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Gomez ist neben Neuer der wichtigste Mann

Hakan Yakin am Dienstag den 12. Juni 2012
Wichtig für die Deutsche Mannschaft: Stürmer Mario Gomez und Torhüter Manuel Nauer. (Bild: Keystone)

Zwei Stützen für die deutsche Nationalmannschaft: Stürmer Mario Gomez und Torhüter Manuel Neuer. (Bild: Keystone)

Weil der Stellenwert eines Weltmeistertitels grösser ist, als der Gewinn einer Europameisterschaft, steht die EM nach wie vor im Schatten einer WM. Doch der Beginn dieser Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat wieder einmal bewiesen, dass das Niveau einer EM wesentlich höher ist als dasjenige einer WM. Und zwar deshalb, weil keine sogenannten Exoten am Turnier teilnehmen. An einer Weltmeisterschaft aber dürfen 32 Mannschaften mitspielen, was den Wettbewerb verwässert und das Niveau senkt.

Ich selbst habe als Nationalspieler zwei Euroapmeisterschaften und zwei Weltmeisterschaften miterleben dürfen. Dass es zwischen den zwei Events niveaumässig einen Unterschied gibt, war mir schon als Aktiver klar.

Nachdem an dieser EM nun sämtliche 16 Teams ihr erstes Spiel absolviert haben, ist es Zeit für eine erste Bilanz.

Von der Qualität der Spiele bin ich geradezu begeistert. Die einzige Partie, die mich masslos enttäuscht hat, war die Begegnung zwischen den Engländern und den Franzosen. Die Engländer spielten ultradefensiv, waren fast nur aufs Zerstören aus. Und die von einigen Experten als Geheimfavoriten hochstilisierten Franzosen fanden kein Rezept und keine Lösungen, es mangelte ihnen ganz einfach an Ideen und Kreativität. Das Spiel war für einen Kenner des Fussballs eine reine Zumutung.

Ansonsten habe ich vorwiegend Spiele auf höchstem technischen und taktischen Niveau gesehen. Obwohl die meisten Spieler aus einer anstrengenden Saison mit ihren Clubs kommen, ist das Tempo horrend, der Einsatz bis zur letzten Minute vorbildlich.

Gefreut hat mich zum Beispiel, dass die Italiener gegen Titelverteidiger Spanien beim 1:1 auch frech mitspielten und sich nicht einfach hinter einer Deckung verschanzten, wie das Chelsea in der Champions League gegen Barcelona gemacht hat. Beachtlich aus der Affäre haben sich auch die Russen gezogen. Sie spielen einen technisch starken Fussball mit viel Tempo. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Mannschaft physisch auf der Höhe ist. Im Spiel gegen Tschechien hat das Team des Holländers Dick Advocaat in der Schlussphase im Gegensatz zu den anderen Mannschaften merklich abgebaut.

Dass ich an der Europameisterschaft 2008 drei von meinen 20 Länderspieltoren schoss, macht mich noch heute stolz. Doch Torschützen werden offenbar nicht überall gefeiert. Obwohl Deutschlands Torjäger Mario Gomez gegen Portugal den goldenen Treffer zum 1:0-Sieg beisteuerte, wurde er in der Presse kritisiert. In der ARD wurde er vom einstigen Bayern-Internationalen Mehmet Scholl, dem Expertennachfolger von Günter Netzer beim öffentlich-rechtlichen TV-Sender, gar hart attackiert. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Gomez hat in den letzten elf Länderspielen für Deutschland acht Tore erzielt. Auch wenn er sich spielerisch nicht oft in die Mannschaft integrieren mag, ist er für die Deutschen neben Torhüter Manuel Neuer vielleicht der wichtigste Mann. Neuer bewahrte die Deutschen kurz vor Schluss mit einer Glanzparade vor dem portugiesischen Ausgleich, der absolut verdient gewesen wäre. Und Gomez schoss das goldene Tor.

Es scheint mir im Übrigen, dass die Deutschen das Schlachtenglück für diese EM bereits irgendwie für sich gepachtet haben. Die Portugiesen trafen zweimal die Latte. Und einmal spickte der Ball von der Lattenunterkannte auf die Linie und ins Feld zurück.

Hakan Yakin, 35, schoss in 87 Länderspielen für die Schweiz 20 Tore. Bei der AC Bellinzona lässt der Ex-Internationale seine Karriere ausklingen.

