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Ich wünsche mir einen Fussball-Federer

Alexander Kühn am Dienstag den 10. Juli 2012
Die Erlösung: Roger Federer sinkt nach dem verwerteten Matchball auf den Rasen von Wimbledon. (Bild: AFP)

Die Erlösung: Roger Federer sinkt nach dem verwerteten Matchball auf den Rasen von Wimbledon. (Bild: AFP)

Irgendwie scheint die Euro 2012 schon ganz weit weg. Wirklich geblieben ist den Menschen in meinem Umfeld nur der Torjubel des Italieners Mario Balotelli nach seinem zweiten Treffer beim 2:1-Halbfinalsieg über Deutschland. Aber sonst? Spaniens 4:0-Finalsieg gegen Italien vielleicht noch. Für das erhoffte grosse Drama war dieses Spiel aber zu eindeutig. Ich persönlich hätte vom wichtigsten Sportanlass des Kontinents mehr erwartet. Mehr verrückte Geschichten, mehr Spektakel, aber vor allem mehr Emotionen.

Doch woran liegt es, dass der EM-Funke hierzulande nicht recht zündete? Zum einen natürlich daran, dass die Schweiz nicht dabei war, zum anderen aber auch am Fehlen echter Idole im europäischen Spitzenfussball. Wer ausser einem verliebten Teenager soll mit Cristiano Ronaldo ernstlich leiden, wenn seine Portugiesen im Penaltyschiessen ausscheiden, noch ehe er zum Elfmeter anlaufen kann? Wer wünscht sich die – fehlende – Aura eines Xavi oder eines Philipp Lahm?

Damit sich das Land wieder mit voller Inbrunst vor dem Fernseher und den Public-Viewing-Leinwänden versammelt, braucht es einen Kicker, dessen Charisma mit seiner spielerischen Brillanz korreliert. Einen Roger Federer des Fussballs, von mir aus auch einen Andy Murray – die Nationalität ist nebensächlich. Einen Sportler, der echte Emotionen zeigt und bei der Siegerehrung Tränen vergiesst. Keinen, der sich bei der geringsten Berührung theatralisch fallen lässt und schreit, als galoppiere eine ganze Hundertschaft Brauereipferde über ihn hinweg. Und auch keinen, der zwar wundervoll und fair spielt, aber menschlich kaum Konturen zeigt.

Leider versinkt im modernen Fussball das Individuum schnell einmal im Kollektiv. Oder erinnern Sie sich an den Namen des spanischen Spielers, der in der wichtigen Vorrundenpartie gegen Kroatien den Siegestreffer erzielte? Wenn ein Fussballer als Mensch in Erscheinung tritt, dann meistens in negativer Hinsicht – wegen Frauengeschichten oder Pöbeleien. Wegen Dingen, die man sich bei Federer, Djokovic, Nadal oder Murray nicht vorstellen könnte. Sie sind Helden, und deshalb hampelt auch die ganze Nation nervös vor dem TV-Gerät herum, wenn sie sich auf Rasen, Sand oder Hartplatz duellieren. Applaudiert und angefeuert haben wir Federer im Wimbledon-Final gegen Murray, obwohl er uns ja gar nicht hören konnte.

Das Manko des Fussballs gegenüber dem Tennis ist, dass sich ein Vorsprung verwalten lässt. Mit Querpässen, Rückpässen, Mätzchen, kleinen Fouls und Befreiuungsschlägen Richtung Stadiondach. Im Tennis gibt es für die Protagonisten kein Entrinnen. Sie können selbst bei einer 2:0-Satzführung und einem Breakvorsprung noch verlieren. Und dieser Umstand formt talentierte Athleten zu grossen Persönlichkeiten.

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50 Kommentare zu “Ich wünsche mir einen Fussball-Federer”

  1. Dustin Peters sagt:

    “Leider versinkt im modernen Fussball das Individuum schnell einmal im Kollektiv”

    ähm Fussball ist eine Teamsportart, vergessen?

  2. Fäbe sagt:

    Für mich hatten Ibrahimowic, aber auch Schewtschenko das Zeug zum Helden und somit zum wecken von Emotionen. Doch tatsächlich. Ich finde Tennis bei weitem attraktiver als Fussball. Wenn aber Fussball als Grund gilt, sich zu einer Grillade zu treffen, wo er dann nach dem 2:0 dezent in den Hintergrund rückt (undenkbar bei Tennis), erfüllt er seinen Zweck auch.

