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Das Armutszeugnis des deutschen Fussballs

Alexander Kühn am Samstag den 8. September 2012
Angst vor Österreich? Bundestrainer Joachim Löw, Assistent Hansi Flick und Goalietrainer Andreas Köpke (v.l.) während des WM-Qualifikationsspiels gegen die Färöer.

Angst vor Österreich? Bundestrainer Joachim Löw, Assistent Hansi Flick und Goalietrainer Andreas Köpke (v.l.) während des WM-Qualifikationsspiels gegen die Färöer.

Vor dem Halbfinal-Out an der Euro 2012 sah sich Fussball-Deutschland schon auf dem Gipfel der Welt. Die Devise war ebenso klar wie teutonisch forsch: Uns schlägt keiner mehr. Nach dem erkrampften 3:0 gegen die in der Weltrangliste auf Rang 154 klassierten Amateure von den Färöern im ersten Spiel der WM-Qualifikation ist von jenem Selbstbewusstsein in den deutschen Medien aber fast nichts mehr zu spüren. Einzig das Millionenblatt «Bild», wahrscheinlich im Bemühen um Wiedergutmachung für seine überzogene EM-Kritik an Bundestrainer Joachim Löw, will eine «Özil-Gala» gesehen haben. Mit dem fast schon schamhaften Verweis, die Chancenverwertung sei noch steigerungsfähig.

Weit giftiger reagiert die «Welt», der Titel für die gehobene Kundschaft im Springer-Verlag, der auch «Bild» herausgibt. Der Nationalmannschaft fehle es an Besessenheit, heisst es dort. Und weiter: «Der Torabschluss ist trainierbar. Genauso übrigens wie Standards. Doch die bleiben im deutschen Spiel nach wie vor so gut wie ungenutzt. Es ist schon ein Armutszeugnis, dass diese Schwäche noch immer nicht behoben ist.» Pamm! Eine Ohrfeige links und eine rechts. Die «Frankfurter Allgemeine» schreibt derweil von einer «traurigen Erfolgsquote beim Torschuss», die «Süddeutsche Zeitung» hebt den Mahnfinger und titelt: «Fahrlässig gegen Färöer».

Der Grund für die Aufregung liegt auf der Hand: Die Meinungsmacher fürchten ernstlich, dass ihnen am Dienstag wegen der Schwächen im Abschluss das schlimmste aller denkbaren Szenarien drohen könnte: eine Niederlage gegen die Österreicher, die mit dem Engagement des Schweizer Trainers Marcel Koller ihr Abonnement als Witzfiguren des europäischen Fussballschaffens gekündigt haben. Daher versuchen die Deutschen, die Mannschaft, die sie vor ein paar Monaten noch mit journalistischen Jubelarien in den Himmel hoben, mit Hilfe des verbalen Holzhammers in die irdischen Gefilde der Demut zu befördern. Vielleicht sehnen sie sich auch in die gute alte Zeit zurück, in der bei den Spielen der DFB-Elf zwar nichts weniger zu erwarten war als sehenswerte Ballstafetten, Effizienz im Abschluss und ochsenhafte Sturheit aber dafür sorgten, dass auch spielerisch weit bessere Teams meist nichts zu bestellen hatten.

Welchen Einfluss das ständige Hin und Her in der Presse auf die deutsche Nationalmannschaft hat, ist schwer zu sagen. Positives bewirkt es jedenfalls ganz sicher nicht. Denn das wahre Armutszeugnis des deutschen Fussballs ist nicht die in letzter Zeit wenig erbauliche Chancenauswertung, sondern die Ungeduld nach 16 Jahren ohne Titelgewinn, die sich wechselweise in Übermut und Selbstzerfleischung äussert. Die Schweizer Kicker haben es da besser. Sie haben ihre Anhänger über Jahrzehnte an schmale Kost gewöhnt und bekommen deshalb schon für einen Sieg in Slowenien warmen Applaus.