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24 Kommentare zu “Gomez ist neben Neuer der wichtigste Mann”

  1. micha sagt:

    Mit vielem einverstanden, aber nicht mehr der Einschätzung von Gomez. Er bewegt sich wirklich schlecht, ist praktisch nicht in das Spiel integriert, und ohne den katastophalen Fehler der beiden Innenverteidiger Portugals, die bei dem (zugegebenermassen abgelenkten) Flankenball ins Nichts hechteten, hätte er das Tor auch nie erzielen können. Falls er sich im nächsten Match, bei dem er spielen wird, weil er eben das Tor erzielt hat, nicht steigert, würde ich ihn gegen den spielerisch viel stärkeren Klose austauschen.

    • Stephan sagt:

      kann man so stehen lassen. Allerdings wurde ihm ein regulärer Treffer aberkannt, da der Schwarzkittel einen Vorteil abgepfiffen hat. Insofern fand ich ihn als Stuermer voll im Soll. Dafüer, dss die Räume hinten eng sind weil die Angriffe zu langsam aufgebaut werden kann er nichts. Der macht sicher wieder eine Buden. Trotzdem gut zu wissen, dass man ohne Qualitätsverlust wechseln kann. Ein wahres Luxusproblem……

  2. Mehmet Scholl ist ein intelligenter Mann. Was er über Mario Gomez als TV-Experte gesagt hat ist nachvollziehbar. Man muss nicht Nationalspieler gewesen sein, um das zu begreifen. Mario Gomez steht ja nicht als Mensch oder Kumpel zur Diskussion. Das ganze wird in den Medien hochgeschaukelt bis geht nicht mehr. Reine Stimmungsmache. Ich kann mich an viele Kommentare über Hakan Yakin erinnern, die in der Substanz gravierender waren als diejenigen betreffend Mario Gomez. Frage an Hakan Yakin: Hat Mehmet Scholl fussballtechnisch gesehen Unrecht? Soll er den Zuschauern als Experte das Gegenteil vermitteln?

  3. Wishaw Thomas sagt:

    Tja Herr Yakin, das Spiel England – Frankreich war nach ihren Worten eine “reine Zumutung”!
    Wie würden sie die dann die Spiele der CH-Nati, (unter O. Hitzfeld- dem Weltbesten Trainer) bei denen sie auch mitspielen durften, bezeichnen? z.B. WM 2010 CH-Honduras…. “reine Zumutung hoch 3, 4 oder 5”? …oder gibts für solche Leistungen keine Worte?

    • Mäse sagt:

      Thomas – das steht hier aber nicht zur Diskussion. Warum müssen Menschen, wenn sie sich auf die Zehen getreten fühlen, immer mit Vergleichen kommen? Die Aussage bezieht sich auf England – Frankreich und auf nichts anderes. Und diesbezüglich hat Yakin 100% Recht.

      • Wishaw Thomas sagt:

        Hallo Mäse – stimmt das steht nicht zur Diskussion. Yakin kritisiert einen Journalisten, nimmt den Gomez in Schutz und kritisiert sämtliche Spieler und die Trainer von Frankreich und England! Er macht das exakt gleiche wie Scholl….und er merkt es nicht einmal!
        Scholl hatte recht, den Gomez bewegt sich nicht so gut, nur die Worte waren ein bisschen hart.

        Lustig finde ich auch diesen Satz von Yakin: “Dass es zwischen den zwei Events niveaumässig einen Unterschied gibt, war mir schon als Aktiver klar”. – Das hört sich an als wäre er nicht mehr aktiver Fussballer!

        …und noch ein paar legendäre Sprüche von Scholl:
        -Ich werde nie Golf spielen. Erstens ist das für mich kein Sport, und zweitens habe ich noch regelmäßig Sex.
        -Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Bis auf das eine Mal, als sie mit auf’s Hochzeitsfoto wollte.
        -“Ich habe keine Rituale, bloß Dinge, die man immer gleich macht.”
        -“Die schönsten Tore sind diejenigen, bei denen der Ball schön flach oben rein geht.”
        -Es ist mir völlig egal, was es wird. Hauptsache, er ist gesund.« (als werdender Vater)
        -»Hund bei Uli Hoeneß« (auf die Frage, was er nach seiner aktiven Karriere machen will)
        -»Die Momente, in denen es sich wirklich lohnt, Fußball-Profi zu sein, sind, wenn man Olli Kahn beim Einseifen zusieht.«

        Gruss

    • andy stutz sagt:

      @thomas wishaw
      ich möchte an dieser stelle auch noch an das spiel 2010 gegen die ukraine erinnern. das war folter für die zuschauer!

      • Dustin Peters sagt:

        wohl eher 2006… Die Zeit vergeht halt im Flug

        Und noch zum Thema, zugebenermassen auch unter dem Eindruck von gestern: Stürmer werden an ihren Toren gemessen, nicht nach ihren Kilometern, nicht nach gewonnen Zweikämpfen. Denke Löw weiss schon, was er an Gomez hat.

