Geschrieben wurde vor allem über die gellenden Pfiffe der albanischen Zuschauer bei jeder Ballberührung eines Schweizer Nationalspielers mit albanischen Wurzeln. Selbst wenn diese mit einigem guten Willen auch als Kompliment verstanden werden können – schliesslich zeugen sie davon, dass die pfeifenden Fans froh wären, diese Spieler in ihren Reihen zu haben –, war es bestimmt nicht die feine Art. Dass das Spiel in Luzern auch eine ganz andere Seite hatte, ging dabei unter. Denn was weder TV-Zuschauer noch die Medientribüne mitbekommen haben, waren die Vorgänge in den gemischten Sektoren – dazu gehörte für einmal auch der Schweizer Fanblock –, die durchaus Züge eines schweizerisch-albanischen Fest zur Völkerverständigung hatten.
Im Sektor B der Swissporarena, zu dem laut Angaben auf dem Ticket «Kein Zutritt in albanischer Fankleidung» war, kamen fahnenschwenkende Schweizer mit älteren albanischen Herren, rot-schwarz bemalte Jugendliche und Gruppen in Schweizer Nati-Trikots zusammen. Es war kaum festzustellen, wer die Mehrheit stellte, und so wechselten sich «Shqipëria»- und «Hopp Schwiiz»-Rufe ab. Man kam ins Gespräch, lernte endlich, dass Shaqiri «Schatschiri» ausgesprochen wird, reichte Bratwürste für den komplett in albanischen Farben gekleideten und breitestes Sanktgallerisch sprechenden Sitznachbarn weiter, und nahm Gratulationen von den leidenden albanischen Senioren in der Reihe davor entgegen, während man sich nach dem nicht wirklich verdienten 2:0 dies fast schon entschuldigend eingestehen musste. Zorn, Ärger, Pfiffe oder Frust? Fehlanzeige. «In Tirana wird es dann nicht so einfach!», lachten unsere Nachbarn bei der Verabschiedung.
Es war eine neue Erfahrung an einem Fussballspiel. Dass man auch im «gegnerischen» Fanblock mitfiebern, anfeuern und singen kann, habe ich letztes Jahr schon mit einer Gruppe Schotten inmitten der spanischen Fans erleben dürfen. Dass jedoch ein Block so durchmischt und gleichmässig verteilt ist, das war für mich neu. Die Stimmung war sehr gelöst, unterirdische Kommentare in Richtung der Gegner blieben vollkommen aus (kein Wunder, wenn deren Fans gleich daneben sitzen) und irgendwie war alles so, wie es eigentlich sein müsste. Ich unterstütze meine Mannschaft, du logischerweise die deine, und es gibt keinen Grund, weshalb es deswegen Probleme geben sollte. Schliesslich schauen wir beide einfach einem Spiel zu.
Und zudem bietet der Fussball – im Stadion sowieso – immer Gesprächsstoff für zwei Interessierte. Für einmal konnte man vom Nachbarn auch einmal etwas über die Gastmannschaft erfahren, und weil sich so ein Gespräch schnell weiter dreht, weiss man kurze Zeit später auch, wie zum Beispiel die im Stadion oft zu sehende lustige albanische Filzkappe heisst. Qeleshe nämlich. Nur falls sich das jemand merken will, um beim Auswärtsspiel in Tirana damit anzugeben.
Ich jedenfalls könnte mich an gemischte Fanblocks – zumindest bei Nati-Spielen – gewöhnen. Gerade wenn die Gästefans so angenehm, friedlich und gesprächig sind wie jene Albaner im Schweizer Fanblock. In diesem Sinne: Mirupafshim!
“… und irgendwie war alles so, wie es eigentlich sein müsste. Ich unterstütze meine Mannschaft, du logischerweise die deine, und es gibt keinen Grund, weshalb es deswegen Probleme geben sollte. Schliesslich schauen wir beide einfach einem Spiel zu.” Danke für diesen wunderbaren Kommentar, Mämä! Warum versucht man nicht, solche “Freundschafts-Blocks” in Schweizer Stadien einzurichten? Das wäre bestimmt nicht einfach, aber machbar.
