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Der Club der abgehalfterten Fussball-Dichter

Alexander Kühn am Mittwoch den 11. April 2012
Carlos Varela beim FC Köniz. (Screenshot: SFV)

Carlos Varela, wie man ihn sonst nicht kennt: FC-Köniz-Spieler Varela im Interview. (Screenshot: SFV)

Kein Fussballer schimpft und meckert hierzulande so schön wie Carlos Varela. Legendär ist sein Auftritt aus dem Juli 2008, als er sich über das destruktive Spiel des FC Basel und die 1:2-Heimniederlage seines damaligen Arbeitgebers YB ärgerte. «Heb din Schlitte, du huere Schissdreck du», Varelas Ausruf in Richtung eines jubelnden FCB-Spielers, gehört inzwischen ebenso zum helvetischen Fussball-Kulturgut wie die Wankdorf-Uhr oder der Schweizer Riegel des früheren Nationaltrainers Karl Rappan. Umso seltsamer mutet sein jüngster Auftritt in einer Reportage des Schweizerischen Fussballverbandes über den FC Köniz aus der 2. Liga interregional an.

Wäre der 1. April nicht schon eine gute Woche her, könnte man das Video direkt für einen humoristischen Beitrag halten, so harmlos und nichtssagend kommt selbst der gewöhnlich um pointierte Aussagen nicht verlegene Varela darin daher. «Das isch en Verein, sicher jetzt in 2. Liga inter, aber mit viel Ambitione. Das isch öppis, wo eus Spieler brucht, wo ich bruch schlussendlich», erzählt der Mann, dessen Flankenläufe einst zum Besten gehörten, das die Super League zu bieten hatte. Doch es kommt noch besser. «Ich ha nid welle eifach schutte zum schutte, und da hemmer wirklich in es paar Jahre grossi Ambitione, und das macht viel Spass zum Spiele. Und nach einer Profikarriere so ein Verein z’finde und wieder so ne Chance z’haa das isch für mich es riise Glück», führt Varela weiter aus. Untermalt wird das Ganze von einer Musik die klingt, als sei sie der «Swiss Map Trophy» entnommen, jenem Geografie-Computerspiel, das in den Neunzigerjahren den Schweizer Gymnasiasten den Aufbruch ins digitale Zeitalter verkünden sollte.

Nach Varela lächelt mit Roman Friedli ein weiterer ehemaliger YB-Profi selig in die SFV-Kamera und berichtet von den Segnungen des Könizer Clubs. «Ich tu eifach gern schutte, oder, mit Ambitione, und de FC Köniz het Ambitione, sie wej e pflegte Fussball spiele, sie wej ufstiege, und ja, das isch für mich eifach au e Challenge, wo ich gern animme», so Friedli, der auf 21 U-21-Länderspiele für die Schweiz und den exotischen Geburtsort Katmandu (Nepal) verweisen kann. Eigentlich müsste der Präsident des FC Köniz Klage gegen den SFV einreichen – wegen Verunglimpfung eines im Grunde äusserst interessanten und löblichen Projekts. Der Verein aus dem Südwesten Berns setzt die abgehalfterten Fussball-Dichter Varela und Friedli nämlich nicht nur als Spieler ein, sondern auch als Trainer und Vorbilder für die eigenen Junioren. So sollen sich die Könizer nachhaltig in der dritthöchsten Spielklasse, der 1. Liga etablieren.

Neben Varela und Friedli gehören mit Gabriel Urdaneta und Miguel Portillo zwei weitere ehemalige Super-League-Profis zum Könizer Kader, dessen Chefcoach der frühere YB-Keeper Bernhard Pulver ist. Pulver verweist auf die soziale Verantwortung, die der FC Köniz als grösster Club der Gemeinde habe, und meint damit nicht, dass er Varela und Co. ein sportliches Gnadenbrot bietet. Vielmehr sei die Ausbildung der zahlreichen fussballbegeisterten Jugendlichen ein grosses Anliegen des FCK. «Wir wollen mithelfen, ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten», wird Pulver von der «Berner Zeitung» zitiert.

Sollte die Medienstelle des SFV diesen Blog lesen, noch zwei Dinge. Erstens: Nicht böse sein, ein Blog ist nun halt bisweilen eine spöttische Angelegenheit. Zweitens: Veranlassen Sie doch einmal, dass man auch dann auf ihre Website kommt, wenn man nur football.ch statt dem umständlichen www.football.ch in den Internetbrowser eintippt. Dem FC Köniz wünsche ich viel Erfolg und den baldigen Aufstieg in der 1. Liga. Nach 17 von 26 Runden sieht es dafür sehr gut aus. Die Mannschaft von Bernhard Pulver belegt mit einem Punkt Vorsprung auf das Team Vaud U-21 Rang 1.

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20 Kommentare zu “Der Club der abgehalfterten Fussball-Dichter”

  1. Yendis sagt:

    Alleine die Vorstellung, was Carlos Varela mit seinem Talent hätte machen können, hätte er immer nur Belangloses von sich gegeben… Schade.

    • Hans vom Hübel sagt:

      Varela hat das Maximum aus seinen (fussballerisch limitierten) Möglichkeiten herausgeholt: Er spielte beim FC Basel, dem zurzeit besten Fussballclub der Schweiz. Natürlich hat er sich’s auch hie und da verscherzt. Sein loses Mundwerk und sein zweifelhafter Charakter haben ihn aber höchstens die eine oder andere Vertragserfüllung bzw. -verlängerung gekostet.

