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Alles anders beim FC Winterthur

Mämä Sykora am Montag den 16. April 2012

Das Märchen vom Cupfinal endete gestern mit dem Besuch des FC Basel auf der Schützenwiese. Ohne Happy End. Das Märchen des FC Winterthur hingegen geht weiter. Das Spiel gestern war nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte dieses Vereins, der so herrlich quer in der wenig bunten Landschaft des Schweizer Profifussballs steht.

Wer die Schützenwiese besucht, merkt schnell, dass hier einiges anders ist. Statt Status Quo und Hermes House Band dröhnt Punkmusik aus den Lautsprechern, neben der Bierkurve gibt es auch eine Sirupkurve für den Nachwuchs der Anhängerschaft. Und sogar eine Kunstgalerie, der legendäre «Salon Erika», öffnet während den Spielen ihre Tore. Und das «Produkt» – wenn man es überhaupt so nennen darf – findet Anklang: Die Schützenwiese gehört zu den am besten besuchten Stätten der Challenge League, obwohl der Aufstieg gar nicht erreicht werden kann. Die entsprechende Lizenz hat der Verein nämlich nicht beantragt.

Die Fans stört dies nicht. Sie stehen auf den Rängen, egal ob der Gegner Wohlen, Vaduz oder wie in dieser schönen Cup-Kampagne YB, St. Gallen und Basel heisst. Für einige der älteren Zuschauer waren dies Erinnerungen an vergangene, ruhmreichere Zeiten, mit zwei (verlorenen) Cupfinals als letzte Highlights. Seit 35 Jahren spielt der FCW nun – abgesehen von 3 Spielzeiten – in der zweithöchsten Spielklasse, vor 11 Jahren wäre er beinahe Konkurs gegangen, ehe er vom heutigen Präsidenten Hannes W. Keller gerettet wurde. Die lange Leidenszeit hat vielleicht einiges dazu beigetragen, dass die Fans erfreulicherweise die anderorts weit verbreitete Verbissenheit vermissen lassen. Auf der Tribüne jedenfalls geht es locker zu und her, man plaudert und prostet sich zu, und die Sprüche leben eher vom Humor denn vom Hass der Gastmannschaft gegenüber.

Ohne Hannes W. Keller, den Unternehmer, gäbe es dies alles nicht mehr. Über 12 Millionen Franken hat er schon in den Verein investiert, um Defizite zu decken. Als Dank dafür helfen alle fleissig mit, Geld in die Kasse zu kriegen. Der «Salon Erika» und die Stadionbeiz, betrieben von einer autonomen Genossenschaft, überweisen dem Klub jährlich ein paar Tausend Franken. Es sind kleine Brötchen, die gebacken werden. Grosseinkäufe sind ebenso wenig möglich wie Kurzschlussreaktionen. Als die Resultate unter Trainer Boro Kuzmanovic anhaltend schlecht blieben, sprach Keller ein Machtwort. Diese Ruhe bezahlte sich aus, in diesem Frühjahr schaffte es die Mannschaft aus der Abstiegszone bis an den Barrageplatz heran.

Starallüren sucht man bei den Winti-Kickern vergebens. Nach dem Spiel trifft man sie beim Schwatz in der Libero-Bar und bekommt dabei einen Eindruck, wie der Fussball hierzulande war, bevor er zum «Business» wurde. Wohl darum zieht der FCW überdurchschnittlich viele unverbesserliche Fussball-Nostalgiker an, die sich bei einem Besuch auf der «Schützi» an längst vergangene Stadionerlebnisse zurückerinnern. Ein willkommenes Kontrastprogramm zum Super-League-Alltag. Man stellt sich unweigerlich vor, wie es wäre, wenn die Form tatsächlich auch nächste Saison anhalten würde, wenn dem FC Winterthur tatsächlich dereinst die Rückkehr ins Oberhaus gelingen sollte. Und weiter fragt man sich, ob mit so einem Konzept überhaupt noch längerfristiger Super-League-Fussball möglich ist.

Was denkt die Steilpass-Gemeinde? Hat das Konzept des FC Winterthur Platz in der Super League? Oder ist es lediglich ein Relikt aus unwiederbringlich vergangenen Zeiten und allerhöchstens noch in der Challenge League anwendbar?

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56 Kommentare zu “Alles anders beim FC Winterthur”

  1. Geni Meier sagt:

    Das Konzept Winterthur ist einzigartig, wenn auch nostalgisch. Damit es nicht zu einer sportlichen Sensation kam, ist Herrn Bieri und seinen Assistenten zu verdanken. Offensichtlich hatten sie “vergoldete” Feldschlösschen-Bierdeckel auf den Augen. Schade.

