Logo

The Voice of Bundesliga

Annette Fetscherin am Dienstag den 19. November 2013
Wer wird triumphieren? Bild oben: Jürgen Klopp und Pep Guardiola. (Keystone)

Wer wird triumphieren? Bild oben: Dortmund-Trainer Jürgen Klopp (l.) und Bayern-Coach Pep Guardiola. (Keystone)

Noch vier Tage bis zum absoluten Knüller der Bundesliga. Dann könnte die Meisterschaft vorentschieden werden, so befürchten viele. Oder aber es werden die Weichen für eine ultraspannende Rückrunde gestellt. Dortmund empfängt die Bayern und Deutschland fiebert seit Tagen darauf hin. Auf das Battle zwischen Gelb-Schwarz und Rot-Weiss. Zwischen Herausforderer und Dominator.

Das Battle. Ein Wort das gerade in aller Munde ist. In einer anderen Welt, einer glitzernden, aufgeblähten. Im Pop-Universum. Bei «The Voice of Germany» batteln sich deutsche Gesangstalente und satte fünf Millionen Leute fiebern mit. Ist diese Welt wirklich so weit entfernt von der Bundesliga? Nicht wenn Dortmund gegen die Bayern spielt, wenn Jürgen Klopp auf Pep Guardiola trifft, deutscher auf spanischen Popstar.

Ihr findet das Wort Popstar unangebracht für einen Fussballtrainer? Ich nicht. Nicht für diese Beiden. Denn Jürgen Klopp trägt die Haare jetzt im Hipster-Look. Richtig gehört, sein poppiger neuer Haarschnitt war der «Bild Online» tatsächlich eine News-Meldung wert.  Dabei konnte man hoffen, dass Jürgens Haare endlich vom Tisch seien, die Haartransplantation hatten wir ja schon im Frühling. Aber Klopp hat eben Popstar-Status und das macht selbst seine Haare spannend.

Ein Fussballtrainer wird in erster Linie am Erfolg gemessen und Klopps Leistungsausweis spricht ohne Zweifel für ihn. Doch dieser Kerl hat mehr als das. Kaum jemand, der den Charakterkopf nicht einfach sympathisch findet. Er verstellt sich nie und spricht die Sprache der Fans. Klopft gerne Sprüche, zeigt sich hemdsärmelig und volksnah. So erreicht er ganz offensichtlich auch seine Spieler. Warum würden sie sich sonst Spiel für Spiel die Lunge aus dem Leib rennen? Laufbereitschaft ist das Stichwort. Und sagt jetzt nicht für Geld. «Du hast mein Herz erreicht», würden die Herren und Damen Juroren in der Casting-Show sülzen. Damit ist der Mann mit der Trend-Frisur nicht nur für Borussia Dortmund Gold wert, sondern punktet auch gewaltig im Battle mit dem zweiten Trainerstar der Liga: Pep Guardiola.

Der Mann, der als weltbester Trainer gilt, hat die momentan stärkste Mannschaft. Eine Geschichte, wie für die Schlagzeile geschaffen. Damit geht Pep klar als Favorit ins Battle. Der Hype ist grenzenlos und schafft auch Probleme. Man erwartet Wunderdinge, doch auch er muss zuerst abliefern. Und die Jury ist gnadenlos. Nicht Nena, nicht Samu Haber, nein, gemeint ist der deutsche Fussball-Liebhaber. Er beobachtet Pep auf Schritt und Tritt. Diskutiert hin und zurück, inwiefern er das Spielsystem der Bayern aufgepeppt hat (ja, einmal muss ich jetzt das Wort einsetzen). Die knallharte Jury der Sportfreaks hat den neuen Bayern-Coach bereits lieben gelernt. Für sein Charisma, für seine akribische Arbeit, den absoluten Erfolgswillen.

Und da ist es wieder, das Stichwort «Erfolg». Man muss ihn haben, um das Battle zu gewinnen. Wenn Pep im Direktduell am Samstag einen Dreier holt, liegen seine Bayern schon sieben Punkte vor Dortmund. Bedeutet das den Sieg im Battle gegen Jürgen Klopp? Zählen nur die Zahlen? Oder auch das Herz, wie die Juroren so gerne beteuern? Wen würdet ihr auswählen, Jürgen Klopp oder Pep Guardiola? Popstars sind beide. Auch wenn das viele nicht gerne hören werden.

« Zur Übersicht

8 Kommentare zu “The Voice of Bundesliga”

  1. Jungo Ursula sagt:

    Die Bayern werden es schaffen mit ihrem schönen foulfreien Spiel! Die Matchs von Bayern Mänchen sind immer ein Genuss!!!

  2. Armando sagt:

    Seit Mourinho sich als “the special one” betitelte, ist die Bezeichnung Popstar für einen Trainer glaub legitim.

    Die Bayern können herausragenden Fussball zeigen, sie können aber auch gar nichts zeigen und dann auf Grund der individuellen Klasse trotzdem gewinnen. Gegen den BVB werden wir wohl Tempofussball vom feinsten sehen. Egal wer den Kampf gewinnen wird, es wird ein grossartiges Spiel werden. Der Einfluss der beiden Trainer dürfte trotzdem bescheiden sein.