      Die Vorstellung jedoch, Varela könne tatsächlich Irgendjemandem in irgend einer Form auch nur ansatzweise zum Vorbild gereichen, treibt mir dann doch eher tiefe Falten des Unverständnisses in die Stirn.

  2. Mike Glarner sagt:

    Ich finde diesen SFV-Beitrag weder komisch, humoristisch noch schräg (ausser vieleicht die American Airlines-Musik im Hintergrund) . Es geht hier einfach um zwei ehemalige Fussball-Profis im Ü30-Alter, die sich eine berufliche Zukunft aufbauen wollen (z.B. via Trainerausbildung) und sich darüber freuen, nebenbei in einem motivierten Team weiter Fussball spielen zu können. Wünsche den Beiden viel Glück.

  3. sibelius sagt:

    zugegeben, seine flügelläufe sind legendär, weil er extrem schnell war. aber carlos varela ist unblehrbar und untherapierbar. er wird auch in der 2. liga sich mit den gegnern und schiedsrichtern anlegen, und damit nicht das vorbild sein, von dem er spricht.

    • sibelius sagt:

      fairerweise, beim 2. hinhören, muss ich zugeben, dass er ja gar kein vorbild sein will. uff, glück gehabt.

  4. Franz Melliger sagt:

    Wie lange es wohl gehen wird, bis man Varela aus dem Team werfen muss? Da würde ich jetzt viel wetten, dass er dem Club schlussendlich mehr schadet als hilft.

  5. Andy Green sagt:

    Interessanter wäre doch, was die Ex-Profis für ihr “Annehmen einer neuen Herausforderung” an Salär annehmen pro Monat. Und wer das bezahlt.

    • Hansruedi sagt:

      Wieso wäre das interessanter? Damit Sie ihr Bild vom ewig dem Geld hinterherrennenden Fussballer (auch wenn schon längst zurückgetreten) bestätigen können? Es ist doch völlig legitim, dass Ex-Profis auf tieferer Stufe weiter Fussball spielen.

  6. Eddy sagt:

    Aber , aber Herr Kühn. Wenn man football.ch statt dem umständlichen http://www.football.eintippt und es dann eben nicht geht, liegt an Ihrem Internetbrowser und nicht am SVP. Sie müssen halt mal von Zeit zu Zeit diesen aktualisieren oder Firefox benützen. Alle Fehler liegen ncht am SVP, Monsieur

    • CW sagt:

      Was sollen die doofen Kommentare über den Browser… ??? es mag ja Browser wie google chrome und mit irgendeinem Plugin bestimmt auch Firefox geben, die solche Fehler automatisch ausmerzen können, aber wenn der Verband keinen DNS Eintrag für football.ch setzt, dann ist es ihre schuld und nichts anderes…

      http://www.football.ch. 5 IN A 194.209.209.160

      Es ist doch ein netter Hinweis… hab mich auch schon genervt.

    • Heino Mol sagt:

      Fiele Vehler liegen sehr wohl bei der SVP.

  7. Albert Seiler sagt:

    Betrifft football.ch. Noch schöner wäre es, wenn man via SFV.com (sich SFV.ch oder SFV.org zu sichern wurde verpennt) auf die Seite des SFV gelangen würde. Aber das wäre wohl zu abwegig und zu wenig hip und modern. “football.ch” – wenn ich das nur schon höre, bekomm ich die Krätze.

  8. Mark M. sagt:

    Kleiner Tipp: Es gibt auch für Schweizerdeutsche Dialekte gewisse Schreibregeln. Das Dehnungs-E ist darin nicht vorgesehen.

  9. Markus sagt:

    Verschont uns mit Carlos ‘hart aber unfair’ Varela! Mein Puls steigt schon, wenn ich den Typen nur sehe.

  10. Odermatt sagt:

    Ein paar Spielerinterviews abschreiben und dem Verband eine Fehde antragen weil man mit dem eigenen Browser nicht zurecht kommt, wirklich tolles Tagwerk. Die Fetscherin hat wenigstens noch ausgesehen.

  11. Franz sagt:

    Was will uns der Autor eigentlich sagen?

  12. Stephan sagt:

    Der sinnloseste und gehaltloseste Blog-Beitrag ever…

    und wenn man ein IT-noob ist, sollte man vorsichtig sein mit öffentlich-schriftlicher Kritik.
    Das kann schnell sowas geben: http://www.youtube.com/watch?v=O4tVtfDTqJs

  13. Uschi sagt:

    Unglaublich ist doch einfach, dass Herr Kühn – wie ich tatsächlich vermute – für so einen Texterguss ein Honorar erhält.

  14. Nino sagt:

    ..’abgehalftert’…, völlig respektloser Blog. Jeder Sportler (Fussballer) hat sein Verfalldatum. Um es in die höchste Fussballliga der Schweiz zu schaffen sind Talent, viel Arbeit, viele Entbehrungen, viel Risiko (Beruf) notwendig. Ob ein Spieler auch noch einen guten Lohn dabei bezieht ist auch nicht sicher. Der Beruf Sportler verdient Respekt, abgehalftert kann höchstens ein Journalist sein, der so einen Blog verfasst!