    • Miro Stankevic sagt:

      Stimme ich zu, das Konzept Winterthur ist einzigartig. Im Nummer eins englischen Fussball Magazin (When Saturday Comes) ist in der Ausgabe dieses Monats ein Bericht über den FCW erfasst, der genau dieses Konzept lobt. Die zusammenarbeit mit den Fans und die Finanzpolitik wird als Vorbild für den Schweizerfussball erwähnt.

      • Reto sagt:

        Auch wenn ich das Konzept des FC Winterthur sehr sympatisch finde, kann man wohl kaum davon reden, dass die Finanzpolitik des FCW mit dem Mäzen Keller, als Vorbild für den Schweizer Fussball dienen kann.

    • Urs Fäh sagt:

      Treffend zusammengefasst!

  2. Max Caster sagt:

    Eigentlich mag ich den Ausdruck “Potenzial” nicht, denn er geht immer von einem mit grossen Zukunftshoffnungen beschlagenen Ist-Zustand aus. Potenzial in Resultate umzuwandeln braucht Energie, Willenskraft und Konstanz. Ich liebe meine Stadt und es macht mich als Fussballfan manchmal etwas traurig, dass die sechstgrösste Stadt der Schweiz (mit über 100 000 Einwohnern) in der zweiten Spielklasse dümpelt. Ich kann es mir manchmal nicht richtig erklären weshalb. Liegt es vielleicht daran, dass mit den langjährig erfolgreichen Handballern von Pfadi Winterthur die Fans und Sponsorengelder einseitig gepolt waren? Ich kann die Antwort leider nicht geben. Doch eines weiss ich bestimmt: Es fehlt ganz einfach an Fussballbegeisterung in Winterthur. Nicht mehr und nicht weniger. Das eingangs erwähnte Potenzial wäre durchaus vorhanden. Grösse der Stadt, Stadion, Historie…. es braucht einfach mehr Comittment der Fans, Wirtschaft und Politik. Mit mehr Begeisterung kommt auch der Erfolg. Wäre unglaublich schön, in einem modernisierten Stadion Schützenwiese bei ausverkaufter Bude endlich mal wieder Erstligaspiele zu sehen! Nächsten Samstag gegen Etoile Carouge werde ich im Stadion sein. Und Du?

    • Andi Gentsch sagt:

      In Anbetracht einiger Begleiterscheinungen der Erstklassigkeit und nach einem Blick in die Westschweiz neige ich weiterhin dazu die Genügsamkeit und Gelassenheit der NLB mehr zu schätzen als volle Häuser und klangvolle Namen.

    • Marco Maurer sagt:

      Ich sehe es eher so: Mit mehr Erfog kommt auch mehr Begeisterung. Wie wir gestern gesehen haben, wäre die Fussballbegeisterung in Winti schon vorhanden. Auch die Cupspiele gegen YB und nacher St. Gallen haben dies gezeigt. Dass Spiele gegen Brühl, Wohlen oder eben Carouge nicht mehr Leute ins Stadion locken ist meiner Meinung nach verständlich. Dass es in Winti auch in Zukunft nicht zu mehr reicht, liegt aus meiner Sicht, wie du schon erwähnt hast, an der Unterstützung aus Politik und Wirtschaft und an den beiden zürcher Stadtvereinen. Die Nachwuchsarbeit in Winti ist eigentlich sehr gut. Nur kann Winti nicht die gleichen Perspektiven bieten wie GC und der FCZ. (siehe Abrashi, Emeghara noch früher Fabian Frei, Pajtim Kasami).

  3. Karl Renner sagt:

    auch wenn der Fussball durchs Winterthur-Konzept nicht besser wird, immerhin wird er sympathischer.

  4. Peter Imboden sagt:

    Verschiedene Fankulturen haben Platz. Und man will nicht mehr, als man hat. Das aber sympathisch.

    • Auguste sagt:

      hmm…, es gab mal eine zeit in den siebzigern des letzten jahrhunderts, als spiele des fcw gegen den fcz derby-charakter fast auf augenhöhe hatten. damals sassen noch vertreter des fc storch auf dem stadiondach und feuerten pius fischbach klappernd an – mal auf der einen, dann auf der andern seite. und heute, spielen die beiden clubs – dem fcz sei dank – auch fast schon wieder auf augenhöhe.

      dass winterthur etwas speziell ist, zeigt sich auch daran, dass sie zwar schon ein hochhaus, aber noch keine arena dazu haben. immerhin noch aussichtsreicher als bernoulli-häusschen und keine arena.