  3. off.side sagt:

    der eindruck täuscht. tennis ist nur an der oberfläche zivilisiert. wenn das netz nicht wäre, würden sich die beiden (oder vier) halbgötter in weiss garantiert die schläger um die köpfe schlagen. es geht schliesslich um viel geld.

    und überhaupt: tennis ist im grunde genommen nichts anderes als das penaltyschiessen im fussball – mit einem einzigen unterschied: dass derjenige, der den ball ins netz haut, im fussball gewinnt und im tennis verliert (sorry für die umständliche syntax, ging aber nicht anders.)

    ich fürchte, der blogger vergleicht äpfel mit birnen. beim fussball geht es um den triumph des kollektivs (bei dem vereinzelte solo-aktionen das salz in der suppe sind), tennis hingegen ist ein duell, genau so wie boxen (wie gesagt: der unterschied zwischen boxen und tennis ist hauptsächlich das netz, das die beiden kombattanten trennt).

    und ja doch, es gibt tatsächlich auch einen sport, der als teamwettbewerb gespielt wird, letztlich aber ein duell des individuums gegen sich selbst ist, und bei dem nicht derjenige gewinnt, der am besten spielt, sondern der sich am wenigsten selber geschlagen hat. die rede ist vom golf. und was gibt es telegeneres, als ein put aus 20 zentimetern, bei dem die kugel plötzlich noch einen drall erhält und das loch um grashalmbreite verpasst?

    habe fertig.

    • WillemvanPenalty sagt:

      Ich finde den Artikel äuserst interessant und stimme Herrn Kühn wiederholt zu. Schade an off.side, der Name sagt es ja schon selbst, dass er einerseits versucht die Tennishelden als Schlägertypen darzustellen und andererseits vergisst, dass es in deutscher Sprache nach wie vor Gross und Kleinschreibung gibt und eine Antwort in einem Blog keine SMS ist. Mit Sicherheit hat Herr Kühn damit Recht, dass aufgrund des Umstandes, dass im Tennis man auch bei einer 2-0 Satzführung noch verlieren kann ein anderer Typ herangezogen wird als im Fussball. Und sieht man die Teilnehmerliste eines Grand Slams an, dann wird man kaum derart ausgetickte Typen sehen (vor allem ohne Anstand wie viele im Fussball). Tennis ist und bleibt – auch wenn mir Fussball normalerweise gefällt – eine Sportart für die eher elitärere Bevölkerung. Schlussendlich braucht es beides!

  4. Marcel Zurbuchen sagt:

    Die Schweizer Nati bräuchte wohl eher 11 Federers – einer alleine reicht da leider nicht… Ausserdem muss Herr Kühn natürlich auch noch ein bisschen gegen die Europawelteuropameister nachtreten. Das “wichtige Tor” gegen Kroatien schoss übrigens Jesus Navas, der Typ mit dem übermässig starken Heimweh. Wusste ich, ohne gross Spanien-Fan zu sein und musste nicht mal googlen dafür…

  5. josé bütler sagt:

    für einmal muss ich a. kühns kühnen thesen wiedersprechen! dass hierzulande der em-funke nicht gesprungen ist, hat NUR mit dem fehlen der ch-nati an diesem anlass zu tun und überhaupt NICHT mit dem fehlen eines fussball-federers. ich selber bin ja ein fussballfan durch und durch, kann es kaum erwarten bis die raiffeien super-league mit meinem fc luzern und dann später die bl mit dem bvb wieder startet. aber ehrlich gesagt, die em habe ich nur als beobachter und ohne grosse emotionen verfolgt. wenn ich aber an spiele unserer nati denke, wie z. bsp. das 4:2 in der türkei, das 1:0 gegen spanien oder auch das 5:3 gegen deutschland in freundschaft, falls es das gegen deutschland überhaupt gibt, dann war die vergangene em punkto leidenschaft für mich, eiszeit pur. als schweizer will ich die rotjacken siegen sehen oder zumindest um jeden quadratzentimeter fighten, will mich freuen und ärgern können, aber ohne schweiz, nix da. ein echtes idol des europäischen fussballs hätte da nichts, aber auch gar nichts, ändern können, hopp lozärn!

  6. Caratt sagt:

    Herr Kühn scheint der Stoff auszugehen, dass er nunmehr zu derartig wirren Vergleichen gelangt. Fussball und Tennis (und deren Protagonisten) zu vergleichen ist etwa wie Eishockey mit Schwimmen. Wohlan, schöne Ferien Herr Kühn, ich hoffe, Sie kriegen den Kopf wieder frei.

    • Danilo sagt:

      Dem kann man nur zustimmen. Selten so einen Blödsinn gelesen, wie in diesen Beitrag von Herr Kuhn…ab zur Erholung. Wünsch schöne Ferien.

