Stellen Sie sich einmal vor, ein Fussballweltmeister müsste in der Premium Economy Class von einem Kontinent auf den anderen fliegen. Er würde wohl noch im Duty-free-Shop einen Sitzstreik beginnen. Die japanischen Fussballerinnen, die im vergangenen Jahr in Deutschland die WM-Krone gewannen, nahmen die unbequeme Reise nach Europa dagegen klaglos hin und kämpften sich anschliessend wieder in den Final vor, unter anderem durch Siege über Brasilien und Frankreich. Japans U-23-Kicker durften übrigens in der Business Class Platz nehmen, ein Privileg, das nach dem Endspiel auch die Frauen geniessen sollen.
«Wer sieht, wie wir spielen, erkennt, dass wir sehr geduldig sind und uns auch mit der Economy Class abfinden können. Ausserdem sind wir ja klein», bemerkte Norio Sasaki, der Trainer der amtierenden Weltmeisterinnen, süffisant. Viel wichtiger als die Verteilung der Sitze im Flugzeug, die in der Heimat eine Sexismusdebatte auslöste, ist ihm die Organisation des Teams auf dem olympischen Rasen. Japan mag zwar keine so glänzenden Individualistinnen haben wie die USA, in der Summe aus Talent, Taktik, Disziplin und Kondition sind die Asiatinnen gemeinsam mit dem morgigen Finalgegner aber das Mass der Dinge in ihrer Sportart, die noch immer vielerorts als Frauenfussball bezeichnet wird, als handle es sich um eine grundlegend andere Tätigkeit als bei den Männern.
Da die Japanerinnen weniger glamourös daherkommen als etwa Hope Solo, die schöne Torhüterin der US-Equipe, ist über sie in der westlichen Welt wenig bekannt. Dabei haben sie mit dem WM-Titel vor einem Jahr zu Hause einiges bewegt, wie die Frauenrechtlerin Miho Okumura in einem Interview mit der «Zeit» bemerkte. Der Erfolg sei sehr wichtig für die Gleichberechtigung. Die Fussballerinnen hätten den jüngeren Generationen vor Augen geführt, dass es abseits der traditionellen weiblichen Domänen andere Wege für Frauen und Mädchen gebe. «Viele Jungs träumen davon, eines Tages weltberühmte Sportler zu werden. Mädchen dagegen begnügen sich oft mit kleinbürgerlichen Träumen, etwa dem Traum von einer Anstellung als Köchin. Unsere Fussballerinnen haben den japanischen Kindern gezeigt, dass es sich lohnt, hartnäckig für die eigenen Träume zu kämpfen», führte Okumura aus.
Japans Nationaltrainer Sasaki, der seine Spielerinnen artig mit «Frau Ogimi» oder «Frau Sakaguchi» anspricht, hat drei Maximen: Pefektion durch Konstanz, Stabilität und hartes Training. Punkte, die allesamt auch auf die Fussballer aus Spanien zutreffen, die als erste Nation drei grosse Turniere hintereinander gewinnen konnten. Der Trend, dass die Mannschaft über dem Individuum steht, akzentuiert sich geschlechterübergreifend. Wankelmütig ist der Strippenzieher Sasaki nur auf der Goalieposition. Er verbannte die vermeintlich gesetzte Weltmeister-Keeperin Ayumi Kaihori an den Spielen von London auf die Bank und stellte stattdessen deren Vorgängerin Miho Fukumoto wieder zwischen die Pfosten. Ein Schazug, der sich vor allem gegen die angriffigen Brasilianerinnen auszahlte. Fukumoto parierte sieben platzierte Schüsse und bannte nach zehn Eckbällen die Gefahr.
Am meisten Sorgen dürfte den US-Amerikanerinnen vor dem Final allerdings eine andere Japanerin machen: die mit 1,57 Metern kleinste, Aya Miyama. Die Spielmacherin, die auch in der Economy Class genug Beinfreiheit hat, war im letztjährigen WM-Endspiel gegen die USA mit dem Treffer zum 1:1 und einem verwandelten Versuch im Elfmeterschiessen die entscheidende Figur. Im Olympiahalbfinal gegen Frankreich am Montag, den die Japanerinnen 2:1 gewannen, lieferte sie jeweils per Freistoss die Vorlagen zu den beiden Treffern der Weltmeisterinnen. Der französische Coach Bruno Bini konnte sich in seiner Spielanalyse dennoch nicht an ihren Namen erinnern und sprach nur von der «japanischen Nummer 8». Ein klein wenig chauvinistisch ist eben fast jeder Fussballtrainer.