  3. Norbert Kärcher sagt:

    Beide – natürlich!
    Als bekennender Bayern-Anhänger (seit über 40 Jahren …) bieten für mich beide Trainer herausragende Arbeit an (tönt jetzt gar nicht nach Pop-Star …). Das ist das, was ich als ehemaliger Fussballer und heutiger Fussball-Gourmet schätze und mich auch begeistert – ja richtig gelesen – auch Arbeit kann begeistern! (Popstars sind vergleichsweise Langweiler!)
    Beide haben dem Profi-Fussball neue Elemente, neue Spielideen hinzugefügt. Beide zeigen ein bestimmtes Mass an Tollkühnheit ohne dabei die Balance zwischen Risiko und Sicherheit aus den Augen zu verlieren. Beide sind Persönlichkeiten, die Menschen für sich gewinnen. Nicht einfach Fans, sondern Profis, die sich bei ihrer Arbeit richtig reinhängen. Am Samstag hoffe ich dennoch, dass nur der Eine gewinnen wird: BVB – FCB 1 : 4!! Ich liebe Überraschungen …. 😉

  4. Raymond Allaman sagt:

    Ja ja, der Klopp ist ja so cool drauf. Ausser natürlich wenn es nicht so läuft, wie er es gern hätte. Dann werden 4. Schiedsrichter aus 5 cm Entfernung angeschrien, Medienleute angepflaumt und Schuld an der Niederlage ist sowieso immer der Schiedrichter. Aber Kloppo mit seiner Pöhler-Attitüde darf das, er ist ja einer wie du und ich und zeigt halt seine Emotionen. Und sowieso hat er den modernen Fussball erfunden und die bösen Münchner haben frecherweise alles kopiert. Die Bayern sind jetzt auch nicht gerade meine Lieblingsmannschaft, aber ich hoffe, sie stopfen Klopp nächstes Wochenende sein grosses Maul.

  5. DAM sagt:

    Ich freue mich auf dieses Gipfeltreffen am Samstag. Aber: Anstatt zum x-ten Mal Klopp und Guordiola zu vergleichen, wäre es doch interessant über die Rolle von Jogi Löw zu diskutieren. Dieser gönnt nämlich einigen Bayern-Spieler etwas Ruhe indem er sie früher aus der Nationalmannschaft abreisen liess, während die Dortmunder heute Abend gegen England auflaufen müssen.

  6. Mike Müller sagt:

    Pep ist nicht der beste Trainer der Welt. Er hat bisher bloss zwei namhafte Teams trainiert und bei beiden das Riesenglück, dass er eine Supertruppe übernehmen konnte. Den FC Barcelona hätte damals auch Leo Beenhaker trainieren können, und sie hätten trotzdem einen Titel nach dem andern geholt. Abgesehen davon hätte man mit dem Budget, das die Bayern jährlich für neue Spieler zur Verfügung stellen, in anderen Ligen die Champions League schon mehr als zweimal in über 10 Jahren gewonnen. So gesehen ist Klopps Leistung, aus einem jungen Team eine Spitzenmannschaft zu formen, viel höher einzustufen als diejenige von Guardiola, der sich ins gemache Nest hocken durfte.

    • DAM sagt:

      @Mike Müller
      Teilweise gebe ich Ihnen recht, aber nur teilweise. Klopps Leistung ist ganz klar als herausragend einzustufen. Auf der anderen Seite muss aber auch festgehalten werden, dass Guardiolen den Bayern innert kürzester Zeit ‘sein’ System und ‘seine’ Spielweise eingeimpft hat, die Handschrift des Trainers ist heute deutlich zu erkennen.

    • Norbert Kärcher sagt:

      Auch nicht (ganz) einverstanden!
      In Barcelona übenahm Pep eine Mannschaft, die gerade nicht so funktionierte, wie sich der Club das vorstellte. Frank Rijkaard wurde entlassen nachdem Real zweimal hintereinander Meister und international auch nichts “gerissen” wurde. Und auch Guardiola musste viel ändern, viel Überzeugungsarbeit leisten (auf allen Ebenen!) und ein paar Spieltage sich gedulden, bis ein Ansatz (!) von Erfolg erkennbar wurde. Ich bin ganz klar der Meinung, da steckte Vision, Zielstrebigkeit und grossartiger Fussballverstand gepaart mit passender Emotionalität dahinter.
      Genau dasselbe kann man auch von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund behaupten – nur waren einige Faktoren vorhanden, die das erleichtert haben: woher kam der Verein (Erwartungshaltung war vergleichsweise deutlich tiefer); die Fussballer damals passten zu Jürgen Klopp von damals (keine Weltstars – junge Wilde!). Heute traue ich Klopp auch zu, mit einer Mannschaft von Top- und Weltstars erfolgreich zu sein – aber beweisen muss er das erst noch. Wie Jupp Heynckes das mal ausdrückte: “Das ist schon nochmal was ganz Anderes – auf allen Ebenen!”