  7. Beat Dähler sagt:

    Der letzte Abschnitt kann man nicht treffender ausdrücken. Beim Tennis ist nicht einmal ein Matchball Garant dafür, dass der Sieg Heim gefahren wird.

  8. Markus sagt:

    Ich bin mit dem Artikel einverstanden, bis auf den letzten Abschnitt. Grundsätzlich hat der Fussball genauso Potential für Identifikationsfiguren wie das Tennis, nur ist in den letzten Jahren keine aufgetaucht. Der letzte, der mir einfällt, ist Zidane, das ist jetzt über 6 Jahre her.

    Ein Grund könnte sein, dass man ab einem bestimmten Alter und nach anfänglichen Erfolgen im Fussball sein Geld einfacher in einer exotischen Liga verdienen kann, als weiterhin gegen die Besten anzutreten. Diese Möglichkeit gibt’s im Tennis nicht. Und gerade das macht doch einen wirklich grossen Sportler aus – dass er viele Jahre auf höchstem Niveau agiert, sich nach einem Tief wieder zurückkämpft, sich einer neuen jungen Generation stellt, und dann auch wieder Siege erringt. Ich kann zB nicht verstehen, wie ein Beckham eine Karriere derart in den Sand setzten konnte, und jetzt eher als Begründer des Metrosexualismus in Erinnerung bleibt denn als grosser Fussballer.

  9. Tom Roger sagt:

    Also ich glaub der Alexander Kühn ist so ein richtiger Federer-Fan… 🙂

  10. erich schweizer sagt:

    tennis mit fussball zu vergleichen ist wohl ein witz. die medien versuchen federer zu pushen in wirklichkeit interessiert es nicht besonders. zum vergleich beim daviscupspiel letztes jahr in bern schweiz – portugal mit federer in bern hatte es gerade mal 6000 zuschauer beim challengue league spiel st gallen – kriens 11000.
    federer ist sicher ein super botschafter für die schweiz, doch grosse emotionen wie bei einem sieg der fussballnati oder des fc basels in der championsleague wird er nie auslösen können.

    • Irma sagt:

      Herr Schweizer Sie haben den falschen Namen.

      • Nino sagt:

        @schweizer: wenn nur 6000 Zuschauer Platz haben, dann gehen nicht 11000 rein! Wenn es in St.Gallen gegen Kriens mehr Zuschauer hatte als beim Daviscup mit Federer, was wollen Sie damit aussagen? Das sagt nichts aus! Herr schweizer, Federer ist in seinem Sport Welt-Superklasse, eine Ausnahmeerscheinung, ihn gilt es zu respektieren. Der Schweizer Fussball ist besser als viele Nörgler es wahrhaben wollen.

  11. Esteban sagt:

    Ich weiss ja nicht wo du wohnst Alex, aber in Bern waren die Gassen recht voll, egal wer spielte…..

  12. Christof sagt:

    Schön vorbereitet, Herr Kühn, aber dann resümieren sie in einem kärglichen 5-Zeiler. Das ist wie wenn der Schiri die Partie 2 Minuten zu früh abpfeift, dabei wäre das Heimteam gerade so schön am Drücker …..

  13. Esteban sagt:

    Und die Antwort auf deine Frage: Es war Navas auf Pass von Iniesta…

  14. Gerhard Friedl sagt:

    Leider ist es ja auch so, dass die Trainer überhaupt kein Interesse an Persönlichkeiten haben. Die Trainer fördern das Marionettentum. Die Spieler sind nur noch roboterartige Schachfiguren, die sich auf dem Feldhin und her schieben lassen. Ein Netzer, der sich selber einwechselt, würde heute für den Rest seines Fussballerlebens geächtet und kein Trainer würde ihn mehr im Team haben wollen. Oder wenn einer mal ausschert wie Beckham, dann kriegt er von seinem Trianer einen Fussballschuh an den Kopf geknallt und muss kurz darauf den Verein verlassen. Wenn einer wie Lahm ein, zwei Sätze gegen das diktatorische Regime in der Ukraine sagt, wird er von hächster Stelle sofort gerüffelt. Also: es ist für die Spieler nicht einfach, sich zu kantigen und profilierten Persönlichkeiten zu entwickeln, weil es ihr Umfeld gar nicht zulässt.

  15. Erwin sagt:

    Wenn ich die Wahl habe zwischen 120 Minuten Fussball mit dem Endergebnis 0:0 (zweimal passiert in dieser EM) und einem Tennismatch à la Federer, dann fällt die Entscheidung wirklich leicht…

    • Edgar Wibeau sagt:

      Und doch: das grottenlangweilige Halbfinale zwischen Spanien gegen Portugal (0:0) lockte in der Schweiz doppelt so viele Zuschauer vor den TV als Federers Triumph… (und das erst noch ohne das Public Viewing mitgezählt) Noch Fragen?