  5. Jürg Fehr sagt:

    Kaum wird bei einem Klub dank des Prsäsodenten nach der finaziellen Vernunft gelebt, steht der Klub als Unikum da.
    Als “Alt-Winterthurer” mag ich mich auch an unvernünftige Zeiten erinnern.
    Doch es scheint, der FCW findet keine, die es ihm gleich tun: Oder wie kann man die Geschichten rund um diverse Nati Clubs erklären? Langfristig, da bin ich überzeugt, hat nur ein Konzept wie winterthur in der CH eine Chance. Lokal verankert. Es hat einfach zu wenig Potential für grosse Sprünge: Die CH Liga wird International eine Ausbildungsliga sein. Ein zwei Spitzenclubs können eventuell einmal in der Championsliga mitspielen, mehr einfach nicht. Gründe: Fehlende Akzeptanz von Spitzensport in der Öffentlichkeit und vor allem Politik. (Politiker kommen nur im Erfolg!) Dadurch zu geringes Interesse der Werbung.
    Im Gegensatz zu anderen europäischen Ligen sind die CH Sponsoren maximal National bekannt!
    Fazit: Winterthur könnte wegsweisend für den CH Fussball sein, doch wer hört einem kleinen Club und dessen realistischen Präsidenten schon zu?

    • Mäsi sagt:

      Mir ist der FCW auch sehr sympathisch und ich wäre froh, manch anderer Verein hätte selbe Ideologien.

      Trotzdem stellt sich mir die Frage:
      Inwiefern ist finanzielle Vernunft und die investierten Millionen eines einzelnen denn vereinbar? Das kann kein Konzept auf Dauer sein…

  6. beat buerki sagt:

    naja, die fans hassen also nicht. dann waren die pfiffe, die bei jeder ballberührung von alex frei ertönten, wohl einfach schwarzer humor? die ganzen halbvollen bierbecher die sommer abbekam nur eine unglückliche verkettung ungünstiger vorfälle?

    es ist schön, wenn ein club viele zuschauer hat. aber am ende ist winterthur nicht viel anders als die anderen clubs. es wird gezündet, was ich durchaus befürworte, aber das ist in der nlb nicht so schlimm, es gibt ja keine fernsehübertragungen. es reicht nicht um ohne geld zu zu schiessen, wie bei fast allen clubs in nla und nlb. und man spielt noch in einem alten stadion, das noch etwas platz lässt für alternativen von fans, das soll ja aber auch geändert werden, in einem neuen stadion würde das vermutlich auch nicht mehr so leicht gehen. und auch die idioten, die becher, würste und anderes schmeissen müssen, sind in winterthur vertreten.

    viel glück dem fc winterthur, ihr seit mir nicht unsympatisch und dann hattet ihr gestern auch noch pech, aber verklären sollte man euch nicht.

    • Remo Nydegger sagt:

      Danke Beat, treffender konnte man die (gestrigen) Ereignisse nicht zusammenfassen.

    • joe sagt:

      sehe ich ziemlich genau so. Logo, ist normal, dass “scheiss Basel” durch s’stadion hallt, machen ja die basler auch nicht anders, ist normal das gepfiffen wird, bierbecher fliegen, geflucht und mittelfinger gezeigt werden, shaqiri nach seiner ersten ballberührung bereits ausgepfiffen wird, von alex frei ganz zu schweigen. nur kann man es ja dann dabei belassen, dass es eben “normal” ist, und nicht superfriedlich und ohne hass.

    • Franz Melliger sagt:

      Sehe ich auch so, man sollte den Club keineswegs überhöhen. Klar, Nostalgie ist ja schön und gut, aber wieso nicht einen einen Artikel verfassen, der etwas näher an der Realität ist.
      Die ach so sympathischen Fans sollten ihre Biere, Brote und Würste besser essen als auf die Spieler zu werfen.

      -> Wie auch immer. Das Stadion ist alt und klein und die Fans sind genauso wie überall. Ok, offenbar haben sie ihre Finanzen im Griff, immerhin. Aber ob das schon für die Jubelstürme reicht?

      Noch zum Spiel: Winti hat wirklich gut gespielt und hätte zumindest die Verlängerung verdient. Der Penalty war m.E. ein klarer und das Rumgeeiere von Sommer im Interview mehr als peinlich.

