Carlos Tevez hat auf der Meisterfeier von Manchester City ein Plakat mit der Aufschrift «RIP Fergie» (Ruhe in Frieden, Fergie) in die Luft gehalten. Als Replik auf eine drei Jahre alte Bemerkung von ManU-Trainer Sir Alex Ferguson, wonach die United zu seinen Lebzeiten niemals im Schatten der Citizens stehen werde. Auf Tevez’ vielleicht etwas ungehobelten Scherz folgte die demütige Entschuldigung. «Das Plakat ist geschmacklos und verwerflich. Carlos hat einen grossen Fehler begangen», kommunizierte Manchester City. «Ich habe den Kopf verloren und wollte Sir Alex Ferguson nicht beleidigen, denn ich achte ihn als Trainer und Menschen sehr», schob Tevez selbst hinterher.
Das klingt alles vernünftig, und doch ist es Quatsch. Denn in diesem Fall trifft der Spott keinen Unschuldigen. Die freundlichen Worte sind also nicht nur heuchlerisch, sondern auch fehl am Platz. Wer austeilen kann, der muss auch einstecken können. Selbst dann, wenn er sich wegen seiner Verdienste um den britischen Fussball Sir nennen darf. Ferguson ist nicht nur der grösste Trainer im Vereinigten Königreich, sondern auch ein ebenso grosser Provokateur. Als er 2009 beschloss, seinen damaligen ManU-Schützling Tevez nach Ablauf der Leihe nicht von West Ham United zu übernehmen, trat er noch verbal nach. «Tevez ist ganz einfach keine 25 Millionen Pfund wert», so Fergusons Spruch, der den Argentinier nach 63 Spielen und 19 Toren geschmerzt haben muss.
Auch nach dem Herzschlagfinale in der Premier League am vergangenen Wochenende zeigte sich Sir Alex alles andere als diplomatisch. Vielmehr bemühte er zum wiederholten Mal das Bild der unverdient zu viel Geld gekommenen Citizens und meckerte, der Stadtrivale werde nun neuerlich ein Vermögen für neue Spieler und deren irrwitzige Saläre ausgeben. Auf eine Entschuldigung seitens der United wartet man derweil vergebens.
Generell ist es schlicht und einfach naiv, in den Grössen des Weltfussballs moralische Instanzen zu sehen. Es gibt Spieler, die schiessen Tore mit der Hand und brüsten sich auch noch damit, es gibt Spieler, die spannen ihren Mitspielern die Ehefrau aus, und es gibt eben Spieler, die sich bisweilen im Ton vergreifen. Wer noch nie bei der Arbeit geschummelt hat, nie fremdgegangen ist und nie gegen jemanden ausfällig geworden ist, möge Tevez für sein Plakat mit aller Inbrunst verurteilen. Alle anderen sollten schweigen.
Jene Leute, die sich im Fussball-Business wirklich daneben benehmen, sind die Idioten, welche die Gewalt in die Stadien tragen. Die Idioten, die Raketen in die gegnerischen Fanblocks schiessen. Die Idioten, die Polizisten behandeln, als wären diese gefühllose Roboter. Dem Trainer Ferguson, der Millionen verdient und selbst kein Kind von Traurigkeit ist, schmiert man schon wegen einer Lappalie wie dem Tevez-Plakat Honig ums Maul, ein Polizist müsste im Krankenhaus landen, um eine annähernd so mitfühlende Behandlung zu bekommen. Das ist der wahre Skandal, nicht das spöttische Transparent von Manchester.
Heute findet der 87. Schweizer Cup-Final statt. Doch im grössten Fussball-Blog unseres Landes ist zum 3. (!)-Mal innert weniger Tage das englische Meisterschaftsfinale das Thema. Sicher interessieren sich hierzulande viele Leute für den englischen Fussball. Er bietet ja auch meistens ziemlichen Spektakel. Doch seit die Herren Sykora und Kühn von Thomas Renggli diesen Blog übernommen haben ist der Schweizer Fussball zu einem belächelten Randthema verkommen. Es gäbe wahrlich genug Schweizer Themen die aufgegriffen werden könnten.
Noch ein Wort zum heutigen Blog. Heute trifft er den Nagel auf den Kopf.