  4. Auguste sagt:

    hmm…, dann bin ich also nicht der einzige, der das blau-weisse treiben gestern “godawful” fand. waren die zwei teams schlecht! – ich meine richtig schlecht! die spielten beide schlecht gegen einen schlechten gegner – schlechter können fussballspiele gar nicht sein. die gute nachricht ist, von da kann es nur noch auf- oder heimwärts gehen. die chancen aufs weiterkommen sind für die ukrainer auf jeden fall massiv gestiegen, und sheva hat gestern endgültig und geradezu märchenhaft seinen platz im fussball-olymp eingenommen und dabei zdf-poschmanns karriere als kommentator womöglich jäh beendet. dieser fabulierte nur kurz vor shevas kopfballtoren darüber, dass die ukrainischen stürmer mit körpergrössen von 179 und 180 cm kopfbälle wohl kaum erreichen würden gegen die hünenhaften schwedischen abwehrrecken. what a dipstick!

    übrigens, zwischen lustig und überhaupt nicht lustig liegt nur etwa ein fussball breit, geht ein neueres, schwedisches sprichwort.

    • Wishaw Thomas sagt:

      Hallo August, ich denke du hast schon schlechtere Fussballspiele gesehen! ..oder schaust du nie den Schweizern zu?

      • Auguste sagt:

        hmm…, wishaw thomas, ich war wohl einfach grandios enttäuscht, weil ich dachte, dass hätte ein tolles spiel werden können mit all diesen guten kickern auf dem platz. aber machten die einen grotten-kick draus. auf dem papier las sich die englische aufstellung doch ziemlich vielversprechend – cl-erfahrene premier league stars noch und nöcher – und dann sowas. furchtbar nur furchtbar. mich schaudert jetzt noch, wenn ich daran zurück denke.

  5. Mäge sagt:

    Naja reflexartiges in Schutz nehmen von Arbeitskollegen ist ja löblich aber in diesem Fall unangebracht:

    Man kann nach einem glücklichen Sieg alles loben oder man kann kritisch analysieren,
    In diesem Fall wurde das ausgezeichnet durch Scholls unbekümmerte Art gemacht.
    Jedermann der die Bundesliga explizit Bayern letzte Saison verfolgt hat kann Scholl nur recht geben (darum neu auch dzeko).
    Ohne weltklasse Flügelspieler, deren Aufgabe es war 1-2 Leute auszuspielen um dann pfannenfertig für Gomez zu servieren, hätte er niemals seine Torquote erreicht.
    Diese Taktik hat übrigens nur gegen taktisch und spielerisch klar schwächere Mannschaften funktioniert. BVB/BMG/Mainz/freiburg haben alles Trainer die das erkannt haben und somit die Flügelspieler gedoppelt haben. Genau jetzt hätte es einen mitspielenden Stürmer gebraucht der sich mal fallen lässt, Doppelpass spielen kann usw… Das Bayern 1 Jahr brauchte zum dies zu erkennen ist schon ziemlich schleierhaft..

    • Stefan sagt:

      öhhhhmm…..”Diese Taktik hat übrigens nur gegen taktisch und spielerisch klar schwächere Mannschaften funktioniert. ”

      Ich könnte mich irren, aber es hat in der CL gereicht um den Englischen(ManCity) sowie den Spanischen Meister(Real) rauszuhauen? Aber mich als Bayern Fan freut natürlich dass du z.B. Real als “taktisch und spielerisch klar schwächere Mannschaft” einstufst.

    • Boban sagt:

      Er ist ein wahrer Goalgetter, steht meist am richtigen Ort! wie vor nicht allzu langer Zeit ein Stürmer namens Ruud van Nistelroy! Der wurde über alles gelobt!
      Wenn ich Trainer wäre und mein Stürmer schiesst 30 Tore in einer Saison, ich würde ihn sofort wieder aufstellen, solange seine Trainingsleistung stimmt!

  6. Hans vom Hübel sagt:

    Ich sehe das gleich. Gomez mag zwar kein wahnsinnig spielstarker Stürmer sein, aber er schiesst die Tore. Er hatte in der Vergangenheit auch schon längere Durststrecken zu überwinden. Aber jetzt ist er in der Form seines Lebens; er hat das Selbstvertrauen. Und das lässt er sich aufgrund seiner Erfahrung auch nicht so schnell wieder nehmen – erst recht nicht von Scholli-Plaudertasche.

    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Erstrundenbegegnungen in der Regel nicht sehr aufschlussreich sind, da die Teams eher vorsichtig agieren und sich in erster Linie keine Startniederlage einhandeln wollen. Siehe beispielsweise del Bosques Aufstellung; eigentlich eine Schande für eine derart spielstarke Mannschaft.