    • luki sagt:

      vielleicht sollte man fans nicht verallgemeinern… natürli besteht eine höhere emotionale anspannung bei einem spiel gegen basel im cup-halbfinal als gegen vaduz (demzufolge auch grenzwertige aktionen). ich gehe davon aus, dass euch allen das bewusst ist, weil ihr schon mehrere spiele zusammen mit den unterschiedlichen fanlagern des fcw mitverfolgt habt und aus diesem grund auch beurteilen könnt, wie anders die fans sind. stimmts?

      • beat buerki sagt:

        nein, ich hab nicht mehrere spiele von winti live verfolgt. aber das ist doch genau das was ich meine. in einem spiel gegen thun oder lausanne sind die basler auch nicht ständig am singen gegen den gegner und sind auch nicht aggresiv oder despektierlich den anderen spielern gegenüber. nur bei der brisanz gegen luzern, zürich oder yb ändert das, weil die emotionen eben gelebt werden. sie sind da genau gleich wie die fans von winti. aber eben, sie sind genau gleich. wintifans sind nicht besser. zumal an ein normales spiel auch “nur” 2300 zuschauer kommen.

        ich bleibe bei meiner einschätzung, winti-fans sind genau gleich, wie alle anderen und genau gleich einzigartig wie alle anderen. kein grund sie in den himmel zu heben und aus ihnen die modellfans zu machen.

  7. Peter Parrot sagt:

    Genau richtig, das Spiel wäre nach dem 11-Meter zu Ende gewesen und der FCW mit einem 1 zu 1 sensationell weiter.
    Hirn einschalten: Darum heisst es Sensation, die Eintretenswarscheinlichkeit ist verschwindend klein.

    • Peter Paul sagt:

      Wenn man als Underdog und 1:10-Aussenseiter im CUp-Halbfinale steht und gegen die klare Nr. 1 des Landes um eine solche Riesen-Chance beschissen wird, ist das nun einmal hart und gfuxxig. Genau in jenem Moment wäre die Chance nämlich um einiges grösser geworden, wenn einfach nur fair nach dem Regelwerk gehandelt worden wäre. Es gibt einfach zu wenige fähige Pfeifen in unserem Land … Mist!

  8. Franz sagt:

    Man kann es auch anders sehen, halten wir uns an die Fakten. Winterthur ist die sechstgrösste Schweizer Stadt mit über 100’000 Einwohnern. Grösser als Luzern. Der Zuschauerschnitt beträgt aktuell ca. 2300, man liegt damit hinter SG, Aarau und Bellinzona. Sorry, das ist miserabel. Die Besonderheit liegt darin, dass man aus der Not (chronische Erfolgslosigkeit) eine Tugend (Volksnähe) macht. C’est tout. Nicht wirklich erstrebenswert. Aber die FCW-Anhänger dürfen sich als etwas Besonderes fühlen, sie brauchen dies offensichtlich.

    • Fritz sagt:

      Das denk ich auch, ein etwas verklaerter Blick. Klar erinnert mich das ganze an den FCB der 90iger und weckt nostalgische Gefuehle und macht mir den FCW sympathisch – mehr aber auch nicht. Es ist schoen wenn beim FCW Vernunft herrscht, aber es ist auch nicht der einzige Verein wo dies so stattfindet! Vereine wie Servette und Xamax oder Sion sind die Ausnahme nicht der FCW!
      Zum Spiel: Ja, Penalty und dank der unsaeglichen Regel auch Rot, aber es hat dem FCW niemand verboten nicht trotzdem Tore zu schiessen oder? Und ob der Penalty rein waere und sich die numerische Ueberlegenheit ausgezahlt haette werden wir auch nie erfahren…

    • Mäsi sagt:

      Anstatt schlicht und einfach die Stadtgrösse als Referenz heranzuziehen, sollte man die Agglomerationen betrachten:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_St%C3%A4dte_in_der_Schweiz#Agglomerationen_nach_Einwohnerzahl

      Da ist Winterthur ‘nur’ auf Rang 8.
      Betrachtet man jedoch, dass mit Zürichs Grösse 2 Vereine in der SL Platz haben, Sion mit dem Wallis eine eigene Faszination darstellt und das Tessin an sich locker einen SL-Verein stelle kann, wenn man mal zusammenhält, dann gehört Winterthur nur noch ins B.

      Die Diskussion, ob denn Winterthur statt GC ins Oberhaus gehört ist eine andere. Auch ist mir klar, dass kein derartiges Ranking einen Platz in der obersten Liga rechtfertig. Ich will damit bloss zeigen, dass Stadtgrösse alleine halt nicht wirklich ein Argument ist.

