Vom Kriegsgefangenen zum Fussballer des Jahrs: Bert Trautmanns wundersame Karriere. (Quelle: Youtube)
Wenn es sich der Fussball-Gott nicht doch noch anders überlegt, wird Manchester City am kommenden Samstag kurz vor 18 Uhr zum ersten Mal seit 44 Jahren englischer Meister. Der Titel wäre nicht nur für die leidgeprüften Anhänger ein grosses Geschenk, sondern auch für Bert Trautmann, der Citys Geschichte prägte wie kein anderer. 545-mal stand der heute 88-Jährige zwischen 1949 und 1964 im Tor der Himmelblauen, den Meisterpokal durfte er aber nie in die Höhe stemmen. Nun trennt den Verein seines Herzens nur noch ein Sieg gegen den Tabellensiebzehnten Queen’s Park Rangers vom grossen Triumph. Nicht zuletzt deshalb, weil die Citizens in der Person von Joe Hart wieder einen ganz grossen Keeper besitzen, wie Trautmann findet. «Joe ist derzeit zweifellos der beste Torhüter im Vereinigten Königreich», schwärmt der gebürtige Bremer, der im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangener nach England kam.
Trautmann ist ein Glückskind, und so wäre es nur logisch, wenn er auch in seiner Funktion als Maskottchen endlich Erfolg hätte. Zumal ihm Fortuna im Monat Mai schon einmal treu zur Seite stand: Am 5. Mai 1956 überlebte er im Endspiel um den FA-Cup vor den Augen von 98’982 Zuschauern einen Genickbruch. Trautmann, der nichts von der schweren Verletzung wusste, spielte die Partie gegen Birmingham City nach dem fatalen Zusammenstoss in der 75. Minute zu Ende und hatte grossen Anteil am 3:1-Sieg seiner Citizens. Dass er nicht auf dem Platz starb, sondern folgenlos weiter durch den Strafraum hechtete, gilt bis heute als medizinischen Wunder.

Die Queen ehrte ihn für sein Zutun an die deutsch-britische Freundschaft: Bert Trautmann mit seinem Orden in Berlin, 2004. (Bild: Reuters)
Ein Wunder anderer Art hatte ihm über ein Jahrzehnt zuvor die Flucht aus einem sowjetischen Gefangenenlager ermöglicht, die folgende Internierung in Grossbritannien war letztlich die glücklichste Wendung in seinem Leben. Noch heute erheben sich die Menschen in Manchester von den Sitzen und applaudieren, wenn der beliebteste Deutsche und Honorary Officer of the Most Excellent Order of the British Empire die Arena betritt. Im alten City-Stadion an der Maine Road wurden nach Trautmanns Rücktritt die Pfosten ausgetauscht, da kein anderer als der einstige Gefangene zwischen ihnen stehen sollte.
Überhaupt ist Manchester City ein ganz besonderer Verein, auch wenn den Puristen die steinreichen Clubbesitzer aus Abu Dhabi nicht passen. Schon alleine ihrer Standhaftigkeit wegen haben die Fans der Citizens der Titel weit mehr verdient als die erfolgsverwöhnten Fans von Manchester United, die seit 1993 nicht weniger als zwölf Premier-League- und zwei Champions-League-Trophäen feiern durften. Wer den FCZ in den Zeiten der GC-Dominanz unterstützte, kann sich vorstellen, wie hart es über zwei Dekaden war, dem City-Lager anzugehören.
Auf Seiten von Manchester United sieht man das naturgemäss ganz anders. Der mächtige Trainer Sir Alex Ferguson, der beim letzten Derby einen Streit mit seinem City-Konterpart Roberto Mancini anzettelte, mag dem lange unterlegenen Stadtrivalen die neue Kraft nicht recht gönnen und kritisiert dessen wirtschaftliches Gebaren. «Niemand kann City auf finanzieller Ebene schlagen. Der Transfermarkt ist ausser Kontrolle geraten, das haben Teams wie City zu verantworten. Sie können sich jeden Spieler kaufen, das macht es für andere Vereine schwer, ein Wörtchen mitzureden», gab der Schotte zu Protokoll. Mit Verlaub, Ferguson als Anwalt der kleinen Clubs ist mehr als unglaubwürdig. Schliesslich erdrückte seine United die Konkurrenz über Jahre mit ihrer monetären Potenz.