super sache das es im stadion so ablief…nur wie sieht es aus wen man dort hinterm tor mit dern ALB. zaunfahnen.fans oben ohne gestanden wär? hätte man dort auch solche gespräch führen können?….o sein team unbeschwert anfeuern ? wie alt wahren ihre sitz nachbarn herr Sykora?…ich fand es super das es auch nach dem spiel ruihg blieb (war nicht in LU) und hoffe darum das es die medien nicht tot schweigen..sondern das es wirklich so ruihg blieb. hopp CH / Shqipëria fat të mirë
Ich war im Sektor der albanischen Fans, und ich sah auch viele die ein Schweizer-Trickot trugen in unseren Rängen. Sie wurden nicht proviziert und auch nich blöd angemacht. Mit Pfiffen wurde gerechnet. Auch ein Cristiano Ronaldo wird im Camp Nou ausgepfiffen. Gehört halt eben zum Fussball. Kein Schweizer wurde ausgepfiffen, nur diese die einen albanischen Immigrationsintergrund haben. Aber eben wie gesagt, dies gehört zum Fussball, und als Profi musst du damit umgehen können. Gespärche hätte es vieleicht keine gegeben im albanischen Sektor, aber das auch nur weil dort die meisten aus Albanien angereist sind und nicht deutsch sprechen können ^^
Sehr sympathischer Beitrag. Es wäre schön, wenn die Ambiance im Stadion immer so wäre.
Und die die diversen Gegenstände, die auf den Platz flogen, findest du das auch sympathisch?
Danke Mämä! Mehr als gut geschrieben. Einen solchen Beitrag könnte man übrigens auch bei Super-League-Spielen bringen. Auch dort vermischen sich die Fans auf den Tribünen praktisch immer wunderbar – wenn das denn überhaupt möglich ist. Denn das wollen die “Sicherheits”-Verantwortlichen nicht (mehr). Für viel Geld und Polizeit wird das so gut wie möglich unterbunden und alle Gästefans per Polizeibegleitung in Käfige am Spielfeldrand gesteckt. Schlussendlich wird darauf hingearbeitet, dass gar keine Gästefans mehr zugelassen werden (Transportpflicht, Fanpasspflicht, Ausweispflicht, Bewilligungspflicht etc). Der FC Luzern zB liess es letzte Saisoin nicht zu, dass Fans der gegnerischen Mannschaft Sitzplätze ausserhalb des Gästesektors kaufen konnten.
Eine bessere Durchmischung der Fans auf den Tribünen (Heimkurve und Gästesektor mit Pyro, Choreos etc darf ruhig bleiben) wäre auch hier wünschenswert. Ist aber halt voll 1985. Out.
Sehr guter Blog und sehr guter Kommentar. Danke M. Hutter. Genau meine Meinung. Ultras orientierte mit Pyros usw. in den Kurven und gemischte Sektoren für normale Fans, Sowie es auch früher war. Passt aber leider nicht ins Bild von Frau Keller-Sutter und Co. Die halten Fans für irgendein Gesocks welches man im Griff haben muss und wie Gesocks zu behandeln hat. Junge Fans welche die normalen Zeiten nicht miterlebt haben, wissen gar nicht, dass man mit einem Fan der gegnerischen Mannschaft friedlich ein Bier trinken kann.
ich kann mich dem kommentar von mämä anschliessen, es war wirklich, entgegen vielen befürchtungen, voll friedlich auf den rängen. ich war in block: b3, reihe: 20 mit meiner 11 jährigen tochter und musste nie auch nur ein μ angst haben. im gegenteil, der austausch mit dem albaner, der in breitem luzernzer hinterländer dialekt mit mir sprach, war interessant. so habe ich beispielsweise erfahren, dass die fans der albaner “unseren” schweizer behrami als “zigeuner” verhöhnten … shkoni në zvicër
B3, Reihe 16. Du hättest also wenigstens mal winken können, José 😉
hatten die plätze 222 und 223 ;o) “also weni gwüsst het, dass du i de nöchi bisch mämä, het der es bier zahlt!!!
Ja, und die fliegenden Bierbecher und Fahnenstangen, und die agressiven Geplänkel nach dem Spiel waren nur Lausbubenstreiche :). Nein, es war wirklich super friedlich…und ein par Chaoten gibt es immer und überall.
nehme mal an sie gehen dann alle auch nach tirana zum rückspiel und kommen genauso freudig von einem weiteren tollen spiel der ch-mannschaft nach hause
endlich ein realist…
Ich würde leider niemandem raten nach Tirana ans Rückspiel zu gehen.
Das ist dann wieder ein “bisschen” anderst dort :S.
Ich hoffe es wird dort friedlich zu und her gehen, aber als die Niederlande im 2007 in Tirana spielten wurde Van Nistelrooy knapp von einer Petarde verfehlt!
Im neuen Stadion Qemal Stafa das noch gebaut wird, gibt es hoffentlich auch bessere Sicherheitsvorkehrungen!
Ehrlich gesagt habe ich am meisten Angst um Behrami & Co.
Dort wird ihnen von Manchen Hooligans Hochverrat vorgeworfen! In Albanischen Medien wird schon behauptet das Behrami und Shaq nicht spielen werden.
Danke für diesen super Bericht!
Es grüsst
Ein Schweizer mit Albanischem Blut!