  9. Paulo sagt:

    Na ja, das mit dem fehlenden Hass ist so eine Sache, oder vielleicht lag es gestern ja auch nur daran dass der Gegner aus Basel kam. Jedenfalls wars nicht so symphatisch dass ein Sommer vor dem Strafstoss zuerst die fliegenden Bierbecher entsorgen musste. Die Stimmung war gestern trotzdem gut, aber dürfte kaum vergleichbar sein mit einem Challenge League Spiel des FCW. Auch bei der Musik (AC/DC, You never Walk alone) hat man nicht wirklich viel Phantasie gezeigt. Warum kopieren wenn es anderswo schon viel besser gemacht wird. Trotzdem der Klub ist mir einiges symphatischer als die beiden anderen Zürcher Klubs.

  10. Yendis sagt:

    Ja, Winterhtur ist ein Superverein. Ein Vorbild für die Welt des kommerzversauten Fussballs!! Hier geht es noch um die Sache und nicht einfach nur um den schnöden Erfolg.

    Deshalb freuen sich die “Fans” ja auch, dass ihre Mannschaft gut mitgehalten hat und nur wegen eines nicht gegebenen Elfmeters ausgeschieden ist. Nachtreten, nein, das würden die Fussballfreunde aus Winti nicht.

    Hier geht es noch um Sport, nicht um Geld. 12 Millionen Zuschuss vom Präsidenten? Da ging es sicherlich nicht darum, sich sportlichen Erfolg zu erkaufen, sondern die Bierpreise im Stadion zu subventionieren …

    Machen wir uns doch nichts vor: Der FC Winterthur ist eine nostalgisch angehauchte Form der Mangelwirtschaft und nicht ein Produkt aus Überzeugung. Natürlich ist mir das alles auch sympathisch, aber mir fehlt der verklärte Blick auf die Realität: Wenn der Präsi 36 Milllionen hätte springen lassen, wäre diese Überzeugung sehr rasch den Realitäten der Leistungsgesellschaft gewichen.

  11. Ernst Baumann sagt:

    Bald bekommt Winterthur eine ebenbürtige “Konkurrenz” – GC Zürich mit Heimstadion Niederhasli. Die Selstdarsteller und Schicky-Micky werden damit Mühe haben, aber diejenigen die diesen Sport lieben ihre grosse Freude. Freuen wir uns auf eine Gitterfreie Zukunft der Vernunft.

  12. Auguste sagt:

    hmm…, also gestern wären die winterthurer für einen moment doch gerne so gewesen, wie alle andern im fussball, die im strafraum offensichtlich gefoult werden. es bedurfte schon einer ganz aussergewöhnlichen willensleistung der unparteiischen, dass ihnen das schicksal eines profanen cup-finalteilnehmers erspart blieb.

    nur gut sind wir nicht in südamerika – da wäre der z’nacht von schieds- und linienrichter unberührt geblieben.

    • Fritz sagt:

      … und ich dachte der FCW sei ausgeschieden weil er weniger Tore als Basel erziehlte… wie man sich doch täuschen kann 😉

      • Auguste sagt:

        hmm…, aber fritz, in winterthur liegen manche dinge anders – siehe blog-titel. wissen sie zufällig, ob mit “salon erika” die physio-abteilung des fcw gemeint ist?

  13. Chris Chelios sagt:

    Die Frage stellt sich gar nicht, da sie wegen dem Stadion niemals eine NLA Lizenz bekommen würden. Man mag das gut oder schlecht finden, ist aber Fakt. Ist halt wieder ein typischer Medien Hype weil sie jetzt im Cup sehr glücklich mit 2 Penaltyschiessen in den Halbfinal gekommen sind. Sonst würde kein Mensch von “Winti” reden.

    • Martin Feiz sagt:

      Das Millerntor war genau so eine Bruchbude und die haben mal in der 1.Liga gespielt. Winti der FC.St Pauli der Schweiz wie sympatisch das sag ich als Basler.

  14. rexroth sagt:

    sozialromantik in ehren aber das ist jetzt doch ein bisschen zu dick aufgetragen. ich war als neutraler zuschauer beim cupspiel gegen yb in der winterthurer-kurve. von brüderlichem zuprosten war da nicht gerade viel zu spüren. ausser man liebt es, mit bier geduscht zu werden. aber klar doch, immer schön locker nehmen das ganze. sind ja alles ganz liebe kerle und sooo harmlos. das werfen von steinen auf den fanzug der basler gestern nach dem spiel inklusive…

    • Hans Müller sagt:

      Sie wissen doch gar nicht wer das war mit den Steinen. Die hatten nichts mit den Winterthurer Fans zu tun. Weshalb müssen sich eigentlich alle zu Themen äussern, von denen sie keine Ahnung haben!?