      • mich sagt:

        Ja, eine. Was genau ist dein Punkt, Edgar?

        Ich habe fast alle Matches der EM gesehen, gehöre also auch zu diesen Halbfinalzuschauern. Die Intensität eines Wimbledon Halbfinals oder Finals ist genauso wie meine Aufmerksamkeit dabei aber ungefähr zehn Mal grösser. Das ist leicht überspitzt ausgedrückt als vergleicht man Hintergrundgedüdel aus dem Radio mit einem Live-Konzert.

  16. hans nötig sagt:

    Spiele selbst Tennis und einmal im Jahr am Grümpi äusserst miserabel Fussball. Ich hätte das bis 20 so niemals auch nur gedacht, aber Tennis ist telegener.

    Ein Fussballspiel, auch wenn es am Ende 3:1 steht, hat nicht unbedingt viele Highlights. Ich würde zb niemals ein Spiel alleine anschauen, das ist viel zu eintönig und langweilig. Fussball schaut man mit Freunden am Grill oder beim Public Viewing, so dass man die eigentlich unnötigen 70 Minuten in denen wenig passiert (Mittelfeldgeplänkel, mimimis, etc) gut überbrücken kann.

    Tennis kann auch sehr langweilig sein, eine einseitige Partie oder eine Fehlerorgie ist vermutlich noch grauenvoller als ein langweiliges Fussballspiel. Ein gutes Spiel jedoch (und dank der Qualität an der Spitze gibt es die regelmässig im Halbfinal und Final) hat Highlights im Minutentakt (nagut mit Nadal im 3 Minutentakt), überraschende Wendungen etc. Wenn Spanien 2:0 führt kann man eigentlich abschalten (nagut man hätte noch 2 Tore verpasst und eine Auswechseldramatik), der Europameister war spätestens dann klar. Wer würde 3h lang Fussball schauen?

    • tommaso sagt:

      Fussball am Grill? Mit dem TV im Blumenbeet? Oder alle starren auf ihre Iphones?

      • hans nötig sagt:

        Solange die Sonne nicht aufs Bild brennt kann man den TV ziemlich gut drinnen aufstellen, die Sitzplatz-Türen öffnen und zum grillen Fussball gucken. Ist nicht nonplusultra, aber wenn wirklich mal etwas passiert kann man dann auch ein weniger näher ran.

  17. Richard N. sagt:

    Die Faszination des Fussballs liegt unter anderem genau in der Tatsache, dass man sich nicht mit einem Individuum sondern mit einer Mannschaft identifiziert. Federers kommen und gehen, der Club bleibt.. Habe auf jeden Fall am Montag keine stahlenden Fans mit Federer-Shirts in der Innenstadt gesehen.

  18. DAM sagt:

    Ein Typ wie Federer ist für das Tennis ganz klar ein Glücksfall. Er spielt traumhaftes Tennis und ist gleichzeitig ein wahrer Meister im Umgang mit den Medien. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass er bis letzten Sonntag von vielen schon abgeschrieben wurde. Umso schöner, dass er es nun ein weiteres Mal allen Kritikern gezeigt hat, wer der beste Tennisspieler aller Zeiten ist.

    Ob eben ein solcher Typ auch in einer Mannschaftssportart die gleiche Wirkung hätte, wage ich zu bezweifeln. Federer ist sehr vielen sympathisch und gibt generell das Bild eines vorbildlichen, netten Profis ab. Er ist der Typ “Lieblingsschwiegersohn”. Im Fussball dagegen sind die grossen Figuren in der Regel Typen mit Ecken und Kanten, Typen die polarisieren, die von manchen verehrt und von anderen gehasst werden. Da gehört aktuell Cristiano Ronaldo sicherlich dazu, ebenso wie Ibrahimovic. Auf nationaler Ebene ist sicherlich Alex Frei zu nennen.

