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Liebeserklärung an das Brügglifeld

Simon Zimmerli am Freitag den 7. Februar 2014


Wenn der FCZ gleichzeitig im Letzigrund spielt, und meine Begleitung und ich viel Geld in Zugtickets nach Aarau investieren, dann ist es an der Zeit, dem FC Aarau zu huldigen und eine Hommage an das altehrwürdige Brügglifeld und seine Besucher zu schreiben. Und sich stolz zu outen, dass man in Berikon AG aufgewachsen ist. Trotzdem fühle ich mich verpflichtet, anzufügen, dass der stolze und mächtige Zürcher Grenzstein gleich hinter unserem Haus trohnte. Ich möchte ja dann auch nicht ständig gegen Klischeevorwürfe ankämpfen müssen wie beispielsweise die Kollegen aus dem Freiamt.

Während «The Final Countdown» durch die Stadionlautsprecher erklingt und die Spieler einlaufen lodert eine wunderbare Pyroshow im St. Galler Block, welcher aus einem aufgeschütteten Grashügel besteht. Vereinzelte Hopp-Aarou-Rufe dickeingepackter und älterer Herren auf der Tribüne gehen im Lärm der St. Galler Fans vorerst unter. Es ist ein packendes Spiel und als Sven Lüscher das Heimteam in Führung bringt, brechen alle Dämme. «34. Minute, Goal für de FC Aarou, Torschütz mit de Nommere Vierzäh Sven Lüüüüüscheeer, Sven Lüüüüüscheeer, Sven  Lüüüüüscheeer, neue Spielstand Aarou Eeeeis, St. Galle nuuuuuull, Danke, Biiiitttte», wechseln sich der Stadionspeaker, der hoch oben im Holzgebälk amtet, und die Zuschauer ab.

Zur Pause gibt es zur Feier des Rückrundenstarts Gratis Punsch. Wir entscheiden uns in der scharfen Kurve jedoch für den Kafi Zwetschge und den prächtigen Fackelspiess, der uns mit viel Freundlichkeit verkauft wird.  Das Musikkonzept zur Pause hat noch Luft nach oben aber selbst Haddaways «What is Love» ist in diesem grossartigen Ambiente nicht störend und passt zu Faserpelzjacken und Buffalo Schuhen wie die Faust aufs Auge.

Der Rasen verhindert in der zweiten Halbzeit einen gepflegten Spielaufbau und die Aarauer müssen kurz nach der Pause den Ausgleich hinnehmen. In einer unterhaltsamen Partie bleibt es dann auch bei der Punkteteilung.

Abgesehen vom Liebelei-Verbot am Stammtisch werden wir im Restaurant Sportplatz mit Herzlichkeit nur so überschüttet. Hier sind St. Gallen- und Aarau-Fans vereint und wir als Zürcher Willkommen. Roli gibt eine Runde aus und die junge Familie aus Gränichen überlässt uns temporär die kleine Mirja, welche mir versprochen hat, in zwei Wochen im FCZ-Tenue aufzulaufen, so dass den ersten Punkten gegen Aarau diese Saison nichts mehr im Wege stehen sollte. Aarau und sein Brügglifeld – das ist ein Stück Schweizer Fussballkultur, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt.

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16 Kommentare zu “Liebeserklärung an das Brügglifeld”

  1. Peter Essig sagt:

    Ou ja Aarau, immer für einen Auswärtsbesuch gut!

    Danke, Herr Zimmerli.

  2. Flo Weber sagt:

    Für diesen Artikel gehört dir der Pulitzer Preis verliehen 🙂

    Ich war im Dezember im an der Stamford Bridge, Chelsea gegen Swansea schauen (natürlich im Swansea Fanblock) und obwohl das Stadion riesig und auch eindrücklich ist, gehe ich trotzdem lieber ins Brügglifeld! Wieso: 1. Nur Sitzplätze, wer aufsteht wird von der Security zum sitzen gezwungen. 2. Ausser den Walisern alles Modefans (keine Fahnen, keine Choreo), 3. Bier nur in den Katakomben. 4. totales Rauchverbot 5. alles sehr kommerziell ausgerichtet. 6. Nur fancy food…

    • kevin süss sagt:

      das mit den Fahnen : die haben in England nur die LIverpool fans. ist seit je her so. wenn Fans anderer Clubs mal etwas schwingen sind das sponsorenfähnchen, also diese gelten nicht.

