Sotschi glänzt in diesen Tagen im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit. Die Olympischen Spiele stehen an – und das in Russland. Wir Schweizer, die wir ach so perfekte Organisationstalente sind, schauen mit Argwohn in den Osten: Können die das überhaupt? Die grössten Fragezeichen tanzen in diesen Tagen nicht darum, wer der beste Athlet, die schnellste Fahrerin, der ausdauerndste Läufer ist, sondern welcher Journalist das schlechteste Hotelzimmer erwischt hat, wo die Heizung nicht funktioniert, was noch alles unvollendet ist und ob die Zahnpasta Sprengstoff enthält.
Da lob ich mir doch unsere heimische Super League. Denn während im fernen Sotschi die pompöse Eröffnungsfeier über die Bühne geht, bereitet sich die Schweizer Fussball Liga auf den Spitzenkampf vom Samstag vor.
Fünf Gründe, sich noch mehr auf die kommenden Super-League-Wochen zu freuen, als auf das weltweit grösste Sportereignis:
- Der Spitzenkampf FC Basel gegen YB findet in einem modernen Stadion statt. In keinem das «hingeklöpft» wurde, sondern in einem, das man gebaut hat. Die Arbeiter wurden dabei nicht ausgebeutet und die Decke droht einem nicht, auf den Kopf zu fallen. Selbst Greenpeace Aktivisten fühlen sich in dieser Atmosphäre wohl und machten die Probe aufs Exempel. Das Dach überlebt auch illegale Kletteraktionen.
- Der Rückrundenstart hat mehr Spektakel geboten, als jeder Slopestyle oder Skicross-Wettbewerb. Shkelzen Gashi zaubert einen genialen Hackentrick aufs Feld und Mario Gavranovic zeigt sich als begnadeter Techniker. Ballannahme mit rechts und Abschluss mit links zum Siegestreffer. Selbst in der Challenge League kann man von Patrick Rossini einen Fallrückzieher-Tor bestaunen. Das macht Lust auf mehr!
- Wir brauchen keinen Schnee für die Super League, nein, wir sind sind sogar froh, dass es keinen gibt. Keine Spielabsage in der obersten Liga am ersten Wochenende. Wenn jetzt auch noch das Tessin mitspielt, kann der Fussball-Frühling kommen!
- Fussball ist ein einfacher Sport. Es müssen keine Hundertstelsekunden gemessen werden, sondern die Tabelle ergibt sich wie von selbst. Der Erste (FC Basel), liegt 2 Punkte vor dem Zweiten (YB), 3 vor dem Dritten (GC) und 4 vor dem Vierten (FC Luzern). Daraus folgt dann auch gleich Punkt 5.
- Die Meisterschaft ist spannend wie kaum zuvor! Vier Punkte liegen zwischen dem ersten und dem vierten Rang. YB kann den FC Basel mit einem Sieg im Spitzenkampf überholen und auch GC könnte punktemässig mit nur einem Dreier nach ganz oben aufschliessen. Die Young Boys haben mit dem Transfer von Milan Vilotic die Zähne gefletscht. Sie möchten das Meisterschaftsrennen noch lange spannend halten und haben mit diesem Transfer den FC Basel gekitzelt. Auch der Ligakrösus war am kopfballstarken Innenverteidiger interessiert. Die Olympia-Abfahrt dauert knapp zwei Minuten. Die Super League noch fast vier Monate und die Spannung scheint bis auf Weiteres anzuhalten.
Keine Frage, Olympia ist toll. Dennoch konnte einem in den letzten Tagen und Wochen die Lust auf das Grossereignis vergehen. Terrorgefahr, Homophobie und Korruption sind nur ein paar der Stichworte, die einem die Lust am fröhlichen Beisammensein der Völker doch ein wenig verderben. Wahrscheinlich ist der Ausdruck «Spiele» im Zusammenhang mit Spitzensport grundsätzlich mit Vorsicht zu geniessen. Und trotzdem freue ich mich auf das Spitzen-SPIEL der Super League Basel gegen YB. Es verspricht Spannung, Spektakel und Spass und – trotz allem – ein Stück heile Welt.
Wie sehen Sie das?
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Hompphobie gibts zum glück im fussball nicht, und korrupt ist auch keiner. 😉 gäll sepp?
Bei allem Respekt, unsere SuperLigue ist, wie soll ich sagen…..Eine Liga die das bekommt was sie anscheinend verdient. Fast ausschliesslich halbleere Stadien und irgendwelche Grottenkicks die mehr schlecht als recht sind. Ausnahmen bestätigen die Regel. Bundesliga macht mehr Spass um zuzusehen, oder man wartet einfach wieder bis unsere Eishockeysaison weiter geht.
Ehrlich, dieses Gejammere von wegen, bei den anderen ist alles besser! Es wird langsam Zeit aus dem Sandkastenalter zu entwachsen. Oder noch besser: Nach Deutschland ziehen und hier nicht immer alles schlechtreden.
Ich freue mich auch auf 18:00 und später, schaue immer noch lieber der Fussball-Spitzenliga des grossen Kantons als unserer “Super-League” (was daran soll eigentlich “super” sein?) zu. Aber im Vergleich zum Rugby “6 Nations” ist auch das nur Kindergeburtstag mit hochgezüchteten Schwalbenkönigen.
Und Spitzensport ist heute ja sowieso vorwiegend Business mit auf ausserordentlich hohe, physische Leistungen getrimmten Menschen, mit gesundheitsfördernder Fitness hat das meiner Ansicht nach nicht mehr viel zu tun.
Wann auch immer Sie ein BL-Spiel über 90 Minuten ohne deren Top3 gesehen haben. Schon mal ein Freiburg-Hannover oder Augsburg-Mainz im Stadion live gesehen? Das gibts auch bei uns. Einzig bezüglich Berichterstattung, Zuschaueraufkommen und Vermarktung sind uns unsere Nachbarn um Welten voraus. Was wiederum mit der Qualität nichts zu tun hat.
…in dem Fall reiner Zufall, dass die BRD bei praktisch jeder EM und WM zumindest zum Favoritenkreis gehört und die CH nicht und die Platzierungen an solchen Turnieren sprechen glaub auch eine deutliche Sprache. Und wenn’s um die Aktivitätsdichte während einem ganzen Spiel geht erlebt man an einem CH-2.Liga-Eishockeyspiel vermutlich mehr als bei jedem Bundesliga-Knaller.
Eine journalistische Meisterleistung.Besten Dank.Dafür gibts die Media-Goldmedal !
Ich freue mich aktuell vor allem auf die 6 Nations im Rugby.
Dem ist nichts beizufügen.
Frage an das Zürcher National TV:
“Wenn Ihr die Wahl hättet, den Spitzenkampf der höchsten nationalen Liga, oder ein Spiel mit dem 6. platzierten, der dafür aus eurer Stadt, kommt zu zeigen. Für was würdet ihr euch entscheiden…?”
… die Antwort dann morgen live ab 16.00 Uhr auf SRF-Pixel-info….
Als hätten sie die Wahl. SRF muss jedes Team mindestens einmal im eigenen Stadion berücksichtigen. Da ist es klar, dass man sich die Big-Games für Ende Saison aufbewahrt, wenn es um die Wurst geht,
Ihre Empfehlung sagt eigentlich alles!
Exzellenter Blog! Solche Texte machen Spass. Platz 1 oder Goldmedaille für Frau Fetscherin.
Das beste an Olympia ist, dass man die Super League ohne Sascha Ruefer geniessen kann.