  19. Mat sagt:

    Ich fand, dass die Begeisterung der Leute in der Schweiz eigentlich recht gross war, vor allem angesichts des Fehlens der eigenen Nationalmannschaft. Hätte sich in Deutschland denn irgend ein Schwein für die EM interessiert, wenn Deutschland nicht selber dabei gewesen wäre? Die Tennisspieler mit den Fussballspielern zu vergleichen ist aber eh nicht legitim. Das eine ist ein Einzelsport, das andere ein Mannschaftssport! Da sind ganz andere Mentalitäten gefordert. Der Tennisspieler muss ein Egoist sein, sonst hat er keine Chance etwas zu erreichen. Der Fussballspieler darf nur bedingt ein Egoist sein, sonst wird er sich in keinem Team zurechtfinden. Der beste Fussballer sagt nach einem Spiel in dem er vier Tore geschossen hat, dass dies nur Dank einer guten Mannschaftsleistung möglich war. Und er hat dabei absolut recht. Ein Federer (ich bin ein grosser Fan von ihm) wäre in einem Fussballteam, selbst wenn seine Leistungen so grossartig wären, wie sie im Tennis sind, wohl einfach nur ein herausragender Spieler, ohne dieses ausgeprägte Charisma. Da würde ich ihn noch am ehesten mit Messi vergleichen. Hervorragende Leistungen, mit einer grandiosen Konstanz, skandalfrei, immer höflich und fair. Aber wohl kaum der Charakterkopf, den sich Alexander Kühn so sehnlichst für den Fussball wünscht.

  20. King Roger sagt:

    Ich kann Ihnen voll beipflichten, Herr Kühn.

    Das Problem der meisten Fussballer ist zudem, dass sie permanent mit Äusserlichkeiten beschäftigt sind: Frisur, Tattoos, Klamotten, Autos, Models. Den Fussballplatz verwenden sie dann als Bühne für ihre lächerlichen Lifestyle-Oberflächlichkeiten, statt sich voll und ganz ihrem Beruf hinzugeben.

    Hinzu kommt, dass im Tennis der Erfolgsdruck ungleich höher ist, um sich ein einigermassen erfolgreiches Auskommen zu sichern. Schauen Sie mal, was z.B. die Nr. 100 der Welt letztes Jahr an Preisgeld verdient hat. Da würden diese eitlen Fussballdiven nicht mal ein Benefizspiel bestreiten dafür. Auch absolute Schweizer Durchschnittskicker nicht, die von Presse und Öffentlichkeit gefeiert werden wie irgendwelche Popstars, aber noch nichts wirklich grosses geleistet haben in ihrer kurzen Karriere.

    Die meisten Leute können sich leider nicht vorstellen, wie kompetitiv und hart Tennis auf Topniveau ist (körperlich und mental). Ich muss dann jeweils wieder schmunzeln, wenn sogenannte Topstars beim Penaltyschiessen kläglich scheitern. Aber eben, das Tattoo und Gehabe ist halt wichtiger als eine perfekte mentale Einstellung im wichtigsten Moment eines Spiels.

    Roger Federer zeigt uns immer wieder vor, wie das geht. Deshalb ist er auch eine grosse Persönlichkeit.

    Habe auch fertig.

  21. roberto sagt:

    Ich wünsche mir einen Steilpass – Federer.

    • Buschbrenner Rudi sagt:

      he,he finde ich gut! Mit einem Steilpass-Federer würde das endlose gemeckere über das im Fussball alles überragende Spanien endlich aufhören! @Herr Kühn: Was Roger Federer im Tennis ist, ist Spanien im Fussball – EINE KLASSE FÜR SICH!!!!! Und Deutschland wäre dort B. Becker……

    • Dustin Peters sagt:

      bingo!

  22. Panos Ketikidis sagt:

    Tennis mag eine schöne Sportart sein. Die Emotionen welchen vom Fussball produziert werden, kann es weder erzeugen, noch kopieren.

  23. Dem Schweizer Fussball fehlt in der Tat sehr vieles, mag sein, auch einer wie Roger Federer. Was aber im Fussball generell (die Lohnkosten von Machester City betragen gemäss Bernhard Heusler 120 % des Umsatzes) und in der Schweiz ganz spezifisch komplett abgeht (man denke an den miserablen TV-Vertrag, die Kontrollmechanismen die in den Fällen Servette und Xamax komplett versagten, die neu festgelegten Anspielzeiten) ist Professionaliät. Die Clubs sind dabei das eine. Wo es aber ganz besonders fehlt, das ist bei der Super League. Hier bräuchte es ein ganz neues Konzept: Eine Vermarktung, die viel stärker die Plattform Superleague in den Vordergrund stellt. Man müsste eben mal die Firmen des Landes nach Ihren Sponsoringbedürfnissen befragen. Aber auch das Reglement bezüglich des Verhaltens von Clubs und Fans müsste viel strenger geregelt werden. Petarden und Pyros wo sich Kinder aufhalten und exzentrische, unberechenbare Clubvorsteher – das ist kein Umfeld, in dem sich renomierte und potente Schweizer Firmen präsentieren wollen, Firmen und Geld, die der Club Fusbbal dringend benötigt. Ich hoffe auf eine spannende Saison, ohne Konkurs und Anwalt….

