Der Advent ist bekanntlich die Zeit der Abrechnung. Landauf landab prosten sich in diesen Tagen die Berufskollegen an Firmenanlässen fröhlich zu – um im gleichen Atemzug hinter vorgehaltener Hand die ganze Wahrheit über den Büronachbarn zu erzählen. Gelegentlich kommt es auch zu offenen Konfrontationen – wenn sich der Frust der letzten 364 Tage in einer Mischung aus Alkohol, Festagskoller und Alltagsdepression im Kerzenschein explosionsartig entlädt.
Im Fussball ist dies nicht anders. Vor allem in England, wo über die Festtage fröhlich weitergekickt wird, heisst es an Klub-Weihnachtsfeiern: Bechern statt Nippen. Zerschlagenes Geschirr und zusammengelegte Pubs gehören dementsprechend zur vorweihnachtlichen Kultur im Fussball-Mutterland. Cheers!
Zumindest vordergründig gesitteter geht’s in der Schweiz zu und her. Double-Gewinner Basel verabschiedete sich mit einer Feier im Europapark Rust in die Weihnachtsferien. Schlusslicht GC belohnte sein geschundenes Personal mit einem dreitätigen Abstecher in den Tiroler Wintersportort St. Anton. Dort können die Abstürze vom Barhocker allerdings ähnlich hart sein wie auf der Skipiste.
Generell ist zu sagen, dass für einige Fussballer in der Schweiz die Festzeit ohnehin das ganze Jahr dauert. In Zürich gelangte der trinkfeste Romand Fredy Chassot – mittlerweile Leibeigener von Sion-General Christian Constantin – in der dritten Halbzeit zu höchsten Ehren. Er fand sich im Niederdorf und an der Langstrasse noch besser zu Recht als im gegnerischen Strafraum. Als sein legitimer Nachfolger etablierte sich Mittelfeld-Irrläufer Tico. Der Nigerianer traf jeweils erst im Rotlicht-Ambiente ins Ziel.
Als der Grasshopper-Club noch was zu feiern hatte, verlegten Türkyilmaz und Co. das Auslaufen regelmässig ins Kaufleuten. Bobadilla pflegte seine Tore alternierend in den Stadtkreisen 4 und 5 zu begiessen.
Auch im internationalen Umfeld kommt nach der Arbeit das Vergnügen: Frei & Co. schätzen am Nationalmannschafts-Refugium Feusisberg die Hintertür mit direktem Zugang in die abendliche Erlebniswelt. Und schon die Generation Kuhn nahm es mit dem Zapfenstreich nicht immer ganz ernst: In den Nächten von Sheffield (1966) und Oslo (1976) wurden dunkle Kapitel Schweizer Fussballgeschichte geschrieben.
Rabenschwarz kam es für Kresimir Stanic im Herbst 2006. Nach einem 5:0 gegen Thun mit anschliessendem Saufgelage zerschellten die sportlichen Träume des FCZ-Talentes an einem Verkehrsteiler.
Sehr geehrte Leser. Hier eine Grundsatzfrage: Dürfen Profisportler auch während der Saison das Glas heben – solange die Leistung auf dem Platz stimmt? Oder sind sie – nicht zuletzt als Vorbilder für den Nachwuchs – immer zu Seriosität und Enthaltsamkeit gezwungen?
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Sportler dürfen, wie jeder andere Mensch auch, feiern und trinken – wenn es nicht gerade 1-2 Tage vor dem Match ist.
Leute, die sich beschweren, wenn Fussballer am Samstag Abend nach einer Niederlage in den Ausgang gehen, machen sich lächerlich! Warum sollte man es ihnen verbieten? Wenn ich eine stressige Woche hatte, verzichte ich deswegen auch nicht auf meinen Ausgang am Freitag Abend!
Ja, auch Sportler sind Menschen!
Einverstanden, mit einer Ergänzung. Wenn sie nachher nicht mit dem Auto nach Hause fahren oder noch schlimmer rasen oder sonstwie rumpöbeln. Geht für sogenannte Vorbilder noch weniger als für Otto Normalverbraucher.
Man nehme Ivan Benito, stelle ihn auf die Tanzfläche des Mascottes und freue sich darüber dass er da genau so talentfrei ist wie auf dem Fussballplatz!
Volltreffer!!! :-))
Ja klar, solange die Leistung stimmt, sollen die tun und lassen, was sie wollen. Doch eben: Bei der heutigen Leistungsspitze kann es sich ein Fussballer gar nicht erlauben, zu oft (und vor allem kurz vor dem Spiel) über die Stränge zu hauen. Denn die Leistung wird bald mal für die Spitze nicht mehr reichen. Dabei gibt es auch wieder individuelle Unterschiede: Haudegen Paul Gascoigne, selber nicht abgeneigt ein paar pints und mehr reinzuschütten, outete sich mal als grosser Brian-Robson-Bewunderer: Der Captain konnte anscheinend extreme Mengen von Alkohol zu sich führen (nota bene am Tag vor dem Spiel) und hätte seine Leistung immer gebracht. Ronaldinho hingegen ist nicht mehr der Ueberflieger seit er die Clubs unsicher macht. Im gleichen Atemzug muss man natürlich Oh lolololooooo, oh lololollooo-Fredy Chassot nennen: Der war – falls die Gerüchte überhaupt stimmen – mehr ein Brian-Robson-Typ. Cheers Fredy!
Also ich spiele mit Restalkohol immer besser.. und wieso sollte es in der NLA nicht funktionieren, wenn es das in der 3. Liga tut? he he
Fussballer sind ja auch nur Menschen .. allerdings sollten sie ihrer Vorbildsfunktion insofern gerecht werden, als dass sie sich nicht jeden Samstag Abend in der Öffentlichkeit abschiessen ..
