In wenigen Tagen startet die Europameisterschaft der Grossen, gleichzeitig dürfen wir in der Schweiz das 10-Jahres-Jubiläum des einzigen EM-Titels feiern, den wir je geholt haben. Das war zwar «nur» bei der U-17-EM, aber gleichwohl eine kleine Sensation. Heute sind diese Spieler im besten Fussballeralter. Höchste Zeit, mal wieder nachzuschauen, was aus den Helden von Dänemark geworden sind, die Trainer Markus Frei zum Titel führte.
Swen König, Torhüter (5 Einsätze an der EM)
Weder bei seinem damaligen Verein FC Aarau noch bei den folgenden Stationen (Vaduz, Wohlen, Luzern, GC) schaffte es König über die Rolle des Ersatztorwarts hinaus. In dieser Saison war er bei der AC Bellinzona zum ersten Mal die Nummer 1.
Tranquillo Barnetta, Mittelfeld (5 Einsätze)
Trotz einigem Verletzungspech schaffte es der St. Galler über Hannover zu Leverkusen in die Bundesliga und zum Nationalspieler. Nach 187 Bundesligaspielen sucht er nun eine neue Herausforderung.
Arnaud Bühler, Verteidigung (6 Einsätze)
Seine Auftritte beim FC Aarau brachten ihm einen Transfer zu Sochaux (F) ein, wo er indes kaum zum Zug kam. Nach nur einem Jahr kehrte er zurück und gehört seither zum Stamm des FC Sion.
Henri Siqueira Barras, Verteidigung (5 Einsätze)
Trotz starker Leistungen an der Endrunde brachte er es weder bei GC, noch bei Winterthur, Xamax oder Locarno zum Stammspieler. Siqueira Barras wagte ein Abenteuer und versuchte sich bei kleinen rumänischen und zypriotischen Vereinen, ehe er vor vier Jahren zurückkehrte und seither bei der AC Bellinzona spielt.
Philippe Senderos, Verteidigung (5 Einsätze, 1 Tor)
Wechselte ein Jahr nach dem EM-Titel von Servette zu Arsenal, wo er stets Ergänzungsspieler blieb. Auf Leihbasis spielte er für Milan und Everton, heute ist er bei Fulham.
Yann Verdon, Mittelfeld (3 Einsätze)
Hat es nie in den Profifussball geschafft. Für Bulle, Baulmes und heute Fribourg spielte er in der 1. Liga.
Marko Milosavac, Mittelfeld (6 Einsätze, 3 Tore)
Als einer der auffälligsten Spieler des Turniers schaffte er es weder bei GC noch beim FCZ in die erste Mannschaft. Auf Amateurlevel spielte er beim FC Baden und bei Rapperswil-Jona, nach zwei Auftritten für FC United Zürich hat er die Fussballschuhe nun an den Nagel gehängt.
Goran Antic, Sturm (5 Einsätze)
Immerhin drei Saisons durfte er mit dem FC Aarau die Super League erleben und erzielte dort acht Tore. Heute spielt er wieder in der Challenge League für den FC Winterthur.
Slavisa Dugic, Sturm (4 Einsätze, 2 Tore)
Er versuchte es in jeder Spielzeit woanders: Kriens, Servette, Aarau, Catania, Yverdon, Wohlen, Buochs… Dann kehrte er der Schweiz definitiv den Rücken und heuerte nach einem Umweg über Bosnien in Zypern an. Der Zweitligist APEP Pitsilia ist bereits sein vierter Verein auf der Ferieninsel.
Reto Ziegler, Verteidigung (5 Einsätze, 1 Tor)
Bereits in vier Ländern (England, Deutschland, Italien, Türkei) war der Nationalspieler aktiv, heute ist er Stammspieler bei Fenerbahçe.
Boban Maksimovic, Mittelfeld (5 Einsätze, 2 Tore)
Der Halbfinal-Held gegen England konnte sich bei YB nicht durchsetzen, nach Abstechern zu Baden und Winterthur versuchte er es in der Heimat seiner Eltern beim Traditionsverein Roter Stern Belgrad. Wegen eines Kreuzbandrisses blieb er dort ohne Einsatz und kehrte bald in die Schweiz zum FC Biel zurück. Heute kickt er beim FC Breitenrain in der 1. Liga.
Diego Würmli, Torhüter (1 Einsatz)
Den Traum Profifussball hat der Keeper aufgegeben. Heute spielt er beim FC Regensdorf in der 2. Liga – als Stürmer.
Giona Preisig, Verteidigung (4 Einsätze)
Auch der Lausanner schaffte es nicht bis nach oben. Chiasso, Lugano, Malley und heute Serrières (1. Liga) waren seine Stationen.