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33 Kommentare zu “Das Armutszeugnis des deutschen Fussballs”

  1. Steff sagt:

    Who cares?Hauptsache die Schweiz hat gewonnen!!!!!!

  2. David Cappellini sagt:

    Sehr treffend!

  3. Nino sagt:

    Richtig, die Deutschen sind Meister in der Selbstzerfleischung. Selber schuld, denn Hochmut kommt vor dem Fall.
    Bevor eine EM- oder WM Qualifikation überhaupt beginnt verkündet man in Deutschland bereits infolge ‘leichter’ Gegner die EM-/WM sicher zu gewinnen.
    Dann kommt der Tag an dem sie wie fast immer scheitern und alles und jeder wird in die Pfanne gehauen.
    Ist denen nicht bewusst, dass andere Länder das gleiche können und wollen und es keine ‘leichten’ Gegner gibt?
    Ein wenig mehr Bescheidenheit würde den Deutschen helfen!

    • Hermann sagt:

      @Nino: Die deutschen Gegner bei der EM waren alles andere als leicht. Es gab nicht wenige, die befürchteten, dass nach der Vorrunde bereits Schluss ist. Dass nach drei Siegen ein gewisser Hype ausbricht, ist normal. In anderen Ländern ist das ähnlich; auch in der Schweiz. Da war man nach dem Sieg gegen Spanien ja auch schon Weltmeister und hinterher war alles schlecht!

      • Nino sagt:

        @Hermann: Gibt es denn leichte EM Gegner? Das Problem ist, dass die Deutschen (Medien) Deutschland jeweils schon vor Meisterschaften als klaren Favoriten und bereits als Meister sehen ‘wer will uns denn schlagen?…’ . Völlig abgehoben und respektlos den Gegnern gegenüber. Nicht nur Deutschland will gewinnen, gewinnen wollen alle und können tun es viele, nur meistens die Deutschen nicht. ‘Hochmut kommt vor dem Fall’ heisst das Sprichwort. Die Schweizer waren sehr stolz (zu Recht) Spanien geschlagen zu haben, aber von Weltmeister hat niemand gesprochen!

        • Hermann sagt:

          @Nino: Sie sollten sich nicht nur mit deutschen Medien beschäftigen. In Spanien, Italien oder gar England ist es kein bisschen besser. Und dieses “wer soll uns denn schon schlagen” hat in den Deutschland vor der EM definitiv nicht stattgefunden. Nicht mal in der Bild-Zeitung!

          • Nino sagt:

            @Hermann: Mache ich auch nicht. England ist vermutlich das Schlimmste. Deutschland ist ja auch nicht besser. Die Bild ist des Volkes Stimme, leider. Der A.Kühn, hat diesmal Recht 🙂 . In der Bild habe ich das gelesen, das gleiche liest man dort seit Jahren, jedoch sollte man die Bild eigentllich ignorieren. Die Aussagen der Bild erkenne ich in jenen der Spieler wieder, jeweils nicht unbescheiden, eher respektlos und arrogant. Solche Aussagen zu machen verbietet nur schon der Anstand. Das schlimmste finde ich, bei Niederlagen haben die Deutschen immer schlecht gespielt, die haben nie den Gegner gelobt wie gut der gespielt hat…. ! usw…

          • spinotti sagt:

            @Nino
            1. Selbstverständlich wurde das DFB-Team in Deutschland im Vorfeld der EM zusammen mit Spanien als Top-Favorit ausgemacht – genauso wie in allen anderen Ländern, unter fast allen Spielern und Trainern, die sich dazu äusserten sowie bei den Buchmachern.
            2. Selbstverständlich gibt es leichte Gegner. Wenn man gegen die “ganz leichten” Gegner Punkte lässt (Faröer, Luxemburg etc.) nennt man das eine Blamage. Und wenn man gegen eine Nationalmannschaft 8 von 10 Spielen gewinnt (oder auch ein Spiel in fünfzig Jahren verliert), wäre es blödsinnig, nicht die Favoritenrolle anzunehmen und den Gegner als tendenziell “leicht” einzustufen.
            3. Leider habe ich keine Ahnung, was die BILD so schreibt. Aber in der komplexen deutschen Medienlandschaft wurde Deutschland seit ich lebe noch nie zum absoluten Topfavorit deklariert. Die letzte EM stellt da schon eine Ausnahme, als Deutschland – wie gesagt – zusammen mit Spanien als erster Anwärter gehandelt wurde (übereinstimmend – wie gesagt – mit der internationalen Meinung).
            4. Es ist fast schon langweilig, wie korrekt sich deutsche Spieler vor und nach den Spielen zum Gegner äussern. Respekt bezeugen ist das Mindeste, in der Regel wird der Gegner sogar stärker geredet als er eigentlich ist. Gerade die ewige Bescheidenheit und zur Schau gestellte Demut in Interviews nervt.
            5. Selbstverständlich scheitert jede Mannschaft “fast immer” im Laufe eines Turnieres. Selbst der Rekordweltmeister Brasilien scheiterte ganze 14 Mal, während er “nur” 5 Mal nicht scheiterte (Italien 13:4, Deutschland 14:3, Spanien 12:1).

    • Hans Herbst sagt:

      Wenn ich die Schweizer Medien lese, ist man nach dem Sieg gegen Slowenien ja schon bei der WM. Und in Sachen Selbstzerfleischung steht man hierzulande den Deutschen wohl in nichts nach. Ich erinnere an das verlorene Spiel gegen Luxemburg. Beim nächsten Spiel, dass die Nati verliert, erinnere man sich an diesen Artikel….

      • rudolf schnur sagt:

        … ich sag nur Luxemburg … bitte halten Sie den Ball flach, Sie bewegen sich auf dünnem Eis !!! Was hat die Schweiz in der Vergangenheit als “kleines” Land geleistet ??? NICHTS !!! Man nehme sich ein Beispiel an Holland !!! Die Ausrede “kleines” Land zählt nicht !!! … also schön ruhig sein … ist doch eigentlich typisch Schweizerisch, …. oder ???

        • Mäse sagt:

          Herr Schnur, die exzessive Benutzung von Satzzeichen macht den Text weder leserlicher, nocht überzeugender. Der Artikel geht um dei deutsche Nationalmannschaft, also sollte man sich ans Thema halten.

        • Nino sagt:

          @rudolf schnur: Ich sage nicht dass sich die Schweiz bereits für die WM qualifiziert hat. Bei der Schweiz geht die Quali bis zum letzten Spiel und das nächste gegen Albanien muss auch erst noch gewonnen werden. Ich bin nicht ihrer Meinung dass sich im Schweizer Fussball nichts getan hat, da hat sich in den letzten 15 Jahren gewaltig was getan. Zumindest ist die Schweiz fast an jeder EM-/WM qualifiziert geweisen, die Schweizer Fussballer und Trainer sind im Ausland gefragt und die Junioren spielen auf höchstem Niveau. Die Schweizer Nati hat Klassefussballer, die muss man nur noch richtig einsetzen und die richtige Taktik wählen, dann sieht es noch besser aus. Beispiel kleines Land zählt eben doch – als kleines Land mit beschränkten Vermarktungsmöglichkeiten haben wir einen klaren finanziellen Nachteil zu grossen Ländern wie GB – E – I – D – F – RUS – ARG – BRA – USA – JAP – SKO, mit denen können wir finanziell nicht mithalten, mit dem Rest denke ich schon, dort sind wir dabei. Die Finanzen spielen heute eine entscheidende Rolle, darum müssen wir uns mit gleichgesinnten messen, den groissen können wir ab und zu ein Bein stellen.