Gegenüber den Eishockeyanern sind die Fussballer aber eh bestenfalls Chorknaben..
Allgemein lassen sich am Ausgangsverhalten gewisse Tendenzen feststellen, die auf dem Feld ihre Fortsetzung finden: während die Fussballer in der VIP-Lounge an ihrem Cüpli oder Gummibärli nippen, leeren die Hockeyaner im Pub die Pitcher im Akkord ..
Ja Natürlich. Als Beispiel hat auch Mario Basler gerne mal eine Kippe geraucht. Auch Ruud Gullit soll während seiner Aktivzeit der Zigarette nicht abgeneigt gewesen sein. Ronaldinho feiert auch gerne mal bis in alle Nacht. Früher hat bei ihm die Leistung gestimmt. Heute eher nicht und daher kommt auch immer mehr Kritik auf. Sonst denke ich das Fussballer auch mal Leben dürfen oder?
Sportler als Vorbilder? Ich denke sie machen Witze.
Wie sollen Menschen, die oftmals von nichts eine Ahnung haben ausser ihrer spezifischen Begabung/ihrem Beruf ein sinvolles Vorbild für einen jungen Menschen sein? Und weshalb sollen Sportler eher Vorbilder sein als ein normal arbeitender Mann oder eine normal arbeitende Frau? Ist deren Arbeit weniger Wert als die der Sportler? Ich denke nicht.
Sport ist eine schöne Nebensächlichkeit mehr aber auch nicht. Die wirklich wichtigen Dinge spielen sich wohl doch woanders ab. Sportler zu überhöhen und sie fast schon mit religiösem Eifer zu feiern, ihnen zu huldigen und ihnen Vorbildcharakter zuzusprechen scheint mir eine seltsame Blüte unserer Mediengesellschaft zu sein, die ganz nach dem Motto “heute top, morgen flop” funktioniert und für längerfristige Orientierung und Wertevermittlung leider nichts taugt. Oder wie wollen sie einem Kind erklären, dass sie Tiger Woods jahrelang bewunderten und dann plötzlich, und aufgrund völlig menschlicher und nicht mit seinem Beruf und seiner Einzigartigkeit zusammenhängenden Schwächen, zum absoluten Versager und Unmenschen wird?
Sportler sind Menschen wie alle anderen auch, deshalb sollten sie genau so Vorbilder sein wie alle anderen, Vorbild auf Grund ihres Mensch-Seins und ihres Charakters aber sicher nicht aufgrund ihrer (sportlichen) Leistung.
Puh, wahre Worte Alex Ruch! Bleibt höchstens hinzuzufügen, dass der blogger mit dem Nachwuchs wohl nicht gleich alle Kinder meinte, sondern vielmehr den (ambitionierten) Nachwuchs in der jeweiligen Sportart….
Mit dem Wert der verichteten Arbeit hat das mMn überhaupt nichts zu tun.
Es ist halt so, dass die bekannten Sportler mehr Medienpräsenz haben als du oder ich. Wenn ich morgens um 3 betrunken aus einer Kneipe torkle interessiert das kein Schwein und auch Kinder bekommen mit grösster Wahrscheinlichkeit nichts davon mit. Geschieht das gleiche aber einer bekannten Persönlichkeit ist es dann in jeder Zeitung zu lesen und in jeder Nachrichtensendung ein Thema.
Genau diese Skandalisierung prangere ich ja an (“heute top, morgen flop”). Man sollte eben gerade Begreifen, dass Sportler (von den Medien) zu Vorbildern hoch sterilisiert werden, diese aber eigentlich genau so Menschen sind wie Du oder ich. Deshalb dienen sie auch nicht besser als Vorbilder als Du oder ich.
Wenn ein Star um 3 Uhr Morgens aus der Kneipe torkelt geht dies niemanden etwas an und ist nicht tragischer als wenn Du oder ich aus der Kneipe torkeln. Ich verstehe ja eben genau nicht weshalb hier ein Unterschied gemacht wird und weshalb ein Sportler auch im privaten ein Vorbild sein soll (seine Leistung in seiner Sportart darf sicher gewürdigt werden).
Das ist dann halt der Preis, den sie dafür “bezahlen” müssen: Ein Star ist nun halt mal exponiert. Dass er von den Medien hochstilisiert wird, bedeutet aber oft auch mehr Werbe-Einnahmen…..und meist auch noch eine schöne Frau an der Seite….
Da haben sie absolut Recht, dies ist der Preis für den Sportler/Promineneten. Für mich ist eher die Frage was der Bericht über das Fremdgehen von Tiger Woods mir bringt? Mir ist es egal mit wie vielen Frauen er schläft als Golfer bleibt er ein Ausnahmekönner. Als Vorbild (ausser als rein sportliches) dient er aber, gerade weil auch er “Schwächen” hat, nicht mehr als jede andere Person.
Wollte eigentlich nur sagen, dass das Sportler-Sein ansich kein Grund dafür sein soll als Vorbild gelten zu müssen. Auch ein Sportler darf/soll sich so Verhalten wie es ihm beliebt. Ob er dann aufgrund seiner Exzentrik oder seiner Gewöhnlichkeit geliebt oder gehasst wird ist jedem selbst überlassen.
Stimme zu. Schön gesagt.
Ganz einfach: Nein! Solange sie das Geld machen, dass sie machen (ich sage extra nicht verdienen) sollten sie auch vertraglich verpflichtet sein sich den Gegebenheiten anzupassen. D.h. trainieren bis zum Umfallen und keinen Ausgang. Ist meine Meinung, Aber ich bin natürlich auch nur neidisch. 🙂
mit kater spielt man besser, darum ist das niveau auch so schlecht seit alle denken sie dürfen nichts mehr saufen.