  15. René sagt:

    Es war auf jeden Fall ein Fussballfest und ich möchte vor allem dem FCW und deren Präsidenten dafür danken, dass es so weit gekommen ist. Unschön ist einfach, dass es in der Schweiz offenbar keine Schiedsrichter mehr gibt, welche konstant gut pfeifen können; die Formschwankungen sind grösser als bei den Kickern.Gelinde gesagt, sie waren keine Heimschiedsrichter! Schade, dass einige Basler “Terroristen” das Fest trotz dem Sieg mit ihren üblichen Idiotien trüben mussten, wobei es auch Verletzte gab.
    Für Leute, welche Winterthur nicht so gut kennen: Es gibt hier nicht nur Feststimmung auf der Schützenwiese, sondern eine vielseitige Kultur und eine sehenswerte Altstadt, Museen und für Süssigkeitsfreaks, die Conditorei und Cafe Vollenweider, einfach Weltklasse!

    • Mägge sagt:

      Dafür konnte das heimische Publikum, bei jedem Ballkontakt von A. Frei, umso besser und konstanter Pfeifen. Da hat sich anscheinend der Schiedsrichter, mit seiner Leistung, dem Publikum angepasst.

  16. Patrick Zumbühl sagt:

    Naja, die Nostalgie usw., die hier so schön beschrieben wird vom Verfasser, erinnert mich doch stark an jene von St. Pauli. Etwas gar viel kopiert, wie ich finde.

  17. David sagt:

    Als Winterthurer und offensichtlicher FCW-Fan begrüsse ich das Schmeissen von Bier überhaupt nicht. 1. saublöd, 2. schade ums… Bier. Es ist halt doch leider so, dass “Erfolg” – wenn auch im Kleinen – immer auch Idioten anzieht. DIe beginnen dann mit diesem Ultras-Gehabe und schlussendlich endet das bei grösserem Erfolg in einer Polizeieskorte mit vorgeschriebener Marschrichtung von Absperrgittern gesäumt vom Bahnhof ins Fussballstadion (gestern für die Basler “Fans”). Und genau deshalb bin ich nicht unglücklich, dass mein FCW nicht so erfolgreich ist.
    Die alternative Kultur im Stadion begeistert auch mich (z.B. das Abspielen der FCW-CD, für die viele Winti-Bands ein Lied komponiert haben). Ich denke, das ist auch in einem moderneren Stadion möglich. Die Infrastruktur der Schützenwiese ist wirklich nicht mehr zeitgemäss (WC, Eingänge, Verpflegung).

  18. Heiner Blattmann sagt:

    Winti sollte unbedingt den Aufstieg in die A-Liga anstreben! Die besondere Fussballkultur des FCW würde in der Axpo Super League noch mehr auffallen!
    Zu viel Bescheidenheit schadet der Mannschaft! Winti in der aktuellen Verfassung würde in der A-Liga in der oberen Hälfte mitspielen – und der Zuschauerschnitt läge bei 5000 Fans !
    Die Franzosen sagen: Qui ne risque rien, n’a rien.
    Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen!

    • Mike Glarner sagt:

      Sehe ich genau so. 4000 bis 5000 Fans pro Spiel liegen drin. Winti soll sich ein Beispiel an Thun nehmen (Stadion und Teammanagement). Der FCW würde der Liga mehr bringen als z.B. Aarau, Bellinzona oder den Grasshoppers.

      • Thomas Luchs sagt:

        Den Grasshoppers würde der FCW sicher was bringen: Fans, ein Stadion, die Sirup-Bar. Oder meinten sie anders? Aarau hatte in der SL-Saison 09/10 einen Schnitt von 5841, 07/08 sogar über 6000…

  19. Andy Green sagt:

    Ein Aufstieg in die Super League wäre absolutes Gift für den Ist-Zustand von Winti. Das Stadion müsste, falls überhaupt möglich, notdürftig auf die minimalen Anforderungen gebracht werden. Mehr Sektoren, mehr Zäune usw. Dann würden natürlich mehr Zuschauer kommen, wohl diese, die jetzt beim Cup auch kamen und in der Liga nie. Die Bierkurve könnte kaum ihren Charakter beibehalten, dasselbe Lied kann auch die Schaffhauser Bierkurve singen. In der Mannschaft gäbe es weniger (einheimische) Typen, sondern irgendwelche Notnägel, die bei keinem anderen SL-Verein unterkommen.

