spricht. Die SVP tut dies auch und spricht bei Gottes Willen sicher nicht die Wahrheit.
Und wenn wir mal die Politik bei Seite lassen, der Typ ist an Arroganz nicht zu übertreffen.
Was hat dieser Bericht mit Fussball zu tun, mal abgesehen davon, dass Hoeness Präsident von Bayern München ist? Führt der TA nicht auch ein Polit-Blog?
Ja der Uli Hoeness ist tatsächlich ein ganz besonderer Mensch Aussergewöhnliche Menschen haben immer Ecken und Kanten und besonders dann, wenn sie ehrlich sind. Ehrlichkeit & Gradlinigkeit sind nur zwei von den vielen hervorragenden Eigenschaften die Hoeness besitzt. Ich glaube, man kann dem Uli alles an den Kopf werfen und ihn kritisieren, wenn man ihm das diretkt ins Gesicht sagt und es eben auch ehrlich meint. Denn er hat auch die Grösse, andere Meinungen gelten zu lassen und er weiss auch selber, dass er nicht immer recht hat. Aber doch das meiste im Leben hat er in gute Bahnen geleitet, mit grosser Intelligenz, Sachverstand und unglaublich grosser Menschlichkeit.
Ich weiss, mit seinen manchmal verbal deftigen Angriffen und Aussprüchen ist es schwer, Menschlichkeit dahinter zu sehen.
Aber die hat er ganz sicher, denn so grob er manchmal sein kann, so sensibel ist er auch als Mensch.
Für mich EIN GANZ GROSSER !
sind sie mit ihm verheiratet?
Uli Hoeness’ Vergleich ist schlicht geschmacklos: Wenn Deutschland die Armut im eigenen Land damit rechtfertigt, anderswo ginge es den Leuten noch schlechter, dann ist das nicht mehr und nicht weniger als arrogant. Zustände wie in Italien können doch nicht der Massstab sein, an dem sich Deutschland oder die Schweiz orientieren. Ein Hüftschiesser halt, wie in Fussballfragen auch des öfteren.
Als Bayernfan seit 1981 und Jahreskarten Inhaber seit 1997 ist der Personenkult rund um unseren von Populismus triefenden Präsidenten sehr zu wider. Natürlich haben wir als Mitglieder Ihm viel zu verdanken, aber was der gute Herr sich in den letzten Jahren gegenüber der Fanszene geleistet hat geht unter keine Kuhhaut. Einen fanunfreundlicheren kommerzgeileren Vorstand gibt es in der ganzen Bundesliga (Hoffenheim ausgenommen) wohl nicht. Vorstand raus!
hmm…, wenn ich mich nicht arg täusche, jos manning, dann bekommen sie vom fc bayern seit jahrzehnten beste fussball-unterhaltung zu vertretbaren preisen geboten. sie können jahrein jahraus den besten spielern der bundesliga und der cl im eigenen stadion beim kampf um titel zuschauen und das mit guten chancen diese sogar zu gewinnen. was die bayern-fans im stadion angeht, gilt die allianz-arena ja, trotz vollen rängen, nicht gerade als die stimmungsvollste bude der liga. wem’s nicht passt, der kann ja zu den 60ern gehn oder nach unterhaching, dort hat man als fan dienstags und mittwochs garantiert fussballfreie abend und präsidenten, die nichts anderes als das wohl der fans im auge haben – allerdings nicht ganz erstklassig.
eine bessere vereinsführung als die des fc bayern gibt es im fussball doch gar. und wem das in erster linie zu verdanken ist, darüber gibt es doch keine zwei meinungen. nicht mal beim kaiser.
Gut gesagt, Auguste. Hoeness hat sogar aus einem ehemaligen Bayern-Hasser wie mir einen Bayern-Respektierer gemacht. Der Mann ist kompetent. Allerdings sollte er das Politisieren lassen, bringt eh nichts, sich mit Linken herumzuschlagen.
Was soll dieser Blog??? Wenn Ihr keine relevanten Themen habt, könnt Ihr ja einen Aufruf machen. Bin mir sicher es kämen interessantere Themen zusammen als dieser.
Nicht absolut mein Lieblingskind Uli Hoeness. Doch in der Talkshow hat er genau das Richtige gesagt, nicht polternd, sondern bestimmt und die Dinge beim Namen nennend. Alle Achtung über seinen Schneid. Und seine Aussagen waren so falsch nicht!