  24. Henry sagt:

    Tennis ist sicher spannender als Fussball, da bis zum letzten Ball nicht entschieden ist, wer das Spiel wirklich gewinnt. Der Vergleich mit Federer und der EM hinkt jedoch gewaltig. Es wäre interessant zu beobachten, wie viele Kommentare in den Schweizer Medien auftauchen würden, wenn Federer ein Deutscher oder Italiener wäre. Auch in den deutschen Medien war Tennis solange ein Thema, wie Steffi Graf und Boris Becker an der Spitze mitmischten.

  25. Geni Meier sagt:

    sorry, aber die “Federitis” ist bei den Journis nun total ausgebrochen und führt zu Wortexzessen sondergleichen. Ein Vergleich Federer/Fussballer hinkt schon, da es sich beim Fussball um einen Mannschaftssport handelt. Zweitens spielen viel mehr Menschen Fussball als Tennis. Folgedessen gibts auch mehr Fussballer, die mindestens das gleiche Format wie Federer haben. Für die Schweiz ist Federer natürlich eine Ausnahmeerscheinung. Über solches Können verfügen wir im Fussball nicht. A propos gewisser Kommentare: im Fussball kann wie im Tennis ein Spiel in letzter Minute drehen. Man denke nur an die Niederlage der Bayern gegen Manchester.

  26. Werner Luginbühl sagt:

    Hier werden tatsächlich Äpfel mit Birnen verglichen.

    Natürlich stimmt es, dass im Tennissport ganz andere Persönlichkeiten auf dem Platz stehen als im Fussball. Nicht nur Federer, auch Nadal, Djokovic, Murray – die haben nicht nur mehr Charisma, die haben auch ganz offensichtlich mehr in der Birne als der “Durchschnitts-Fussballer” (Ausnahmen gibt es natürlich immer). Man vergleiche nur mal ein Interview eines dieser Tennis-Stars mit einem Interview von Ronaldo, Messi – oder z.B. Mehmedi… Das sind einfach Welten.

    Daran wird sich aber auch in Zukunft nichts ändern. Fussball ist ein einfacher Sport für einfache Menschen – Genau das ist ja so schön daran!

  27. andy sagt:

    Hätte es diese Kolumne auch gegeben wäre Federer ein US-Amerikaner und kein Schweizer?
    Die (verdiente und nachvollziehbare) Begeisterung über die Leistungen von Roger Federer hängt doch insbesondere damit zusammen, dass wir mit einem “von uns” mitfiebern können, weniger mit der Sportart.
    Oder gabs eine ähnliche Begeisterung als Sampras Rekord um Rekord aufstellte?
    Ebenso findet das Frauentennis in der Schweiz nach dem Rücktritt von Martina Hingis ja kaum mehr statt. Mit dem verschwindern von Patty Schnyder wurde es ja nochmals extremer…
    oder warum finden die Randsportarten wie Orientierungslauf oder Skispringen bei uns mehr Beachtung als zum Beispiel der Golfsport (wo mit Tiger Woods oder John Daily ebenfalls prägnante Charaktere tätig sind oder waren)?

    • wale sagt:

      Die sogenannten Randsportarten finden darum Beachtung weil wir hier grossartige Ausnahmekönner haben, welche durchaus mit RF verglichen werden können. Ich denke da an Simone Niggli, Dario Cologna oder Simi Ammann. Die Leistungen dieser Sportgrössen haben übrigens eine sehr positive Wirkung auf den Breitensport. Die SchülerInnen sind beim OL mit grossen Eifer dabei und auf den Langlaufloipen findet man immer mehr Leute.

  28. hans sagt:

    Im Fussballzwergland Schweiz ist es klar, dass man Tennis höher wertet als Fussball. Schliesslich ist die Nati nur ein Haufen Äplerkicker, die international mit ihrem Holzhackerfussball nur Kopfschütteln oder Gähnen auslösen.

    • Nino sagt:

      @hans: Tennis ist nicht höher bewertet als Fussball. Wäre Federer nicht, wo wäre das Tennis in der Schweiz? Die Entwicklung im Schweizer Fussball ist doch sehr positiv. Wir müssen uns jedoch nicht an Spanien, England, Italien, Deutschland messen, mit den anderen halten wir mit. Man muss die finanziellen Voraussetzungen in Relation zu den führenden Nationen stellen, dann schneiden wir mit unseren bescheidenen finanziellen Budgets und der intensiven Juniorenförderung doch recht gut ab. Ich bin der Meinung, dass wir mit dem Sicherheitsfussball-Trainer Hitzfeld nicht grossen Erfolg haben werden, die Schweiz darf und muss offensiv den Tarif durchgeben, das Spielermaterial dafür ist vorhanden. Es fehlt sehr wenig!