City-Coach Mancini sollte im Fall des Titelgewinns gleich auch noch zum Ehrendoktor für Psychologie ernannt werden – als Lohn für seine Fähigkeiten, das Mannschaftsklima trotz der exzentrischen Lohnbezüger Carlos Tevez und Mario Balotelli auf einem angenehmen Niveau zu halten.
Erfolg kann man eben doch kaufen, aber Tradition nicht. GLORY GLORY MAN UNITED!
HA HA, da kann ich nur lachen. bin weder für manure (für nicht englisch-kenner, dies ist ein wortspiel und heisst “gülle”) oder für city, aber trotzdem weiss ich dass tradition nicht ein wort ist welches man einfach so bei manure in den mund nehmen muss. was war manure VOR ol’ red nose fergie??? tradition hat nicht nur mit erfolg zu tun….dafür um so mehr auch mit dem support, der sonstigen geschichte und der sozialen grösse des vereins. und wenn man mal eine umfrage in manchester machen würde kommt doch zum vorschein, dass city der stadtverein ist und manure supporter aus ganz england kommen, nur sehr selten jedoch aus manchester selber! also vorsicht mit “tradition”….
@dellboy
“was war manure VOR ol’ red nose fergie???”
Bloss mehrfacher englischer Meister und FA-Cup-Sieger, sowie 1968 Gewinner der damaligen “Champions League”.
Grundsätzlich gebe ich Ihnen aber recht.
Tradition kann man nicht kaufen, da stimme ich Ihnen zu. Nur was hat dies mit Man City zu tun?
Tradition sollte nicht mit geholten Titeln in den letzten Jahren verwechselt werden.
Sie wollen nicht ernsthaft behaupten, dass Man Utd mehr Tradition hat als City?
Manchester City wurde 1894 gegründet, Manchestet United aber erst 1902!!!
Zudem sind etwa 70% der Einwohner von Manchester bekennende City Fans.
United hat ihre Fans hauptsächlich in der Agglomeration.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, das Trafford wo das Stadion von United steht ein eigenständiger Ort mit eigener PLZ ist…..
Da lobe ich mir doch die verhassten Nachbarn der Mancunians, den Scousers in Liverpool, die in ihren schäbigen, aber charmanten Quartieren an der Anfield- respektive – einen Steinwurf nordwestlich – an der Goodison Road verblieben sind.
Keine Tradition? Manchester City wurde 1880, also vor Man Utd, gegründet, wurde immerhin schon 2x Meister, 4x Cupsieger und gewann 1x den Cupsieger Cup. Manchester City ist, wie Sie als Man Utd Supporter sicher wissen, in Manchester und Umgebung einiges populärer als Manchester United – nur schon das spricht für Tradition. Bitte zuerst nachdenken, bis Sie solche Kommentare schreiben. Danke! P.S. Meiner Meinung nach hätte City den Titel verdient. Sie waren in dieser Saison klar das beste Team!
Dass City vor der United gegründet wurde stimmt nicht.
Da haben beide irgendwie recht. Man Utd wurde als Newton Heath LYR F.C. zwar bereits 2 Jahre früher, 1878, gegründet, Manchester United heisst der Club jedoch erst seit 1902 (Manchester City heisst in seiner heutigen Form schon seit 1894 so).
Also ist City doch der ältere Verein 😉
@Dexelmann
Kosten der starting lineup beim letzten Derby: ManCity 161m vs ManUtd 169m £
So viel zum Erfolg kaufen
Ab wann ist man für Sie ein Traditionsverein? Ich denke, dass zumindest in diesem Punkt, sich die beiden Vereine ebenbürtig sind. Die United hat wohl mehr Pokale gewonnen, dafür sind The Citizens besser verankert in ihrer Stadt. Bleibt die Wahl, was einem wichtiger ist.
hmm…, dass man bei vereinen, die über hundert jahre geschichte auf dem buckel haben, überhaupt auf die idee kommt, über mehr oder weniger tradition zu labern, ist ziemlich bescheuert. die citizens haben die united diese saison in der meisterschaft zweimal geschlagen und andere mitstreiter ums championat gab es weit und breit nicht – verdienter kann ein titel nicht sein.