Das ist genau die Stimmung die an Eishockey-Weltmeisterschaften ab den KO-Spielen so genial ist! Da im Vorfled niemand wirklich weiss, welche Teams in welchem Match aufeinander treffen, ist es ein bunter Mix an Nationen, die alle friedlichan den sportlichen Leistungen Freude haben.
Nur zur Information, bei einer WM weiss man auch nicht welche Teams sich in der KO-Phase befinden werden. Und ich muss mich bis 1998 zurück denken um mich an eine Ausschreitung an einer Fussball-WM zu erinnern. Ihr Beitrag ist also, besonders in einem Fussballblog, komplet fehl am Platz, da friedliches Fussballspiel nicht eine Rarität ist.
Der Fussball wurde durch deutsche, englische und französische Hooligans zerstört und diese Tradition wird von den Osteuropäern, sowie die Balkanstaaten und Türkei weiter geführt.
Hätte der Eishockey auch solche Idioten wäre der Eindruck auch weniger friedlich.
Bleiben Sie beim Fussball
Bild 7/8 zeigt den Typus Fan den Ringier und Co. gerne anstelle der heutigen Kurven im Stadion hätten. Event Heinis die sich liebend gerne zum Affen machen.
Genau wegen diesen Leuten gehe ich nicht mehr ins Stadion wenn die Nati spielt. Schrecklich wie lächerlich diese Menschen sind, zum Glück gibts das in der ASL nicht in diesem Ausmass!
Echt Chris, schon tausend mal bessere Kommentare von Dir gelesen. Jeder soll hingehen wie er will. Hauptsache er ist dort und unterstützt die Mannschaft. @Ralf – sorry, aber wer wegen solchen Dingen nicht mehr ins Stadion geht, der tut mir irgendwie leid. Du bist nicht besser und auch nicht schlechter als jene die sich halt zum Affen machen. Oder gibts den Prototypenfan, den man kopieren dann, damit man sich so verhält wie er es sollte. Wo steht übrigens geschrieben, wie ein Fussballfan sich zu benehmen hat? Clichés gäbs ja genügend….Irgendwie geht das in’s Thema Toleranz, sind es doch gerade die Kurvengänger, die immer von Toleranz und Akzeptanz sprechen
Vor nicht allzu langer Zeit waren wir Basler im Hardturm auf der Haupt- und Gegentribüne nahezu in der Überzahl (Btw. eine der besten auswärts Choreos aus dieser Zeit: YouTube: Heimspiel im Hardturm GC – Basel). Man konnte dann auch – trotz Hochrisikospiel – mit ein wenig Dreistigkeit in der GC-Lounge ein normales Bier holen. Auch im Letzigrund war ich auf der Gegentribüne nie allein. Und die Durchmischung hatte immer auch ihren speziellen Reiz. So’n Bisschen gegenseitiges Sticheln mit ‘ner guten Portion Augenzwinkern macht mir jedenfalls richtig Spass.
Ich denke, das wird trotz anders lautenden Ankündigungen auch in Zukunft möglich sein.
hmm.. Dass Alb. Fans die für die Schweiz spielenden Alb. auspfeiffen ist ein wenig mehr als nur nicht die feine Art, es ist erbärmlich. Da sie je gerade das friedliche Miteinander proklamieren.
Jedoch finde ich gemischte Fanblocks aufgrund der Stimmung schlecht. Waren Sie mal ein NFL Spiel schauen? da gibts keine Fanblocks, alle Fans im ganzen Stadion durchmischt. Dadurch ergibt sich keine Stimmung. Wenn wir ein Tor schiessen, möchte die Energie fühlen der Fans um mich, welche die gleichen Emotionen durchleben wir ich. Stimmt einer ein Lied an, beginnt der ganze Block zu singen und die Kurve folgt. Sind alle Verteilt, kann dies schlecht übergreiffen.
Ich gebe Ihnen bezüglich des Familienblock recht, dass hier eine gesunde Durchmischung sein sollte. Aber es bedarfen einem grossen geschlossen Fanblock.
Ja, stimmt, auch war in Luzern, kann das nur bestätigen. Natürlich gab es einzelne Hitzköpfe, die wüst daherschrien und pfiffen was das Zeugs hielt- hüben und drüben! Ansonsten wirklich kaum Gehässigkeiten, praktisch ALLE Albaner, sei es aus dem Kosovo oder eben Albanaien, sprachen deutsch, viele sogar Schwiizerdütsch!! Musste, so glaube ich sogar es war Slivovitz trinken, ein scharfer Pflaumenschnaps, ich revanchierte mich mit Gratisbier. Vermute stark, wir sollten unser Urteil über die Kosovo-Albaner schleunigst ändern, die meisten nahm ich als hochanständige,wenn auch heissblütige Fans wahr! Wenn die Nati nach Brasilien fahren kann, stehen 200 000 Kosovo-Albaner hinter uns! Wenn das keine Völkerverständigung mehr ist, was dann?