  4. Hermann sagt:

    Der Kommentar ist von vorne bis hinten totaler Blödsinn. Ich verstehe auch nicht, warum man sich in einem Schweizer Medium ständig mit der Deutschen Elf beschäftigen muss. Gibt es wirklich nichts Interessanteres?

    • Sehr geehrter Herr Hermann, innerhalb einer völlig unzulänglichen Recherche bezüglich des Schweizer Mediums “Steilpass-Blog-Archiv” meinerseits wurden folgende statistische Werte ermittelt:
      Platz 1 : Nationalmannschaft Spaniens, 4 Beiträge (was bei einem amtierenden Welt-+Europameister wohl auch Sinn macht)
      Platz 2 : Nationalmannschaft Deutschlands, 3 Beiträge (sämtliche Beiträge von Herrn A.Kühn, oh Wunder, der gute Mann ist Deutscher. Lesenswert hierzu immer auch die kritischen Kommentare von Herrn Daniel Michel)
      Platz 3 : Nationalmannschaft Englands, 1 Beitrag ( ist halt ‘ne lange Zeit her seit dem letzten Titel)
      Platz 4 : Nationalmannschaft Italiens, 0 Beiträge ( vermutlich sind die Steilpass-Autoren zu wenig wichtig um Bestochen zu werden)
      Die Blog-Beiträge Herrn Kühn’s bezüglich der deutschen Elf zogen im Schnitt weit über 100 Kommentare nach sich, was ziehen Sie, Herr Hermann und ich für einen Schluss daraus? : Es gibt Interessanteres, doch auf Platz 2 folgt sogleich der grosse Nachbar. 🙂
      Weiter so, Herr Kühn!
      Um diese keinesfalls empirische Studie nun zu beenden: von geschätzten 4000 Blog-Einträgen der letzen 5 Jahre ging es in ca. 3 Einträgen um die deutsche Elf. Wo Problem?
      ceterum censeo Dominik Hug esse hieronicaem
      http://blog.tagesanzeiger.ch/steilpass/index.php/2438/gesucht-super-league-hellseher/#comments
      Okt. 2011, 16.34

    • Auguste sagt:

      hmm…, nö.

    • Hannes Estermann sagt:

      Hr.Hermann,
      muss Ihnen recht geben.Hier währe eine Erinnerung an unseren Nationalheilgen Nikl.von der Flue angezeigt.
      Diese sagte an der berühmten Tagsatzung zu Stans vor über 500 J. . Auf das heutige Thema, übersetzt könnte es heissen : Wir sollten nicht grenz überschreitend solchen Giftmüll produzieren.Sonst kommt am Ende doch noch der SPD Kavalleriegeneral unnötigerweise angeritten.Dann hätten wir neben der Banken-auch noch eine sportliche Differenz.Lieber nicht !

  5. daniel michel sagt:

    Ich finde diesen Bericht ein Armutszeugnis. Der deutsche Fussball wird an Titeln gemessen.Das muss der Anspruch sein. Löw hat überhaupt keinen Plan, kein Erfolgsrezept. Erreicht hat er nichts. Das Aus gegen Italien neulich hat klargemacht, dass man mit diesem Mann nicht weiterkommt. Aber er hat eine Lobby im Verband. Mit Niersbach an der Spitze nun sowieso. Die Medien haben absolut recht, wenn die Entwicklung nun kritisch gesehen wird. Die Spieler immer in Watte packen, immer Verständnis zeigen ist der falsche Weg. Auf diesem Niveau muss der Titel das Ziel sein. Alles andere interessiert keinen. Die kritische Berichterstattung ist notwendig. Zulange wurde Löw als Heilsbringer bejubelt. Das Bild hat sich nun geändert. Ich hoffe, es wird weiter kritisch berichtet wenn die Leistung nicht mit dem Anspruch übereinstimmt. Und wie erwähnt muss der Anspruch des deutschen Fussballs der Titel 2014 sein. Das hat auch Lahm kürzlich genau so formuliert. Es bleibt zu hoffen, dass die Truppe inklusive Trainerstab nun endlich auch den Worten Taten folgen lässt.