  20. Romano sagt:

    Als langjähriger Bierkurvengänger kann ich hier nur sagen, das man die Zustände gestern nicht mit normalen Ligaspielen vergleichen kann. Von den Pfiffen gegen Alex habe ich in der Kurve nichts mitbekommen. Sicher fiehlen einige Pfiffe, doch sicher nicht permanent. Klar ist auch, dass die Bierkurve keine Kuschelkurve ist, dafür hat es definitiv zuviele Punks, Skins, Leute aus der alternativen Szene etc. dabei 😉 auch finde ich den Vergleich mit St. Pauli nicht von allzuweit hergeholt, pflegen wir doch schon lange eine Fanfreundschaft und viele Exil-Deutsche und bekennende Pauli Fans stehen bei uns in der Kurve. Jedoch mag ich es auch nicht, immer mit St. Pauli verglichen zu werden…

    • Fritz sagt:

      Also die Pfiffe gegen Alex waren vor dem Fernseher schon gut hörbar, aber 1. ist er sich das gewohnt und so schlimm finde ich das nicht (ist ja schliesslich der Gegner) und 2. hatte es in Winti wohl auch einige die nicht zum Stammpublikum zu zählen sein dürften. Mir als FCB-Fan war und ist der FCW sympathisch und ich hoffe falls ihr dann mal oben spielt, dass euch das nicht eure besondere Stimmung kostet. Ah und sorry wegen dem Penalty ich glaube wir Basler schätzen es auch nicht, dass so ein Fehlentscheid Einfluss aufs Spiel nimmt. Wir kommen auch lieber klar ohne Fehlentscheide weiter.

  21. Schneeberger Ulrich sagt:

    Die Winterthurer-Sirupkurve finde ich den absoluten Hammer..

  22. Pedro sagt:

    Toll, dass der FCW die Halbfinals erreicht hat. Schade, dass es nicht zu mehr gereicht hat. Schön, wenn nicht alles gleich ist wie in anderen Stadien. Trotzdem ist mir das jetzt ein zu messianischer Artikel und eine verklärte Sichtweise. Die Supporter sind ähnlich wie überall, vielleicht noch nicht so versaut wie bei anderen Klubs, das wuerde sich mit dem Erfolg (NLA) aber schnell ändern. Und wenn 12 Millionen von einem Mäzen geflossen sind, dann ist dies sicherlich sogar mehr wie in anderen B-Vereinen.

  23. Martin Feiz sagt:

    Das St.Pauli Feeling in Winterthur ist mir jedenfalls lieber als der Provinzielle FC.Aarau.

  24. Nino sagt:

    Winterthur ist eine der grössten Städte, der FCW mit seinen Fans könnte die Super League bereichern. Bereits in den 1970er Jahren war der FCW in der SL erfolgreich. Die alte Schützenwiese muss dringend durch ein neues Fussballstadion (15’000) ersetzt werden. Wie ist das nur möglich, dass es in Winterthur nicht genügend Sponsoren für den FCW hat? Das Finanzielle für einen nachhaltigen Profibetrieb müsste natürlich stimmen.

  25. Marc Leber sagt:

    Des Schweizers liebstes Gut wird hier propagiert: Die Nostalgie. Ja, ich denke auch, dass Nostalgie, Tradition und Brauchtum einen wichtigen Pfeiler gesellschaftlichen Selbstverständnisses darstellen, und gerade in unserem Land, dem es eigentlich ja materiell prächtig geht, bis jetzt. Die Frage ist jedoch, was wollen wir eigentlich? Wollen wir in unserer Nostalgie schwelgen von, zugegeben, bescheidenem und dafür überschaubarem, aber gleichwohl nur auf uns konzentriertem Schweiztum oder wollen wir international dabei sein, weiterkommen, ausbrechen und mitmischen? Wir müssen uns nämlich entscheiden. Dem nach grösseren Ansprüchen dürstenden FC Basel bringt das System Cup-Winti leider nicht sehr viel: Verharren wir darin, dann müssen wir uns gar nicht anschicken, auszubrechen aus dem traditionellen Landboten-Eidgenossen-Einheitsbrei. Dann ist Schützi und Brüggli unser Fussball und Chelsea und Bayern belassen wir beim Fernsehen. Geht es nach den Fans in Winterthur, dann trifft dies genau zu: Bratwurst-Fussball als Grümpelistimmung. Ich war dabei am Sonntag, und ich blieb hängen bis am späten Abend… herzlichst als Bebbi tituliert, jedoch immer etwas von unten herauf beobachtet. Es sind Welten, die sich da auftun und sie repräsentieren meines Erachtens genau das Problem Schweiz: Das ländlich überschaubare und das nach mehr dürstende, eher städtisch Aufbrechende. Irgendwann, liebe Mitbürger, müssen wir uns über die Zukunft Schweiz, und damit Zukunft Schweizer Fussball, entscheiden.