  3. Michel Zenger sagt:

    Bild 1: “Tolle Choreo zum Rückrundenstart im St. Galler Fanblock.”

    Dachte das Abrennen von Pyros sei geächtet oder gar verboten….

  4. Pit Agoras, Basel sagt:

    In Basel ist auch jeder willkommen, nur wenn jemand sich daneben benimmt wird er hier mal sanft, mal weniger sanft, zurechtgewiesen. Trotzdem, ich hoffe ich hoffe ich darf mir noch viele Spiele im Brügglifeld anschauen. Aarau-Spiessli mmh

  5. Seppi sagt:

    Offenbar lieben Sie Herr Zimmerli Bretterbuden – Stadions. Darum auch Fan vom Hardturm. Dort spielte aber GC. Warum dann bekennender FC Z Fan? Schauen Sie sich doch 1.Liga -Matches an.
    Bretterbuden – Stadion haben in der höchsten schweizerischen Fussball-Liga nichts verloren.

    • AMF sagt:

      @Seppi, Bretterbuden – Stadien sind um einiges Sympathischer und Stimmungsvoller als moderne Kommerzarenen! Against Modern Football.

  6. Goggi sagt:

    Leider werden viele Leute das Brügglifeld erst schätzen, wenn es nicht mehr da ist. Wenn in Aarau auch so ein Betonklotz steht, der sich allenfalls farblich von den Stadiönner in Thun, Neuenburg oder Luzern unterscheidet.

  7. boppstar sagt:

    Brügglifeld – das ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Romantisch, Nass, Kalt und ein altes Fussballgefühl, dass sich nur noch in Cupspielen bei Dritt-Liga-Vereinen einstellt. Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht (und gewünscht), dass das Brügglifeld einmal Kult sein wird?

  8. Dani Gerber sagt:

    Das Brügglifeld ist noch das einzig wahre Fussball-Stadion der NLA. Hier geht es noch um Fussball und alles andere ist nebensächlich. In den heutigen Kommerzarenen ist leider oftmals der Fussball nebensächlich…

  9. Simple sagt:

    Das sinnlose aufmotzen der stadien macht sogar in der challenge league nicht halt. Die auflagen sind ja der volle witz.
    Trotzdem, falls das brügglifeld fällt, das einzig wahre fussballstadion des kanton zürich liegt ja bekanntlich in winterthur. Die Schützi ist auf jeden fall ein besuch wert und wird sich so schnell den super league auflagen nicht anpassen müssen (aufstieg in weiter ferne).

    • Mike sagt:

      Stimmt, ich hätte nicht gedacht dass ich als Stadtzürcher und GC Fan mal neidisch auf Winterthur sein könnte, aber stadiontechnisch ist uns Winti um Welten voraus…

      R.I.P. HARDTURM 1929 – 2007

  10. Joe Schweizer sagt:

    Hahaha: Cooler Artikel. Gefällt mir. Obwohl ich als Basler stolz auf das Joggeli bin.
    Leider hat so ein Stadion auch seine Nachteile und wird wohl keine Jahrzehnt mehr überleben. Ich hoffe aber dass wieder mehr “Fussballfest” und Pragmatismus (auch was Pyros betrifft) im CH-Fussball Einzug halten kann.

    Sollen Käser und Konsorten mit ihrem moralischen, provokativen und kontraproduktiven Getue abfahren!!!

  11. Simon sagt:

    Aarau hät kei Disco.

    Apropos: lief da nicht mal New Orders “Blue Monday” während dem Spielereinlauf? Das war jeweils alleine ein Grund dafür, das Brügglifeld zu besuchen.

  12. Maja sagt:

    Aarauer und St.Galler Fans friedlich vereint, wenn das Herr Käser wüsste! Da gehört ein Gitterzaun dazwischen! 😉