    • Mario Monaro sagt:

      Finde Ihre Kritik sehr harsch. Die Deutsche Mannschaft hat sich seit Klinsmann immer gut bis sehr gut präsentiert. Einzig das Glück, auf das die Deutsche Elf in der Vergangenheit abonniert war, ist abhanden gekommen. Misst man wirklich NUR an Titeln? Ich jedenfalls sehe auch die Konstanz einer Mannschaft und Deutschland ist für mich nach Spanien das beste und abgerundetste Team. Das man gegen alte Angstgegner wie Italien (wieder) mal verliert ist im Grunde ein Betriebsunfall gewesen. Allerdings: mit dem Titel 2014 sehe ich schwarz. Brasilien hat sich den auch vorgenommen und aus Amerika ist noch keine europäische Mannschaft mit dem Titel nach Hause gekommen. Oder würde der Titel des Vizeweltmeisters Ihnen auch reichen? Der liegt durchaus drin.

  6. Päule sagt:

    Eigentlich können die Kicker gar nichts dafür. Immerhin spielen sie seit Jahren einen meist attraktiven Fussball und sind zweiter der Weltrangliste. Da halte ich es für legitim, als Ziel einen Titel auszugeben. Alles Andere wäre Tiefstapelei bei diesem Potential in der Mannschaft.
    Das eigentliche Problem ist vielmehr der Niedergang des seriösen Journalistentums, allen voran die Bild und der Spiegel.

    Übermut kann ich bei den Verantwortlichen nicht erkennen, im Gegenteil, manchmal wäre etwas mehr Selbstbewusstsein durchaus angebracht. Ob es Selbstzerfleischung ist, wenn eine Zeitung schreibt <> ist sicher Ansichtssache.
    Ich freue mich auf jeden Fall auf die Spiele der Deutschen. Es macht immer Spass ihnen zu zu schauen, was man bei der Schweizer- oder der Östreichischen Nationalmannschafft nicht immer behaupten kann…

  7. Max sagt:

    Toller Beitrag Herr Kühn, der genau den Punkt trifft, der den Deutschen besonders weh tut.

    Nichts mehr haben sie gewonnen seit 16 Jahren. Das ist eine Ewigkeit, und keiner In D glaubt, dass sich das in 2 Jahren ändern wird. Die grosse Chance was zu gewinnen hat man in Polen vergeigt. Wahrscheinlich durch den katastrophalen Fehler ihres Trainers, den man jetzt gar nicht mehr leiden mag. Zu sehr blufferhaft und geschniegelt wird er nun empfunden und das ist etwas, was die Deutschen auf den Tod nicht leiden können.

    Sie wünschen sich wieder einer Trainer der Marke Herberger und vor allen Dingen wünschen sie sich Spieler die echte Kerle sind. Und dieses Ball hin und hergeschiebe haben sie auch satt. Sie wollen wieder Fussball sehen, wo man über den Kampf zum Spiel findet und damit die Kriege gewinnt und nicht nur die Schlachten.

    Genauso schlägt das Fussballherz der Deutschen.

    • DAM sagt:

      @Max
      Da haben sie meiner Meinung nach genau ins Schwarze getroffen. In Deutschland wurde die ureigene (Fussball-)Identität zum Wohle eines international geachteten Fussballs aufgegeben.

      Fakt ist aber: Seit die deutsche Nationalmannschaft einen schönen, gepflegten Fussball zelebriert, gewinnt sie keine Titel mehr.