Wer die ganze Sendung gesehen hat, weiss, dass Uli Hoeness sehr viel Stuss herausgelassen hat. Warum sich der Blog-Autor durch einen Polterer so beeindrucken lässt, ist mir ein Rätsel. In der Politik nennt man Leute wie Hoeness Populisten; im wahren Leben Schaumschläger. Hoeness soll in Ruhe seinen Verein weiterführen. Davon versteht er etwas.
Danke – 100% gleicher Meinung!
Mich hat der Auftritt von Uli Hoeness – ansonsten als Fussballmanager eine unbestrittene Grösse – nur abgestossen.
Es hat schon einen Grund wieso Uli Hoeness in der Wirtschaft ist und nicht in der Politik. Die Macher gehen in die Wirtschaft, die Schwätzer in die Politik. Ist natürlich stark veralgemeinert, allerdings denke ich im Kern schon richtig.
aber 100%–und wenn macher trotzdem in die politik gehen, dann nur um für “ihr feld” alles versuchen so zu biegen, wie es ihnen passt—andere macher haben keine chance, weil in vernehmlassung etc und später verwaltung alles verwässert oder auf lange bank geschoben werden kann
Eines vorweg: Ich war nie, bin nicht und werde niemals Fan des FC Bayern München sein.
Nun zum Thema:
Es ist für mich unverständlich wie viele hier in den Kommentaren dem Uli Hoeness vorwerfen, dass er nur grosse Sprüche macht, selbst aber wenig bis nichts erreicht hat. Aussagen wie “Genau das ist das Problem von Hoeness und Co. solange sie nur mit markigen Worten glänzen…” (Buschbrenner Rudi, 09:30 Uhr), ” [Mir] ist der Personenkult rund um unseren von Populismus triefenden Präsidenten sehr zu wider” (Joe Manning, 10:34 Uhr) oder auch “Hoeness ist nicht zum aushalten. Nur weil er ein bisschen poltert, müssen ihm nicht alle zu Füssen liegen und sagen, dass er die Wahrheit spricht.” (Abc Dfg, 10:03 Uhr) sind für mich schlich haarsträubend und zeigen meiner Meinung nach nur die Umwissenheit dieser Schreibenden. Als Hoeness Ende der 70er bei den Bayern als Manager anfing war der Club sportlich gerade am Ende seiner erfolgreichsten Zeit angekommen und finanziell verschuldet. Rund 30 Jahre später, beim Wechsel von Hoeness ins Präsidialamt, sind die Münchner sowohl sportlich als auch finanziell hervorragend aufgestellt. Sie spielen in einem topmodernen, neuen Stadion, dass ihnen selbst gehört (!) und verfügen über einen Kader, der ihnen erlaubt um alle grossen Titel mitzuspielen.
Herr Hoeness und Herr Schneider-Amman würden wohl eher in der gleichen Equipe spielen, nicht gegeneinander. Wem Uli Hoeness wohl eher etwas klarer seine Meinung sagen würde wären wohl Linke und Gewerkschafter unter den Schweizer Politikern.
Unnötiger Artikel mit abstrusem Personenvergleich. Vergleichbar wäre ein anderer Politiker gewesen. Aber der ist nicht mehr Bundesrat.
Uli Hoeneß bleibt eine Reizfigur!
Durch seine letzten Auftritte bei Politsendungen im Deutschen Fernsehen hat er es geschafft, auch in der etwas fußballärmeren Schweiz bewertet zu werden und kam dabei sogar ganz gut weg. Wie sooft bei diesen Meinungsumfragen lagen mit ihren Bewertungen viele Leser völlig richtig. Es ist allerdings sehr schwer nachvollziehbar, dass seine genannten damaligen „einfachen Verhältnisse“ als Metzgersohn(!) – nur, weil er manchmal sonnabends an der Kasse saß – mit vielen heutigen Situationen in Deutschen Familien zu vergleichen sind. Hier müssen teilweise Alleinerziehende ohne Arbeit mit mehreren Kindern den schwierigen Alltag meistern, wobei die staatliche Unterstützung zum Leben kaum ausreicht.