Sandro Burki, Mittelfeld (6 Einsätze, 3 Tore)
Mit Lahm und Schweinsteiger spielte er im Nachwuchs von Bayern München. Danach landete er über YB, Wil und Vaduz beim FC Aarau, wo er seit sechs Jahren spielt und es 2008 zu seinem einzigen Länderspiel brachte.
Marco Schneuwly, Sturm (5 Einsätze)
Nach langen Jahren bei YB wechselte er auf diese Saison zum FC Thun und brachte es bislang insgesamt auf 26 Tore in der Super League.
Michael Diethelm, Verteidigung (1 Einsatz)
Durfte beim FC Luzern nur kurz Super-League-Luft schnappen, momentan ist er für den SC Cham in der 1. Liga aktiv.
Stefan Iten, Verteidigung (5 Einsätze)
Bei GC schaffte er den Durchbruch nicht, er ist heute Captain des FC Winterthur.
Christian Schlauri, Verteidigung (6 Einsätze)
Der Winti-Junior spielte jahrelang für Schaffhausen in der Challenge League, erst in dieser Saison durfte er sein Super-League-Debüt feiern. Der Servette-Ergänzungsspieler ist nur einer von drei U-17-Europameistern, die heute in der höchsten Schweizer Spielklasse spielen.
Von der damaligen Mannschaft sind also 2 in einer der Top-5-Ligen gelandet, 3 spielen in der Super League, 4 kamen zu einem Einsatz in der A-Nati und 6 haben es nicht in den Profifussball geschafft. Damit liegen die Europameister von 2002 ziemlich im Schnitt, wie eine Untersuchung der U-17-WM-Finalisten zeigte.
Was auffällt ist, dass viele der genannten Spieler bereits bei 4, 5 oder noch mehr verschiedenen Clubs angeheuert haben. Und das im Alter von ungefähr 27 Jahren. Ein Zeichen, dass sich die meisten nicht durchbeissen können, wenn es mal nicht auf Anhieb toll läuft? Haben Sie sich durch die vielen Wechsel nicht vielleicht selbst eine grosse Karriere verbaut?
Eher nicht, wären diese Spieler viele Jahre am selben Ort, und vielleicht noch seit vielen Jahren unter demselben Trainer, könnte es einfach sein, dass der Trainer nicht auf einen setzt, auf der Position eine stärkere Stammkraft vorhanden ist, etc. Wer sich aber in verschiedenen Clubs nicht durchsetzen kann, ist vielleicht im Profifussball am falschen Ort….
Ok, da bin ich grundsätzlich einverstanden. Die Frage ist aber ob man nach einem halben Jahr bei einem Verein bereits von “nicht durchgesetzt” sprechen kann? Es ist bestimmt nicht leicht sich alle paar Monate wieder an ein neues Umfeld gewöhnen zu müssen.
Naja, Senderos kam bei Arsenal zeitweise durchaus über die Reservistenrolle weg und war fester Bestandteil der geschichtsträchtigen Viererkette, welche in Rekordmanier (10 aufeinanderfolgende Cleansheets) das CL-Final 06 erreichte.
Ein Aspekt wird hier ausgeblendet und zwar derjenige der Spielerberater: Zum Beispiel im Fall Burki rieten ihm xx Leute nicht zu Bayern München zu gehen. Aber sein Spielerberater versprach ihm dort die grosse Karriere und das grosse Geld. Ausser verlorene Zeit und dass er behaupten kann mit Lahm, Schweini und Co gespielt zu haben, war es ganz klar ein Schritt in die falsche Fussballer-Richtung. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, dass bei den oben erwähnten Spielern, der eine oder andere ebenfalls nicht ganz so toll und langfristig orientiert beraten wurde.
Dito > Nassim Ben Khalifa. Wolfsburg hat ihm seine Karriere versaut. Nur war hier der in Geldnot steckende Verein (GC) schwer mitschuldig. Wenn man bedenkt wie Basel seine Talante (Shaqiri, Xhaka) sorgfältig aufbaut, wenn NBK noch zwei weiter Saisons bei GC geblieben währe… Schade!
Jetzt erstmal abwarten ob sich Shaqiri und Xhaka denn auch wirklich durchsetzten können. Vor allem bei Shaqiri setze ich ein grosses Fragezeichen.
Es geht nicht darum ob sich diese beiden im Ausland durchsetzen können, sondern darum, dass der FCB sie nicht gleich nach einem halben Jahr und ein paar guten Spielen ziehen liess. Dass sie sich erst während mehrerer Saisons beim FCB durchsetzen mussten und internat. Auftritte hatten wird ihnen im Ausland sicher nützlich sein.