und die schon etwas erfahreneren hier, können sich vielleicht noch an francis lee erinnern, der als das fernsehen zumindest bei uns zu hause noch schwarz-weiss war, im hellen citizen-jersey den gegnern im europacup wie eine englische bulldogge entgegentrat und 1970 mit dem club den cupsieger wettbewerb gewann. manchester city ist beileibe keine neureiche eintagsfliege, aber auch grosse fussball-teams unterliegen zyklen. 44 jahre sind zwar eine ziemlich lange zeit, aber mit schalke 04 wartet ein anderer traditionsverein schon seit 64 jahren auf den nächsten meistertitel und kein mensch käme auf die idee, “die knappen” nicht als traditionsverein anzusehen.
Guter Artikel Herr Kühn! Obwohl ich eigentlich für Arsenal bin, gönne ich Manchester City den Titel für dieses Jahr! Das letzte Derby hat gezeigt, ohne aufs Tor zu schiessen (Manu) kann man auch nicht gewinnen und es wäre sehr schade, wenn so eine Mannschaft Meister würde! Sie haben noch den FCZ Fan unter der langen GC Dominanz erwähnt, hier erlaub ich mir hinzuzufügen, dass es jetzt seit ein paar Jahren – leider – umgekehrt ist. Nur eigentlich viel schlimmer, die richtigen und langjährigen FCZ Fans waren vor 2006 jahrelang ziemlich “ruhig” – wie jetzt wir GC-Fans. Aber seit dem Meistertitel haben viele Mode-Fans+vor allem ehemalige GC-Fans die Seite gewechselt, was eine Schande für diese ist und in England niemals aktzeptiert würde! Von Arsenal zu Tottenham oder von Manu zu Man-City wechseln – unvorstellbar!
ahah der Herr Suter… 1 Spiel gesehen in der englischen Liga und schön mag man City den Titel gönnen?
Man United hat zwar die Derbys leichtfertig hergeschenkt aber man ist nicht zufällig mit 19 Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten dort wo man ist. City hat sich den Titel erkauft. Nicht nur mit Transfersummen (das machen ja bekanntlich auch Chelsea, Real, ManUtd usw.) Nein, City erkauft sich den Titel mit umässigem Lohngefüge und massivem Einsatz von Bonus für die verwöhnten Millionaros…Jeder Spieler erhält 250’000£ Extra für den Titel!
Ja City hat kurzfristig Erfolg und danach verschwindet man womöglich komplett von der Landkarte da der Scheich in 2-3 Jahren sich ein anderes Spielzeug sucht. Schade…
ManUtd hat ihren Erfolg seit Jahren ebenfalls aufgrund wirtschaftlicher Vorteile erreicht. Oder kamen Leute wie Rooney, Evra oder Ferdinand etwa wegen der Luft nach Manchester? City macht da gar nichts anderes, ausser dass sie internationaler vorgehen. Und nun jammert Ferguson rum weil City alles zusammen kauft. Also wo City in einigen Jahren sein wird wissen sie genauso wenig wie alle anderen. Von der Landkarte kann genauso ManUtd verschwinden wenn Ferguson und seine Investoren nicht mehr dabei sind.
@Suter Marcel. Recht haben Sie, v.a. mit dem letzten Satz.
viele fussballmanager etc reden von “ihren” clubs als wirtschaftsunternehmen–welche unternehmen könne es sich denn erlauben, über jahre hinweg teilweise hunderte millionen schulden zu haben und weiterzuwursteln? obwohl ich spiele des fcb sehr gerne schaue, aber dass auch die etwa 400mio schulden haben, kein gutes zeichen–von m city gar nicht zu reden–der einzige topclub, der seit jahren wirklich unternehmerisch wirtschaftet, ist bayern münchen–selbst die arena haben sie fast aus eigenem sack bezahlt–mancinis leistung ist schwer zu beurteilen, denn wer weiss schon wieso er mit solchen figuren wie balotelli/tevez so sanft umspringt, zumal ja auf der ersatzbank eh genügend gute/sehr gute spiler sind–beobachten sie mal ein wenig einen verein wie wigan und deren coach martinez, vor deren leistung muss man sich verneigen–keine destruktive spielweise trotz abstiegskampf, von martinez nie schiri ausreden, auch wenn seine mannschaft noch so benachteiligt wurde