Der Schweizer Fussball hat es diese Saison auch nicht anders verdient, als als Randnotiz belächelt (oder verlacht) zu werden. Wenn hier öfters und vor allem ernsthaft darüber berichtet würde, würde dieser Blog depressiv…
Der Schweizer Fussball verdient es belächelt zu werden? Was müsste man denn über ManU sagen die, Basel sei Dank, in der CL absolut keine Rolle spielten. Was müsste man über ManC sagen die sich mehr als blamabel aus Europa verabschiedeten und sich ihren Meistertitel genau 1 Milliarde Euro (in Worten: EINE MILLIARDE!!!) kosten liessen? Soll jeder zu dem Thema seine eigene Meinung haben, ich jedenfalls beneide die englischen Klubs kein bisschen und bin froh dass zum Beispiel beim FC Basel andere Verhältnisse herrschen.
mag sein, schlechtes niveau, lächerliche napoleonartige präsidenten etc. etc.. Nur sind sie jedes wochenende in manchester im stadion? denn das, was den fussball zu dem macht was er wirklich ist, ist nicht das darüber blogs schreiben und lesen, nicht das stammtischgerede. es ist das im stadion sein, die gänsehaut, von mir aus auch die bratwurst und das bier – und da sind wir dann schon eher beim spiel von heute abend als vom – auch wenn es ein hammersaisonfinale war – spiel von ManCity.
Der Rückschluss Ihrer Logik wäre, dass nur die, die ein Spiel im Stadion sehen, danach auch darüber sprechen dürfen?? Sehe ich ich anders, zumal das mir am nächsten liegende “Stadion” der Letzigrund wäre. Über was und vor allem mit wem soll ich danach diskutieren?
nein, das ist damit nicht gemeint. es geht einzig um die abschätzende äusserung zum schweizer fussball. diese äusserung lässt die emotionale bindung zu einem lokalen club komplett ausser acht. frei nach dem motto “support your lokal team”. aber klar macht es auch spass über die grossen spiele zu diskutieren. und klar ist es mitunter einfacher für eine internationale topmannschaft zu jubeln anstatt gegen die bayern beim untergehen zuzuschauen.
Wen bitte schön interessiert die Super League in dieser Saison (oder auch sonst)? Ein derart spannendes und dramatisches Saison-Finale in England, hat doch wirklich mehrere Blog-Einträge verdient! Hart aber wahr, Schweizer Fussball ist schon lange ein belächeltes Randthema…
Tevez ist sicher nicht der schlauste Kerl im Business aber Fergie geschieht es sowas von Recht mal eins auf die Kappe zu bekommen, der ewige Nörgler….
Absolut richtig, Top-Beitrag. Vor Allem bezog sich das Plakat auf eine Aussage von Fergie, der vor einem oder zwei Jahren (weiss nicht mehr so genau) auf die Journi-Frage, wann City vor United stehen würde, antwortete, “Nicht solange ich am Leben bin”. Sprich wenn Fergie Recht hat, muss man mit Blick auf die Tabelle seinen Tod konstatieren oder nicht?
Ich kann dieses Pussyverhalten nicht ab, grosse Sprüche raushauen, aber wenn dann eine Antwort kommt, heult man rum. Wir reden hier über Fussball, das ist kein Ponyhof (Copyright by Thorsten Fink). Da gehört Trash Talk genauso dazu wie das genüssliche Antworten auf Selbigen, der in die Hose gegangen ist.
“I know Alex Ferguson really doesn’t want to lose this title race.
“I know he didn’t have the best relationship with me but together with (Argentina boss Marcelo) Bielsa, those two are the best managers I had.
“But Mancini is a winner and I’m a winner too. Neither of us like to lose.” originalzitat tevez in the sun vom 13.2.2012
und man erinnert sich auch an die aussage von mancini, wonach tevez nie mehr bei manchester city spielen wuerde, nachdem sich tevez weigerte, sich im cl-spiel gegen bayern einwechseln zu lassen.
in einem haben sie recht, niemand im bezahlten fussball soll sich als moralische instanz bruesten.
Tevez wünscht Ferguson den Tod und soll sich nicht dafür entschuldigen müssen.
Ferguson spricht die Wahrheit über City und soll sich dafür entschuldigen.
Na was den nun, Herr Kühn? Oder ist das bloss Ihre Art sich als ManCity-Fan zu outen?
Apropos Provokationen: Heute wird im Cupfinal hoffentlich das grosse Maul von Shaqiri gestopft. Dann kann er sich bereits mal daran gewöhnen bevor er bei den Bayern in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Wer sagt denn, dass er ihm den Tod wünscht?!