GC ist bei Nassim Ben Khalifa nicht allein schuldig. GC hatte ihm angeboten, leihweise zurück zu kehren und Spielpraxis zu sammeln, er wollte aber lieber in der Bundesliga bleiben. Zudem konnte er selber entscheiden, zu welchem Verein er wechseln wollte und Wolfsburg war mit dem damaligen Kader wohl die falscheste Entscheidung. Aber Ben Khalifa hat in der Folge auch bei YB gezeigt, dass er seine Fähigkeiten gewaltig überschätzt und zu bequem ist, sich durchzubeissen
Ehrlich gesagt finde ich diese Ausbeute gar nicht so übel. Sind doch einige der U16-Junioren durchaus erfolgreich und die meisten noch Profis.
Es wäre schön, wenn bald wieder mal so ein Jahrgang käme (und eventuell sogar der eine oder andere Charakterkopf dabei wäre; nur Fussball und PS3 spielen reicht nicht).
Der Erfolgreichste ist Reto Ziegler, verdientermassen, und er wird ständig besser. Im Gegensatz zu Spielern wie Barnetta und Senderos, die stagnieren oder sogar nachlassen. Bei Ziegler stimmt einfach alles: Ausbildung bei Servette und mit 14 J. zu GC, da lernt man früh, sich durchzusetzen. Talent, Einstellung, alles einwandfrei. Sogar in der Türkei ist er glücklich. Das konnten nicht mal unsere türkischstämmigen Schweizer behaupten.
Da bin ich nicht wirklich gleicher Meinung. RZ wird meiner Meinung nach nach wie vor überschätzt, lieferte z.B. in der Nati kaum ein Spiel ab, wo er wirklich überzeugt hat. Für mich ist immernoch Barnetta derjenige, der’s am weitesten geschafft hat, obwohl er (auch Verletzungsbedingt) seit der EM 2008 auch nicht mehr richig weiterkommt. Senderos hatte ich bis und mit WM 2006 eine grosse Zukunft prognostiziert, leider ist er seither (ebenfalls auch Verletzungsbedingt) auch nicht mehr weitergekommen.
Hier gehts ja nur um die ehemaligen Europameister. Barnetta ist doch das ewige Talent, bes. auch in der Nati war er höchstens durchschnittlich. Er hat sich in keiner Weise weiterentwickelt, und es ist sehr fraglich, ob ihn je ein Topklub engagieren wird. Für mich der Typ überschätzter Mitläufer, dazu im Gegensatz zu Ziegler physisch zu wenig robust für eine grosse Liga. Ziegler hat sein Können in Italien unter Beweis gestelt, sonst wäre er kaum von Juve engagiert worden, auch wenn er jetzt ausgeliehen ist. Auch in England konnte er sich als sehr junger Spieler durchsetzen.
Ähm hab ja nur von denen geschrieben so weit ich das sehe…Barnetta war mind. bis zur EM 2008 eine feste Grösse im Nati-Team und oftmals einer der (positiv) Auffälligen. Irgendwie ist bei ihm aber seit der Verletzung kurz vor Turnier-Beginn der Wurm drin. Leverkusen gehört für mich zum. in den erweiterten Kreis der Topklubs, auch wenn sie wohl auf ewig Vizekusen sein werden. Ziegler hat sich weder beim HSV noch bei den Spurs richtig durchgesetzt und war bestenfalls Ergänzungsspieler. Und dass Juve in gleich wieder ausgeleiht hat, mag auch noch einiges sagen. Ich sehe es also eher umgekehrt: Ich sehe Ziegler als ewiges Talent, zumindest als einen Spieler der seine durchaus vorhandenen Fähigkeiten nicht voll ausgenützt hat, bisher
@Mämä: Danke übrigens für die sehr interessante Aufstellung, habe mich immer wieder gefragt, was wohl aus dem Team geworden ist.
Auch wenn die letzte Entscheidung bei den Spielern liegt, sehe ich einen grossen Teil der Verantwortung bei ihrem Umfeld (Familie, Verein, Berater). Schliesslich waren das Teenager, von denen man erwartet, dass sie, trotz der Verlockung des grossen Geldes, eine reife Entscheidung treffen.
Selbst nach einem U-17 EM bzw. WM-Titel wären viele besser beraten, noch 2-3 Saisons in der SL oder gar CHL zu spielen, da sie schon allein auf Grund ihrer Physis noch nicht bereit sind, sich in einer der grossen Ligen durchzusetzen.