  8. Auguste sagt:

    hmm…, einfach damit der punkt im mittelkreis bleibt: unter löw spielte die deutsche elf eine makellose em-quali und gewann im turnier die “todesgruppe” verlustpunktfrei. erst im spiel gegen die italiener, die insgesamt ein ausgezeichnetes turnier spielten, scheiterte die mannschaft im halbfinale. im halbfinale kann man immer scheitern, davor sind selbst die grössten nicht gefeit.

    natürlich soll die leistung von mannschaft und trainer von den medien und den fans kritisch betrachtet werden, aber das löw-bashing, das seit dem ausscheiden an der em eingesetzt hat, ist einfach nicht fair. er hat gegen italien der mannschaft mit seiner gewählten taktik für einmal nicht wirklich geholfen, aber das stellte sich halt erst im spiel heraus und da lag man schon 2 : 0 zurück. das war “künstlerpech” trotz bester absicht – aber nachher ist man immer schlauer.

    titel mit nationalmannschaften lassen sich im fussball nun mal nicht programmieren. es gibt einfach zu viele variablen. was allerdings die entwicklung angeht, da zeigt der trend der deutschen elf immer noch schön nach oben. ob es dann an der wm in brasilien zum titel reichen wird – wer weiss – aber 2014 ist messi im besten fussballeralter und vielleicht haben die argentinier dann auch einen coach, der aus hervorragenden einzelspielern eine grosse mannschaft schmieden kann – siehe 1986, wo aber auch “gott” noch die hand im spiel hatte, damit es gelang. die brasilianer werden an ihrer heim-wm auch ziemlich motiviert sein, und spanien wird in zwei jahren das fussballspielen auch nicht verlernt haben. der deutsche fussball-michel täte, trotz unbändiger titelsehnsucht, gut daran, die chancen realistischer einzuschätzen.

    • stiller Beobachter sagt:

      wow, wollte schon schreiben und jetzt muss ich nur noch unterschreiben, merci Auguste

    • Mario Monaro sagt:

      Bin 100%-ig Ihrer Meinung. Es bringt nichts zu sagen wir haben seit soundsovielen Jahren keinen Titel mehr geholt, das ist in diesem Fall einfach auch Pech gewesen. Deutschland hatte in der Vergangenheit ja das eine oder andere Mal auch viel Glück. Sie spielen guten Fussball und waren meiner Ansicht sogar nie besser.

  9. Hannes Estermann sagt:

    Im ersten Bericht wurde mein wichtigster Satz : Oeffnet den Zaun nicht zu weit……. aus wessen gründen auch immer ?
    Bitte nachtragen,sonst gibt es keinen Sinn.Danke…ich lese eure Artikel sehr gerne,sie sind meistens sehr inspirierend – egal
    auf welche Seite.

  10. Michael sagt:

    Deutschland gewinnt gegen die Färöer “nur” 3:0 (so hoch gewannen sie gegen die Färöer noch nie, nur nebenbei bemerkt) und vergibt zu viele Chancen: Das nennt man wohl Jammern auf hohem Niveau. Aber möglicherweise ist die Kritik wesentlich erhellender in Bezug auf das Gemüt der (Schweizer!?) Kritiker….
    Hallo, liebe Schweizer, Ihr habt uns doch erst kürzlich im Testspiel vor der EM mit einem 5:3 niedergemacht (und dabei auch noch viele Chancen vergeben…;-)…). Es fühlte sich für die Deutschen wie ein 3:10 an und wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen…Also kommt jetzt – das muss Euch doch gut tun, nach gefühlten 80 Jahren Niederlagen gegen Deutschland oder so…

    Ihr könntet jetzt ruhig etwas gelassener sein, finde ich.

  11. DAM sagt:

    Deutschland hat gegen die Färöer-Inseln die erwateten 3 Punkte geholt und damit die Pflicht erfüllt. Es nützt doch niemanden etwas wenn es ein Ergebnis im zweistelligen Bereich gegeben hätte.

    Zu Bedenken geben möchte ich noch Folgendes:
    Die ganz grossen Mannschaften zeichnen sicheben gerade nicht dadurch aus, dass sie so genannte Fussballzwerge mit 15:0 aus dem Stadion schiessen, sondern dadurch, dass sie in den engen Spielen gegen (fast) gleichwertige Gegner siegreich bleiben.