Besser nochmals den Test lesen und dann vielleicht den Zusammenhang verstehen….*tipp*
Ich verstehe den Zusammenhang durchaus. Dennoch ist die Botschaft “R.I.P Fergie” für mich völlig geschmacklos und unangebracht. Wer im Moment des grossen Triumphs offenbar nur Wut und Rache im Kopf hat, verdient meiner Meinung nach keinen Respekt.
Nein, es hat überhaupt nichts mit Wut und Rache zu tun.
Tevez spielt mit diesem Plakat nur auf die Aussage von Sir Alex an, bei welcher dieser ausgedrückt hat, dass zu seinen Lebzeiten City NIE vor der United stehen würde.
Umkehrschluss: Da City ja nun vor der United ist, MÜSSTE sir alex verstorben sein…
Dies allerdings nicht aus Wut oder Rache oder sogar Drohung oder Wunsch, sondern einfach, weil es gemäss seiner eigenen Aussage LOGISCH wäre…
Kannst es halt auch so verstehen, dass zumindest diese Aussage gestorben ist…
Noch Mal: auf dem Plakat steht R.I.P. Fergie, nicht DIE Fergie.
R.I.P. steht bekanntlich für Rest in Peace, also Ruhe in Frieden. Tevez wünscht Feruson sicherlich nicht den Tod. Er macht sich lediglich darüber lustig, dass ManCity entgegen dem Versprechen von Sir Alex vor dessen Tod Meister wurde. Tevez hat ihn also nur auf ironische Weise an seinen (ziemlich überheblichen) Spruch von damals erinnert.
Er hätte genau so gut schrieben können: “Fergie you liar” oder “neener neener, Fergie”. Das wäre aber nicht lustig und weniger verständlich gewesen!
In meinen Augen ist das Schild (eines Fans, welches Tevez erhalten hatte) gerechtfertigter, schwarzer, BRITISCHER Humor auf eine idiotische Aussage von Ferguson.
…und wieder einmal ein genial geschriebener Steilpass!!!
Eine weitere Diskussion über dieses Thema erübrigt sich weil alles gesagt wurde was gesagt werden muss!
Besten Dank Alexander Kühn, sie sind ein echter Experte mit Durchblick und grenzen sich mit diesem durchdachten Blog deutlich von all den hochdotierten Pseudoexperten ab, welche uns dauernd mit ihrem sinnlosen Bla-Bla-Bla nerven.
hmm … da findet am 16. mai 2012 der ch-cupfinal statt und im steilpass wird zum zweiten mal in folge über manchester gebloggt … naja … hopp lozärn!
luzern gewinnt mit 3:1.
motiviertere spieler, besseres coaching, besseres defensivverhalten, gösserer hunger und shaqiri ist mit dem kopf schon in münchen.
wir freuen uns.
Es dürfte ein ausgeglichenes Spiel werden, aber Shaqiri + Xhaka dürften im letzten wichtigen Spiel für den FCB alles in die Waagschale werfen..
Nachdem A. Kühn vor einigen Tagen die Wohltat “niederer Gefühle” besungen hat, darf man also seinem (sportlichen) Gegner den Tod wünschen… Ob da für den Schreiber nicht der Gang zum Psychiater angebracht wäre…? Ups, sorry, ist mir so rausgerutscht, war nicht so gemeint, ha ha ha, in der Hitze des Gefechts kann das ja mal passieren…
Sehr interessanter Bericht. Und tatsächlich, der Schreiber trifft den Nagel auf den Kopf. Man darf auch noch sagen, dass Fergie halt ein Engländer ist und Tevez nicht. Die Engländer, ob im Sport oder Beruf, haben oft Mühe mit Selbstkritik, aber sie haben ein ausserordentliches Talent: ihre `Gegner` mit subtilen Kommentaren an der Pranger zu stellen. Treffend : Wer austeilt, muss auch einstecken können. Amen.
Schotte… Ferguson kommt aus Schottland. Geboren in Glasgow. Soviel Separatismus muss sein!
Fergie ein Engländer? Ich hoffe der liest hier nicht mit ansonsten dies wohl eine noch grössere Beleidigung darstellen würde als das was Tevez geliefert hatte. Fergie ist Schotte, und damit kulturell Lichtjahre von einem Engländer entfernt.
Fergie ist Schotte und kein Engländer.
“Die Idioten, die Polizisten behandeln, als wären diese gefühllose Roboter.”