Bin Albaner und war an diesem Abend aber für die Schweiz,weil ich hier Geboren wurde. Aber die merheit meiner Landsmänner konnte das nicht verstehen warum ich der Schweiz helfe.Aber ich verstehe warum sich die 5 Albanisch stämmigen Spieler für die Schweiz entscheiden haben.
Soweit-sogut! Trotzdem hätte der SFV schauen müssen das in einem Heimspiel auch mehrheitlich Fans der Schweizer Nationalmannschaft in Stadion anwesend sind! Hier hat der SFV (wiedereinmal) versagt! Das Spiel hätte auch viel länger auf der Kippe sein können. Dann wären Schweizer Fans gefragt gewesen. Fans die die Schweizer moralisch unterstützt hätten. Aber dem SFV gings nur ums schnelle Geld, um ein schnelles füllen des Stadions, weiter wurde nicht geschaut. Zum Glück siegte die Roten…..
Das kannst Du ja nicht verhindern. ALbaner die in der Schweiz wohnen kaufen ganz normal ein Ticket wie du und ich. Das kann man ihnen ja nicht verwehren.
Danke Ihr CH und AL hatt sehr viel Spass gemacht am Di.
An Tony
Es gibt kein Schweizer Blut und auch kein Albaner Blut. Nur menschliches Blut. Das wäre eigentlich eine gute Voraussetzung
um gemeinsam spannende Fussballspiele zu geniessen. Zu Störungen kommt es meist, wenn zuviel B ier diesem B lut
beigemischt ist. Fred.
In gewissen Medien wurde vor dem Spiel Stimmung gemacht. Man hat als Zeitung auch eine Verantwortung. Gewisse Zeitungsberichte waren in meinen Augen nur darauf die Fans heiss zu machen. Man kann es auch übertreiben und es gerät ausser Kontrolle. Ich habe mich vor dem Match mit einigen Albanern auf einer Baustelle unterhalten. Die waren alle sehr stolz auf” Ihre Spieler”in der Schweizer Mannschaft. Dürfen sie auch sein.Die haben dass ganz locker gesehen. Wenn die Albaner 4-5 Schweizer in der Mannschaft gehabt hätten, wie hätten wir reagiert? Als sich Petric und Rakitic für Kroatien entschieden haben….
Der Match war wirklich ein Fest – vielleicht nicht wunderschön auf dem Spielfeld, aber Wahnsinnsstimmung auf den Rängen. Gut, dass jemand was macht gegen das Bild von blutrünstigen albanischen Fanmassen, das überall rumschwirrte. Mir sind vor allem die vielen albanischen Kinder im Stadion in Erinnerung. Besten Dank für diese Beschreibung. Macht Freude, solche Sachen zu lesen, die mal Ablenken von der nervtötenden Diskussion um Verräter und wahre Bekenntnisse.
Tolle Beitrag! Gratuliere :).
Mirëupafshim/ Aufwiedersehen!
LONGE LIFE 🙂
Besten Dank. Nagel auf den Kopf getroffen.
José ♥ Mämä
hehe, wie kommst du drauf? ;o) ich denke uns verbindet die liebe zum fussball, wäre interessant mal bei einem bier …
hmm…, wie meinte doch der abanischstämmige diplomat und philosoph, mergim muzzafer: “schwiiz gegen albanien ist einfaches spiel. 22 männer rennen 90 minuten ims ball nach und am ende gewinnen albaner.”
Toller Beitrag
War auch im albanischen Sektor und habe auch ein Paar Schweizer festgestellt, die wurden aber auch nicht blöd angemacht oder so, war alles friedlich.
Zu den Pfiffen die, die albanischen CH Spieler ertragen mussten, kann ich nur sagen das dies ein Produkt der geschriebenen CH Medien war, die alles daran gesetzt haben um die Stimmung aufzuheizen. Schliesslich waren Shaqiri und co nicht die ersten Alb. Spieler die gegen Albanien gespielt haben. So hat zum Beidpiel Shefki Kuqi für Finnland auch schon ein Tor gegen Albanien geschossen und auch Fatos Beqiraj hat für Montenegro gegen Albanien gespielt, die wurden aber überhaupt nicht augepfiffen oder mit Gegenständen beworfen im gegenteil.
Das waren Iren, keine Schotten, oder?
Nein, das waren mit ziemlich grosser Sicherheit Schotten. Schliesslich war es das Spiel Spanien – Schottland in Alicante.
Ja klar, sorry. Ich dachte an die EM 2012, Spanien 4 – 0 Irland und die legendären letzten Minuten, in denen alle zusammen ein irisches Volkslied sangen.