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Verleihung der goldenen Ananas

Simon Zimmerli am Freitag den 20. Dezember 2013
Xherdan Shaqiri am Oktoberfest. (Bild: Reuters)

Xherdan Shaqiri am Oktoberfest. (Bild: Reuters)

Im heutigen Blog werden diejenigen Personen ausgezeichnet, die im vergangenen Fussballjahr für Aufmerksamkeit sorgten.

  1. Die silberne Alice Schwarzer für besondere Verdienste um die Gleichstellung von Mann und Frau geht an Franz Fischlin. Der «10vor10»-Sprecher hat mit seinem «Schalke 05»-Missgeschick eindrücklich bewiesen, dass man auch als Mann keine Ahnung von Fussball haben kann und damit uralte Vorurteile korrigiert. Ausserdem lenkt er die Aufmerksamkeit ein wenig von seiner wegen ihrer irritierenden Haar- und Modeexperimente verhöhnten SF-Kollegin Steffi Buchli. Das muss einfach belohnt werden. Und sollte Fischlin wie einst die ZDF-Sportmoderatorin Carmen Thomas wegen seiner Unkenntnis doch noch entlassen werden, findet sich für ihn sicher eine Praktikantenstelle bei Frau Schwarzers Magazin «Emma».
  2. Der blau-weiss karierte Uli Hoeness für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern geht an Xherdan Shaqiri. Endlich wissen die Bayern, wie der ideale Träger ihres traditionellen Outfits mit Lederhosen und wollenen Strümpfen aussieht. Unser aller Kraftwürfel ist mit seiner kompakten, muskelbepackten Gestalt wie geschaffen für die urchige Tracht. Keiner machte am Oktoberfest eine bessere Falle als XS. Das finden wir XL, mindestens. Dass Bayern-Koch Alfons Schubeck seither verzweifelt versucht, seine Entenkeulen genauso stramm hinzubekommen wie Shaqiris Waden, ist ein böses Gerücht.
  3. Das strahlende Licht unter dem Scheffel für besondere Verdienste um die Sache der Tiefstapelei geht an Lucien Favre. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach gab im Sommer einen einstelligen Tabellenplatz als Saisonziel von Borussia Mönchengladbach aus und befindet sich mit seiner Equipe auf Champions-League-Kurs. Mit acht Siegen in den ersten acht Heimspielen der Saison haben Favres Spieler den Uraltrekord der goldenen Generation um Günter Netzer verbessert. Würde die Borussia nicht in einer Liga mit den übermächtigen Bayern spielen, wäre sie sogar ein Kandidat für den Meistertitel. Zudem macht es unheimlich Spass, dem Kombinations- und Tempofussball à la Favre zuzusehen, auch wenn man als FCZ-Fan dabei ein wenig wehmütig wird.
  4. Der Förderpreis der holländischen Gemüsebauern geht an das Schiedsrichtergespann des Champions-League-Spiels zwischen Schalke 04 und dem FC Basel.
    Wer – wie die Herren Unparteiischen vor dem zweiten Treffer – nicht sieht, dass sich der Torschütze Joel Matip und drei weitere Schalker etwa so sehr im Abseits befanden wie ein GC-Anhänger in der FCZ-Südkurve, braucht Hilfe. Wir schenken Referee Tagliavento und seinen Assistenten 40’000 Tomaten. Die können sie zusammen mit denen, die sie auf den Augen haben, an die Migros im Zürcher Hauptbahnhof verkaufen und mit dem Geld beim Optiker neben der Apotheke zwei schöne Brillen anfertigen lassen.
  5. Der rosenrote Cicero für die Erschliessung neuer Sphären der Rhetorik geht an Vujo Gavric.
    Vujo ist nicht nur Bachelor, sondern auch Fussballer beim FC Rapperswil-Jona in der 1. Liga Classic – mit einem eigenen Eintrag auf Transfermarkt.ch (zwei Spiele, eine Verwarnung, je eine Ein- und Auswechslung). Und darum möchten wir ihn dafür belohnen, dass er die Mär vom rhetorisch unbegabten Fussballer ein für alle Mal widerlegt hat. Oder muss man nicht ein veritabler Poet sein, um Sätze wie «Ich will schauen, ob sie feine, zärtliche Haut hat» zu kreieren?
  6. Der goldene Schwätzbesen für voreilige Erfolgsmeldungen geht an Peter Gilliéron.
    Der Präsident des Schweizerischen Fussballverbands plauderte vor der SRF-Kamera optimistisch, als hätte Marcel Koller schon zugesagt, Nachfolger des nach der Weltmeisterschaft in Brasilien scheidenden Nationaltrainers Ottmar Hitzfeld zu werden. «Der Ball liegt bei ihm, und ich gehe eigentlich davon aus, dass es klappt», erklärte Gilliéron seinem Interviewer Rainer Maria Salzgeber jovial. Koller und seinem Management wird dies kaum geschmeckt haben. Fakt ist: Der neben Favre und Murat Yakin beste Schweizer Trainer gab der Nati einen Korb.
  7. Der mit roten Rubinen besetzte Prachtvogel für ornithologische Grosstaten geht an Admir Mehmedi.
    Der Schweizer Nationalstürmer flog im August in seinem dritten Bundesligaspiel für den SC Freiburg auf besonders dumme Weise vom Platz. Nachdem er in der 72. Minute eingewechselt worden war, sah er in der Nachspielzeit Rot, weil er sich nach einem ihm nicht genehmen Entscheid bemüssigt sah, dem Linienrichter den Vogel zu zeigen.

Wer hat Ihrer Meinung nach auch eine spezielle Auszeichnung verdient?

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3 Kommentare zu “Verleihung der goldenen Ananas”

  1. Markus Baumann sagt:

    Carmen Thomas wurde nach ihrem Versprecher nicht entlassen. Das wird auch nicht wahr, wenn man es nach 40 Jahren noch behauptet

  2. Pascal Jäggi sagt:

    Den “Tagesschau”-Sprecher Franz Fischlin als “10vor10”-Sprecher zu bezeichnen, gehört aber auch zu den gröberen Schnitzern, Herr Zimmerli;)

  3. Auguste sagt:

    hmm…, den grossen drama-preis sollte man patrick schmid für seinen unermüdlichen einsatz für die tragödie verleihen. den modischen prix courage teilen sich rainer maria und josef salzgeber für ihr fast beharrliches festhalten an orangefarbenen beinkleidern, und päddy chälin der bewies, dass man als kerl weisse gürtel tragen kann, ohne gleich tot umzufallen. den friedenspreis der sl verdiente sich kay voser – er entsorgte gleich zwei degen aufs mal. den ökopreis des ch-fussballs erhielt gc für ihre aktion: lieber cups statt dosé. den berg-trostpreis verdiente sich yb nach dem kolossalen sturz von der tabellenspitze im gelben trikot. den prix modest holten sich der fcz und gc – sie wären schon mit einem stadiönli zufrieden gewesen, hauptsache zugfrei. nur einen gutschein für einen spanischkurs ging an den fc st. gallen. lausanne bekommt sogar nur auf den sack und gegen den fcb klagt der verband der trapper und fallensteller wegen beleidigung und gröberer rufschädigung.