FAIL
dass man sich trophies erkaufen kann ist nun spätestens nach dem letzten sonntag wohl jedem klar—natürlich haben auch andere winner geld—aber kennen sie irgendeinen spieler der letzten 10-15 jahre von MCity, der es in die englische nationalelf, brachte? haben die auch nur einen spieler vom eigenen nachwuchs?—dämliche bemerkungen von managern, doofes verhalten von spielern sehen wir ständig—es gibt auch ausnahmen—hören sie mal interviews mit ROBERTO MARTINEZ von wigan—er ist ein wirklich “grosser”—kleines budget, team spielt erfrischenden fussball und er ist immer sehr sehr “relaxed”, auch bei von refs klar verschuldeten niederlagen
Na ja – mag die Entwicklung bei City auch nicht, nur:
– im 49 Mann Kader sind 10 Engländer
– Acht davon sind oder waren einmal Nationalspieler
– Drei der Engländer sind Eigengewächse (Richards, M. Johnson, Nimely)
Aber klar, das reichste Team der Welt hat einen Titel gewonnen – so what?
“… im 49 Mann Kader …” damit ist eigentlich schon alles gesagt
… City hat diese Saison 23 Spieler eingesetzt – United 30 … 🙂
Ja, Herr Brunner. Shaun Wright-Philipps, Daniel Sturridge und Micah Richards sind alle aus der Man City Jugend, spielen oder haben in den letzten zehn Jahren bei City gespielt und sind/waren Nationalspieler. Joe Hart, der englische Nationalgoalie, kam auch schon im Alter von 18 Jahren zu City und hat noch in den Nachwuchsteams gespielt.
Kann ich beipflichten. Wigan ist ja so etwas von unaufgeregt, da war ich mal vor ein paar Jahren im Derby gegen Liverpool. Industriell gefertigtes Stadion, relaxte Zuschauer, kleines Kaff, wie man es kaum glauben kann. Reto Ziegler spielte damals dort. Eine gute Mischung aus zahlbaren Ausländern und einheimischem Gewächs.
Ich finde das Thema super gewählt. Der grosse Fussball wird nunmal ua. in England zelebriert. Da finde ich es nur richtig dass man sich darüber austauscht.
Mit der Aktion wollte Tevez anscheinend noch etwas loswerden. Schade wenn man das allzu ernst nimmt. Ferguson ist ein Gentleman, mit einem ungeheurerlichen Ehrgeiz. Ich hoffe es geht weiter so.
Ach ja? Ist Heute noch irgend so ein Cup-Final?
Für mich sind die heutigen Fussballspieler und zum Teil auch die Trainer ein einziger Kindergarten. Ein Zeichen der heutigen Gesellschaft wo alles ausserhalb des Fussballs wichtiger erscheint als das was auf dem Feld abgeht. Hat man jemals einen Pelé, Puskas oder Di Stefano gesehen wie sie andere auf so billige Art und Weise provoziert haben? Spieler wie Tevez (der sich vor kurzem weigerte sich einwechseln zu lassen) oder Balotelli sind genau der Grund warum mir persönlich der Fussball immer mehr verleidet. Diese Herren sollten sich mal im klaren sein dass die das grösste Glück auf Erden haben aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht zu haben. Anstatt dies zu schätzen sehe ich jedoch nur grimmige und unzufriedene Gesichter von überbezahlten “Möchtegern Stars”. Wahrlich tolle Vorbilder für die Jugend.
Emotionen…es sind einfach Emotionen!
Ob und warum und positiv oder negativ ist alles egal.
Hauptsache, Spieler zeigen Emotionen!!
Um noch kurz auf den Text von Fabio einzugehen: Schön, gibt es Fussballer, welche Emotionen zeigen! Ja, das ist eine Vorbildfunktion für die Jugend!
Kommt immer darauf an was für Emotionen gemeint sind. Der Schlammschlacht von Tevez im Januar als er sich weigerte für ManC zu spielen und nach Argentinien flüchtete oder den fast schon wöchentlichen Skandalen eines Balotelli kann ich persönlich nichts positives abgewinnen.
Die Aktion von Tevez zeigt, dass Man City eine (sorry für die Ausdrucksweise) Ansammlung von gesellschaftlichem Abschaum ist. Und der Querverweis zu den Problemen mit den Fussballfans ist mehr als lächerlich, sorry.
Dem Blogschreiber wünsche ich trotzdem viel Spass beim Fussball schauen. Hoffen wir seine Hoffnung setzt sich durch und die ach so bösen Fans bleiben den Stadien fern, die Atmosphäre die dann herrschen wird haben wir ja schon gesehen.
So wie man in den Wald schreit….