Japan eine andere Kultur. Zudem, ob First- oder Holzklasse spielt bei den kleineren Frauen auch eine weniger wichtige Rolle als bei den grösser gewachsenen Personen. Die Frage sind sonst Spitzensportler einfach zu verwöhnt und können die nicht auch nur Economy fliegen? Für mich Jein! Stars fliegen First, sie sind etwas spezielles, sonst sind sie keine Stars. Ein Star wird nicht nur geboren, er wird auch via Medien zum Star gemacht, ein Star fällt in seinem Tun eher aus dem normalen Rahmen. Ein Star lässt sich vermarkten, Herr Meier eher nicht. Die Leute brauchen Stars, es sind Idole, da schaut man demütig hoch. Spitzensport hat immer auch eine wirtschaftliche Komponente. Ob ich persönlich das alles gut finde oder nicht ist eine andere Frage.
Vermutlich sind Sie noch nie First oder Business Class geflogen, jedenfalls nicht eine längere Strecke, sonst wüssten Sie vermutlich, dass der Unterschied zur Economy nicht nur bei der Beinfreiheit zu sehen ist.
Rolf André: Wenn du meinen Kommentar richtig gelesen hast, dann geht es nicht um den Qualitätsunterschied von First und Business, der ist mir schon bekannt.
Sehr guter Artikel! Bin auf das Olympiafinale gespannt. Du hast aber vergessen Homare Sawa zu erwähnen. Es gibt im Männerfussball einfach kein Pendant dazu. Die ist richtig gut, aber richtig! Die kann alles und macht alles, Defensive organisieren und zupacken falls notwendig, Offensive starten, Tore schiessen (man erinnere sich an das letztjährige Finaltor, hätte ein Mann so etwas geschossen…). Die Weltmeisterschaft der Japaner letztes Jahr, war nicht zuletzt wegen ihr grossartig. Schade, dass das Ende ihrer tollen Karriere absehbar ist.
hmm…, wenn man homare sawas spielkunst im mittelfeld mit der der männer vergleichen will, dann landet man schnell mal bei namen wie xabi, schweinsteiger, sneijder oder pirlo. drunter wird man ihr nicht gerecht.
Man sollte Frauenfussball nicht mit Männerfussball vergleichen! Das macht man aj sonst auch in keiner sportart!
Fuer mich der Hauptunterschied zwischen Maenner un Frauen Fussball auf diesem Niveau:
Bei den Frauen wird 90 Minuten lang rasanter, attraktiver Fussball gespielt, kaum unterbrochen durch Fouls begleitet von froehlichen Fans. Bei den Maennern eine Aneinander Reihung von primitiven Fouls mit winselnden, ueberbezahlten Primadonnen am Boden liegend, begleitet von primitive Hulligans.
Genau, drum hat Männerfussball ein Millionenpublikum, und Fraufussball ist nach wie vor eine Randerscheinung…
Man kanns drehen und wenden wie man will: Auch wenns mittlerweile praktisch als politisch unkorrekt gilt, wenn sich ein Fussballfan NICHT für Frauenfussball interessiert, das Gefälle im im Frauenfussball ist enorm. Ich habe mir letzte WM das Spiel ENG-FRA angetan (war immerhin Viertel- oder sogar Halbfinale) das war einfach seeehr bescheidenes Niveau, unmittelbar danach spielen DE-J, was um Klassen besser war. Das zeigt aber einfach, dass nur wenige Mannschaften vernüftiges Niveau erreichen. Lässt sich natürlich mit vielerorts fehlenden Möglichkeiten, den Sport professionell zu betreiben, erklären.
3-Liga-Fussball schaut man sich i.d.R. ja auch nur vom eigenen Dorfverein an…
Die Hulligans, sind das die Fans von Hull City?
Mag sein… was schliessen wir daraus? Die meisten Menschen ziehen überbezahlte, winselnde, primitive, männliche Primadonnen den “attraktiv fussball-spielenden Frauen” vor! Und wenn noch Hooligans dabei sind, umso besser.
Jetzt im Ernst: Frauenfussball ist auf dem aktuellen Niveau sehr schön anzusehen, aber es sind spielerisch/athletisch immer noch Welten dazwischen. Gerade deshalb haben viele Freude daran:man erkennt noch die spielerischen “Unzulänglichkeiten” welche im heutigen Männerfussball kaum mehr vorkommen (TV), und das ist sympatisch.Aber natürlich wäre es besser, wenn vermehrt Frauensport gefördert würde.
Der Hauptunterschied zwischen einem guten Post und ihrem: Die guten bestechen durch sachliche Kenntnis des Posters, eine vernünftige Struktur und Akzeptanz der deutschen Rechtschreibung….