  12. xyxyxy sagt:

    was soll man dazu sagen?
    die Kritiker im Blog sind Dilletanten: dass D zum Ziel den Titel anstrebt, ist nicht Hochmut sondern selbstverständlich. Nummer 2 der Welt, fast jedes Mal im Halbfinal.
    Jedes Land der Welt, würde bei dieser Qualität sich nur darum Gedanken machen, ob es beim Nächstenmal für den Titel reicht. Deshalb wird folgerichtig auch jedes Spiel im Hinblick auf diesen Anspruch beurteilt.

    Kritik bei einem 3:0 Sieg? Ich denke, die Schweiz könnte sich davon eine Scheibe abschneiden. Gewinnen die Unseren, und sei es mit noch so vie Dusel, dann wird gelobt und gejubelt, fernab von einer nüchternen Spielbetrachtung. Und danach ist man enttäuscht, wenn es nicht zu mehr reicht….

  13. Rudolf Möller sagt:

    Wenn Herr Kühn sich mit seiner Deutschfeindlichkeit in die Herzen der Schweizer schreiben will, dann gebt ihm doch bitte den roten Pass. Sollte er ihn schon haben, dann versetzen sie ihn doch bitte in ein anderes Ressort, denn vom Fußball hat er offenbar keine große Ahnung (wie mehrfach hier schon kommentiert).

  14. Dave sagt:

    Also den Sieg in Slowenien würde ich dann nicht unterschätzen lieber Alexander Kühn…

  15. Knörxtr sagt:

    Es ist ja nicht so, dass nach einer Siegesserie in anderen Ländern keine Euphorie und mediale Selbstüberschätzung eintritt! Darauf haben die Deutschen sicherlich kein “Abonnement”.

    Italien sah sich nach dem 2:1 über die erschreckend willensschwache Deutsche Mannschaft bereits als Europameister. Knapp daneben ist auch vorbei.

    Ambivalente Berichterstattung gehört zu einem Spitzenmannschaft dazu, ich verstehe diesen bösartigen Unterton des Autors nicht so recht. In Brasilien moniert die Presse derzeit, dass Siege gegen die “Großen” fehlen würden.