Auf der anderen Seite weiß jeder Fußballfan, dass dieser Uli Hoeneß ein gutes Herz für soziale Notfälle hat, weil er sich Vieles selbst erarbeitet hat. Aus dieser Position heraus kann man natürlich auch gut zur Abwechselung mal ein paar politische Themen diskutieren, für die Umsetzung der verschiedenen Gedanken müssen sich sowieso nur die machen, die auch von den Bürgern gewählt sind.
So ist es auch mit den Erfolgen seiner Bayern. Wäre die übernormale finanzielle Grundlage für die meist fremden Spieler seines Vereines nicht vorhanden, würde der gute Uli schon längst in der Versenkung verschwunden sein, wohin er selbst gern untertaucht, wenn die Ergebnisse seiner Jungs mal nicht so freundlich sind. Da müssen andere die Verantwortung am Mikrofon der Rundfunk- und Fernsehsender übernehmen!
Erinnern wir uns:
Im April letzten Jahres trennten sich die Bayern vom damaligen „Wunschtrainer“ van Gaal. Eigentlich waren es nur die gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Trainer und Präsident, obwohl gerade in dieser Phase trotz mehrerer Verletzungen gute Ergebnisse erzielt wurden. In`s Rollen brachte offiziell dieses Zerwürfnis allein dieser U. Hoeneß bei einem Privatfernsehsender und nicht bei einer Besprechung mit der Mannschaft! Spätestens bei der damaligen kurz zuvor stattgefundenen Vertragsverlängerung hätte der Präsident mit seinem starken Gefolge im Vorstand doch spüren müssen, dass der eigenwillige Startrainer auch mal etwas sagen möchte…
Wie es im Leben so ist, klappt es im Erfolg zwischen mehreren „Egos“ in einem bedeutenden und erfolgreichen Verein bestens, während es bei der kleinsten Krise, die sich ein FC Bayern einfach nicht erlauben kann, ganz schnell knallt, und so passierte es damals auch, trotz eines letzten zur Schau gestellten gemeinsamen „Rotwein-Anstoßens“.
Der zu leise und anständige „Ziehsohn“ des Präsidenten, Manager und Sportdirektor C. Nehrlinger, war später das letzte Opfer auf der Münchener Prioritätenliste. Er wurde flugs gestrichen und gegen Sammer einfach ausgetauscht, der, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, gleich in den Vorstand hoch rutschte. So macht man es einfach, wenn Geld keine Rolle spielt.
Mit dieser ausgestatteten Macht im Rücken, wo ein ehemaliger Ministerpräsident in gleicher Diskussionsrunde und aus gleichem Bundeslandes nur eine untergeordnete Rolle spielte, kann sich auch einmal aus einem Politfenster gelehnt werden. Sein bekanntes Poltern mit der farblichen Einfärbung seines Gesichtes war dabei allerdings diesmal nur ansatzweise zu beobachten ………
Wäre Hoeness Politiker müsste er sich diplomatischer und populistischer verhalten. Als Nichtpolitiker kann er es sich leisten zu sagen was er will ohne Rücksicht auf Parteien sowie muss er ja nicht gewählt werden. Es ist leider so! Der Versuch dieses Vergleiches mit Hoeness und Politikern ist voll in die Hose gegangen!
(Gerhard) Polt – Polterer Hoeness – am Poltesten: am liebsten höre ich Polt zu. Hoeness schon weniger. Und in der Politik brauche ich keine Polterer, sondern kluge Köpfe, die mich selber denken lassen.
Dieser Blog-Eintrag gehört nicht hierher. Im Steilpass mag ich mich nicht um Politik kümmern.
“Die Politik braucht Leute wie Hoeness” schreibt der Autor.Wie schnell sich die Zeiten ändern!Am gestrigen 20.April 2013 wurde bekannt,dass Bayern-Manager und Bratwurstfabrikant Hoeness mutmasslich hunderte von Millionen Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert hat.Er hat inzwischen Selbstanzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft ermittelt.Nur gut,dass Deutschland den Ablasshandelsvertrag zum Thema “Schwarzgeld” nicht unterzeichnet hat,kann man da nur sagen.
Wer…werfe den ersten Stein, ich möchte nicht wissen wer wieviel wo Hinterzieht. Wenn wirklich alle alles auf den Tisch legen, wer soll uns den führen, regieren,bezahlen? Besser wir bleiben beim Geheimnis