Hmm. Ich lass mal rasanter Fussball gelten. Habe Japan USA (nur Verlängerung) gesehen und was ich da sah war: unkoordinierter, taktisch schwacher und rüpelhafter fussball. Alle 2 Minuten wurde ein hartes Foul begangen. Dabei hat die Schiedsrichterin (welche im Vergleich zu den männlichen Schiris, eine sehr sehr schlechte Leistung erbrachte) weder spielerinen ermahnt, noch karten gezügt.
Ich verstehe die Leute nicht, die Frauenfussball schauen können und behaupten, es sei attraktiver als Männerfussball. Dabei sieht man als Fussballfan etliche fehler bei den Spielerinen (stellungsspiel, fehlpässe, präzision bei schüssen…). Mir kam es vor, als würden zwei 4 – 5 Liga Mannschaft (aber mit Kondition) gegeneinander antretten.
Bei den Männern sind die taktischen fehler auf ein minimum reduziert. Man ist organisierter, sportlicher, beweglicher, präziser, ect. dies kann dazu führen, dass ein spiel uninteressant ist (da beide mannschaften gut stehen), aber mir stehen die Haare zu bergen, wenn ich solche Sachen bei den Frauen sehe. Oft frag ich mich: Sind die Trainer daran schuld? haben die einfach keine Ahnung von Fussball? Die guten Trainer beschäftigen sich ja eher mit Männerfussball…
@Peter Klausli: ….und das finden sie lustig?
Bescheidenheit und Demut sind Werte die in der Japanischen Kultur immer noch tief verwurzelt sind. Die Schweizer könnten diesbezüglich noch einiges dazulernen. Ich drücke den Japanerinnen im Finale fest die Daumen.
Jetzt stellt sich aber wirklich die Frage ob die Damen Economy Class oder Premium Economy Class geflogen sind. Das ist schon ein markanter Unterschied! Die Premium Economy Class der ANA oder der JAL haben einen Sitzabstand von 97cm und wesentlich breitere Sitze (Konfiguration 2-4-2, Economy Class 3-3-3). Die Sitze gelten als äusserst bequem und komfortabel. Im Vergleich zur normalen Economy Class sind das doch immerhin 15cm Differenz. Da die JAL Sponsor der Japan Football Association ist, ist davon auszugehen, dass die Damen JAL geflogen sind. Die JAL befindet sich nach wie vor in erheblich schwierigen finanziellen Verhältnissen, daher ist es nur logisch, dass Japans Fussballerinnen auch in dieser Hinsicht einen Beitrag zur Gesundung der Airline beitragen.
Warum findet der Männercupfinal im Fussball mit viel TV im Stade de Suisse statt und der Cupfinal der Frauen ohne TV auf irgendeinem Provinzsportplatz? Warum weigern sich die Sportjournalisten dem Frauensport gleichviel Platz wie dem Machosport einzuräumen? Zumindest vom gebührenfinanzierten Staats-TV und Staats-Radio könnte man doch eigentlich per Gesetz verlangen, dass Frauensport mindestens gleich viel Sendezeit und gleich gute Sendegefässe erhalten muss, wie Männersport!
es gehört zwar nicht zu diesem thema, aber ich mache mir langsam gedanken, wie ottmar hitzfeld die wm-quali in angriff nehmen könnte. leute! wie soll die startaufstellung lauten? welches system bevorzugt ihr? wir haben ja nominell eher schwächere gegner zugelost bekommen, was allerdings erfahrungsgemäss nichts heissen muss ;o) es wäre wichtig, wenn wir zumindest einen innenverteidiger hätten, der, wie mats hummels beim bvb, mit einem intelligenten ersten pass einen schnellen und sicheren angriff lancieren könnte, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen: djourou? klose? von bergen? affolter? rossini? senderos? evtl. wiss von luzern? naja, guter rat ist teuer!
mein vorschlag:
4-1-3-2
tor: sommer
verteidigung: lichtsteiner, affolter, von bergen, rodriguez
def. mittelfeld: inler
off. mittelfeld: barnetta, shaqiri, stocker
stürmer: gavranovic, derdiyok
ich denke, wir müssen versuchen, den wm-quali gegnern unser spiel aufzudrücken. nicht abwarten und passiv, wie bis anhin unter hitzfeld. sondern offensiv, mutig, kreativ, mit power und leidenschaft. für inler könnte auch xhaka auflaufen, je nach start, den er bei den fohlen “hinlegt”. shaqiri muss zwingend als nr. 10 aufgestellt werden, er ist kreativ, schnell am ball, schussstark, kann trotzdem nach links ziehen und abdrücken, sogar heynckes hat ihn schon hinter den spitzen laufen lassen.
was meint ihr, liebe fussballfreunde???