    • Andrea sagt:

      Müssen wir hier wirklich über ein entweder (Nostalgie) oder (weltbürgerliches Ausbrechen) entscheiden? Ich denke beides hat und muss seinen Platz haben. Ohne (nostalgische) Wurzeln würde man sich nach dem Aufbruch sehr schnell verlieren in der Welt und in einem Welteinheitsbrei, wie er sich z.B. in vielen Geschäftsmeilen oder Flughäfen bereits heute von seiner langweiligsten Art präsentiert. – Basel tickt anders: vielleicht aus seiner humanistischen (nostalgischen?!) Tradition heraus, aus seinem erprobten Zusammenleben über Grenzen hinweg heraus, aus seinem wirtschaftlichen Erfolg heraus, ist Basel und sein FC prädestiniert zu versuchen, international mitzumischen. Dabei muss aber der Bodenkontakt zum Umland gewahrt bleiben: solid funktionierende Wurst und Brot-Vereine liefern die Basis für hoffentlich möglichst nachhaltige Höhenüge des FC Basel. Ja, für mehr als zwei international erfolgreiche Vereine reicht die Basis in der Schweiz vermutlich nicht aus, und wenn dieser zweite Verein vielleicht YB heisst, müssen wir auch die Wasserträger aus dem Kanton Zürich ehren und pflegen…..

      • awaydays sagt:

        Es geht in dieser Frage meines Erachtens- und gerade nicht in Winterthur- um ein verkrampftes Klammern an Nostalgie und (so suggerieren Sie) konservativen Werten. Wer jedoch die Entwicklung des Fussballs weltweit über die letzten Jahre beobachtet hat, kann sich vielleicht eines kleinen Schauders nicht erwehren, wenn er sich die trostlose Stimmung in den glitzernden Arenen der europäischen Topvereine ansieht. Schuldenwirtschaft, horrende Eintrittspreise, Vereinspleiten und Millionensaläre, die keiner Rechtfertigung standhalten, lassen viele Fussballfans aufhorchen. Der Hang zur Nostalgie ist ihnen nicht nur in der Schweiz eigen. Der Sport lebt stets auch von seinen Traditionen- Eine Wahrheit, welche den Investoren auf der Suche nach dem schnellen Geld fremd ist. Die Rückbesinnung auf die gute, alte Zeit ist in diesem Zusammenhang kein schweizerisches Phänomen, sondern beschäftigt Fussballfans in ganz Europa. Vielen Zuschauern ist eben ein erschwingliches Eintrittsticket und gesunde Finanzen des Vereins wichtiger als ein kurzes Abenteuer in der Championsleague, mit Sitzzwang und Plastikchipkarte und dem obligaten tiefen Fall nach ein paar Jahren. In dieser Hinsicht sind Vereine wie der Fc Winterthur innovativer als mancher taumelnde Gigant und bedient gewissermassen eine Marktnische. Die Zukunft des Fussballs liegt eben in der Besinnung auf jene Werte, die Sie in Ihrer uneingeschränkten Urbanität als bäuerliche Nostalgie abtun. Brechen wir also auf zur neuen Bescheidenheit, anstatt die Seele des Fussballs der Profitgier einiger Schlipsträgern und Investoren aus Übersee zu opfern. Der Fc Winterthur ist mit seiner fortschrittlichen und unkonventionellen, jedoch nicht grössenwahnsinnige Vereinspolitik inmitten der urbansten Region der Schweiz wohl das genaue Gegenteil dessen, was Sie mit ländlich-überschaubar-konservativer Turnvereinsathmosphäre vermeintlich beobachtet haben.

  26. Winterthurer sagt:

    Als treuer Winti Fan freue ich mich natürlich über solche grossen Eventsw ie das Cup Spiel.
    Allerdings muss ich auch sagen, dass ich nicht wrklich für den Fussball in’s Stadion gehe (der Fussball ist ja schweizweit nicht gerade attraktiv für die Zuschauer), sondern wegen dem sozialen Umfeld: Ich treffe meine Freunde, es ist eine gemütliche und vertraute Ambience, immer öfters Grund zum jubeln. Ist doch schön, Unterhaltung und soziale Interaktion zu verbinden, im Gegensatz z.B. zum Kinobesuch.