  16. Wendelin Bottlaender sagt:

    @ daniel michel
    Ich gehe davon aus, daß Sie den deutschen Fussball erst seit 6 Jahren verfolgen und führe Ihre durchweg negative Einschätzung der Ideen des Herrn Löw auf fehlende Vergleichsmöglichkeiten zurück. Sie sehen die aktuelle spanische Nationalelf und denken, warum lässt der Blödmann Löw die deutsche Nati nicht genauso spielen. Ein nachvollziehbarer Wunsch, mehr aber auch nicht. Ich hatte dank der Gnade meiner frühen Geburt die Gelegenheit, einige deutsche Fussballergenerationen und Nationaltrainer zu bewundern, zu bemitleiden, zu kritisieren oder zu bejubeln. Und dabei war seit den 70er Jahren unter der Selbstläufermannschaft des Helmut Schön ein stetiger leichter Verlust an Esprit und spielerischer Leichtigkeit zu erleben. Wähnte man schon die Nati unter Erich Ribbeck 2000 auf einem Tiefpunkt, gelang es 2004 im EM-Spiel gegen Lettland, dies noch zu unterbieten. Nur der Hilfe eines verwirrten englischen Schiedsrichters, der den Letten 3 glasklare Elfer verweigerte war es zu verdanken, daß der jämmerlichste deutsche Auftritt seit 1982 in Gijon, bei dem immerhin Hrubesch ein Tor erzielt hatte 🙁 mit 0:0 noch einen Punkt brachte. Nach 2004 begann die Ära Löw (mit PR-Mann Klinsmann) und sein Einfluss führte bereits nach kurzer Zeit zum absolut entscheidenden Wendepunkt, den man etwa wie folgt charakterisieren kann: Während beim Vergleichsmodell gegen Lettland ein aufrückender Abwehrspieler im Ballbesitz bevorzugt seinen Pass in Sorge um eine externe Bewertung “Fehlpass” als Querpass in den Rücken des Mitspielers spielte, befreite Löw die Spieler vom Begriff “Sorge und Angst”. Ab hier zählte plötzlich Mut und Kreativität zu den allerwichtigsten Talenten, die Löw aussuchte, unterstützte und förderte. Und Initiative und Verantwortung. Eine neue Welt! Alibi-Querpass in den Rücken des Mitspielers? Abgeschafft!! Lange Standard-Bälle hoch und irgendwohin steil auf einen der 4 Mittelstürmer wie der überforderte Berti Vogts 1998 beim 0:3 gegen Kroatien spielen liess, undenkbar und abgeschafft. Statt dessen fielen Tore, typisch z.B. bei der EM 2008 das 1:0 gegen Portugal, als sich nach Blitzkombination Podolski links von der Mittellinie durchsetzte und Schweinsteiger mustergültig einschoss. 2010 bei der WM wurde auch international erkannt, welche Möglichkeiten das Offensiv- und Kreativkonzept dem deutschen Nationalteam bietet. Und erst den Zuschauern. Fantastisch!! Und auf dem Niveau vorher nie (jedenfalls nicht nach 1970) gesehen. Die einzige Schwäche des Jogi Löw zeigte sich allerdings auch: Und zwar alle 2 Jahre. Wird die Aufgabe sehr schwierig, bekommt Löw dann doch Sorge und scheint dies auf sein Team zu übertragen. Jedenfalls fand ich es fragwürdig, wie er vor dem WM-HF 2010 in der PK die Spanier bereits als bestes Team der Welt definierte. Vielleicht war es seine Taktik, jedenfalls spielte Deutschland dann besorgt und ängstlicher als sonst. Und verlor. 2012 die vergleichbare Situation. Italien war stark in dem Turnier. Deutschland bis zum Aufeinandertreffen noch stärker. Löw hat seinen Mut offensichtlich wieder im entscheidenden Spiel verloren. Als wenn er sich nur eine mutige und kreative Aufstellung pro Turnier leisten wollte. Die er gegen Griechenland ja bereits verbraucht hatte. Es heisst so oft, ja: nachher wissen sie es alle besser. Irrtum: alle um mich herum bei der Live-Übertragung kommentierten die Fehlaufstellung entsetzt: Statt auf das gegen GRE grossartige dynamische Wirbeltrio Klose-Reus-Özil setzte er auf den formschwachen Podolski, angeschlagenen Schweini und gegen Italien zu berechenbaren Gomez. Alle Überraschungs- und Kreativaufgaben auf den Schultern des genialen Özil abladen. Das war dumm und feige von Löw. Später sagte er, er habe sich mit dieser Aufstellung nach Italien gerichtet. Aber dies wiederspricht seiner sonstigen Idee, selbst die initiativ zu werden. Löw hat das Problem, daß er wirklich ein sehr guter Trainer ist, sich aber im entscheidenden Moment selbst im Weg steht, da er genau dann Angst bekommt. Vergleichbar Andy Murray, der stets im Grand Slam Finale zu vorsichtig spielte. Aber irgendwie, evtl. durch seinen neuen Trainer Lendl, hat sich Murrays Einstellung weiterentwickelt und er besiegte vorgestern Djokovicz im Finale der US-Open. Als Bundestrainer bekommst Du nicht so viele neue Chancen wie ein Tennisspieler. Löw sollte sich jetzt bereits auf seine Mutkrise in Brasilien 2014 vorbereiten und sie überwinden. Sollte er wieder an Feigheit scheitern, wäre es Zeit für einen anderen Trainer. Trotzdem wird die Ära Löw als die beste der deutschen Nati seit 1966 in die Geschichte eingehen!