  7. Hans Schweizer sagt:

    Es gab doch damals (EM 2008) Berichte darüber, dass sich Hakan Yakin wegen seines Treffers gegen die Türkei nicht so richtig freuen wollte. Also, zumindest bei diesem einen von drei EM-Toren war er zumindest damals nicht so stolz (wie er oben schreibt).

    • rashi bek sagt:

      das ist wiedermal typisch-schweizerisches -bünzliges gekotze von ihnen herr schweizer….

      sollten sie mal selber fussball-gespielt haben sollten sie dies vielleicht eher nachvollziehen können.
      so oder so denke eher nicht das sie selbst aktiv waren??

      es ist üblich im sport vorallem im fussball das beispielsweise als ehemaliger spieler eines verein bei welchem man gerne gespielt hat der jubel meist sich in grenzen hält….
      das hat mit respekt zu tun…..
      welchen ich bei ihnen gegenüber yakin vermisse trotz seinem verdienst für den schweizer fussball wollen sie das haar unbedingt in der suppe finden.
      einfach peinlich sowas.
      und macht fuchs-teufel wild.

      die klein & gross schreibung schenke ich ihnen,danke

      • Peter Paul sagt:

        Wenn es dann aber soweit geht, dass er aus lauter (Jubel-Respekt) die mögliche zwei Kiste am leeren Tor vorbeischieb, wird es wieder diskutabel … da hat manch einer brutale Absicht entdeckt !!!

      • Boban sagt:

        Ob er jubeln will oder nicht, ist seine persönlich sache! Ich persönlich würde gegen jeden Gegner meine Tore bejubeln, denn ich identifiziere mich mit meiner aktuellen Mannschaft und es war ja meine Entscheidung hier zu spielen und/oder zu wechseln. Nicht jubeln kann man auch als respektlos gegenüber den eigenen Fans werten, oder nicht?

  8. heinrich damian sagt:

    Warum wird andauern über deutschland gschrieben, geblogt, gewerweisst, diese mannschaft interessiert mich nicht. Und ich glaub es gibt den ein oder anderen schweizer Leser, der was über die Azzuries, three lions, tree kroone und die dutchs, les bleus erfahren möchten!!!!
    Kann es sein das dies wieder nicht hochgepostet wird weil es nicht dem nördlichen gusto entspricht………

  9. Stefan sagt:

    Ich finde der Artikel ist ziemlich Selbstdarstellerisch. Wenn jemand in einem kurzen Artikel die 1ste EM Woche bilanzieren soll und ich weiss am Ende mehr über die “hohen” Errungenschaften des Herren, dann stimmt was nicht.

    Und der Inhalt ist auch sehr zweifelhaft, Deutschland hat sicher offensiv nicht geglänzt, aber sie haben keinesfalls unverdient gewonnen. Sie haben insgesamt einfach viel mehr fürs Spiel gemacht und hatten ebenfalls zahlreiche gute Chancen.
    Frankreich/England Spiel 2 Sätze, Holland/Dänemark Spiel wird komplett vergessen, kein Wort zu den Gastgebern.aber 50% des Textes fürs Deutsch-bashing nutzen.

    Merci für die Sichtweise eines “Kenner des Fussballs”

  10. Michel Zenger sagt:

    Scholl muss halt etwas auffälliges und provokatives sagen um ernst genommen zu werden, steht er doch im langen Schatten des genialen und vorallem witzigen Günter Netzer. Unvergessen sein Sticheleien und ironischen Wortgefechte mit seinen Reporterkollegen im Studio, wo er aber auch mit knallharten und für jederman verständlichen Analysen glänzte.
    Günter, I miss you!

    Gomez ist ein Vollstrecker und kein Spiel-mit-gestalter. In einem System mit nur einem Stürmer muss er im Strafraum da und bereit sein um das (entscheidende) Tor zu schiessen, er muss sich die Bälle nicht im Mittelfeld oder am Flügel holen um Tore vorzubereiten. Ein solcher Stürmer ist extrem auf seine Mitspieler angewiesen welche gute Vorbereiterqualitäten haben müssen (wie beim FCBM). Er kann nur dann gut sein wenn er von seinen Mitspielern richtig eingesetzt oder bedient wird.
    Das alles wusste man schon vor dem Spiel. Und wenn man ihn eine Stunde lang nicht sieht, er dann aber zur rechten Zeit am richtigen Ort steht und das Tor macht, egal ob Abstauber oder wunderschönes Kopfballtor, ER HAT SEINEN JOB ZU 100% ERFÜLLT.

    • Michel Zenger sagt:

      …und jetzt Herr Scholl? Freue mich schon auf Ihre nächste Gomez-Kritik!
      Zur Erinnerung: Deutschland 2 Spiele / 3 Tore…. und wer hat sie alle geschossen?