  29. Hans Klemm sagt:

    Einen Federer gibt es nur einmal !

    Natürlich hinkt der Vergleich zwischen einer Fußballeuropameisterschaft und einem
    internationalen Tennisturnier, wie das in Wimbledon. Trotzdem gibt es viele Gemeinsamkeiten. Das Thema scheint ein kleiner Lückenfüller zu sein, lieber Herr Kühn, ist aber sehr interessant.

    Während z.B. bei einer Fußball-Europameisterschaft nach entsprechend langer Vorbereitungszeit unter fast königlichen, schlaraffenlandähnlichen Bedingungen zum ersten Vorrundenspiel nur 11 ausgewählte Akteure antreten dürfen, ist allein dieser (auch schon seit langer Zeit von mir verehrte) Federer als Einzelperson das alleinige Aushängeschild seines etwas kleineren Teams, eben nur in einer anderen Sportart.

    Wenn er am Ende eines langen Turnieres zum Sieger erklärt und gefeiert wird, hat er mit Sicherheit weit mehr körperliche Anstrengungen hinter sich gebracht, als mancher Fußballspieler, der schon während einer evtl. Verlängerung an seine vom Krampf erfassten Waden greift.

    Im Tennis müssen die Spieler fast bis zur körperlichen Erschöpfung oftmals über Stunden hin- und hersausen, um jeweils eine Runde weiterzukommen, während ein Akteur im Fußballstadion schwankende Leistungen haben darf und bei dem nächsten Treffen trotzdem wieder aufgestellt wird, weil es der verantwortliche Trainer will oder es die Taktik des Gegners erfordert. Es ist in der Praxis wirklich so, dass besondere Leistungen eines Fußballers schnell wieder verblassen. Was in Erinnerung bleibt, sind eher schlechtes Benehmen, auffallende Äußerlichkeiten, andere Auffälligkeiten oder viele erzielte Tore.

    Einen Unterschied zwischen den beiden Sportarten gibt es doch:
    Während im Fußball die großen internationale Turniere nur in größeren Jahresabständen stattfinden, darf ein Federer auch einmal ein kleines Tief erleben, ehe er – völlig anerkannt von seiner gesamten Konkurrenz – danach, wie soeben in Wimbledon bereits zum siebten Mal (!) wieder ganz oben stehen darf. Wie zurückhaltend dieser knapp 31-jährige Pefektionist ist, zeigt er mit seinem Verzicht, die Schweizer Fahne zur Eröffnung der bald beginnenden Olympischen Spiele bereits zum dritten Mal tragen zu wollen, weil er anderen das herrliche Gefühl auch erleben lassen möchte. Der Sympathieträger erwähnt auch sehr oft nach seinen großen Erfolgen, dass vielmals seine Gegner mit die Ursache dafür waren, weil ihre Bälle beim Zurückschlagen zu häufig im Aus landeten, er selbst deshalb nicht immer die alleinige Verantwortung zum Siegen hatte.

    Wenn es dagegen nach nur einem Führungstor einer Mannschaft im Fußball gelingt, lediglich mit allen Mitteln das Ergebnis zu verwalten, ist sie zum Schluss auch der Sieger. Das ist der Unterschied! Deshalb wird es auch weiterhin schwer sein, auch zukünftig einen Federer unter den Fußballern zu finden.

  30. Roland sagt:

    Mir scheint der Vergleich zwischen einer Einzelsportart wie Tennis und einem Teamsport wie Fussball sehr gewagt, besser wäre es wohl, den Fussball mit einem anderen Teamsport, zb. Eishockey zu vergleichen. Vielleicht täuscht es, aber die Eishockeyspieler scheinen mir deutlich mehr Charisma und Persönlichkeit zu haben als die meisten Fussballer. Ausserdem wird da wirklich mit letztem Einsatz gefightet und nicht gleich bei jedem Wehwehchen der Verletzte gemimt, etwas was mich am heutigen Fussball am meisten stört!

  31. kurt abächerli sagt:

    mich nimmt es viel mehr mit stimmungs- und emtionsmässig, wenn die damen-mannschaft vom fcz spielt als wenn vorbild-werbeträger-millionen-musterknabe-schwiegersohn federer den filzball übers netz quält. sorry sollte nich frauenfeindlich sein, brauchte ich für vergleich. wäre rolex federer nicht schweizer würde hier häme über ihn ausgegossen…

  32. Nik D. sagt:

    Das ist doch ein Äpfel mit Birnen Vergleich, Fussball ist eine Manschaftssportart. Wenn schon müsste man also Federer mit einem Team vergleichen und da gibt es als aktuelles und vergleichbar erfolgreiches Beispiel die spanische National11 zu erwähnen, die ebenfalls und eben gerade an dieser EM einen Rekord aufgestellt hat. Und in diesem Team wiederum gibt es Spieler wie eben der angeblich auralose Xavi und den bleichen Iniesta, die vielleicht hierzulande kein Tagesthema sind, eben weil sie keine Schweizer sind und sich darum nicht zur medialen Selbstbeweihräucherung eignen. In Spanien (so vermute ich), dürfte Federer ebenfalls dieselbe Strahlkraft haben wie hierzulande, die haben ihre eigenen Superstars und Helden.

    Vielleicht dürfen wir uns ja in naher Zukunft ebenfalls im doch viel stärkeren Scheinwerferlichts des Fussballs sonnen, schliesslich entwickelt sich der Nachwuchs der Schweiz hervorragend und wird im internationalen Vergleich immer besser. Insbesondere Shaqiri hat meines Erachtens durchaus das Potential eine, zumindest für Schweizer Verhältnisse, grosse Nummer zu werden. Und damit meine ich eine Nummer grösser als Barnetta, Senderos, Djourou und ev. sogar Chapuisat.

    Abgesehen davon, mir hat die EM Spass gemacht, auch ohne dass die Schweiz dabei war. Zudem geht ja die Meisterschaft bald los und wenn man sich die Transfers anschaut, kann die Liga nur besser sein als letztes Jahr.

  33. Nino sagt:

    Tennis und Fussball lassen sich schon mal nicht vergleichen, hier Einzel- dort Mannschaftssport. An der EM habe ich sportlich auch einen Federer gesehen, nämlich Pirlo von Italien, dieser hat aber weniger Charisma als Federer. Einen Federer hat es auch an einer Fussball WM nur alle 10-20 Jahre (Pelé, Beckenbauer, Maradonna, Messi). Vielleicht ist es doch gut für die EM wenn mehr Teams teilnehmen, wir werden sehen.

  34. Auguste sagt:

    hmm…, ich wünschte mir elf fussball-federer.

  35. bulivo sagt:

    Hätte Benneteau 2-3 Punkte mehr gemacht in entscheidenden Momenten; ich wüsste nicht was jetzt alles in den Medien stehen würde….

    Federer wäre zu alt, nicht mehr zu grossen Siegen fähig, zu langsam, zu wenig konzentriert, sollte abtreten usw…jetzt ist er halt der Grösste und man wünscht sich überall einen Federer…

    Ich wünschte mir manchmal schon ein wenig mehr Ausgeglichenheit und nicht immer dieses reisserische…

  36. Max sagt:

    Das interessante hier ist ja wohl, dass Federer eine unfassbar langweilige Person ist. Null polarisierend, viel zu
    nett und sowieso. Der beste Tennisspieler aller Zeiten, ja sicherlich…aber wenn ich Federer mit seiner Type
    Fussball spielen würde wäre dieser (wenn auch vielleicht besser) eine MIllion mal langweiliger als ein Balotelli
    oder Ronaldo.

    Und Skandälchen etc. gibt es auch im Tennis…muss ja jetzt wohl nicht die ollen Kamellen hervorholen, oder?
    Koka Hingis? Djokovic’s Familie mit serbischen super Nationalisten? Naja…

  37. Päde sagt:

    Ich kann Alexander Kühn nur zustimmen, die Fussball EM war mit ganz wenigen Ausnahmen todlangweilig, dies trifft im übrigen auch oft auf die Spiele in der Champions League zu. Die im Fussball jeweils im Vorfeld angekündigten “Kracher und Spitzenspiele” entpuppen sich zu 80% als langweiliges herumgekicke ohne Spannung und Höhepunkte. Im Tennis ist dies genau umgekehrt, praktisch alle Spiele in denen Top Ten Spieler gegeneinander antreten sind beste Unterhaltung und dies weit länger als 90 Minuten und vor allem bis zum Schluss. Wie oft sehen wir beim Fussball Spiele wo nach einer 2:0 Führung nur noch der Schlusspfiff abgewartet wird? Leider sehr oft. Beim Tennis undenkbar, regelmässig geht ein Spiel noch verloren obwohl der Verlierer zu einem Matchball gekommen ist. Die Fussballer mögen ja für die Medien die spannenderen Menschen als die Tennisspieler sein, aber die Tennismatch’s sind um ein vielfaches attraktiver und spannender als die Fussballspiele.